Ich weiß nicht, was am Sonntag mit den Autofahrern los war. Kurz hintereinander zwei nette Erlebnisse auf meiner Winter-Hausrunde, die mir mal wieder vor Augen geführt haben, dass ich auch allzuleicht meinen eigene Vorurteilen folge.
Erst schaffe ich es noch gerade so über eine Ampel, links abbiegend, wissend nach ca. 100 m geht es steil bergab. Ein Blick nach hinten zeigt, die Autos an der grün gewordenen Ampel hinter mir starten. Ich trete nochmal in die Pedale, versuche die Lücke zu einer Verkehrsinsel zu schließen, damit die Autos mich nicht überholen und dann - wie das nur allzuoft an dieser Stelle passiert - auf dem bergab-Stück die innerorts 50 einhalten und mich ausbremsen. Das Auto bleibt hinter mir, setzt auch nach der Verkehrsinsel (erst kurz dahinter wird es richtig steil) nicht zum überholen an und als mein Tacho über die 50 geht, sehe ich im Spiegel, wie der Abstand wieder wächst. Am Ende des Gefälles war die nächste Ampel vorm Gegenanstieg leider rot. Das Auto bleibt hinter mir stehen, hupt und ich bekomme "Thumbs up". Dann fährt er sogar noch ein Stück vor (ich bin hinter der Haltelinie stehen geblieben), die Fenster gehen runter und mir schallt Begeisterung entgegen "Super! 80 Sachen hast Du gemacht!" - Ok, es waren nur knapp 60, aber wenn es sie freut.
Keine 5 Minuten später geht es eine sanfte Steigung (max 5 %) innerorts bergauf. Wenn ich richtig Laune und gute Beine habe, kann ich das mit etwas über 20 km/h durchdrücken. Ich hatte weder Laune noch Beine und war wohl mit knapp unter 20 unterwegs. Es ist eine 30er-Zone, aber es war nur wenig Gegenverkehr. Trotzdem blieb das Auto knapp hinter mir. "Na gut" dachte ich, "ein vorsichtiges Omchen ist mir lieber als ein junger Heißsporn, der unbedingt vorbei will." Kurz vor der Kuppe zieht das Auto an, setzt sich neben mich, das Fenster geht runter, "Respekt Alter" schallt es heraus. Ein Daumen geht hoch und mit aufheulendem Motor braust er davon - die 30 ignorierend.
Was hat das jetzt mit meinen Vorurteilen zu tun? Beide Fahrer (und im ersten Fall auch der Beifahrer) waren rein äußerlich und sprachlich der Gruppe junge, testosterongesteuerte Männer mit Migrationshintergrund zuzuordnen und die Autos auch entsprechend.
Sehr schönes Sonntagserlebnis auf einer Runde, auf der mir auch sonst kein "Verkehrserzieher" begegnet ist (die - wenn ich drüber nachdenke - meistens nicht der oben erwähnten Gruppe zuzuordnen sind).