AW: Schlauchreifen flicken?
Zusammengestellt aus einigen meiner älteren Beiträge
Das Flicken von Schlauchreifen ist keineswegs schwierig und in einer halben bis einer Stunde geschafft, allerdings wegen der nötigen Genauigkeit nur zu Hause zu bewältigen. Es ist möglich bei allen genähten
Reifen, wie dem Conti Giro oder dem Sprinter und nicht möglich bei allen gewickelten, wie beispielsweise den Tufos. Als Garn solltest Du nur das Velox-Garn verwenden, auf die dem Velox-Wickel beigelegte Dreiecksnadel verzichten und stattdessen eine gewöhnliche Haushaltsnadel mit einer Zange durch die Karkasse ziehen. Nochmals: Keinesfalls einfaches Haushaltsgarn verwenden, denn sollte sich das Garn unter Druck weiten oder gar reißen, quillt der
Schlauch zwischen die Karkassenräder, hebt das Reifenschutzband hoch und platzt unweigerlich, denn der
Schlauch allein hält keine 12 Bar Druck.
Einen meiner Schlauchreifen habe ich bereits fünfmal geflickt und würde es auch ein sechstes Mal tun, denn eine ordentliche Floickstelle hält so gut wie eine ungelflickter Schaluchabschnitt. Solange das Profil nicht völlig abgefahren ist, spricht nichts dagegen, den
Reifen zu reparieren, solange nicht Geld im Überfluß vorhanden ist - aber selbst dann würde mich das Meistern der traditionellen Technik reizen. Weist die Karkasse Bereibungsspuren auf, die das Gewebe ungeschützt hervortreten lassen, so bessere ich diese Schadstellen mit flüssigem Latex aus, um das Karkassengarn vor Witterungseinflüssen zu schützen.
Wie gut der
Reifen nach dem Nähen läuft, hängt von der eigenen Nähfertigkeit ab. Achtung: Äußerst wichtig ist es, vor dem Aufrennen der Naht, mit einem Stift Striche quer darüber zu ziehen, um zu gewährleisten, daß die Kanten hinterher wieder gerade aufeinandertreffen. Den gefürchteten Höhenschlag vermeidet man durch die korrekte Nähtechnik, die allerdings nur in Vollmondnächten von weißhaarigen Großmeistern an ehrfürchtig aufschauende Schlauchreifen-Novizen weitergegeben wird, begleitet von geheimnisvollen Sing-Sang und mysteriösen Handzeichen, unterbrochen von wiederhohltem Werfen der Rußmischung, während im Hintergrund süßlich-dunkles Flötengeblas ertönt.
Ein nützlicher Tip zum Vermeiden von Perforationen an
Reifen ist die Verwendung von Reifenkratzern, die man entweder als Überbleibsel aus alten Tagen kauft oder sich aus dem Draht einer alten Speiche selbst macht.
Die Kunst ist es, den Reifenkratzer so einzustellen, daß er sich etwa einen halben Millimeter über dem Reifenprofil befindet, also während der Fahrt
nicht auf der Lauffläche schleift, aber aufgenommene Splitter während der Radumdrehung wegreißt.
Natürlich kann man auch mit einem Handschuh kurz an den
Reifen greifen, doch warum freiwillig von der Aufmerksamkeit abziehen, die eigentlich der sicheren Führung des Rades gehören sollte, wenn der kleine Reifenkratzer den
Reifen dauerhaft von Fremdkörpern befreit?
Reifenkratzer hatten sich jahrzentelang bestens bewährt und sind wahrscheinlich nur deshalb aus der Mode gekommen, weil... ja warum eigentlich? Vielleicht, weil das Einstellen der Höhe ein wenig Aufmerksamkeit und gelegentliche Nachkontrolle erfordert oder weil die Kosten für Reifenmaterial irgendwann sanken.
Schaut mal, auf diesen Fotos könnt ihr an der vor Hinterradbremse den Reifenkratzer erkennen, der vordere ist unter der Bremse verborgen.
Grüße
Peter