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Deutscher Profiradsport zu schwach?

Das ist in D nicht anders und ist nicht nur beim Sport so. Anstrengen ist nicht cool, häufig auch weil Talente fehlen und die Leute dann so tun als wäre jede Anstrengung uncool, denn Anstrengen und trotzdem Letzter werden will halt keiner.
Das "Radsport" boomt hilft nicht in Sachen Leistungssport, es sind zwar gefühlt 10x so viele Menschen mit Rennbügel unterwegs, aber mehr Teilnehmer bei Rennen gibt´s nicht, und kaum ist das Biergartenwetter vorbei ist die Frequenz runter.
Auch die Fußballvereine haben Probleme mache Jugendteams zu besetzen, komisch wo doch gefühlt jeder Fußballbegeistert ist.
Aber jedes Jahr aufs neue wird mitgeteilt das die Zahl an übergewichtigen jungen Menschen steigt.
Natürlich, in unserer heutigen Zeit ist anstrengen mühsam und es erfordert auch ein gewisses Maß an mentaler Härte, die eine weitere, sehr wichtige Komponente im Leistungssport darstellt. Möglicherweise sogar eine entscheidende. Hier sehe ich zentral an, dass auf die vielen Mühen, die man auf sich nimmt, selbst wahrgenommene Erfolge folgen müssen: Siege oder zumindest regelmäßige Stockerlplatzierungen mit einem Trend nach oben. Sonst verlieren gerade junge Menschen die Motivation sehr schnell, wechseln den Sport (die wenigsten sind so Radsport-vernarrt, dass nur der Radsport für sie in Frage kommt) oder hören eben auf - gänzlich. Bzw. wechseln zum Triathlon, wie das in unseren Breiten flächendeckend ab Mitte/Ende der 2000er Jahre der Fall war. Triathlon zog massiv Radfahrer ab damals bis der Boom dann irgendwann ende der 2010er Jahre abflachte.
Ich fuhr in meiner Zeit als Schüler/Jugendfahrera auch nur hinten nach und platzierte mich im letzten Viertel des Feldes; jahrelang. Eigentlich vom Beginn der Karriere weg bis etwa 20. Dann wurden meine Platzierungen besser. Das dürfte auch ein wenig mit meiner körperlichen Entwicklung damals zusammenhängen, da ich nun mal hinten nach war und physiologisch merkt man das an der Kraft ganz besonders in diesen Jahren, wodurch man besonders bei diesen kurzen/harten XC-Rennen im Nachteil ist (der Rennradsport ist hier davon zu unterscheiden) Ich brauchte weitere 10-12 Jahre um bei diversen Hobbyveranstaltungen später aufs Stockerl (zumindest einige Male Overall, etwas öfters in der jeweiligen Altersklasse) zu kommen. Auch gewonnen habe ich hier & da mal - aber nüchtern betrachtet: ausser einem "feuchten" Händedruck und einem 30-50€ Pokal/Medaillie war meine ganze rennsportliche Karriere durch "ausser Spesen nix gewesen" gekennzeichnet - an Preisgeldern habe ich in 25 Jahren vielleicht in Summe 2000€ lukriert, eher etwas weniger. Viele argumentieren dann mit dem Spaß, jedoch habe ich Zweifel, ob dieser mit dem erforderlichen Trainingsaufwand, Lebensstil als Ambitionierter/profi (Essen, Schlafen etc.) sowie wirklich langjährig gegeben ist. Klar, ein paar Jahre geht vieles gut und wenn dann noch Ergebnisse da sind - alles im grünen Bereich. Nur, irgendwann kippt das ganze und dann geht es sehr schnell. Ich vage zu bezweifeln, dass von den dzt. Top 10 der Profis in 10 Jahren einer noch professionell fährt, wenn der Motivationskick durch die Erfolge, welche sie momentan haben, wegbricht. Zeigen im übrigen viele Profi-Sport-Karrieren ein solches Bild - nicht nur im Radsport.
Vielen, ehemaligen Radrennrfahrern geht es so. Sehr viele, mit denen ich in meinen jungen Jahren am Start stand, fahren überhaupt nicht mehr Rad und haben die Freude an der Bewegung/dem Sport faktisch verloren! Manche erkenne ich gar nicht mehr wieder ob ihrer körperlichen Veränderungen 20 Jahre später.

Es hat sich, so mein bereits geschilderter Eindruck, in den letzten 30 Jahren eben vieles zum Mittelmaß hin entwickelt und Anstregung lohnt sich nicht. Speziell im internationalen Kontext/Vergleich. Das sehen wir gesellschaftlich (Bildung, Soziales etc.), wirtschaftlich und eben auch im Sport, wo wir immer weiter in internationalen Vergleichen zurückfallen. Das manifestiert sich im Mindset der Menschen (ich selbst habe aufgrund meiner Vita mittlerweile es auch übernommen, da mir mein Leben lehrte, Leistung lohnt sich finanziell nicht - mehr möchte ich an dieser Stelle nicht schreiben, da OT).
 
Die Frage ist ja, gibt man sich in DE mit der Situation zufrieden und sagt, ok, wir schauen mal was passiert. Vielleicht kommt auf "gut Glück" ein Talent aus dem Biathlon oder stellt man mal eine Plan auf?
Leistungswillig sind die Jugendlichen, natürlich haben sich Dinge verändert, aber die Begeisterung kann schnell geweckt werden.
Das muss aber prinzipiell vom Verband und aus den Vereinen kommen, ohne das man sich im Kompetenzgerangele zerlegt.

Wir haben in Deutschland durchaus ein paar "Leuchttürme" unter den Vereinen mit sehr engagierten Traineren und Funktionären. Aber es fehlt in der Breite und auch in der Professionalisierung. Man muss verstehen, dass man in einer Konkurrenzsituation arbeitet. Ganz einfache Sache, Insta/Strava/Homepage müssen ein gewisses Niveau haben, das ist meine Visitenkarte als Verein.

Auch ein ganz wichtiger Punkt: Wenn man als Trainer seine Schützlinge zu einem gewissen Punkt gebracht hat, was dann? Es gibt wenige Teams, die dann den nächsten Zwischen-Schritt zum Profi mitgehen.
Und schlussendlich müssen wir uns ein bisschen von diesen ganzen Zahlenwerten/Wattwerten etc verabschieden. Das ist nur ein Baustein von Vielen und deckt nicht das ganzheitliche Ausbilden ab.
 
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Und schlussendlich müssen wir uns ein bisschen von diesen ganzen Zahlenwerten/Wattwerten etc verabschieden. Das ist nur ein Baustein von Vielen und deckt nicht das ganzheitliche Ausbilden ab.
Dann nimm mal das Forum als Beispiel. Es geht in erster Linie um Wattwerte, Gewichte von Laufrädern etc., es wird selbst vom Schlechtesten alles um Zahlen und Theorie gepflegt. Viel zu selten stellen hier Leute Renntermine ein, und wie ist dann die Resonanz? Gleich NULL.
Vielleicht ist es eine deutsche Mentalität eher zu diskutieren und sich über Fahrzeuge zu definieren, so wie beim Auto. Wenn man zwischen 2 Ländern pendelt (NL-D) fällt das jeden Tag auf. Gestern Vormittag auf meiner Runde hab ich einen Abstecher zur festen CX Runde (Nähe Vlissingen/NL) gemacht und da war Verkehr, Grüppchen von 10-16jährigen tummelten sich und hatten sichtlich Bock. Dazu waren reichlich Vereine auf den Strassen, in einer dünn besiedelten Region mit deutlich weniger Einwohnern als z.B. Köln.
 
Dann nimm mal das Forum als Beispiel. Es geht in erster Linie um Wattwerte, Gewichte von Laufrädern etc., es wird selbst vom Schlechtesten alles um Zahlen und Theorie gepflegt. Viel zu selten stellen hier Leute Renntermine ein, und wie ist dann die Resonanz? Gleich NULL.
Vielleicht ist es eine deutsche Mentalität eher zu diskutieren und sich über Fahrzeuge zu definieren, so wie beim Auto.
Dieser Aspekt kam mit der Digitalisierung des Fahrrades ab den 2000er Jahren immer mehr auf. Entsprechende Plattformen verleiten ja dazu, virtuell sich zu messen/rad zu fahren - was jahrzehntelang bei Wettkämpfen ausgetragen wurde, verlagert sich tlw. in den virtuellen Raum und definiert sich dort als Metriken eben nur über quantifizierbare Werte.
Glücklicherweise gab in meiner Jugendzeit all das nicht - man fuhr eben Rennen und wer die Ziellinie als erster überquerte, war nun mal der schnellste an diesem Tag unter den gegebenen Umständen. Egal, wie viele Watt oder W/kg die Person getreten hat, welches Rad gefahren wurde. Alles egal.
 
Viel zu selten stellen hier Leute Renntermine ein, und wie ist dann die Resonanz? Gleich NULL.
Das hängt meiner Meinung nach ziemlich direkt mit der Vereinsproblematik zusammen. Die Jedermannrennen boomen wie noch nie. Lizenzrennen eben nicht.

Ich kann da nur für mich persönlich sprechen woran das liegen könnte:
Es gibt in meiner Heimatstadt (gar nicht so klein, Speckgürtel von Frankfurt) keinen Verein. Auch in den Nachbarstädten sind die Vereine so gut wie tot. Privat organisierte Radgruppen gibt es und diese haben auch sehr guten Zulauf, aber eben keine Vereine. Ich könnte mir durchaus vorstellen in einen Radsportverein einzutreten und eine Lizenz zu ziehen, aber um dafür mehrmals die Woche nach Frankfurt rein und rauszufahren fehlt mir einfach die Zeit.

Noch dazu sind die regionalen Lizenzrennen eben meistens Rundstreckenrennen auf kurzen Rundkursen um die Mülltonne. Das muss man auch wollen...
 
Auf der einen Seite wird gejammert es gibt keine guten deutschen Radsportler. Auf der anderen Seite wird man bei jeder 2. Trainingseinheit fast umgefahren, angehubt oä. 🤷🏼‍♂️
Und? Die die Hupen sind sicher nicht die die sich den deutschen Radsport wünschen. 95% sind Rennradler schlicht egal oder wegen der bescheuerten Abstandsregeln ein Dorn im Auge. Allein bei mir im Büro hassen 2/3 Radfahrer weswegen ich auch schön meine Klappe halte welchen Sport ich toll finde. Nie käme ich auf die Idee meine Tochter auf die Straße zu schicken und dem Hobby nachzugehen.
 
Wenn ich das als Ausländerin mal so frech sagen darf: Deutsche erwarten immer Top-Ergebnisse im Sport. "Dabei sein ist alles" zählt nicht. Einfach aus Prinzip. Im Radsport, aber besonders im Fußball oder bei Olympia. Verstehe ich nicht so ganz... 🤔
Andere sind eben manchmal einfach besser, durch Zufall, bessere individuelle Talente oder weil sie insgesamt bessere Strukturen und Förderprogramme im Sport haben. Im Radsport in D fehlen die Strukturen... 🤷‍♀️

Bei der WM in Kigali reichte es für D nicht fürs Podium. Aber im Vergleich dazu: Meine Heimat Nigeria hat fast drei Mal so viele Einwohner wie D – und trotzdem waren 20 deutsche Fahrer:innen am Start, aber nur zwei aus Nigeria. Über die Platzierungen müssen wir gar nicht erst sprechen… 🙄
Also: Freut euch, D ist doch ganz gut dabei und nicht abgehangen. Ich denke da lässt sich gut drauf aufbauen, wenn man die Sportförderung wieder ernst nimmt.
 
Das hängt meiner Meinung nach ziemlich direkt mit der Vereinsproblematik zusammen. Die Jedermannrennen boomen wie noch nie. Lizenzrennen eben nicht.

Ich kann da nur für mich persönlich sprechen woran das liegen könnte:
Es gibt in meiner Heimatstadt (gar nicht so klein, Speckgürtel von Frankfurt) keinen Verein. Auch in den Nachbarstädten sind die Vereine so gut wie tot. Privat organisierte Radgruppen gibt es und diese haben auch sehr guten Zulauf, aber eben keine Vereine. Ich könnte mir durchaus vorstellen in einen Radsportverein einzutreten und eine Lizenz zu ziehen, aber um dafür mehrmals die Woche nach Frankfurt rein und rauszufahren fehlt mir einfach die Zeit.

Noch dazu sind die regionalen Lizenzrennen eben meistens Rundstreckenrennen auf kurzen Rundkursen um die Mülltonne. Das muss man auch wollen...
Das was Du sagst geht ja in die Richtung "Mehr Show, weniger anstrengen", oder?

Jedermannrennen boomen? So Dinger wo 100,- Startgeld gezahlt werden und 95% einfach nur dabei sind? Wogegen für klassische Lizenzrennen 10-15,- hingelegt werden und man sich mit gutem Niveau messen kann. Aber halt, da muß man ja gewisse Talente und Leistung mitbringen.
Laufen mit Marathon Teilnahme war auch ein Boom, aber keiner will auf die 800m Distanz oder 5000m Distanz. Da zählt ankommen und mit Startnummer posen ja auch nicht. Wie viele talentfreie 5h Marathon Schluffi´s haben mit Sprüchen wie "für 5km zieh ich meine Schuhe doch nicht an, hohoho" einen auf dicke Hose gemacht.
Das Vereine weniger gefragt sind liegt in erster Linie an der Präsenz, heißt Marketing und Web, und das betrifft nicht nur Radsport, alle anderen auch, ob Tischtennis oder Handball. Solange da weiter die Vorstandspöstchen in Ü70 Händen und/oder bei Leuten sind die dieses Internetzdingen für Quatsch halten wird das nix.

Ein echt deutsches Problem ist diese Sieger sein wollen. Sowohl beim Profi Kucken als auch im eigenen Umfeld. Klappt das nicht findet man alles doof.
 
Ich würde mich nicht lustig machen an eurer Stelle.
Rosig sieht es nicht aus: Vuelta 2025, bester Deutscher auf Rang 51, der Mountainbiker Zwiehoff. Wow, grandios.
https://www.procyclingstats.com/race/vuelta-a-espana/2025/gc
Und? Nimmst du dir dann das Leben wenn der dt. Radsport ganz hin ist?
Das einzig schlimme falls der dt. Radsport wirklich im Nirgendwo versinken sollte ist, dass da ein paar Arbeitsplätze frei werden. Und ein paar fettgefressene Funktionäre verlieren ihre Pfründe. Aber die sind eh wie Pilze. Wenn einer wegfällt, wächst der andere daneben aus dem Boden.
 
Man sagt ja (m.E. irrtümlicherweise*) Radsport sei ein Teamsport, wir erklären das immer gern und hochtrabend den Laien, wenn wir ihnen die Fragen zur Tour de France etc. beantworten.

Vergleich zum Fußball, wenn es ein Teamsport ist, müsste es uns doch, wie beim Fußball, relativ egal sein, wer das Tor schießt, also welcher Nationalität der Schütze ist. Warum geht es uns hier anders? Freuen wir uns doch, wenn das von uns favorisierte Team UAE, RedBull oder Cofidis einen Sieg landet. Ganz gleich, wer das Tor geschossen hat.



*warum kommt dann bei einem Sieg nicht das Team, sondern nur der Fahrer aufs Podium, warum wird der Fahrer, nicht das Team als Sieger benannt? Solang' das nicht der Fall ist, solle man bitte nicht so tun, als ob wir keine egoistischen Egozentriker sind. Man hat Topfahrer, und zugekaufte, bezahlte Sklaven, die dem Topfahrer sein Wasser holen und an die Konkurrenten ranfahren, damit der eine Fahrer gewinnt und die Logos der Sponsoren präsentieren kann. "Team" geht anders, siehe Fußball/Handball/Basketball/...
 
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