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DIY: 6-Stoppomaten-Brevet über 656km

Da ich aufgrund familiärer Gründe doch nicht nach St. Peter Ording konnte, bin ich dafür morgen um 12Uhr mit Kendo05 am Start. Bin schon gespannt.
 
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So, wir haben uns durch's "5-Stoppomaten-Brevet" durchgekämpt. Ich glaube, das kann ich für uns beide behaupten. Ansonsten wird hier nachfolgend von mir die Rede sein, weil wir nur auf der ersten Teilstrecke und dann nochmal im Mittelteil zusammen unterwegs waren. Wer wo wann unterwegs war, habe ich noch nicht wirklich verstanden. Fakt ist, dass wir beide wohlbehalten gestern Nachmittag in Heidelberg wieder angekommen sind - @Raynec anscheinend ca. 1h früher als ich.
Edit: Jetzt wird mir einiges, aber nicht alles klar :)

Am Sa. um 12:00 sind wir in Heidelberg an der Alten Brücke gestartet und mit günstigem Wind und einem 30er-Schnitt das Neckartal nach Hirschhorn zum ersten Stoppomaten hoch. Das Zusammenfahren klappte hervorragend und hat ausgesprochen Spass gemacht:daumen:
Start Alte Brücke.JPG

Hirschhorn-Stoppo.JPG



Der Abschnitt durch den Odenwald ist, wie @luzie richtig schrieb, eine schöne "Roller-Strecke" ohne harte Anstiege. Der weitere Weg Richtung Frankfurt ist dann nicht unbedingt ein Highlight, aber so wie von luzie geplant (der Teilabschnitt Dieburg - Köngersheim bei MZ stammt von luzie) gut zu fahren. In Neu Isenburg bei km115 haben wir unsere erste Pause bei einer größeren Bäckerei im Einkaufszentrum (Ortsmitte rechts) gemacht.

Der Track geht dann wirklich mitten durch Frankfurt - an der Paulskirche vorbei und sogar ein Stückchen über die Zeil. Wir fanden das irgendwie ganz spaßig. Die von mir ursprünglich geplante Strecke östlich vom Stadtzentrum rollt sicher etwas besser. Muss man wissen, was man will.
Frankfurt.JPG


Am Feldberg kam ich mir geradezu sportlich vor, da ich ohne viel Mühe 2 Kollegen überholen und mit einem ein Stück mitfahren konnte. Das war auf dieser Tour der letzte echte Berg, den ich als locker empfunden habe. Nach irgendwas um 46Min habe ich abgestempelt (Edit: Es war tatsächlich 44:56). Der Ausflugsverkehr nach oben war gegen 19:00 nicht mehr so arg, sondern kam uns eher nach unten entgegen. Hat mich nicht weiter gestört.
Feldberg3.JPG

Feldberg4.JPG

Feldberg5.JPG

Feldberg2.JPG


Die nachfolgenden Überlegungen und Ereignisse hat Raynec ja in seinem Bericht weiter unten bereits geschildert. Den Streckenabschnitt rund um Wiesbaden bis zur Rheinbrücke möchte ich lobend erwähnen, luzie - hat mir sehr gut gefallen.

Die Wirtschaftswege in Rheinhessen kann man tatsächlich als eher "rustikal" bezeichnen. Da muss ich Dir recht geben, @rajas - Betonplatten mit vielen Rissen und Buckeln. Der Bahntrassenradweg ist anderseits sehr schön zu fahren. Letzlich ist es wieder Geschmackssache. Man kann die sternklare Nacht auf einsamen Wegen genießen oder halt auch der Landstraße flotter vorankommen.

In den Göllheim-Stoppo bin ich übrigens um 1:57 reingefahren, zusehens verwundert, von Raynec weit und breit nichts mehr zu sehen. Ich dachte, ich hätte ihn vielleicht unbemerkt bei einer Pinkelpause überholt. Von der Strecke war ich durchaus angetan, obwohl ich mir nicht viel davon versprochen hatte - ein schönes einsames Sträßchen. Die Gefällestücke an mehreren Stellen haben mich jedoch irritiert. Ich dachte schon, ich hätte das Häuschen verpasst, aber nach 20:55min tauchte es schließlich doch noch unscheinbar rechterhand auf einem Parkplatz auf.

Es folgte der auch nicht zu verachtende Anstieg nach Hettenleidelheim, auf dem mir von Jugendlichen aus einem Auto heraus Bier angeboten wurde. Eigentlich hätte ich durchaus nen Schluck brauchen können, habe aber dankend abgelehnt.

Bei der Autobahnraststätte dort passierte mir ein Missgeschick, das sich akustisch etwa so äußerte "Klonk - Autsch! - Pffft..." Auf der Suche nach einem Weg hoch zur Raststätte war ich in einen vermeintlichen Fussgängerweg reingefahren - und dabei mit Anlauf gegen eine rund 10cm hohe scharfkantige Treppenstufe gedotzt, vom Rad gekippt, Knie aufgehauen, Reifen platt. Mein erster Gedanke war "Was war das denn:eek:?" Mein zweiter Gedanke "Hoffentlich hat diese Nummer niemand gesehen:confused:" Man kommt zur Raststätte tatsächlich über einen Trampelpfad rechts am Restaurant vorbei oder über die offizielle Zufahrt weiter hinten. Das Restaurant hatte zu der Zeit übrigens zu. Es gab Dreiecksandwiches von der Tanke, nachdem der Schlauch gewechselt war. Weiterhin stand für mich die Frage im Raum, ob Raynec wohl hinter mir war und noch auftauchen würde.

In der nächsten Ortschaft, in der schon die Baustelle Neuleinigen großräumig angekündigt war, wollte ich gegen 4:00 etwas schlummern. Ich hielt das für eine ganz ausgefuchste Idee, weil es ja praktisch keine Durchfahrt in den nächsten Ort gab. Es war ein Irrtum:(. Alle paar Minuten fuhr ein Auto durch dieses blöde Kaff:mad:. So gings denn weiter, ohne was für das Wohlbefinden getan zu haben, aber mit 25 verschwendeten Minuten.

Im Morgengrauen war ich auf der Weinstraße und irgendwo bei Leistadt ging die Sonne auf.
Sonnenaufgang.JPG


Am Starthäuschen des Kalmit-Stoppos schien bereits ganz ordentlich die Sonne und ich holte auf der Wiese dahinter mein Schläfchen nach - während Raynec zur gleich Zeit ca. 500m höher am Gipfel dasselbe tat. Um 7:00 starte ich und war nach 33min oben. Wenn ich gut drauf bin, sind's 10 weniger. Tatsächlich war erstaunlich, dass schon einiges an Rennradlern unterwegs war, so früh an diesem wunderschönen Morgen.
Kalmit1.JPG

Kalmit2.JPG



Mit dem Wissen, dass es zum 5. Stoppo - und Nachhause - auf direktem Wege keine 80km sind, lässt sich auch bei schönem Wetter nicht ganz so leicht auf eine ausgedehnte Schleife in den Pfälzerwald starten. Man muss es halt wollen - oder denken, es zu müssen. Die folgenden Kilometer bis Anweiler gehören aber sicher mit zum schönsten, was man in Deutschland so unter die Räder nehmen kann.
In Anweiler habe ich bis gegen 11:00 erstmal sehr schön in dem großen Bäckerei-Cafe am Ortsausgang (bei Aldi) gefrühstückt.

Der wunderbare Rückenwind hat mich sehr beflügelnd durch die Rheinebene geschoben. Wäre der aus der entgegengesetzten Richtung gekommen, hätte die Tour für mich vielleicht doch noch an einem Bahnhof geeendet. Viel hätte ich dem nicht mehr entgegenzusetzen gehabt.

Auf dem Weg zum finalen Königstuhl-Stoppo habe ich noch 2 Powernaps eingelegt. Das Ziel - und die Zeit - hatte ich mittlerwele etwas aus den Augen verloren.

Meinen Hausberg bin ich dann schließlich in einer rasanten knappen halben Stunde hoch geschlichen. Wenn ich mir Mühe gebe - und kein Gepäck dabei habe - schaffe ich es zuweilen auch unter 17min.

So stand ich dann um 17:00 nach 29h brutto, 21:35h Fahrzeit, einem Schnitt von 23,5 wieder am Ausgangspunkt. Ab dort hatte ich übrigens 508km und 5.425hm auf dem Zähler, Raynec. Wie's oft bei mir bei solchen Touren ist, kommt die Euphorie erst einige Zeit später. Es ist wirklich eine anspruchsvolle - und auf weiten Teilen sehr lohnende - Strecke. Das "6-Stoppomaten-Brevet" über 656km wäre für mich gestern definitiv eine Nummer zu hart gewesen. Mal schauen, wann sich jemand daran versucht:D
 
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Durchgekämpft ist der richtige Begriff. Zum Glück muss ich erst um 13 Uhr heute anfangen zu arbeiten.

Um 12 Uhr in Heidelberg mit Matthias getroffen und los gings. Wir fuhren die ersten KM zügig zusammen. Der erste Stoppomat war schnell erreicht. Mir wurde schnell klar, dass Matthias deutlich schneller fährt als ich. Wahrscheinlich habe ich die ersten Km bis zur Pause und dann bis zum Feldberg für mich zu viel Gas gegeben. Bis Neu Isenburg hatte ich schon den ersten Hänger und ich blieb im Windschatten. Nach der Pause ging es ganz gut. In Frankfurt konnte ich mich wieder erholen. Erst als es zum Einstieg zum Feldbergstoppo nur Bergauf ging merkte ich schnell, dass ich keinen Saft mehr hatte. Ich sagte Matthias, dass wir uns oben treffen. Unterwegs am Feldberg wurde mir schlecht und es war als hätte jemand den Stecker gezogen und es wurde schlimmer und schlimmer. Unterwegs hielt ich sogar an, was ich sonst nie tue am Berg, aber es ging nichts mehr. Mir tat mein ganzer Körper weh und mir war soooo schlecht. Oben traf ich Matthias und wir besprachen gemeinsam die Situation. Ich sagte, dass ich aufhöre und ich den Track weiter fahre, bis ich auf eine Bahnstation treffen würde. Wir sind dann noch die Abfahrt gemeinsam gefahren, aber auf der Ebene sobald ich treten musste ging es mir wieder schlecht. Also informierte ich Matthias, dass es wirklich keinen Sinn macht zusammen zu bleiben. So fuhr er vorraus. An zwei kleinen giftigen Steigungen hielt ich jeweils an und trank und aß etwas. Zudem nahm ich eine Aspirin zu mir, da ich gehört hatte, dass es das Blut verdünnt. Ich dachte mir schon, dass ich eventuell zu wenig getrunken hatte, wobei ich wirklich eine Flasche nach der anderen unterwegs getrunken hatte. Ich nahm auch Salz zu mir und nach ein paar KM gemütlichen Rollenspiel würde es wieder besser. Ich war froh und beschloss die Fahrt bis zur nächsten DB Station zu rollen und es bis dahin zu genießen.
In Mainz Kostheim oder so traf ich direkt auf eine Bahnstation. Nun kam in meinem Kopf die Idee auf, einfach gemütlich bis zur nächsten DB Station zu fahren, weil irgendwie war der Abend zu schön, um ihn wartend auf einen Zug zu verbringen. Und diese Entscheidung war im Nachhinein die Beste. Irgendwie sah ich es als Radreise an ohne Zeiteinschränkung. Wann ich in HD ankommen würde war mir egal. So pedalierte ich in die Nachthinein und trank und aß auf dem Rad, was die Taschen alles so hergaben. Matthias wähnte ich weit vor mir.
Irgendwo hinter Bodenheim kam Matthias plötzlich von hinten und wir wunderten uns beide sehr. Ich muss ihn unterwegs überholt haben, aber wo? So genau haben wir das beide noch nicht rausgefunden.
So fuhren wir gemeinsam weiter bis wir am Friedhof in Bechtolsheim gemeinsam Pause machten. Nach der Pause lief es bei mir wieder ganz gut, nur sobald ich richtig Druck in die Pedale gab, merkte ich, dass da nicht viel mehr war, so pedalierte ich wie bei meinen bisherigen Brevets auch ruhig vor mich hin und vermied es druckvoll zu fahren.
Nach Alzey kamen wir an einer Wasserstelle vorbei und Matthias wollte dort sein Wasser tauschen, da er dem Friedhof Wasser nicht traute. Er meinte ich solle ruhig langsam weiter fahren, was ich dann auch tat. Das war das letzte Mal, dass ich Matthias noch sah. So pedalierte ich ruhig vor mich hin. Am Göllheim Stoppomat fand ich zwar den Start, aber das Ende nicht. Die Karte behielt ich in der Tasche und es stellte sich später heraus, dass ich diese noch gut gebrauchen könnte.
An der BAB Raststätte hatte ich keinen Bedarf auf eine Pause. Gegessen und getrunken hatte ich ja unterwegs genug und so fuhr ich weiter vor mich hin. Die Nacht war wunderschön und ich war froh, dass ich das Brevet weiter fuhr und nicht in der Bahn saß. Zwischendurch kam ich mitten in eine Baustelle und ich schob das Fahrrad an Kieshäufen, welche die ganze Straße blockierten vorbei und war froh, als ich das Ende der Baustelle erreichte.
Irgendwo traf ich auf eine Agip Tankstelle und füllte meine Vorräte wieder auf. Besorgte Leute wollten mir ein Taxi aufdrehen und fragten, ob mit mir alles in Ordnung sei. Sah ich so müde aus? Ich fühlte mich nicht müde. Auch rief mir ein Autofahrer unterwegs zu, ob er mir helfen könne. Ich antwortete ihm, dass alles gut sei und die Nacht super zum Radfahren sei. So fuhr ich bis Neustadt und war nicht müde. Also beschloss ich den Kalmit hochzufahren und oben zu schlafen. Am Kalmit Einstieg gab es keine Stoppokarten mehr, aber ich hatte meine noch vom Göllheimer Stoppo und so stempelte ich unten um 4:58 Uhr und oben um 5:39 Uhr. Um den Stoppomaten gab es keinen guten Platz zum schlafen und so fuhr ich auf den Kalmit hoch, um dort ein Plätzchen zu suchen. Bei aufgehender Sonne fand ich direkt am Turm oder was das ist eine große Bank. Ich zog meine nassen Sache aus und alles trockene an,was ich noch hatte und legte mich zum schlafen. Leider war mein Handy ausgefallen, so dass ich auch kein Wecker stellen konnte. Gegen 7 Uhr wachte ich wieder auf und setzte mich noch ein paar Minuten in die Sonne. Arm-und Beinlinge lies ich gleich an, da mir kalt war. Auf der Abfahrt würde es mir noch viel viel kälter. In einem kleinen Dorf nach der Abfahrt hatte eine Bäckerei offen und ich war so froh. Einen Kaffee zu trinken und mich aufzuwärmen. Die Runde durch den Pfälzer Wald war anstrengend, viele Höhenmeter und so richtig lief es bei mir nicht. Viel auf und ab. Nach viel Essen und trinken ging es langsam wieder besser. Durch die Erfahrung vom Vortag, trank ich sehe sehr viel. Dadurch waren die Flaschen auch schnell leer, was im Pfälzer Wald durchaus ein Problem werden kann. Durch Zufall fand ich einen Wasserhahn an einem Haus und später eine kleine Quelle. Zwar kein Trinkwasser, aber ich habe es überlebt.
Ab Annweiler lief es wieder sehr gut bei mir und bis Sinsheim fuhr ich locker pedalierend dahin. An der Bahntrasse mit den Draisinen zum ausleihen, weiß nicht wo das war, lief es wie Sau. Rückenwind und Fläche Strecke. Das war reiner Genuss und ich brauchte keine Kraft. An allen Tankstellen unterwegs 3-4 Stück hielt ich an und trank etwas und füllte die Flasche. wieder auf. Erst An den Steigungen vor Sinsheim merkte ich doch, wie müde ich war, aber eine Pause kam mir nicht in den Sinn. Es Waren ja nur noch ein paar KM bis HD. Den letzten Stoppomaten hatte ich irgendwie verdrängt. Die letzten KM zum Stoppomaten waren verdammt hart und steil. Um 15:17 unten eingestempelt und um 15:48 Uhr oben wieder aufgestempelt. Auf der Abfahrt nach HD habe ich meine letzten Bremsklötze gebraucht. Dann schnell durch das Gewimmel an der Altstadt und ab nach Schlierbach, da stand mein Bus.
Mein Tacho sagt: 526 km gesamt. Fahrzeit 23:34 Std. 22,35 Durchschnitt. 5475 Höhenmeter.
Ich sage: tolle Strecke, vieles gelernt und danke Matthias für die Idee.
 
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Gut gemacht :daumen:

Interessant, dass ihr trotz unterschiedlicher "Strategie" fast zeitgleich angekommen seid.
Habt ihr euch auf der Kalmit verpasst?

Der Abschnitt durch den Odenwald ist, wie @luzie richtig schrieb, eine schöne "Roller-Strecke" ohne harte Anstiege. Der weitere Weg Richtung Frankfurt ist dann nicht unbedingt ein Highlight...
@kendo05 Ja, weiß ich. Deshalb bot ich ja noch eine Alternativstrecke für diesen Abschnitt an ;-)
 
Wahrscheinlich haben wir uns auf der Kalmit verpasst. Ich saß ja noch kurz in der Sonne, habe mich dann umgezogen und musste mich vor dem Kalmit Parkplatz kurz hinter die Büsche schlagen. Dann habe ich ja nur noch kurze Pausen gemacht. Bin mal gespannt, was Matthias dazu meint.
Auf jeden Fall bin ich heute platt und merke, was ich getan habe.
Zudem habe ich viel Verbesserungpotenzial am Equipment und an mir festgestellt, aber dazu später mehr....
 
@kendo05
Danke nochmal für die Idee und das "zusammen" fahren, auch wenn nicht die ganze Strecke. In der Analyse fährst Du eine viel schnellere Durchschnittsgeschwindigkeit als ich ( was ich ja auch auf den ersten 150 km erlebt habe), während ich eher langsam am Berg und in der Ebene ohne Druck fahre, dafür nur kurze Pausen gemacht habe. Hättest Du am Anfang Dein Tempo gefahren und nicht auf mich warten müssen, dann wärst Du auch viel viel schneller gewesen, zudem hast Du ja dankenderweise am Feldberg ewig auf mich gewartet. Übrigens fand ich es sehr toll, dass Du so offen diskutiert hast und für jede Lösung offen warst. Das war echt ein feiner Zug.

Auf meiner to Do Liste ist jetzt ein 1000er in Bayern und das Stoppomaten Brevet in ganzer Länge. Ich bin dabei.
 
Ah und Göllheim Stoppo ist nachts echt eine Sache. Teilweise spoky, aber wunderschön. Links und rechts der Straße raschelte es unaufhörlich und eine Menge Getier zieht dort Nachts durch die Gegend.
 
@kendo05 Schade, dass aus deinem angestrebten Zwischenziel -Sonnenaufgang auf der Kalmit- nichts geworden ist.

Noch mal Danke für die Inspiration und vielleicht klappt es ja im nächsten Jahr mit der großen Runde ;-)
 
"Erstes 6-Stoppomaten-Brevet"

05.-07.08.2016, 664km, 6.550km, 43:11 brutto, 29:13 netto, Schnitt in Bewegung 22,7km/h

Mein erstes 6-Stoppomaten-Brevet ist Geschichte, und ich blicke zurück auf ein anstrengendes und erlebnisreiches Wochenende.

Neckartal und Odenwald
Punkt 18:30 freitags drücke ich auf Start an der Alten Brücke in Heidelberg. Flott gehts durchs Neckartal, der abziehenden Schlechtwetterfront hinterher, Abendsonne bescheint Berghänge und Sandsteinburgen. Schnell ist der Hirschhorn-Stoppomat erreicht. Eben noch im nervenden Feierabendverkehr unterwegs, einen Abzweig später in pittoresker Einsamkeit. Einzig meine gelegentlich leicht krampfende Wade irritiert mich etwas. Einen Grund hat sie doch nicht. Die Woche über bin ich nur locker gefahren und bisher konsquent im Eco-Mode.

Bevor es am nördlichen Ende des Odenwaldes so langsam wieder runter geht, erscheint der Feldberg im letzten Abendrot am Horizont - das nächste Ziel. Unten angekommen, setzt erstmal ein doch nicht zu ignorierender Schauer ein. War ja nach Wettervorhersage gar nicht vorgesehen. Ich beglückwünsche mich dazu, Regenjacke und Überschuh eingepackt zu haben. Beides werde ich im weiteren Verlauf der Tour noch sehr gut brauchen können.

Rhein-Main und Feldberg
Gegen 23:30 lege ich nach 112km meine erste größere Pause bei Burger King in Offenbach ein. Bislang liege ich sehr gut im Plan, sowohl was Tempo als auch Standzeit betrifft. Bei der Durchfahrt durch Frankfurt fange ich dann, an Zeit zu verbummeln. Die Strecke verläuft viel gradliniger als letztes Jahr, doch die grüne Welle ist hier selbst nachts nicht für Radfahrer gemacht. Bis zum Feldberg-Start in Oberursel verliere ich gut 20min gegenüber meinem anscheinend zu optimistischen Plan.

Auf der Stoppomat-Strecke staune ich über den nicht unbeträchtlichen Verkehr, den ich hier zu dieser Zeit, gegen 2:00 nicht erwartet hätte. Ab der Abzwiegung Sandplacken wirds schließlich doch einsam. Aber auch oben am Gipfel befinden sich 2 Autos mit Menschen. Während meiner 2-stündigen Schlafpause kommen noch 1-2 weitere vorbei. Ich frage mich im Halbschlaf, was die hier machen. Die fragen sich wahrscheinlich, warum einen Typ neben einem Rennrad im Eingang des Fernmeldeturms liegt. Konsequent schäle ich mich nach 2 Stunden bei 10°C aus dem Schlafsack, packe zusammen, ziehe als letzten Joker die Regenjacke und rolle im Morgengrauen vom Feldberg, ohne dabei zu erfrieren.

Rheinhessen und Göllheim-Stoppomat
Von vor Wiesbaden (letztes Jahr von @luzie geplant) und dann durch fast ganz Rheinhessen gehts vorwiegend auf Rad- und Wirtschaftswegen, leider oft recht holprig. Einen Teil hatte ich nach den Eindrücken vom letzten Jahr schon auf Straße umgeplant, aber einiges ist immernoch an eher rustikalen Abschnitten dabei, die man überdenken könnte.

Hügelig gehts übers Land, etwa mehr auf als ab, wie mir scheint. Auch sehe ich verdammt viele drehende Windräder von hinten. Scheint überraschend weit nach Westen gegen den Wind zu gehen. Nach ganz schön langer Zeit ist der Göllheim-Start erreicht. Eigentlich eine sehr nette - und leichte - Strecke bei Tag. Letztes Jahr nachts hat sie mich mehr beeindruckt. Wenn man erstmalig hier fährt, wundert man sich über die längeren Flach- und Gefällestücke im oberen Teil. Auch ist das Zielhäuschen so blöd angeordnet, dass man eigentlich sein Rad hinschmeißen und einige Meter über Schotter laufen muss, um dann abzustempeln. Aber es ging von der Genehmigung her vermutlich nicht besser. Ich habs ja heute nicht so eilig.

Pfalz und Kalmit
Es ist langsam ordentlich warm. Der viele Trubel auf der Weinstraße nervt. Ich bin froh, als der Start vom Kalmit-Stoppo erreicht ist. Weiterhin hänge ich so ca. eine halbe Stunde hinter meinem Plan. Ich leg mich erstmal für 10min auf die Wiese hinter dem Starthäuschen. Nach gut 300km tun die Fusssohlen vom permanten Treten weh. Sonst bin ich in sehr guter Verfassung. Ich kann auch noch ganz gut mit einem etwas älteren, aber dafür frischeren und weniger bepackten Rennradkollegen mithalten. Oben gibts mal wieder was richtiges zu Essen. Leider ziehen inzwischen sehr dunkle Wolken auf, es hat nur noch 16°C und fängt an zu tröpfeln. Gerne hätte ich hier meine nassen Klamotten von letzter Nacht getrocknet. Wieder ne trockene Garnitur für die nächste Nacht wäre schon nett. Der Blick von oben auf den gegenüberliegenden Schwarzwald verheißt wieder Sonne.

Elsaß und Ortenau
Auf Scheibenhardt/Pfalz folgt nahtlos "Scheiben'ard"/Alsace. Im wieder frage ich mich, warum die Rheinebene eigentlich Rhein-EBENE heißt. Hügelchen um Hügelchen gehts hoch und runter. Der Schnitt klettert 23,13 ...,14, ...,15 und er fällt wieder ...,14, ...,13, usw., seit Stunden. Schließlich wird es doch noch eben - und ich stehe vor einer Autobahnauffahrt. Hier ging noch vor einigen Jahren eine für Fahrräder zulässige Strecke über die Staustufe Iffezheim. Aber jetzt und hier ist das unignorierbar eine Autobahn. Ich schlage mich über einen Feldweg mit großen Schlammlöchern parallel zur Autobahn zu einem Factory-Outlet durch. Hier sind Radwege aufgemalt. Folglich muss man hier auch mit dem Rad wieder wegkommen. Geht es auch - zum einige km nördlich verlaufenden Rad-Rheinübergang.

Okay, vergiss einfach den Zeitplan, genieß die Abendsonne. Auf tollen Nebenstrecken gehts durch die topfebene Ortenau. Um 20:40 habe ich in Renchen die Eingebung hier doch den Penny zu nutzen, statt auf den einige km weitergelegenen Rewe zu setzen. Tatsächlich ist der dann reichlich zu, noch nicht eröffnet, dauerhaft geschlossen, wie auch immer. Google-Maps weiß halt auch nicht immer alles richtig.

Nachts im Schwarzwald
Da steht er nun vor mir, nach 460km, der wohl härteste Stoppomat Deutschlands. Es geht von Anfang an sehr unmißverständlich steil bergauf, die Straßenschilder kündigen 18% an (mein Tacho speichert 12% als Max-Wert). Wie am Feldberg in der Nacht zuvor staune ich über noch mehr Verkehr. Teils im Minutentakt kommen Gruppen von Autos die schmale Straße hoch und runter gefahren. Es scheint eine sehr wichtige Verbindung zwischen Freudenstadt und Autobahn zu sein. Als problematisch empfinde ich es nicht. Die Autos können nicht schnell fahren und man sieht sich gut gegenseitig durch die Scheinwerferkegel.

Bis zum Schluss steil, aber schließlich ist gegen 23:30 das Ziel erreicht. Der Ausblick auf die Lichter in der Rheinebene toll. Der Sternenhimmel darüber phantastisch. Dafür reisen Leute in die entlegensten Winkel der Welt. So intensiv habe ich die Milchstraße seit Jahren nicht mehr gesehen.

Und jetzt? 12°C, noch kurz/kurz und nass - das Höhenprofil verheißt noch etwas Auf und Ab. Erstmal Ärmlinge an und weiter? Nach den ersten Abfahrtsmetern entscheide ich mich doch für das volle Programm an warmen und trockenen Klamotten. Auf der B500 ist nicht viel los. Das ist jetzt so eine Nachtfahrt, die sich einem ins Gedächtnis einbrennt.

Auf der langen Abfahrt ins Murgtal ist es jetzt doch mühsam, die Konzentration aufrecht zu erhalten. Kurve um Kurve, leuchtender Pfosten um leuchtender Pfosten, Mittelstreifen und Mittelstreifen,... So langsam wäre wieder etwas Schlaf nicht verkehrt. Aber hier oben ist es kalt. Höhe abbauen, Höhe abbauen,... Eigentlich hatte ich noch das ganze Murgtal runter fahren wollen, zu Mc Donalds und dann unten 2h schlafen. Aber das kann ich mir momentan absolut nicht mehr vorstellen. Ich finde gegen 1:00 ein etwas abseits gelegenes schick eingerichtes Bushäuschen, breite Isomatte und Schlafsack aus und stelle den Wecker auf 3:05. Als er losdüdelt, wird mir klar, dass ich mich in ein taktisches Missgeschickt manövriert habe: Ich fröstel leicht im Schlafsack, habe nichts weiter als meine Regenjacke mehr zuzulegen und kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, jetzt ungefähr eine Stunde vorwiegend bergab zu fahren. Ich schlafe weiter bis zum Morgengrauen. Da gehts dann besser mit dem Aufstehen.

Ab Nachhause durch den Kraichgau
Auf der menschenleeren Bundesstraße gehts vielleicht ne Stunde das Tal runter. Den wirklich wunderschönen alternativen Radweg schenke ich mir und laß es endlich mal wieder rollen. Bin ja schon verdammt lang unterwegs. Wird ein richtig schöner Sommertag heute. In 2 Umkleidepausen stelle ich um auf kurz/kurz.

In Ettlingen liegt, ich hatte davon geträumt, tatsächlich eine Filiale der Badischen Backstub an der Ecke. Auch in Frankreich habe ich noch keine besseren Croissants gegessen. Das Motto "Wir backen Sie glücklich" ist Programm.
6-Stoppo-Brevet.JPG


Tja, und dann hatte ich vor einigen Wochen ja noch die tolle Idee, die Strecke der landschaftlichen Schönheit wegen doch so ein bisschen mehr durch das "Land der tausend Hügel", den Kraichgau zu legen. Frühere Bedenken hatte ich beiseite gewischt. Sind ja nur 2 Zacken mehr im Höhenprofil.

In der Realität wird es dann doch so richtig Kraichgau. Nach dem Motto "Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen" nähere ich mich dem finalen Königstuhl. Diesen meinen Hausberg fahre ich schließlich in deutlich besserer Verfassung hoch als beim letztjährigen "5-Stoppomaten-Brevet". Es geht noch auf dem 39er- statt dem 30er-Blatt (was sicher vernünftiger wäre) und einem ambitionierten Trekkingradfahrer kann ich noch Paroli bieten.

Ab Nachhause. Die 40h für ein 600er-Brevet sind lange verstrichen, aber gut 600km hatte ich nach 40h dennoch im Sack. Meinen ersten 600er überhaupt kann ich also auch offiziell als geglückt bezeichnen.

Holper, holper, holper, ...hach die letzten paar hundert Meter Kopfsteinpflaster rund um die Alte Brücke sind nochmal richtig was für Genießer. Um 13:41Uhr und 664km drücke ich auf Stopp.

Hier noch der Link zu meinem Stoppomaten-Brevet-Ordner bei gpsies. Er enthält auch älter Varianten, wie z.B. das 5-Stoppomatenbrevet 2015: http://www.gpsies.com/mapFolder.do?id=70465

Hier die Tracks, die ich 2016 gefahren bin: http://www.gpsies.com/viewTracksOnl...ileId=ozxkuexngfblsbzq&isFullScreenLeave=true
 
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Hut ab....super Leistung und alles alleine......Du hast meine Bewunderung sicher.

Danke für die tolle Idee und ich hoffe ich komme nächstes Jahr in den Genuss dieser Strecke.

Gruß aus Stuttgart.

Adrian
 
Danke für die Blumen:) Die Tracks habe ich im Beitrag oben ergänzt. Momentan ist noch der "Iffezheim-Bug" drin. Desweiteren teilweise recht holpriges Geläuf. Größtenteils würde ich das so wiederfahren, weil es auch irgendwie zu einem anspruchsvollen Brevet passt. Für Rheinhessen würde ich mir aber nochmal eine Alternative über Straßen anschauen.

Wünsche Nacharmern von Herzen Erfolg:daumen: Wer knackt als erster die brevetwürdigen sub 40h?
 
Hi @rajas! Und, bist Du letztes WE gefahren?
Ich kuriere momentan Bänderrisse in der Schulter aus. Erstmalig vom Auto über den Haufen gefahren worden. Vor Anfang Mai werde ich wohl nicht wieder auf's Rad steigen. Mal schauen, ob ich dann dieses Jahr auch noch ne längere Tour in Angriff nehmen kann.
 
Ach du Schreck, Gute Besserung!

Ja, ich bin gefahren:
Mein ehemals gebrochener Ellenbogen ist auf dem Rennrad aber doch um einiges stärker beansprucht als auf dem Gravelbike (neulich 1.100km Transcimbrica), auch hatte ich arg mit dem Temperaturanstieg von 20°C innerhalb 3h zu kämpfen und hatte zudem schon bei der Abfahrt am späten Freitagabend eigentlich gar keine 40h Zeit um die Gesamtstrecke zu fahren. Mein eigentliches Ziel war daher irgendwas um 500km in 24h, vielleicht ähnlich meines Versuchs von 2015. Alles zusammengenommen bin ich dann die #6StBv-Strecke von Mainz bis in die Südpfalz gefahren, habe sie da verlassen, bin nach Wissembourg übergesetzt, hab mir da den Bauch und den nicht vorhandenen Rennradkofferraum mit französischen Leckereien vollgestopft und bin mit 1,5kg Rotschimmelkäse durch die Frühlingswärme zurück nach Landau an den Bahnhof geflitzt.

P.S.: der Käse ist jetzt reif. ;)
 
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Betrachtest Du das Projekt damit nach wie vor als offen? Soll ich Dir Bescheid geben, falls ich dieses Jahr auch nochmal auf die Strecke gehen sollte? Ich würde allerdings "mein Tempo" fahren wollen - was auch immer das zu dem Zeitpunkt heißen mag.
 
Betrachtest Du das Projekt damit nach wie vor als offen?
Diese Frage ist jetzt aber ein ähnliches Oxymoron wie das Wort "Saisonabschluss", oder? :D

Bierernst: Ja, ich denke das Projekt #6StBv ist (für mich) definitiv noch aktiv. Und ja, ich möchte bitte unbedingt Bescheid haben wenn Du oder sonst irgendjemand fährt!
 
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