Ein Tag Florenz als Ortsfremder - da sollte die Strecke so sein, daß man einen Eindruck von der Gegend gewinnen kann, lang genug, daß es sich lohnt, das Rad mitzunehmen und kurz genug, um am nächsten Tag nicht erledigt zu sein. Nach Norden oder Osten? Eher bergig statt hügelig und auf die Schnelle keine interessanten Zwischenziele zu sehen. Durch die Ebene nach Lucca oder Pisa knattern? Zu öde. Die Weingebiete sind im Süden, also dort hin. Zwischenziel Siena oder Volterra - zu weit. San Gimignano... genau richtig! Planungsziel war also: Um die 150 hügelige Kilometer mit viel Landschaft, um die Hälfte herum einen Versorgungspunkt, bergauf vorwiegend über kleine, bergab über größere Straßen, Hauptstraßen möglichst keine. Die Detailplanung ging nach Gefühl, Karte, Höhenprofil und Streetview statt nach Reiseführer, oder, um es mit Andy Möller zu sagen:
Mailand oder Madrid, Hauptsache Italien. Streetview zu benutzen empfiehlt sich sehr: Wege, die auf Google Maps wie Hauptstraßen aussehen, stellen sich dort gerne mal als unbefestigt heraus. Bis auf ein kurzes Stück nach km 83, siehe unten, ist die gesamte Strecke geteert.
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Die Strecke
Florenz - Castellina in Chianti - San Gimignano - Florenz, 140 km, 3000 hm mit Höhen bis knapp 600 m, und 20 km vom/zum Hotel in Sesto Fiorentino. Durch Florenz am Fluß entlang zur Piazzale Michelangelo als Startpunkt. Von dort gibt es nicht nur einen Blick über den Stadtkern, sondern auch auf die gegenüberliegenden Hügel. Sehen so aus, als würden sich dort auch interessante Strecken finden lassen. Impruneta, Il Ferrone. Von dort kann man durchs Tal und Greve in Chinati weiter oder westlich über die Höhen durchs Weingebiet. Also natürlich über die Höhen. Höchster Punkt bei Castellina in Chianti, grandiose, lange Abfahrt nach Poggibonsi, rauf nach San Gimignano als Touristikpunkt, und von dort über Certaldo, Fiano und Carbaia in Val di Pesa zurück nach Florenz. Wer im Dunkeln zurückkommt, wird auf der letzten Abfahrt mit Florenz als Lichtermeer vor sich belohnt.
Wann gefahren?
Im November. Sehr guter Zeitpunkt: Noch warm, aber nicht mehr heiß. In Florenz und am Zwischenziel San Gimignano kaum noch Touristen. Olivenernte, also Aktivitäten in den Feldern, die besonders in der ersten Hälfte reichlich durchquert werden. Und außer in Florenz überall, trotz Fahrt an einem Wochentag, völlig leere Straßen.
Nachfahren oder nicht?
Wer in kurzer Zeit die Gegend kennenlernen will und Hügel mag: klares Ja, mit den kleinen Änderungen unten. Aber: Es ist fast nichts flach und die Steigungen sind oft reichlich zweistellig. Noch die vorletzte hat 17%. Wer den übergangslosen Wechsel von schön geschwungenen Abfahrten und steilen Anstiegen mag, ist hier gut aufgehoben. Wer dazwischen gerne Flachstücke hat, kann sich mit dieser Strecke wunderbar den Tag versauen.
Streckennotizen:
km 0: Wer sein Hotel in der gleichen Ecke hat: unter der markierten Autobahnbrücke hängt ein Radweg, über den sich die Innenstadt umfahren lässt.
Am Start:
km 14-17: Tolle Aussichten, aber wer auf einer brettharten Kiste unterwegs ist, nimmt vielleicht besser die grün markierte Umfahrung:
km 25: In Impruneta lieber die kurze steile Rampe in den Ort nehmen:
Castellina in Chianti:
km 60-80: Die Abfahrt von Castellina in Chianti nach Poggibonsi - magisch!
km 84-91: Hier wollte ich auf dem Weg von Poggibonsi nach San Gimignano ein Stück strada bianca ausprobieren. Kurioserweise ist diese ausgemergelte, eher an eine Baustellenzufahrt erinnernde Piste sogar als Europaradweg markiert. Letztlich kommt man mit dem Rennrad durch, sofern es trocken ist, aber da sie nicht mal gute Aussichten auf San Gimignano bietet, würde ich künftig eher die Neben- (A) oder gleich die Hauptstraße (B) nehmen. Im Süden von San Gimignano gibt es einen coop-Supermarkt.
km 100: In Certaldo geht es ein Stück über eine größere Straße
km 101: Auf der Hauptstraße bleiben statt über den Hügel durchs Wohngebiet
km 129: Hinter San Quirico in Collina auf der Hauptstraße bleiben und die schön geschwungene Abfahrt nehmen.
PS:
In Poggibonsi habe ich geschaut, was es mit den Brunnensymbolen, die das
Garmin mit der
Kowoma-Freizeitkarte überall anzeigte, auf sich hat. Es sind ... Trinkwasserbrunnen. In ganz Florenz und den umliegenden Orten kann man dort kostenlos auftanken. Die meisten Brunnen sehen etwas aus wie Hydranten, und an einigen Stellen gibt es neue, aus denen das Wasser sogar sprudelnd und gekühlt kommt, so direkt hinterm Neptunbrunnen am Palazzo Vecchio oder hier in der Via Pieraccini in Poggibonsi auf der Hälfte der Strecke:
