Bei US Postal verrichten Sprinter bzw. Klassikerfahrer wie Hincapie Helferdienste am Berg und das auf Weltklasseniveau. Wenn die versammelte Bergelite der Welt weggebröselt ist, hat der Armstrong noch 7 Helfer. Glaubt eigentlich irgendjemand noch diesen Blödsinn?? Und damit wir uns richtig verstehen: Glaubt im gleichen Zusammenhang eigentlich noch irgendjemand daran, T-Mobile seien die Guten und würden so etwas natürlich nie tun, im Gegensatz zu den bösen Amerikanern?? Wie oft haben wir denn in den letzten Jahren erlebt, daß Fahrer die ihr Team (bzw. ihren Arzt) gewechselt haben auf einmal gar nichts mehr vor die Reihe bekamen oder alternativ dazu wie Phönix aus der Asche stiegen (Botero, Savoldelli, Hamilton, Heras, Azevedo usw. usf.)?
Der Fisch stinkt vom Kopf her und deshalb würde ich es mehr als begrüßen, wenn man wirklich die Großen erwischt. Hamilton war ebenso wie Millar schonmal ein dicker Fang, aber kriegt man Armstrong und Ullrich, Petacchi, McEwen, Rebellin und Bettini gleich noch dazu, stellt sich natürlich die Frage was wir in den letzten Jahren eigentlich gemacht haben. Wem haben wir zugejubelt?
Woran es mangelt, sind klare und einfache Kriterien sowie Möglichkeiten um Betrug durch Doping nachzuweisen. Die Grauzone beginnt ja schon bei der Frage, was Doping eigentlich ist. Kreatin ist erlaubt, EPO nicht, aha, warum auch immer... Dann ist es natürlich nicht unproblematisch unter welch großem Erfolgsdruck die Fahrer ihrem Sport nachgehen müssen. Ullrich hat eine Ergebnisliste mit hervorragenden Platzierungen die von hier bis kurz hinter Timbuktu reicht (auch in dieser Saison) und darf trotzdem jeden Tag in der Zeitung lesen (oder in diesem Forum), was für eine Pfeife er ist.
Ich wünsche mir einen Reinigungsprozeß, einen Selbstreinigungsprozeß um genau zu sein, in dessen Verlauf vor allem die ehrlichen Sportler aufhören aus Loyalität, Angst oder wirtschaftlichem Kalkül andere Fahrer zu decken. Gerade dieses Abwiegeln und das Verweisen auf die ach so scharfen Kontrollen ist kaum noch zu ertragen, wenn man berücksichtigt das faktisch ja die ganze Zeit trotzdem gedopt wird. Den Armstrong hätte man für die unsäglichen Aktionen gegen Simeoni vom Rad hauen müssen, aber nein, was macht das Peloton: Es klatscht Beifall. Wieder einer mundtot. Wundervoll...
Trotzdem bin ich dagegen hier nach lebenslangen Sperren zu schreien. Präventivschläge und das Statuieren von Exzempeln mögen in der US-Amerikanischen Aussenpolitik ein probates Mittel sein, decken sich aber nicht mit der abendländischen Vorstellung von einem Rechtsstaat. Derart harte Strafen würden ja auch mindestens zuverlässige Testverfahren vorraussetzen, diese gibt es aber nicht. Wenn man allein bedenkt wie die unsägliche Schenk sich jetzt wegen des Lademann-Vorfalls echauffiert, obwohl dem Sportler gar nichts nachgewiesen wurde... Es ist schließlich immer noch Sport und es geht darum, wer in einer kurzen Hose am schnellsten Fahrrad fährt - für mich kein Grund das Standgericht einzuberufen.
Ich glaube ich sollte aufhören mir um diesen unsäglichen Leistungssport überhaupt noch Gedanken zu machen und lieber nur noch selber fahren. Leider habe ich mir das schon mindestens zehnmal vorgenommen und spätestens zum Start der grossen Schleife, saß ich wieder da...