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Kniegelenkprothese und Rennrad

jean.panjer

Fast schon zu groß zum Fahrradfahren
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Es gibt zwar schon einen Thread zum Thema, aber der ist uralt. Deshalb ist es vielleicht sinnvoll, einen neuen aufzumachen.

Ich bin 62 Jahre, begeisterter Hobby- und Alltagsradfahrer, fahre seit der Kindheit Rad und seit einigen Jahren auch habe ich auch ein Rennrad - alle Räder sind für mich speziell angefertigt worden (ich bin über 2 Meter). Ich bin eher ein Genussfahrer, der ohne größere Wettkampfambitionen durch die Landschaft gondelt - soweit zu meinem Fahrprofil.

Nun plagten mich seit Jahren beidseitige Knieprobleme. Berge habe ich die letzten Jahre weitgehend gemieden, seit etwa Januar war mit Fahrradfahren komplett Schluß - das linke Knie ist soweit zerstört gewesen, dass nur noch ein Kniegelenkersatz (einzementierte Vollprothese links, ungeführt) half. Nun liege ich in der Reha-Klinik und mache mir Gedanken darüber, wie das mit dem Radfahren weitergehen soll. Immerhin komme ich 10 Tage nach der OP bereits auf eine Beugung von 100-110 Grad.

Ein paar Denkansätze und entsprechende Fragen habe ich:
  1. wer von euch hat ebenfalls eine Kniegelenkprothese und kann von seinen Erfahrungen berichten (wie lange habt ihr gebraucht, bevor ihr euch wieder auf's Rad gesetzt habt; was waren eure größten Probleme und wie seid ihr sie angegangen etc.?)
  2. soll ich besser mit Klickpedalen fahren oder nicht?
  3. soll ich besser kürzere Kurbeln oder längere nehmen?
  4. gibt es eigentlich sinnvolle E-Bike-Konzepte im RR-Bereich (ich bin bislang nicht wirklich fündig geworden - insbesondere auch angesichts meiner Körpergröße)?
Mich wundert, dass das Thema Kniegelenkprothese in einem RR-Forum kaum Thema ist (abgesehen von o.g. Thread). Es wird viel über Knieprobleme geschrieben, aber von Prothesen liest man hier und auch anderswo wenig. Irgendwie scheint es unüblich zu sein, mit TEP Fahrrad zu fahren - das macht mir nicht gerade Hoffnungen
 
Zuletzt bearbeitet:
Mein Vater (Baujahr 1956) hat seit 7 oder 8 Jahren eine Knieprothese.
Ich kann dir gerne kurz seine Erfahrungen skizzieren:

Hintergrund: Er hat im Alter von 18 bis 25 Jahren intensiv Leichtathletik (Mehrkampf, Weitsprung) betrieben und sich das Knie beim Firmenfussball "zerstört". Die Folge waren jahrelange Arthrose-Beschwerden bis hin zu fast völligem Verzicht auf Sport. Nach der OP (Vollprothese) hat er mit dem Rennradfahren angefangen und das Pensum schrittweise auf aktuell rund 7'000 bis 8'000 Jahreskilometer (inkl. Teilnahme an Brevets und einigen Jedermannrennen) gesteigert.

Zu deinen Fragen:
1.) Soweit ich weiss hat er bereits in der Reha und in der Zeit danach mit leichtem Rad"training" auf dem Ergometer/Spinning-Bike begonnen. Dabei ist er grösstenteils ohne Widerstand (maximal 50 Watt) gefahren.
2.) Klickpedale hat er nach rund 9 Monaten erstmals verwendet (keine Radsport-Erfahrungen; siehe oben) und hatte nie Knie-Probleme damit.
3.) Er fährt mit einer Körpergrösse von 1.75m eine "normale" 172.5mm Kurbel und hat keine Probleme damit. In der Reha war auf dem Ergometer jedoch eine deutliche kürzere Kurbel montiert. Ich nehme an, dass die Belastung insb. für das Kniegelenk mit längeren Kurbeln ansteigt.
4.) kann ich dir leider nicht weiterhelfen.

Gruss,
Marco
 
Die Erfahrungen deines Vaters "beruhigen" mich schon mal, zumal er wohl erst nach der TEP-Op mit dem RR-Fahren anfing.

Was mich ein wenig wundert: Das Kniegelenkprothesen so gut wie kein Thema in einem RR-Forum sind
 
Hab keine eigene Erfahrung zum Thema Knie, aber in der aktuellen "Tour" (Mai) ist grad n Themenblock dazu. Dabei ist auch ein kurzes Interview mit nem Orthopäden zum Thema Knieprothese.

Kurzfassung: Mit Knieprothese kann man "genauso Rad fahren wie zuvor", auch ambitioniert. (Falls man eine gut sitzende Prothese hat = keine Probleme, und mindestens auf 110-120 Grad Beugung kommt).

Er empfiehlt jedoch eine Rehazeit von mindestens 12 Wochen mit Physio und Krafttraining, um das Knie und die Muskeln, etc und natürlich den restlichen Knochen wieder fitzukriegen (ich stelle mir mal vor, dass der Knochen ja auch um die Prothese herum anwachsen muss).
Bei bleibenden Problemen mit der Kniebeweglichkeit soll es entsprechende (kürzere) Kurbeln geben.

Aus eigener Erfahrung (Hüftbruch) kann ich Dir noch sagen: Nach soner grossen OP sollte man vor allem auf seinen Körper hören, und nix frühzeitig forcieren. Langsam und stetig kommt man besser und sicherer zum Ziel...
Gute Besserung und baldige schöne Radtouren! :bier:
 
Über Knieprothesen auf dem RR kann ich dir aus eigener Erfahrung nichts erzählen. Aber ich habe vor 5 Jahren nach Unfall eine Hüft-TEP bekommen. Ich bin direkt nach der entsprechenden Winkelfreigabe wieder aufs Rad, das war 7 Wochen postoperativ. Aber da muss dir dein Chirurg oder Physio mehr dazu sagen. Ich fahre mit Klickpedalen und die gleiche Radgeo wie vorher. Probleme gibt es bei mir absolut keine. Anfangs war der Kopf ein bisschen furchtsam. Wenn ich in einer Kurve Sand oder Split o.ä. liegen sah, hätte ich am liebsten geschoben. Das hat sich aber im Lauf der Zeit verloren.
Ein Bekannter von mir hat vor 3 und vor 2 Jahren je eine Knieprothese bekommen. Er ist passionierter Wanderer und Skifahrer (alpin) und führt sein Leben mit allen Aktivitäten genau wie zuvor.
Ich kann mir vorstellen, dass in deinem Kopf noch viele Fragezeichen sind. Die werden sich aber im Lauf der Zeit auflösen. Es gibt m.E. erst mal keinen Grund, jetzt schon über E-Bike Lösungen nachzudenken. Wahrscheinlich wirst du mit dem entsprechenden Muskelaufbautraining leistungsfähiger sein als vorher.
 
Danke für die Tipps und Berichte - auch wenn sie nicht aus erster Hand eines Prothesenträgers stammen.

Ich habe mir jetzt dieses Buch geholt: Mut zum neuen Knie!: Ein Knie-OP-Mutmach-Buch mit Erfahrungsberichten von sportlichen "Knie-TEP Trägern" (danke auch an @Veloma für den Tipp mit dem aktuellen Tour-Heft). Die Berichte darin machen Mut, haben mir viel von meinen Ängsten genommen und zeigen, dass es möglich ist, sich auch nach der OP wieder auf's Rennrad setzen zu können.

So wie sich mein vor 3 1/2 Wochen operiertes Knie entwickelt, sehe ich keinen größeren Problemen entgegen. Ich werde noch einige Wochen ambulante Reha dranhängen, sicher auch viel selbst gezielt trainieren und spätestens im Spätsommer werde ich mich wieder auf mein Rennrad setzen - vielleicht kaufe ich mir auch nochmal ein komplett neues Rad.
 
Ich habe jetzt fast 2 1/2 Monate seit der OP hinter mir. Letzte Woche hatte ich meinen Nachsorgetermin und der Arzt meinte "Fahrradfahren ist das beste, was Sie mit ihrem Knie machen können. Und Ihr Knie sagt Ihnen schon, wenn Sie zuviel gemacht haben"

Ich hatte in der ambulanten Reha neben Gerätetraining mit Ergometertraining bei ca 50W angefangen. Das war anfangs tendenziell schmerzhaft, aber mittlerweile habe ich fast 120 Grad Beugung im Knie und keinerlei Probleme mehr. Wichtig war mir auch Koodrniationstrlining z.B. auf einen Balancepad um wieder mehr Sicherheit zu bekommen.

Vor drei Wochen fing ich mit ersten Versuchen auf dem "richtigen" Fahrrad an: Ca 2km im Wohnviertel - ich hab vor Glück fast geheult, als das klappte. Am vergangenen Wochenende bin ich rund 15 km durch die Ebene gefahren, alles geht gut und ich werde das peu-a-peu steigern. Die 15 km waren bereits grenzwertig, aber ich bin konditionell auch ziemlich auf den Hund gekommen. Es ist fast nicht zu glauben, was für dünne Beine ich in den letzten 2 Jahren, in denen ich nicht mehr richtig mobil war, bekommen habe.

Ich beschränke mich derzeit auf das Fahren mit meinem Reiserad auf verkehrsfreien Wegen, in den normalen Strassenverkehr traue ich mich noch nicht. Genauso traue ich mich noch nicht auf's Rennrad, das ist mir einfach noch zu kippelig. Für's Rennrad werde ich mir allerdings einen Rollentrainer kaufen. Ich denke, dass ich mich Herbst wieder einigermaßen normal als Alltagsfahrer im Verkehr bewegen werde und nächstes Jahr geht es dann auch wieder auf's Rennrad. Insgesamt ist der Weg doch steiniger und länger, wie ich mir das gedacht hatte. Aber ich kann jedem mit ähnlichen Knieproblemen nur raten, sich rechtzeitig um eine Lösung zu kümmern - und sei es eine Kniegelenkprothese. So eine Operation rauszuschieben bringt nix, klaut Lebensqualität und fitter wird man auch nicht.

Das nächste Projekt: Ich fahre auf die Eurobike und schaue mich mal um, was der Markt so zu bieten hat. Ich brauche ein passendes Rad (ich bin ein 2m-Mann), am liebsten in Richtung Gravelbike mit Discbrakes. Schau'n wir mal...
 
Ein Freund von mir (64 J.), begeisterter ex Triathlet, fährt mit seiner Prothese seit ca. 3 Jahren wieder begeistert Rennrad.
Vorher immer und überall Schmerzen.

Hat aber auch langsam wieder angefangen - nach 'nem halben Jahr wieder 'normal'.
 
Eurobike würde ich mir echt überlegen. Immer weniger Hersteller stellen dort aus. Und die Publikumstage sind auch wenig beliebt bei den Ausstellern.
Als Nieschenkunde auf jeden Fall....nicht zur Eurobike.
Eher nach einem kleinen, feinen Laden suchen, oder mal in Richtung Maßrahmen schauen.

Gesendet von meinem SM-T819 mit Tapatalk
 
Über zwei Jahre her, dass ich diesen Thread startete. Vielleicht mal eine Rückmeldung um jenen Mut zu machen, die vor dem gleichen Problem stehen, vor dem ich seinerzeit stand:

Ich fahre wieder Rennrad - mittlerweile habe ich auch ein neues Rennrad (Canyon Endurace CF mit einer Di2).

Ich habe ca. 2 Monate nach der OP ganz zaghaft mit ersten Versuchen angefangen - erst um den Block und dann immer größere Entfernungen. Es läuft nicht mehr wie früher, aber es läuft. Rennen werde ich sicher nicht mehr fahren (mit einer Hüft-TEP mag das anders sein - siehe Floyd Landis u.a.), aber ich bin auch vorher keine Rennen gefahren. Was nicht (oder noch nicht) geht, sind ausgesprochene Bergtouren, das gibt Probleme im Knie. Die gehen zwar wieder weg, aber das Knie ist schon eine ziemliche Mimose. Begrenzte Steigungen sind kein Problem, ich war im letzten Herbst auch im durchaus hügeligem Gelände der Uckermark unterwegs - Null Probleme. Klickpedale habe ich relativ bald wieder benutzt, anfangs war das herausdrehen nicht wirklich angenehm, aber mittlerweile ist das überhaupt kein Thema mehr

Also für alle, die vor dem gleichen Problem stehen: Lasst euch nicht entmutigen, es wird. Aber es wird nicht so schnell, wie ihr das vielleicht wollt - bei mir hat das fast 1,5 Jahre gedauert bis ich sagen konnte: Das ist mein Knie. Wenn ihr von Anfang an daran arbeitet, eine Beugung von mindestens 110 Grad hinzubekommen, steht einer neuen Rennradkarriere nichts im Wege. Vielleicht nicht bei der Tour de France, aber die Uckermark mit ihrem jährlichen Hügelmarathon im Herbst ist auch ein Erlebnis. Das geht durchaus - wenn wahrscheinlich auch nicht in den zwei besten Leistungsgruppen und sicher auch nicht in den vordersten Reihen. Was soll's - Hauptsache das Rennradfahrer funktioniert wieder...

Kommentar des Operateurs: Radfahren ist das Beste, was Sie ihrem Knie tun können...
 
Über zwei Jahre her, dass ich diesen Thread startete. Vielleicht mal eine Rückmeldung um jenen Mut zu machen, die vor dem gleichen Problem stehen, vor dem ich seinerzeit stand:

Ich fahre wieder Rennrad - mittlerweile habe ich auch ein neues Rennrad (Canyon Endurace CF mit einer Di2).

Ich habe ca. 2 Monate nach der OP ganz zaghaft mit ersten Versuchen angefangen - erst um den Block und dann immer größere Entfernungen. Es läuft nicht mehr wie früher, aber es läuft. Rennen werde ich sicher nicht mehr fahren (mit einer Hüft-TEP mag das anders sein - siehe Floyd Landis u.a.), aber ich bin auch vorher keine Rennen gefahren. Was nicht (oder noch nicht) geht, sind ausgesprochene Bergtouren, das gibt Probleme im Knie. Die gehen zwar wieder weg, aber das Knie ist schon eine ziemliche Mimose. Begrenzte Steigungen sind kein Problem, ich war im letzten Herbst auch im durchaus hügeligem Gelände der Uckermark unterwegs - Null Probleme. Klickpedale habe ich relativ bald wieder benutzt, anfangs war das herausdrehen nicht wirklich angenehm, aber mittlerweile ist das überhaupt kein Thema mehr

Also für alle, die vor dem gleichen Problem stehen: Lasst euch nicht entmutigen, es wird. Aber es wird nicht so schnell, wie ihr das vielleicht wollt - bei mir hat das fast 1,5 Jahre gedauert bis ich sagen konnte: Das ist mein Knie. Wenn ihr von Anfang an daran arbeitet, eine Beugung von mindestens 110 Grad hinzubekommen, steht einer neuen Rennradkarriere nichts im Wege. Vielleicht nicht bei der Tour de France, aber die Uckermark mit ihrem jährlichen Hügelmarathon im Herbst ist auch ein Erlebnis. Das geht durchaus - wenn wahrscheinlich auch nicht in den zwei besten Leistungsgruppen und sicher auch nicht in den vordersten Reihen. Was soll's - Hauptsache das Rennradfahrer funktioniert wieder...

Kommentar des Operateurs: Radfahren ist das Beste, was Sie ihrem Knie tun können...
Wie ist die aktuelle Lage, das ließt sich ja schon recht gut. Bei mir steht das leider über kurz oder lang auch an.
 
Wie ist die aktuelle Lage, das ließt sich ja schon recht gut. Bei mir steht das leider über kurz oder lang auch an.
Die aktuelle Lage ist gut. Das Knie wurde im Frühjahr 2017 operiert (Vollprothese), nach der Reha hatte ich mit ganz zaghaften Versuchen angefangen und das immer weiter gesteigert. Aber es am Ende doch gut 1 1/2 Jahre gedauert, bis ich sagen konnte "Jetzt passt es".

Fahrradfahren funktioniert einwandfrei, allerdings mache ich auch keine Extremtouren, aber mal 60 oder 80 km fahren in nicht allzu anspruchsvollem Gelände geht einwandfrei. Wenn es zuviel war, merke ich das allerdings schon, dann muss ich halt wieder mal auf die Bremse treten. Für eher bergiges Gelände und Gravel habe ich mir mittlerweile ein Stevens E-Getaway zugelegt - das ist einfach wunderbar, weil es immer noch Fahrrad und kein E-Moped ist.

Ich wandere ansonsten viel, war letzt auch mal auf einem kleineren Klettersteig. Was gar nicht gut ist, ist längeres Stehen, da bekomme ich ein Gefühl, als wäre das Knie im Schraubstock eingespannt und einer dreht langsam zu. Das mit dem Knie ist halt immer eine ziemlich individuelle Angelegenheit, anders als bei Hüft-TEPs. Du kannst viel dafür tun, dass es gut wird, das fängt bei der Auswahl des Operateurs an.
 
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