Mittlerweile sind 2 Wochen seid LPL vergangene und ich will noch kurz eine Rückmeldung/ Bericht hier geben.
Zusammengefasst fand ich die Veranstaltung sehr gelungen und überwiegend hat die Strecke echt viel Spaß gemacht. Es fahren viele sehr nette Leute unterwegs, mit denen man auch immer wieder ins Gespräch kommen konnte. Insofern würde ich jederzeit wieder bei diesem Event starten.
Aber nun von vorne: Ich bin bereits am Dienstag (einen Tag vor Start) nach Lüttich angereist. Dies ging zum Glück problemlos. Unterwegs habe ich noch einen kurzen Stop bei Leeze in Havixbeck eingelegt, da meine Laufräder neue Lager benötigten. Die Leeze-Mitarbeiter waren sehr hilfsbereit. Ich hatte mich vorher bereits angekündigt und so wurden binnen einer Stunde die Lager getauscht.
Den Starttag habe ich dann irgendwie vertrödelt. Da es sehr warm war, hatte ich die Nacht vorher nicht wirklich gut geschlafen. Ich habe noch einen Spaziergang durch die Stadt gemacht, Verpflegung eingekauft und ein Nickerchen gemacht. Ab dem führen Nachmittag wurde es dann in der Jugendherberge langsam quirlig. Immer mehr Mitfahrer kamen an, die Tracker wurden ausgegeben und es fand das Fahrerbriefing statt. Am Nachmittag gab es noch einen Schockmoment: Die Schalthebel am rechte STI stellten ihren Dienst ein. Ich hatte die Batterie frisch gewechselt, konnte auf den Schalthebeln aber rumdrücken wie ich wollte, das Schaltwerk bewegte sich nicht. Zum Glück konnte ich die Schaltfunktion auf die beiden Zusatzknöpfe der Ultegra StI umlegen, was auch funktionierte. Pünktlich zum Start hatte sich dann die Schalthebel auch wieder gefangen und funktionierten bis ins Ziel problemlos.
Pünktlich um 18 Uhr startete das Rennen. Es ging erstmal neutralisiert durch die Stadt hoch zur Zitadelle, wo der scharfe Start erfolgte. Während der neutralisierten Phase standen erstaunlich viele Leute an de Strecke und feuerten uns an. Direkt nach dem scharfen Start hatte ich meinen ersten Bug in der Routenplanung. Ich fuhr glücklich gerade aus auf eine Straße, während alle anderen links abbogen. Nach einer Haarnadelkurve nach links sah ich wie alle Mitfahrer auf einem Radweg vor mir die Kreuzung passierten, während ich mir einen Umweg über eine Straße gegönnt hatte. Nach 200m reihte ich mich artig wieder auf dem Radweg deutlich hinter der Gruppe ein. Die Stimmung war erstmal etwas gedrückt. Irgendwie ging es dann aus Lüttich auf erstaunlich großen Straßen heraus, bis ich an der Maas angekommen war.
Für die Strecke nach Dinant hatte ich mich für die flache Route entlang der Maas entschieden. Hier hatte ich bei der Planung einen „Arbeitsweg“ ohne Autos oder Kreuzungen direkt am Wasser gefunden.
Dort konnte ich endlich entspannt Tempo machen. Leider ließ die anfängliche Konzentration etwas nach. in dem Moment erwischte ich ein Schlagloch, nein ein Schlagkrater. Beim Einschlag hatte ich kurz Sorge, dass es mich vom Rad holt. Irgendwie ging es jedoch weiter. Die Spätfolgen des Einschlags machten sich aber erst ca. 200km später bemerkbar. In Huy ging es dann aus dem Maas-Tal heraus auf eine Hocheben und unspektakuläre nach Dinant, wo es wieder runter zur Maas eine wunderschöne Abfahrt gab. In den Parcour startete ich in den Sonnenuntergang.
Die Steigungen wurden schiebend bewältigt. Nach dem Parcour durch Dinant gab es an einem Kiosk kurze Verpflegung. Danach ging es wieder bergauf aus Dinant in die Nacht hinaus. Ab Dinant gab es für die Nacht keine Verpflegungsmöglichkeiten mehr.
Kurz hinter Dinant ging es auf einen ewig langen und unspektakulären Ravel in Richtung der Abbaye Notre Dame de Scourmont. Über mir war ein wunderschöner Sternenhimmel. Insgesamt war dies jedoch eine der dunkelsten Nächte, die ich jemals auf dem Rad erlebt habe. In keinem Haus und in keinem Ort brannte noch Licht. Es war schlicht dunkel wie in einem Bärenpopo. Kurz vor dem Kloster holte mich auch leider mein Schlagloch von früher ein. Mein linkes Knie begann plötzlich immer stärker zu schmerzen. Zu dem Zeitpunkt konnte ich mir dies noch nicht erklären, weil ich eigentlich keine Probleme mit den Knien habe. Irgendwann passierte ich das Kloster und machte mich weiter auf den Weg nach Laon.
Als das Knie immer schlimmer wurde und ich das linke Bein kaum mehr belasten konnte, hielt ich an und stellte fest, dass vermutlich meine Sattelstütze in Folge des Schlagloches gerutscht war. Die ursprüngliche Sattelhöhe wiederzufinden war jedoch ohne Maßband und im Dunkeln kaum möglich. Also erstmal wieder etwas pi mal Daumen herausziehen.
Gegen 4:00 Uhr morgens kam ich in Laon an und machte mich auf den Parcour hinauf zur Altstadt.
Da es kurz zuvor geregnet hatte, war an ein Fahren der Steigung nicht zu denken, der
Wahoo zeigte zwischendurch knapp 20% Steigung. Also wurde das Rad mal wieder fluchend einen Anstieg hochgeschoben. Oben an der Kathedrale angekommen überlegte ich die nächsten Schritte. Aufgrund der exponierten Lage zog es dort oben wie Hechtsuppe und war feucht. Deshalb entschied ich weiterzufahren. Ich machte mich also hinunter auf den Weg noch Soissons. Die Fahrt war wunderschön. Mit dem Nebel über den Feldern bei Sonnenaufgang fühlte es sich fast schon herbstlich an, begleitet von anfangs einem wunderschönen Mond und später einem Bilderbuch-Sonnenaufgang.
Plötzlich erweckte ein unscheinbares Schild am Wegesrand zum „Camp de Margival“ meine Aufmerksamkeit. Während ich weiter rollte, googelte ich, was sich dahinter verbarg und wurde jäh aus meinen Gedanken gerissen. Es handelte sich offenbar um ein Führerhauptquartier aus dem zweiten Weltkrieg. Die kriegerischen Auseinandersetzungen insbesondere in dieser Region sollten mich weiter begleiten.
In Soissons hatte zum Glück ein Bäcker geöffnet. Nach einem kurzen Frühstück mit Croissant,Pain au Chocolat und Kaffee ging es weiter.
Eigentlich hatte ich geplant die Schnellstraße von Soissons direkt nach Compiegne zu nehmen. Nach kurzer Zeit wurde mir der Schwerlastverkehr und kaputte Asphalt jedoch zu viel. Da ca. 1km weiter nördlich eine kleine Parallelstraße verlief, wechselte ich schlussendlich auf diese. Langsam wurde die Müdigkeit immer stärker, als ein wunderschönes Bushäuschen in der Morgensonne auftauchte. Kurzentschlossen hielt ich an und legte mich für ca. 1 Stunde schlafen. Wobei ich nicht wirklich gut in den Schlaf fand und immer wieder hochschrak. Nach einer Stunde weckte mich das Geräusch eines vorbeirollenden Freilaufs. Nach kurzer Morgentoilette ging es weiter.
Kurz darauf bog ich in einen Wald vor Compiegne ein. Plötzlich holte mich die Geschichte wieder ein, als ich plötzlich den Clairière de l’Armistice passierte. Mit einer kleinen Umleitung ging es dann hinein nach Compiegne und dort auf den Parcours durch Paris. So langsam machte sich der Schlafmangel bemerkbar, so dass die Erinnerung an den Parcours eingeschränkt ist. Wir fuhren durch tiefes ländliches Hinterland mit kaum Verpflegungsmöglichkeiten. Hinter jeder Steigung erwartete ich Paris in der ferne zu sehen, doch dies dauerte noch mehrere Stunden. Auf dem Wag passierten wir das Schloss Chantilly. In Erinnerung geblieben ist mir von dort in erster Linie das brutale Kopfsteinpflaster. Nach Chantilly ging es durch schöne Villengegenden und am späten Nachmittag nach Paris hinein. Der Verkehr war aufgrund der Sommerferien deutlich weniger, als ich befürchtet hatte. Nach einem kurzen Stop in einem Fahrradladen, um meine in den beiden Schiebepassagen komplett abgelaufenen Cleats zu ersetzen, erreichte ich in Montmartre. Das ursprünglich gefürchtete Kopfsteinpflaster war plötzlich auch gar nicht mehr so schlimm.
Nach kurzem Aufenthalt ging es entlang der moulin rouge zum Canal de l’Ourcq und diesem folgend aus der Stadt hinaus. Als ich Paris im Sonnenuntergang hinter mir ließ und ich mich schon auf mein Hotel in Meaux freute, holte Stand plötzlich wieder die Geschichte mit kaltem Grausen und einem Denkmal an die Schlacht an der Marne aus dem ersten Weltkrieg vor mir. Gegen 23 Uhr erreichte ich endlich mein Hotel in Meaux und fiel nach kurzem Fahrradcheck und duschen direkt im Tiefschlaf auf das Bett. (Tag 1: 485km, 3700hm, 21:15std Fahrtzeit)