• Hallo Gast, wir suchen den Renner der Woche 🚴 - vielleicht hast du ein passendes Rennrad in deiner Garage? Alle Infos

Keramiklager: Marketinggag oder Sinn?

MtCenis

Aktives Mitglied
Registriert
22 November 2019
Beiträge
1.107
Reaktionspunkte
490
Servus,

dürfte ich mal in die Runde den Sinn der Keramik-Hybridlager und irgendwelcher Leichtlauflager stellen?

Nach meinem Kenntnisstand sind Keramiklager bei hohen Drehzahlen von Vorteil, bezüglich der Korrosionsbeständigkeit und weil sie nicht elektrisch leitfähig sind. Die Hersteller (also SKF etc., nicht Fahrradkomponentenhersteller) und Fachhändler (Kugellagergroßhandel) geben klar an, dass diese nicht bzw. nur begrenzt für Stoßbelastungen geeignet sind, und in etwa eine halb so starke statische und dynamische Belastbarkeit wie gehärtete Chromstahllager haben (soll jetzt keine Werbung sein, nur als Beispiel):
https://www.kugellager-shop.net/61806-dd-nsk-42x30x7-mm-kugellager.htmlWeiterhin: https://www.kugellager-shop.net/keramiklager
Zitat: "Aufgrund der hohen Nachfrage bezüglich Keramiklagern in Fahrrädern möchten wir folgendes mitteilen: Wir empfehlen grundsätzlich keine Keramiklager oder Edelstahl-Hybridlager in Fahrrädern einzusetzen; Dies hängt mit den hohen (Stoß-)Lasten insbesondere bei MTBs/Downhill und der nicht so starken Dichtungen von Keramiklagern zusammen. Nähere Informationen dazu finden Sie weiter unten unter "Nachteile" "
Das kommt von Leuten, die an teuren Keramiklagern verdienen würden!

Wenn ich mir die Drehzahlen beim Rad an schaue, dann liegen wir in der Größenordnung von 100 U/min beim Innenlager, und bei 100-400 U/min bei den Naben, Schaltröllchen vielleicht noch etwas mehr. Die Grenzdrehzahlen typischer Industrielager in entsprechenden Dimensionen liegen bei 10.000-20.000 U/min. Da ist das Thema Rundlauf und Leichtläufigkeit eigentlich vollkommen raus.

Bei der Verschleißbeständigkeit sehe ich primär Dichtigkeit und Stoßbelastungen als Probleme. Also wären da gehärtete Chromstahllager mit eng sitzenden Gummidichtungen vorne. Und sobald die Lauffläche eines Hybridlagers einen Schlag abbekommt, oder bei den leichtlaufenden Dichtungen Verunreinigungen eindringen, ist es mit der Leichtläufigkeit hinüber.

An unbelasteten Stellen wie Schaltröllchen und vielleicht im Freilaufkörper sind Keramiklager zumindest nicht von Nachteil. Aber bei Schaltröllchen wäre für mich die Dichtigkeit (wie auch an Pedalen) Priorität #1. Und ansonsten sind doch neben Dreck und Wasser Stöße Feind #1. Also schöner elastischer Chromstahl in Laufflächen und Kugeln, um die Stöße möglichst im elastischen Bereich der Verformungskurve aufzunehmen.

Das Argument von Ceramicspeed is, dass die Kugeln die Laufflächen polieren würden. Mein Gegenargument wäre, dass sie bei Stößen erst Dellen rein hauen, und im Alltag Räder Schlaglöcher nicht unbedingt glätten.
 
Hilfreichster Beitrag geschrieben von MtCenis

Hilfreich
Zum Beitrag springen →
Hilfreichster Beitrag geschrieben von MtCenis

Hilfreich
Zum Beitrag springen →
Ein normaler Rennfahrer wird den großen Vorteil nie nutzen können.
Die Frage ist: Sind die überhaupt von Vorteil? Oder erhält man da ein ungeeignetes Produkt zum höheren Preis? Bei einem Bahnrennrad beim Weltmeisterschaftsrennen würde ich vielleicht geölte (nicht geschmierte), abgeschirmte (nicht abgedichtete) Lager nehmen. Aber ich würde bezweifeln, dass bei den Straßenrundfahrten täglich die Lager gewechselt werden, und da gibt es auch Regen, Kopfsteinpflaster und Schlaglöcher.

P.S.: Ein Problem ist der psychische Effekt: Für mein UCI-illegales Carbon-Heiligtum will ich nur das Beste. 200 Euro für zwei Lager sind da nur Recht. Da widerstrebt es mir, die "einfachen" 15-Euro Stahllager einzupressen, anstatt den 150 Euro Hightech-Keramiklagern.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich organisier mir schon mal Chips und Bier :)

hab am RR und GRVL Ceramic-Hybrid BB und am RR LRS mit Ceramic-Hybrid Naben und FullCeramic OSPW und muss sagen, Fuck is des Geil.
Performancesteigerung konnte ich keine Diagnostizieren.
Respekt an der Ampel und Eisdiele aber sehr wohl ;-)

Spass bei Seite Ceramiclager und Leichtlauflager würde ich nicht im gleichen Atemzug erwähnen.
Oftmals spart man mit aber mit entfernen von Schleifdichtungengenug an Reibung ein, RS bzw 2RS und ZZ, (wenn man was "tunen" möchte).

Das BB von Kogel an meinen RR lauft aber schon gerdammt cool, besser als alles was ich bisher hatte (Dura ace, Ultegra, Rotor, Sram Red )
btw. Ausserdem hat es für mein T47 86.5 BB nicht viele Alternativen für 24mm achse gegeben.

Der mit dem größten Gewinn an Keramiklager ist und bleibt der Hersteller. Ein normaler Rennfahrer wird den großen Vorteil nie nutzen können.
Für mich nur reine Geldverschwendung.
Unterschreib ich mit.
Denoch hab ich mich dazu Hinreisen lassen und OSPW am Radl

Edit. war 2018 beim IM in Kona vor Ort. Ceramicspeed hat dort einen Stand mit IM Special Price,
Glaube mich erinnern zu können für 500USD hast OSPW und Kette bekommen inkl Montage. Gefühlt war die menschenschlange 100pers. lang. Hatt mich damals selbst schockiert.
:)
 
...
P.S.: Ein Problem ist der psychische Effekt: Für mein UCI-illegales Carbon-Heiligtum will ich nur das Beste. 200 Euro für zwei Lager sind da nur Recht. Da widerstrebt es mir, die "einfachen" 15-Euro Stahllager einzupressen, anstatt den 150 Euro Hightech-Keramiklagern.
Mach halt!
Wird dich niemand dran hindern.
 
Spätestens wenn jemand herausposaunt, dass die Lager auch noch weniger Gewicht haben, sind die Teile morgen in allen Shops ausverkauft. :rolleyes:

Den zuvor gemachten technischen Ausführungen kann ich nicht wiedersprechen. Die Keramik-Innenlager an meiner SuperRecord 11 (das allerdings so gut wie ausschließlich im Trockenen gefahren wird) waren bei dem Rad nun mal dabei, aber ich komme nicht umhin, diesen nach vielen 10tsd-Kilometern meinen Respekt auszusprechen. Laufen wie Hulle, haben keine namhafte Dichtung und begnügen sich mit 3 Tropfen Synthetiköl.
Nicht missverstehen, ist an der Stelle ein völlig sinnfreie Anwendung und wäre für mich kein Kaufargument gewesen – aber hält und ist ein Sorglos-Teil.

Zu Ceramic-Speed würde ich eine Analogie zu Esotherik sehen.
Keiner sieht, spürt oder misst es, aber alle wollen es. Hinzu kommt, dass die Schaltungshersteller (alle wie sie da sind) immer noch nicht darauf gekommen sind, was für ein Dealbreaker die zu kleinen Pulleys eigentlich darstellen.
 
...

Zu Ceramic-Speed würde ich eine Analogie zu Esotherik sehen.
Keiner sieht, spürt oder misst es, aber alle wollen es. Hinzu kommt, dass die Schaltungshersteller (alle wie sie da sind) immer noch nicht darauf gekommen sind, was für ein Dealbreaker die zu kleinen Pulleys eigentlich darstellen.
So erforderlich wie Niederquerschnittsreifen in der Tempo 30 Zone.
 
Von einem WT Mech. habe ich erfahren, dass sie die verbauten standard Lager die vom Hersteller kommen ausbauen (Rahmen und Laufräder), dann entfetten und anschließend nur ölen. Damit laufen sie viel leichter. Allerdings sind diese dadurch nur wenig haltbar. Macht aber nichts, weil die Lager sowieso ständig vom Mech. kontrolliert und getauscht werden. "Spart auch Watt". Plan A: Diese Vorgehensweise würde ich einem Keramiklager vorziehen. Plan B: Wenn Watt und Leichtlauf keine Rolle spielen, Lager mit Fett vollfüllen und Du hast für Jahre Ruhe, denn wo kein Platz ist für Wasser und Dreck, rostet auch nichts.
 
Ist wie mit z.B. Luxusuhren , als Käufer muss man ja irgendein Argument , vorwiegend für sich selbst finden/haben , sonst steht man ja als Vollhorst da , weil jede Tchibo Quarz Uhr zeigt die selbe Zeit an , und das präziser als die beste mechan. Uhr aus dem Land des wehrhaften Bergvolkes .
Keramik Lager sind m.E. nur da um in aggressiven Umgebungen/Medien , die selbst der beste Rost- u. Säurebeständige Stahl nicht erträgt , ein Rollenlager verwenden zu können .
 
Der Preis der Lager relativiert sich meiner Erfahrung nach über Service und Nutzungsdauer.
Ein CBear Lager kostet 3-4 mal so viel ein Standardlager. Hält bei mir dann aber auch 3-4 so lange. Außerdem ist der Service gut: bin aus Dummheit auf die Reduzierhülse getreten. Kaputt. Kostenfreier Ersatz kam innerhalb von wenigen Tagen.

Ceramicspeed ähnlich. Sehr teuer, aber die lebenslange Garantie wird auch sehr kulant umgesetzt. Zwei Mails haben gereicht und ein leicht rau laufendes Lager wurde kostenfrei ersetzt. Fährt man viel, kann ein Lager vielleicht sogar von einem Rad zum nächsten mitnehmen, relativiert sich der Mehrpreis.

Dass sie butterweich laufen, ist da fast nur ein netter Nebeneffekt.
 
Finde die Kombi aus Ceramiklager und schmutzigen Ketten/Ritzeln immer recht lustig...

On Topic, habe beim Rennrad das Tretlager mit Keramiklager und bei einem Laufradsatz ebenfalls. Würde jetzt nicht behaupten wollen das ich da einen Unterschied merke zu den nomalen gut eingepressten Stahllagern (ABEC 3 sogar, nicht mal Edelstahl...). Teures Keramiklager einbauen und dann zB die Vorspannung verhauen bringt auch nicht viel. Fazit: Nett, aber nicht notwendig. Wenn schon würde auch aber für konsequent plädieren und LR/BB/Pulley machen...
 
Zuletzt bearbeitet:
gibt ja auch low friction seals an sich. Beim Tretlager würde ich sie aber drinnen lassen, die können unter Umständen fies aussehen. Nabe vorne sehe ich auch wenig Probleme - ultimativer Hack bei Kermiklagern!
 
... nicht mal Edelstahl...). ...
Edelstahl hat ja auch das Problem, dass er weicher als normaler Lagerstahl ist: Damit umgeht man zwar das Korrosionsproblem, dafür ist der Verschleiß höher.

Und bei den Keramik-Lagern besteht zumeist das Problem, dass es eben keine Vollkeramik ist, sondern nur Hybridlager mit Keramik-Kugel und die Lauffläche besteht aus Stahl, sprich in diesem Punkt i.S. Korrosion oder Verschleiß gleichauf mit herkömmlichen Lagern.
 
Ich organisier mir schon mal Chips und Bier :)

hab am RR und GRVL Ceramic-Hybrid BB und am RR LRS mit Ceramic-Hybrid Naben und FullCeramic OSPW und muss sagen, Fuck is des Geil.
Performancesteigerung konnte ich keine Diagnostizieren.
Respekt an der Ampel und Eisdiele aber sehr wohl ;-)
Trollen kannst Du mich nicht, und auf mich macht das so viel Eindruck wie die Goldfelgen die an der Karosserie eines tiefergelegten Audi schleifen. Zumal dafür die Ceramicspeed Aufkleber reichen würden. Respekt habe ich (übertrieben dargestellt) vor Leuten, die auf dem Stahlross mit Packtaschen von München nach Nizza fahren, und zwar immer schön abwechselnd westlich und östlich vom Alpenhauptkamm.
 
Ein CBear Lager kostet 3-4 mal so viel ein Standardlager. Hält bei mir dann aber auch 3-4 so lange.
Weil es das dreifache kostet, oder hält es tatsächlich 3x so lang? Die kürzeste Lebensdauer aufgrund von mechanischem Verschleiß hatten bei mir mal die Industrielager an einem Reynolds-LRS für 200 Dollar (4 Jahre), und eines der Freilauf-Lager eines Campy Zonda Hinterrads mit 100.000 bis 200.000 km Laufleistung, ca. 8 Jahre. Damit verglichen hatten ungedichtete Pedallager in Folge abwesender Dichtung nach 3 Jahren und vielleicht 15.000 km schlapp gemacht.

Zwei Mails haben gereicht und ein leicht rau laufendes Lager wurde kostenfrei ersetzt.
Also wenn ein Lager rau läuft ist es verschlissen. Ergo: Die halten eben nicht ewig. Und bei dem Preisfaktor 10x musst Du schon sehr alt werden, damit sich das lohnt.

Fährt man viel, kann ein Lager vielleicht sogar von einem Rad zum nächsten mitnehmen
Wie presst Du das Lager aus, ohne es zu beschädigen?

Sobald ich neue Lager einbauen fliegt die innenliegende Dichtung raus. Wo soll von der Innennabe
Dreck kommen.
Druck ist ein Stichwort, insbesondere wenn Du in den Bergen unterwegs bist. Zwei Dichtungen halten mehr Druck aus, ergo: geringeres Risiko, dass es Dir in der Abfahrt Wasser von außen nach innen rein zieht. Keine Ahnung ob technisch relevant, aber der Druckunterschied ist ja nicht gering (siehe die eingedrückten leeren Trinkflaschen, mit denen man vom Pass runter kommt). Und Du hast das Risiko, dass mit der Zeit Fett raus fließt.

Und bei den Keramik-Lagern besteht zumeist das Problem, dass es eben keine Vollkeramik ist, sondern nur Hybridlager mit Keramik-Kugel und die Lauffläche besteht aus Stahl, sprich in diesem Punkt i.S. Korrosion oder Verschleiß gleichauf mit herkömmlichen Lagern.
Zumal die Korrosion wenn dann nur außen ist, insofern das Lager dicht ist. Wenn es undicht ist natürlich auch innen.
 
Spätestens wenn jemand herausposaunt, dass die Lager auch noch weniger Gewicht haben, sind die Teile morgen in allen Shops ausverkauft. :rolleyes:
Die sind leichter. Was der Hauptgrund für Ceramicspeed an meinem Carbonrenner wäre, denn der soll ja gewichtstechnisch UCI-illegal bleiben (aktuell ist Ceramicspeed verbaut, weil die mit dabei waren).
 
Ein Problem ist der psychische Effekt: Für mein UCI-illegales Carbon-Heiligtum will ich nur das Beste. 200 Euro für zwei Lager sind da nur Recht. Da widerstrebt es mir, die "einfachen" 15-Euro Stahllager einzupressen, anstatt den 150 Euro Hightech-Keramiklagern.

Damit hast du doch die Frage schon beantwortet. Mit dieser Sichtweise führt kein Weg an Keramiklager und CeramicSpeed-Röllchen und Co. vorbei.
 
Zurück
Oben Unten