Das ist die eine Seite der Medallie und du hast sicher recht und ich widerspreche nicht. Die andere Seite ist, dass du sicher nicht der erste Kunde bist, der in zehn Läden war, bevor er - im besten Fall - in einem davon dann gekauft hat. Im Regelfall kauft der Kunde dann aber nicht beim ersten Besuch sondern beim zweiten oder dritten, sodass der glückliche
Siegerladen dann letztendlich zwei oder sogar drei Beratungs-/Verkaufsgespräche erlebt, bis schließlich
Kohle rüberwächst. Den Nutzen der Beratungstätigkeit des seriös arbeitenden Händlers hat aber oft der an der Selbstkostengrenze anbietende Mitbewerber, der Billiganbieter, der Katalog-Versand und der online-Versand. Der ein oder andere Händler musste daher irgendwann dicht machen, der andere musste irgendwann über Kosten/Nutzen seiner Beratung nachdenken. Mancher reagiert mit großen Preisschildern und durchgestrichen schwarzen und groß geschriebenen roten Preisen auf die Situation, ein anderer stellt Studenten in den Laden, die sich u. U. auch mit Rädern ganz gut auskennen, aber weniger pro Stunde kosten, als das was der Inhaber des Ladens für seine eigene Arbeitszeit berechnen muss. Denn in neun von zehn Fällen kann er sich seinen betrieben Aufwand ja ohnehin in die Haare schmieren und sich fragen, was in der Zwischenzeit alles an Arbeit liegen blieb, das jetzt den Feierabend mal wieder - wie immer eigentlich - bis in die Nacht verschiebt.
Wenn ein Häusermakler diese Relation von Kundengesprächen bis zu einem erfolgreichen Abschluss notiert, mag er noch ganz gut über die Runden kommen. Für einen Bäcker, der nur Brötchen, Halbpfünder, Pfünder und Zweipfünder im Regal hat, wäre es ruinös, wollte er jedem Kunden den Entstehungsprozess des in Kaufabsicht genommenen Brötchens vom Getreidekorn auf dem Acker bis ins Ladenregal erläutern, worauf der Kunde mit einem "ich überlege es mir dann noch einmal" den Laden verließe.
Also geht der Kunde zum Fachhändler, stellt fest, dass die Räder nicht nur teurer sind als beim Discount, sondern auch die Beratung hinter seinen Erwartungen zurückbleibt.
Denn was der Kunde f
ür sein gutes Geld ja erwartet, sind eine Beratung wie beim Verbraucherschutz aber Preise wie beim Discout. Ein Teufelskreis?
Wohl gemerkt: Ich werfe dem Kunden in dieser Angelegenheit nichts vor. Der Einzelne sieht ja auch nicht die Gesamtsituation. Der beratungsintensiv arbeitende Fachhändler aber wird irgend wann sagen:
"Ich bin mit der Gesamtsituation unzufrieden!"
Kunde "...warum?"
Händler "Ist dir eigentlich klar, was wir den ganzen Tag machen? Grundloses Anschleichen, stundenlanges Spurenlesen und völlig sinnlos Nebeneinanderherreiten!"
Kunde "Das nennst du reiten, was du da machst?"
Händler "Hast was gegen meinen Reitstil?"
Kunde "Des is ka Reitstil, des is Tierquälerei!"
Händler "Ah, dann leck mi doch am Arsch."
Kunde "Ja wie denn?!"