Interview mit Eric Boyer
aus Radsport.News.Com
ISSOIRE, 22.07.05 (rsn) - Lance Armstrong wollte nicht nur die Tour, sondern auch die Herzen der französischen Fans gewinnen. Das letztere ist ihm nicht gelungen. Die teilweise hasserfüllten Reaktionen der Zuschauer liegen sicherlich auch im tiefen Anti-Amerikanismus der Franzosen begründet. Aber das ist es nicht allein, wie Ex-Profi Eric Boyer, Tour-Fünfter von 1988 und heute Teammanager bei Cofidis, meint.
Die Franzosen sprechen viel von der Tour der zwei Geschwindigkeiten. Sehen Sie das auch so?
Boyer: Bei allen 20 ProTour-Teams wurde eine enorme Vorbereitungsarbeit gemacht in allen Bereichen, Training, Ernährung, Taktik, psychologische Einstellung usw. Ich bin überzeugt, dass die Unterschiede da nicht groß sind. Trotzdem stehen zwei Teams, Discovery Channel und CSC, weit über allen anderen. Dahinter klafft ein Riesenloch, wobei T-Mobile dank ihrer Fahrer wie Ullrich, Vinokourov und Klöden noch dazwischen sind. Aus diesem Grund stelle ich mir Fragen und habe keine Antworten. Ich bezweifle, dass die beiden Mannschaften soviel besser arbeiten als alle anderen.
Sie haben auch schon Zweifel an Armstrong angedeutet.
Boyer: Zweifel, ob die Früchte seiner Siege (fruit de ses victoires) etwas verstecken, ob die Frucht nicht ein wenig angefault ist. Viele sagen, da ist etwas. Die Wahrheit kommt immer nach ein paar Jahren heraus, das zeigt die Geschichte des Radsports. Für den Radsport, für meinen Sport, hoffe ich, dass wir herausfinden, dass Armstorngs Leistungen nur die Frucht seiner Arbeit und Klasse war und nichts anderes. Ich wünsche mir, dass sich herausstellt, dass unsere Zweifel nicht berechtigt waren.
Sie verdächtigen Armstrong?
Boyer: Nein, soweit gehe ich nicht, weil ich keine Anhaltspunkte habe für einen Verdacht. Aber in den zwanzig Jahren, in denen ich im Radsport bin, habe ich großartige Rennfahrer gesehen wie Hinault, Fignon, LeMond, Indurain. In ihren Rennen waren sie Champions. Armstorng ist nicht wie sie. Er hat nicht alles, was einen Champion ausmacht. Das Verhalten, der Respekt gegenüber Gegnern und Publikum, der Wunsch, seine Leidenschaft rüberzubringen, indem man sich Zeit nimmt zu sprechen und sie zu teilen. Armstrong ist wie eine Wand. Er macht, was er tun muss und bringt nichts rüber. Es gab viele Kinder, die haben geträumt, als sie Hinault, Indurain und die anderen gesehen haben. Ich glaube nicht, dass Armstrong zum Träumen bringt.
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ISSOIRE, 22.07.05 (rsn) - Lance Armstrong wollte nicht nur die Tour, sondern auch die Herzen der französischen Fans gewinnen. Das letztere ist ihm nicht gelungen. Die teilweise hasserfüllten Reaktionen der Zuschauer liegen sicherlich auch im tiefen Anti-Amerikanismus der Franzosen begründet. Aber das ist es nicht allein, wie Ex-Profi Eric Boyer, Tour-Fünfter von 1988 und heute Teammanager bei Cofidis, meint.
Die Franzosen sprechen viel von der Tour der zwei Geschwindigkeiten. Sehen Sie das auch so?
Boyer: Bei allen 20 ProTour-Teams wurde eine enorme Vorbereitungsarbeit gemacht in allen Bereichen, Training, Ernährung, Taktik, psychologische Einstellung usw. Ich bin überzeugt, dass die Unterschiede da nicht groß sind. Trotzdem stehen zwei Teams, Discovery Channel und CSC, weit über allen anderen. Dahinter klafft ein Riesenloch, wobei T-Mobile dank ihrer Fahrer wie Ullrich, Vinokourov und Klöden noch dazwischen sind. Aus diesem Grund stelle ich mir Fragen und habe keine Antworten. Ich bezweifle, dass die beiden Mannschaften soviel besser arbeiten als alle anderen.
Sie haben auch schon Zweifel an Armstrong angedeutet.
Boyer: Zweifel, ob die Früchte seiner Siege (fruit de ses victoires) etwas verstecken, ob die Frucht nicht ein wenig angefault ist. Viele sagen, da ist etwas. Die Wahrheit kommt immer nach ein paar Jahren heraus, das zeigt die Geschichte des Radsports. Für den Radsport, für meinen Sport, hoffe ich, dass wir herausfinden, dass Armstorngs Leistungen nur die Frucht seiner Arbeit und Klasse war und nichts anderes. Ich wünsche mir, dass sich herausstellt, dass unsere Zweifel nicht berechtigt waren.
Sie verdächtigen Armstrong?
Boyer: Nein, soweit gehe ich nicht, weil ich keine Anhaltspunkte habe für einen Verdacht. Aber in den zwanzig Jahren, in denen ich im Radsport bin, habe ich großartige Rennfahrer gesehen wie Hinault, Fignon, LeMond, Indurain. In ihren Rennen waren sie Champions. Armstorng ist nicht wie sie. Er hat nicht alles, was einen Champion ausmacht. Das Verhalten, der Respekt gegenüber Gegnern und Publikum, der Wunsch, seine Leidenschaft rüberzubringen, indem man sich Zeit nimmt zu sprechen und sie zu teilen. Armstrong ist wie eine Wand. Er macht, was er tun muss und bringt nichts rüber. Es gab viele Kinder, die haben geträumt, als sie Hinault, Indurain und die anderen gesehen haben. Ich glaube nicht, dass Armstrong zum Träumen bringt.