Es gibt meiner Meinung nach zwei Hauptprobleme, die diesen Konflikt auslösen:
1.) Der Deutsche Autofahrer hat es IMMER eilig. Ja, ich habe mich früher selbst oft genug erwischt, daß ich mich auch aufgeregt habe, wenn es einmal nicht so schnell ging, wie ich es wollte. "Mist, schon wieder ein Traktor, Radfahrer, LKW, etc. vor mir, ich komme 25 Sekunden später daheim an."
Ich weiß nicht woher es kommt, aber es ist so, daß hierzulande mindestens 50 Prozent der Autofahrer immer in Eile sind. Egal ob auf dem Weg ins Büro, zum Einkaufen, zum Stammtisch oder wieder nach Hause, der deutsche Autofahrer ist immer unter Zeitdruck. Es ist eine Katastrophe.
Jedes Jahr im zeitigen Frühjahr bin ich zusammen mit einer Gruppe zum Training auf Mallorca. Dort kommt es seltenst, eigentlich gar nicht vor, daß man von gestressten Autofahrern bedrängt wird. Scheinbar haben die Mallorqiner mehr Zeit als die Deutschen. Am schönsten war das Radfahren in Schweden. Letztes Jahr war ich dort 10 Tage mit dem Rad unterwegs. Stress auf den Straßen scheint dort ein unbekanntes Phänomen zu sein. Ruhiger als in diesem skandinavischen Land wird wohl kaum mit dem Auto gefahren. Wie gesagt, es ist mir ein Rätsel, warum wir Deutschen beim Autofahren immer unter Zeitdruck stehen. Ich versuche eisern, daß ich es mir abgewöhne.
2.) Es gibt aber auch oft genug Situationen, in denen wir Rennradfahrer selbst Schuld sind am Unmut der motorisierten Verkehrsteilnehmer. Für uns gelten eben auch Regeln und Vorschriften, die oft genug nicht eingehalten werden. Manchmal kann ich über den einen oder anderen Vereinskameraden nur den Kopf schütteln. Wenn wir z. B. mit vier bis sechs Mann zu einer Feierabend-Trainingsrunde ausfahren, dann gibt es manche Strecken, an denen es einfach besser ist. hintereinander zu fahren, als stur nebeneinander. Aber dann sind manche wieder sehr uneinsichtig und blockieren bewußt und absichtlich den Verkehr durch permanentes Fahren nebeneinander. Ebenso könnte ich von verbotenen Fahrten durch Einbahnstraßen berichten und von "übersehenen" roten Ampeln. Das muß nicht sein, auch wenn es in den Augen mancher Radfahrer kein Problem darstellt. Wir haben uns auch an Regeln zu halten. Wenn wir wie die Wilden unterwegs sind, kann man auch den Unmut mancher Autofahrer verstehen.
Einer meiner Vorredner hat es schon erwähnt, wenn jede Seite halbwegs vernünftig ist, dann sollte eine friedliche Ko-Existenz von Radfahrern und Autofahrern durchaus möglich sein.