AW: Es wird ernst in Österreich....!!!
"Das falsche Signal"
Die 61. Auflage der Österreich-Rundfahrt hängt an einem seidenen Faden.Sollte ein mutmaßlich mit EPO und Testosteron dealender, national mäßig erfolgreicher Radprofi dazu berufen sein, der traditionellen Österreich-Radrundfahrt vor ihrer 61. Auflage den Todesstoß zu versetzen?
Der 32-jährige Ex-U-Häftling Christof K., bis vor wenigen Tagen beim Radclub Wels unter Vertrag, fügt sich nahtlos in das negative Sittenbild der Szene ein, die von Bernhard Kohl in ernsthafte Bedrängnis gebracht worden war und seither ums Überleben kämpft.
Grundsatzentscheidung
So auch die Österreich-Rundfahrt: Zwar fiel eine positive Grundsatzentscheidung in der Vorstandssitzung am 26. Februar, in der sich ÖRV-Präsidium wie Landesverbände für die 61. Auflage aussprachen.
Notwendige Voraussetzung dafür sei aber die Fremdfinanzierung durch Sponsoren, alte wie neue, die ihr Engagement wiederum von der TV-Präsenz abhängig machten. "Der Sport arbeitet an einem Konzept, wie über die Rundfahrt berichtet wird. Die Entscheidung wird in den nächsten Tagen fallen", hieß es dazu aus dem ORF.
"Das ist ein ganz wichtiger Punkt. Gibt es die ORF-Übertragung in gewohntem Umfang nicht mehr, haben wir ein gewaltiges Problem", gab Tour-Direktorin Uschi Riha zu Bedenken, wiewohl sie sagte: "Noch gibt es die Rundfahrt."
"Damit endlich Ruhe ist"
Froh sei sie vielmehr über die aktuelle rigorose Vorgehensweise der Polizei, die Aufdeckung der schwarzen Schafe, die nicht länger unbehelligt ihr Unwesen treiben könnten. Doping sei der Beginn allen Übels und ein Ende langsam absehbar.
"Damit endlich wieder einmal Ruhe ist, unser Sport und damit die Rundfahrt wieder in eine positivere Zukunft schauen können", hofft die Managerin, die vor kurzem lebenslange Sperren für Dopingsünder ("Dabei bleibe ich") gefordert und damit für Aufsehen gesorgt hatte.
"Suche nach Etappenorten"
90 Prozent der Österreich-Rundfahrt seien ausfinanziert, "Tendenz gleichbleibend" - in Zeiten wie diesen durchsaus als kleiner Erfolg zu werten: "Denn unsere alten Sponsoren stehen konsequent hinter uns, unterstützen uns und den Kampf gegen Doping."
Gemeint sind traditionelle Geldgeber wie Tchibo und Wiesbauer. Um neue Sponsoren, die das zehnprozentige Budgetloch stopfen könnten, bemühte sich die Tour-Direktorin bisher ebenso vergeblich wie um einen Start- bzw. Zielort der ersten Etappe 2009.
"Wir suchen weiter", versprach Riha. "Es gibt positive Entwicklungen, die mich zuversichtlich stimmen. Auch für die Rundfahrt im Allgemeinen. Ich gehe davon aus, dass sie stattfindet."
"Anders zu bewerten"
Ob mit dem Radclub Wels (Ex-Arbeitgeber von K.), ist freilich eine andere Frage, ein Startverbot derzeit aber kein Thema. "Noch nicht", schränkte Riha ein. "Mal schauen, ob im Zuge der Aufräumarbeiten andere Fahrer als Abnehmer aufgedeckt werden, dann müssten wir darüber reden."
Der Verdächtige selbst sei ja nicht positiv getestet geworden. "Das ist anders zu bewerten. Sollten unsere Sponsoren das nicht so sehen und trotzdem abspringen, wird es die Rundfahrt sowieso nicht mehr geben. Und das", glaubt Riha, "wäre erst recht das falsche Signal."
Weitere Radfahrer involviert?
Nun, am Dienstag wurde K. aus der U-Haft entlassen: Es habe keine Verdunkelungsgefahr mehr bestanden, weil alle Abnehmer des Radprofis bereits befragt worden seien, begründete Gerhard Jarosch, Sprecher der Wiener Staatsanwaltschaft. Ob sich weitere Radfahrer darunter befinden, ist nicht bekannt.
Ein ehemaliger Wels-Teamgefährte des Kärntners, er soll zu den besten Freunden des Verdächtigen zählen, hatte vor dieser Saison erst gar keine Lizenz mehr gelöst und seine Karriere ohne Angabe weiterer Gründe beendet.
Quelle : Michael Fruhmann, ORF.at