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Aus Schrott mach neu, Teil 2: Der unbekannte Franzose

Knobi

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Verehrtes Forum, liebe Freunde!

Nach längerer Durststrecke möchte ich mich auch mal wieder mit einem eigenen Rad melden, das einige von euch schon längst kennen und das in halbfertigen Zustand schon seit zwei Jahren ziemlich gnadenlos benutzt wird: Der unbekannte Franzose.

Natürlich ist es auch wieder ein Durifort, und natürlich habe ich auch schon dran rumgebrutzelt, aber beides konnte ich am Anfang nicht ahnen.

Die Kernfrage ist dabei nach wie vor, was für ein Gerät das eigentlich ist bzw. ursprünglich mal war, und wie ich es nennen könnte. Das ist auch einer der Gründe dafür, warum es nach wie vor unlackiert ist, abgesehen von der wunderbaren Sorglosigkeit einer solchen Oberfläche und abgesehen davon, dass mir die Rattenoptik durchaus gefällt.

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Den Rahmen habe ich kurz vor der Eroica 2014 billig beim französischen Ebay geschossen und gerade noch rechtzeitig fertig bekommen, weil ich das ursprünglich dafür vorgesehene Flandria nicht leiden konnte.
Leider habe ich die Fotos vom ursprünglichen Zustand nicht mehr, aber sie sagten auch nicht viel aus, weil der Rahmen mehrmals umlackiert wurde und sich auch unter der soundsovielten Schicht Dosenlack nichts fand, das mir original erschien.
Der Rahmen kam mit sehr gut erhaltenen Mafac-Bremsgriffen inkl. fast rissfreier Gummis, seltsamen (aber schönen) Modolo-Cantis ohne nennenswerte Bremswirkung bei abartiger Handkraft, superschöner Simplex-Stütze mit Stahlkopf und einem Korken unten im Gabelschaft, warum auch immer.
Unter dem Lack fand sich ein recht ordentlich verarbeiteter Basisrahmen mit netten Details, aber seltsam schludrig gemachten Anlötteilen für Schalthebel, Zufgührungen und Cantis. Das bringt mich auf die Idee, es vielleicht mit einem nachträglich zum Tourer umgebauten Rennrad zu tun zu haben, wozu auch der kurze Radstand und vor allem das kurze Vorderteil passen.
Alle Rohre tragen den Durifort-Schriftzug (als würde er mich verfolgen) und haben französisch-metrische Abmessungen:
Oberrohr 26 mm, Unter- und Sitzrohr 28 mm, Vorbauschaft 22,0 mm, Tretlagergewinde M35x1 (beide Seiten Rechtsgewinde).

Der Rahmen ist mit 2200 g bei RH 52 unerwartet schwer, die Gabel mit 870 g auch nicht viel besser. Das passt zu einem Durifort 888, obwohl die Ziffernfolge dieses Mal nicht auf den Rohren steht, im Gegensatz zu meinem anderen.

Und jetzt mal ein paar Details, die vielleicht bei der Identifizierung helfen können. Was ich bereits verändert habe, sage ich anschließend noch.

Ordentlich und breit angelegte Sitzstreben:

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Alle Stege mit kleinen Unterlegblechen:

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Und ein netter Gag, den man hier natürlich kaum noch erkennen kann: Die aufgelötete Anschlagscheibe des Bremsstegs ist unten abgeschliffen, damit das Schutzblech ggf. sehr nah an den Steg rücken kann.

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Lang ausgezogene Standardmuffen von Bocama:

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Re: Aus Schrott mach neu, Teil 2: Der unbekannte Franzose
Sehr tolles Gesamtbild. Sind das Nitto Edelstahl-Flaschenhalter oder Marke Eigenbau? Hättest du von denen noch ein Detailbild, bitte ...

Gruß
 
Lange Campa-Ausfallenden mit relativ schlichter Anlegung der Rohre und Schutzblechösen (die hinteren am hinteren sind nachträglich von mir drangekommen):

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Ein langweiliges, aber stellenweise ziemlich dünngefeiltes Tretlagergehäuse (Zuganschläge von mir):

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Die Rahmennummer 17 unterm Tretlager und auf dem Gabelschaft:

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Ein simpler Gabelkopf mit sehr langen Verstärkungen auf der Innenseite und innen ausgefüllt mit sehr viel Lot für sehr schöne, runde Übergänge (Cantisockel von mir, weil original völlig schief):

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Ungewöhnlich: Aufgesetzte Gewindebuchsen für den Flaschenhalter, ohne Loch im Rohr. Sie dürften original sein, weil sie ordentlich aufgelötet sind.
@Braun, die Flaschenhalter sind Nitto-Nachbauten von Sellavia: geschweißt statt gelötet, nicht so teuer, im direkten Vergleich vielleicht sogar maßhaltiger.

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Vielleicht schon nicht mehr original: Außermittige Zugführungen auf dem Oberrohr (angesetzte Muffenspitze von mir).

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Ein herzförmiges Loch für den Kabeleintritt in der Muffe, mit Kabel leider nicht gut zu erkennen (angesetzte Muffenspitze von mir):

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Nicht immer ganz schlüssige Kabelein- und -austritte am Hinterbau; vor dem Ausfallende raus, über dem Ausfallende wieder rein und nur ca. 12 cm darüber schon wieder raus (rostfreie Unterlegscheibchen von mir):

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Was ich ändern musste bzw. wollte...

Einen zweiten Satz Flaschenhalterbuchsen am Sitzrohr, natürlich ebenfalls aufgesetzt:

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Einen ordentlichen Gegenhalter für den Bremszug:

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Eine kleine Verstärkung für den Klemmschlitz, weil er nur glatt eingesägt und schon minimal eingerissen war:

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Eine Pumpenspitze, um eine schöne, lange Pumpe mitnehmen zu können - notfalls auch zur Hundeabwehr, was hier immer wichtiger wird:

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Eine ordentliche Spitze für die Sattelmuffe, weil sie ohne einfach doof aussieht:

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Eine seeehr lange Verstärkung für das Unterrohr, weil die Schalthebelsockel vermutlich nachträglich drangeschlurt wurden und beim Verschleifen einiger Lottränen gleich auch 2-3 Zehntel Rohrwandstärke auf der Unterseite weggemäht wurden, warum auch immer. Seltsamerweise auch an Stellen fernab der Sockel, aber immer nur auf der Unterseite. Komisch.

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Und weil es wieder ein Durifort ist, bekommt er natürlich auch wieder Stege am Tretlagergehäuse, dieses Mal aber passend zum Alter weniger spektakulär und auch nur am Unterrohr.
Und weil ich die Zugführungs-Dreckfänger nie mochte, aber hier auch keine langweilige Führung unterm Gehäuse haben wollte, gab es noch einen Satz schöne Zuganschläge, in denen jetzt natürlich gedichtete Endhülsen stecken:

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Nach einer ordentlichen Fertan-Session, etwas Wachs auf den Rohren, mit den Teilen vom Flandria und einem Satz ganz frühen Shimano-Cantis von einem Kettler-MTB, die wenigstens auch wirklich bremsen, war das Rad dann fit für seinen ersten echten Einsatz. Na ja, jedenfalls fast.

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So blieb es dann über ein Jahr lang, bis mein Alltagsrad Schrott war und ich ein besseres für den Arbeitsweg und Regenfahrten brauchte. Damit kamen die Schutzbleche...
... und das Licht.
 
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Hehe, woher soll ich das wissen?

Aber weiter im Text.
Bei @ignatz hatte ich den wunderschönen, superleichten und einfach gut ausgedachten Velogical Felgendynamo kennengelernt und wusste seitdem, dass ich unbedingt auch mal einen brauche. Der Support ist übrigens spitze, auf allen denkbaren Kanälen, auch hier im Forum.

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Vorn gab es einen Edelux, obwohl ich den garnicht sooo überzeugend finde, wie er selbst gern wäre. Man könnte längst wesentlich hellere und leichtere Dynamoleuchten fürs gleiche Geld bauen, die mit etwas Feingefühl auch nicht hässlicher sein müssten - nur tut das eben leider niemand.

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Aber welches Rücklicht mochte dazu wohl passen, und vor allem auch zum restlichen Rad...?
Auf der Suche nach einem der französischen Domlinsen-Klassiker stieß ich völlig unerwartet auf einen deutschen Streuscheiben-Klassiker, der trotz Stahlblech und Echtglas leichter als die meisten aktuellen Plastikleuchten ist, hübsch steampunkig daherkommt und sogar eine richtig echte "Wellenlinie" gemäß StVZO trägt: Das Daimon.
Ich finde, sie passen recht gut zusammen.

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Ein irrer Gag ist seine zweite Linse, mit der der Fahrer kontrollieren kann, ob das Licht auch wirklich brennt. Die simple Steckfassung bekommt man dank eines Blechkragens am Gehäuse mit einem O-Ring zuverlässig wasserdicht, die Verschraubung ist über jeden Steckkontakt erhaben und innen werkelt eine moderne LED mit eigener Schaltung in einer E10-Schraubfassung: Die EnLight Pro10. Wunderbar rot, unglaublich hell, aber dazu später mehr.

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http://www.systart-webshop.de/fahrrad-led

Jetzt stand ich erstmal vor dem Problem, dass dem wunderschönen Stück deutscher Ingenieurskunst von Schmidt der mitgelieferte, wunderbar bescheuerte, sackschwere und potthässliche Lampenhalter im Weg stand, zumal er beim besten Willen nicht passte.

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Die käuflichen Alternativen fand ich auch nicht gerade rosig...

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... also musste ich mal in die Grabbelkiste greifen und ein wenig basteln:
 
Und natürlich musste auch noch eine Lösung für das Rücklicht her.
Das wollte ich nicht klassisch am Sitzrohr haben, weil ich diese Lösung gar nicht sinnvoll finde, wenn man z.B. mal einen Gepäckträger anbaut und auch wirklich bepackt. Todsicher verdeckt dann nämlich irgendein Gepäckstück, das plötzlich doch irgendwie nicht mehr in die Seitentaschen passt, das Licht.
Also gab es einen zierlichen Haltebügel, der vorerst an einer Trägeröse fest ist und später ggf. weiter hinten am Träger selbst sitzen kann. Dafür hat der Rahmen oberhalb des Kabelaustritts verschiedene Führungsösen bekommen, mit denen man das Lichtkabel bis zur ersten oder zweiten Etage eines klassischen Franzosenträgers führen kann, oder noch weiter nach oben.

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Schönes Rücklicht :) Wo hast du das aufgetrieben?

Das einzige andere Vorderlicht in der Stärke das mir jetzt noch einfiele wäre das IQ-X von Busch und Müller, die haben auch vom Cyo eine Alu-Variante die ich recht schick finde, und SuperNova E3. Alle drei aber nicht besonders sexy.
 
Aber zuerst musste ich mir noch die Gabel vornehmen.
Die (vermutlich nachträglich angebrachten) Mafac-Sockel standen selbst für die winzigen Modolos zu eng, außerdem außermittig und schief. Also weg damit.

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Weil sie sicher nicht mit Silberlot angelötet wurden und ich die Rohre nicht völlig weichkochen wollte, habe ich sicherheitshalber Unterlegbleche verwendet, natürlich auch aus echtem Rahmenrohr. Das passt ja auch zum restlichen Rahmen.

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Und der Velogical bekam natürlich auch seinen eigenen Sockel. Natürlich auch mit Unterlegblech und eigener "Lehre" zum Anlöten im richtigen Abstand und Winkel (leider nicht komplett zu sehen).

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Knobi, bitte verzeih den Spam, aber meine Begeisterung für den Velogical Dynamo muss ich hier mal öffentlich machen.

Der Velogical Seitenläufer ist für mich die sinnvollste Art der Stromversorgung am Radl. Der Reibwiderstand tendiert gegen Null. Der Aufbau ist genauso genial wie minimalistisch. Vom Design für mich schon Art Deco.
Das Reibrad mit dem O-Ring hat geringsten Verschleiß und begleitet mich bereits seit ca. 5.000 km klaglos im Dauerbetrieb. Die Jungs von Velogical sind sehr rührig und schreiben Service riesengroß.

Ich kann nur jedem empfehlen, sich einen anzuschaffen.

Danke für das Verständnis und die Nachsicht.

Gruß radltandler
 
Schönes Rücklicht :) Wo hast du das aufgetrieben?

Das einzige andere Vorderlicht in der Stärke das mir jetzt noch einfiele wäre das IQ-X von Busch und Müller, die haben auch vom Cyo eine Alu-Variante die ich recht schick finde, und SuperNova E3. Alle drei aber nicht besonders sexy.

Das Rücklicht gab es einfach in den ebay-Kleinanzeigen, ich hatte so eins aber vorher auch noch nie gesehen.
Den iQ-X finde ich durchaus gelungen, aber er kam an dieser Stelle zu spät. Kommt aber auch bald zu mir und an ein ganz anderes Rad, das wieder eine ganz andere Geschichte erzählt.
 
Das Rücklicht gab es einfach in den ebay-Kleinanzeigen, ich hatte so eins aber vorher auch noch nie gesehen.
Den iQ-X finde ich durchaus gelungen, aber er kam an dieser Stelle zu spät. Kommt aber auch bald zu mir und an ein ganz anderes Rad, das wieder eine ganz andere Geschichte erzählt.
Freu mich schon auf den Faden :)

Und sag mal, hast du das Brutzeln gelernt? Oder learning by doing? Wie dem auch sei - beeindruckend.
 
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