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Allgemeine Verkehrsdiskussion

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Ein Busfahrer biegt rechts ab und darf das eigentlich nicht?
Er fährt einen Radfahrer zu Tode?

Was ist eigentlich das Problem hier in der Diskussion?
Der Busfahrer gehört eingesperrt!
Puh. Ob Knast oder nicht haben die Gerichte zu entscheiden, aber wenn man sieht, wie schwer man sich diesbezüglich selbst bei dem neuen Mord-Tatbestand bei Autorennen tat, dürfte es eher auf eine Geldstrafe hinauslaufen.

Find ich persönlich auch okay, bei fahrlässigen Handlungen. Selbst grob fahrlässig dürfte hier wohl noch nicht gegeben sein, auch wenn man das immer schnell in den Raum wirft. Meine Posts oben zeigen ja deutlich, dass ich die Schuld klar beim Busfahrer sehe, sich Lkw-Fahrer auch nicht immer mit dem toten Winkel rausreden sollen. Aber ich mag solche pauschalen „Knast“-Rufe nicht. Der dürfte auch sein Leben lang einen Schaden weg haben, ist eventuell mangels Führerschein seinen Job los, etc. Anders sehe ich das bei bewusst aggressivem Verhalten etwas passiert: Autorennen, Nötigungen, Ausbremsen, Schneiden, etc.

Ob das Abbiegeverbot (für bestimmte Fahrzeuge) einen Unterschied macht, bezweifle ich. Man ist nicht automatisch Schuld, nur weil man irgendwo fährt, wo man nicht fahren dürfte. Oder ist man automatisch Schuld, wenn ich ohne Plakette in die Umweltzone fahre und mir dort einer die Vorfahrt nimmt? Oder wenn ich als Nicht-Anlieger in einer Anlieger-frei Straße unterwegs bin? Nö. Wenn es ein grundsätzliches Abbiegeverbot allein aufgrund einer Gefahrenstelle war, okay, aber dann hätte man es für keine Art von Fahrzeugen freigeben dürfen, nicht nur für grüne oder gelbe Busse.
 
Thema Strafen: Ja, Fehlverhalten im Straßenverkehr sollte entsprechend geahndet werden. Aber härtere oder konsequentere Strafen werden kaum etwas an den alltäglichen Unfallsituationen ändern. Niemand steht morgens mit dem Vorsatz auf, heute mache ich mal 'nen Radler platt.
 
Thema Strafen: Ja, Fehlverhalten im Straßenverkehr sollte entsprechend geahndet werden. Aber härtere oder konsequentere Strafen werden kaum etwas an den alltäglichen Unfallsituationen ändern. Niemand steht morgens mit dem Vorsatz auf, heute mache ich mal 'nen Radler platt.

ist doch wirklich nett?
Kein Raucher steht morgens auf mit dem Vorsatz die Kippen einfach fallen zu lassen.
Kein Hundebesitzer steht morgens auf mit dem Vorsatz seinen Hund mal so eine richtig große Tretmine legen zu lassen.
Kein E-Roller-Fahrer steht morgens mit dem Vorsatz auf den E-Roller von einer Brücke zu werfen.
Kein Verkehrsteilnehmer steht morgens mit dem Vorsatz auf rücksichtslos sich den Fahrweg freizufahren.
Und falls es doch mal passiert, wie lauten die Ausreden?
Da war nirgends ein Aschenbecher, bzw. alles voll.
Es war gerade kein Fäkalienbeutel mehr zur Hand oder vergessen neue zu kaufen oder...
Dämlicher E-Roller funktioniert nicht richtig und lässt sich nicht richtig abstellen. Schmeiß weg den Schei.....
Ich hab keine Zeit, geht gefälligst aus dem Weg, so komm ich ja nie voran, wenn ich auf jeden Ars... Rücksicht nehmen soll weil die nicht richtig fahren können....
---?
Schon mal was von Systemzwängen gehört? Wunderbare Ausreden für niemand ist schuld und wenn, dann höchstens die Opfer.
--!
Nirgends lässt sich so einfach ein Mord begehen wie im Straßenverkehr.
(und OK!! Krieg und ähnliches hab ich mal ignoriert, sonst ufert das aus)
-!!!
Übrigens wie sind die aktuellen Zahlen? Jeden Tag streben in Deutschland 8 Menschen im Straßenverkehr? (KA. aus welchem Jahr, 2020 und wahrscheinlich kommt einer und erinnert daran, dass das vor 2000 noch schlimmer war.... .... soll das ein Trost sein für die, die es erwischt?)
 
Der Vorwurf des Victim Blaming ist ein Totschlagargument, um die Diskussion abzuwürgen.
Das ist kein Totschlagargument, sondern eine Tatsachenbeschreibung. Das Totschlagargument ist "der Radfahrer hätte aufpassen müssen, dann wäre nix passiert".

Es geht nicht darum, ob der Radfahrer "Schuld" hatte. Sondern es geht darum, tödliche Unfälle zu verhindern.
Genau. Es geht darum, Unfälle zu verhindern. Und da ist es überhaupt nicht hilfreich, das Opfer zu verhöhnen, indem man ihm noch "selbst schuld" hinterherruft. Der Radfahrer fuhr geradeaus, da geht man erstmal davon aus, dass nicht von links ein Bus oder von oben ein Airbus auf einen draufknallt. Ob und wann er überhaupt mitbekommen hat, dass da jemand abbiegt wissen wir nicht.

Der Busfahrer hat aktiv einen Abbiegevorgang eingeleitet. Da ist bzw. sollte es jedem KFZ-Führer in Fleisch und Blut übergegangen sein schon mehrere Sekunden vorher die Umgebung abzuscannen, wer auf Kollisionskurs ist und beim Abbiegen nochmal extra aufzupassen. Mag sein, dass der Busfahrer hier ein Augenblicksversagen hatte, ich will ihm keine Schuld andichten. Aber der Radfahrer ist definitiv aus der Sache raus. Der hat das vermutlich einfach nicht mitbekommen und das ist oft unmöglich.

Ich fahre seit Jahrzehnten in Großstädten Fahrrad, mehrere tausend Kilometer jedes Jahr. Ich habe schon hunderte Fälle gehabt, wo ich mich nur durch beherztes Bremsen bei abhebendem Hinterrad vor der Kollision mit Rechtsabbiegern retten konnte. Ich passe so gut wie immer auf wie ein Schiesshund und habe extrem gute Reaktionszeiten. Wenn ich rechtzeitig mitbekomme, dass jemand rechts abbiegt, nehme ich schon vorher das Tempo raus und scanne Fluchtmöglichkeiten. Diese Fälle waren also alles welche, wo man das einfach nicht mitbekommen konnte, das da jemand auf Kollisionskurs ist. Hätte ich die Lehrbuchreaktionszeit von 1 Sekunde, wäre ich schon spätestens beim 2. Mal tot gewesen, wie die anderen drei Radfahrer, die an der Schönhause Allee von Rechtsabbiegern gemeuchelt wurden in den paar Jahren in denen ich dort gewohnt habe. Das war auch die Strecke, an der ich die meisten Nahtoderfahrungen gemacht habe.

Darum habe ich gelernt:

1. immer aufpassen funktioniert nicht, selbst bei extremer Fokussierung auf den Verkehr
2. die Ausgestaltung der Infrastruktur hat einen hohen Einfluss auf die reale Gefährlichkeit (Berlin Schönhauser Allee ist hier ein absolutes Negativbeispiel)
3. Geschwindigkeit bringt Sicherheit.

Ich glaube es hackt? Stell Dich mal an eine x-beliebige Kreuzung in einer x-beliebigen Großstadt. Sagen wir für eine Stunde. Jede Wette, dass in dieser Stunde mehr Radfahrende machen was sie wollen als Kraftfahrende. Und das hat nichts mit Pietätlosigkeit ggb. dem toten Radfahrer in HH zu tun.
Da wette ich dagegen und bin sicher ich gewinne. Zumindest für die mir aus Auto- und Fahrradfahrersicht bestens bekannten Großstädte München und Berlin. Die Verstöße sind nur andere, die Regeltreue ist bei beiden Gruppen von Verkehrsteilnehmern gleich. Da idR mehr Leute mit dem Auto unterwegs sind als mit dem Fahrrad, dürften wir dann auch mehr Verkehrssünder im Auto finden als auf dem Fahrrad.

Wenn wir das machen, bring eine Radarpistole zur Geschwindigkeitsmessung mit - das ist Unfallursache Nr. 1! Wenn ich mit dem Auto in München bin, finde ich ausserhalb von Stausituationen niemanden, der sich an ein Tempolimit hält. Nicht einen einzigen. In Berlin macht eh jeder was er will, da ist die StVO faktisch bereits abgeschafft.
 
Zuletzt bearbeitet:
Parallel fahren muss nicht heissen, dass der Radfahrer längere Zeit neben dem Bus fuhr (allerdings ist dort wohl 30), es kann auch einfach heißen, dass er einfach auf dem parallelen Radweg unterwegs war und vorher überholt wurde.
Und das geht ganz flott, da hab ich auch schon mal eine fiese Situation gehabt..
Der LKW überholte mich halb , ich war auf dem Rad/Gehweg mit Bordstein zur Straße hin.
Als der LKW mich fast komplett überholte fuhr er ohne Rücksicht auf Verluste über den Bordstein im flachen Winkel auf den Radweg und zog gnadenlos nach rechts. Rechts vom Weg war nichts wo ich hätte ausweichen können, da war nur ein massiver Zaun.
Hätte der LKW Fahrer nicht dann gebremst und gehalten und wäre weiter rein gezogen
..Ich hätte keine Chance gehabt und wäre zerquetscht worden.
Er hat dann nicht mal auf mein Schreien reagiert und mich nur völlig phlegmatisch angeglotzt. Gruselig, wie wenig Reaktionen und Emotionen da kamen.
 
Das ist kein Totschlagargument, sondern eine Tatsachenbeschreibung. Das Totschlagargument ist "der Radfahrer hätte aufpassen müssen, dann wäre nix passiert".
Dass (auch) der Radfahrer aufpassen muss, steht übrigens in Absatz 3 des § 11 der StVO:
"Auch wer sonst nach den Verkehrsregeln weiterfahren darf oder anderweitig Vorrang hat, muss darauf verzichten, wenn die Verkehrslage es erfordert."
Darüber hinaus hat man zudem eine Mitwirkungspflicht bei der Schadensminderung aufgrund § 254 BGB (das ist der Paragraph, mit dessen Hilfe Amtsrichter ständig versuchen, bei fehlendem Helm durch Schuldminderung zugunsten angeklagte Autofahrer in Haftungsprozessen der Radfahrerschaft allgemein eine informelle Helmpflicht reinzuwürgen):
"(1) Hat bei der Entstehung des Schadens ein Verschulden des Beschädigten mitgewirkt, so hängt die Verpflichtung zum Ersatz sowie der Umfang des zu leistenden Ersatzes von den Umständen, insbesondere davon ab, inwieweit der Schaden vorwiegend von dem einen oder dem anderen Teil verursacht worden ist. (2) Dies gilt auch dann, wenn sich das Verschulden des Beschädigten darauf beschränkt, dass er unterlassen hat, den Schuldner auf die Gefahr eines ungewöhnlich hohen Schadens aufmerksam zu machen, die der Schuldner weder kannte noch kennen musste, oder dass er unterlassen hat, den Schaden abzuwenden oder zu mindern."
 
Dass (auch) der Radfahrer aufpassen muss, steht übrigens in Absatz 3 des § 11 der StVO:

Darüber hinaus hat man zudem eine Mitwirkungspflicht bei der Schadensminderung aufgrund § 254 BGB (das ist der Paragraph, mit dessen Hilfe Amtsrichter ständig versuchen, bei fehlendem Helm durch Schuldminderung zugunsten angeklagte Autofahrer in Haftungsprozessen der Radfahrerschaft allgemein eine informelle Helmpflicht reinzuwürgen):
Dazu müsste er aber erstmal wissen, dass da ein andere ist, der gerade einen Fehler macht.

Was Du zitierst bezieht sich auf etwas völlig anderes: nämlich dass man nicht rambomäßig sein vermeintliches Recht durchsetzen darf, wenn man merkt, dass der andere einen Fehler macht - ein Verhalten, dass ich recht häufig seitens Autofahrern erlebe, eher selten bei Fahrradfahrern, die idR genau wissen, dass sie im Falle eines Falles den kürzeren ziehen.

Nichts, aber auch gar nichts deutet darauf hin, dass der Radfahrer auf sein Vorfahrtsrecht beharrt hat oder auch nur bemerkt hat, dass da jemand abbiegt.

Es gibt keine Vorschrift, die den perfekten Menschen im Straßenverkehr vorschreibt - das würde auch gar nicht gehen. Wer aktiv abbiegt hingegen, von dem wird ein gewisses Maß an Sorgfalt erwartet und das ist im Gegensatz zum von Dir geforderten in aller Regel möglich.
 
Dass (auch) der Radfahrer aufpassen muss, steht übrigens in Absatz 3 des § 11 der StVO: "Auch wer sonst nach den Verkehrsregeln weiterfahren darf oder anderweitig Vorrang hat, muss darauf verzichten, wenn die Verkehrslage es erfordert."

..und mal eben unterschlagen, dass es nach einem Semikolon noch weitergeht:

"auf einen Verzicht darf man nur vertrauen, wenn man sich mit dem oder der Verzichtenden verständigt hat."
 
Ich frag' mich, was das Ziel der Diskussion hier ist.

Wollen wir beklagen, dass Autofahrer böse sind, zu viele, stinken, von der StVO bevorzugt und ihrer Pflichten gegenüber Radfahrern unkundig? Können wir machen, nur - was bringt das? Wie man sieht, bringt es ja nicht mal Frustabbau.

Oder wollen wir hier, im Radfahrforum, darüber reden, was typisches Fehlverhalten von Autofahrern ist, wie wir das antizipieren und so unter den gegebenen Umständen unsere Haut retten können? Das hat für mich einen praktischen Nutzen.

Damit ist nicht gemeint, die Verhältnisse nicht ändern zu wollen. Aber irgendwie muss ich erstmal so lange überleben, dass ich von der 100%igen Penetration mit Abbiegeassistenten und/oder dem Umbau der Verkehrsinfrastruktur auf 100%ige kreuzungsfreie Trennung von Rad-, Fußgänger- und MIV-strecken oder der vollständigen Abschaffung des MIV und der Umstellung des Lieferverkehrs aus autonom fahrende LKW profitieren kann.

Der Vorwurf des "Victim Blaming" will die Diskussion verhindern, was ein Radfahrer aus eigenem Interesse für seine Sicherheit tun kann. Konsequent zu Ende gedacht heißt das, man nimmt lieber Tote in Kauf, um den Handlungsdruck in der Politik zu erhöhen, als dass man angesichts ungünstiger Rahmenbedingungen das tut, was man selbst beeinflussen kann.
 
Ich glaube es hackt? Stell Dich mal an eine x-beliebige Kreuzung in einer x-beliebigen Großstadt. Sagen wir für eine Stunde. Jede Wette, dass in dieser Stunde mehr Radfahrende machen was sie wollen als Kraftfahrende. Und das hat nichts mit Pietätlosigkeit ggb. dem toten Radfahrer in HH zu tun.
Gegenwette gewonnen:

https://www.tag24.de/dresden/2400-v...ad-kontrollaktion-alarmierendes-fazit-2822198
Nach 2 Wochen 133 Rotlichtverstöße mit dem Rad und 306 mit dem Auto an den gleichen Kreuzungen.
39 Radfahrer mit Handy und 266 Autofahrer.

Jetzt kann man natürlich sagen dass es relativ gesehen viel mehr Autofahrer als Radfahrer geben wird, aber du hast ja in absoluten Zahlen geredet.

Edit: Und da ging es bei der Aktion explizit darum Radfahrer zu kontrollieren. Es gibt das ganz auch für den Schwerpunkt Kfz Verkehr, da sehen die Zahlen noch schlimmer aus, weil wohl mehr Radfahrer durch die Lappen gehen.
 
Es gibt keine Vorschrift, die den perfekten Menschen im Straßenverkehr vorschreibt - das würde auch gar nicht gehen. Wer aktiv abbiegt hingegen, von dem wird ein gewisses Maß an Sorgfalt erwartet und das ist im Gegensatz zum von Dir geforderten in aller Regel möglich.
Gerade aus dem Wissen, dass nobody perfekt ist, leitet sich die Mitwirkungspflicht zur Schadensminderung ab. Das sich daraus ergebende "4-Augen-sehen mehr-als-doppelt-so-gut"-Redundanz-Konzept ist auch ausgesprochen erfolgreich, denn es gibt sicherlich abermilliarden erfolgreich bewältigte unfallfreie Vorfahrt-/Vorrang-Konfliktfälle jährlich in Deutschland.

Wer Unfälle einseitig aus der Retroperspektive nach dem Crash bewertet, blendet bei der Analyse den Faktor "Zufall/Pech" komplett aus. Dabei ist die Frage, ob es kracht oder nicht -abgesehen von den extrem seltenen Fällen von Absicht- genau das: ein extrem unwahrscheinliches zufälliges Zusammentreffen von unglücklichen Umständen, mit dessen Auftreten in just dem Augenblick weder der Verursacher noch dessen Opfer bewusst im voraus rechnen konnten.
 
Dass (auch) der Radfahrer aufpassen muss, steht übrigens in Absatz 3 des § 11 der StVO:
Was in der STVO so alles drin steht. Danke. Ich dachte immer, der Klügere gibt nach. Dass das eine Pflicht (muss) ist.... Der 2. Satz soll wohl das Ausnutzen durch den anderen verhindern, was praktisch oft nicht funktioniert, weil es große Stärkere und kleine Schwächere gibt.

§ 11 Besondere Verkehrslagen
.....
(3) Auch wer sonst nach den Verkehrsregeln weiterfahren darf oder anderweitig Vorrang hat, muss darauf verzichten, wenn die Verkehrslage es erfordert; auf einen Verzicht darf man nur vertrauen, wenn man sich mit dem oder der Verzichtenden verständigt hat.


Ich finde, der Absatz gehört zu §1 hinter (1):

§ 1 Grundregeln
(1) Die Teilnahme am Straßenverkehr erfordert ständige Vorsicht und gegenseitige Rücksicht.


Aber wenn es eh kaum keiner liest.... Vorsichtig sind eigentlich sehr viele, mit der gegenseitigen Rücksicht steht es m.E. nicht so gut.
 
Zum Thema hat @schmadde schon einiges gesagt. Ihm ist zuzustimmen.

Grundsätzlich: Hier wird behauptet, Unfälle könnten verhindert werden, indem auch der Radfahrer "aufpasst". Dazu kann ich sagen, dass ich ständig aufpasse und das Fehlverhalten der motorisierten Kraftfahrer zu antizipieren versuche. Das hat mir sicherlich schon 999 Mal das Leben gerettet. Nur, wie @schmadde schon schrieb, zu 100% klappt das nie. Beim 1000. Mal erwischt es mich vielleicht. Dann bin ich tot wie der Radfahrer in Hamburg und ihr diskutiert dann hier im Forum, wie ich doch durch "Aufpassen" den Unfall hätte verhindern können. Das ist in der Tat pietätlos und arrogant.

Entscheidend ist doch die Frage: Wo ist die Lücke, dass tatsächlich immer noch so viele und so schwere Unfälle passieren? Liegt es an den "nicht aufpassenden" Radfahrern? Ich glaube es hackt.

Der Spielraum, wo es noch erhebliches Verbesserungspotenzial gibt, ist doch klar erkennbar. Es gibt so gut wie keine Sanktionierung des MIV bei Fehlverhalten. Jeder macht mehr oder weniger, was er will. Daher ist es so traurig, dass ihr, nur weil ihr bisher Glück gehabt habt und euch nichts schlimmes passiert ist, so tut, als sei alles vermeidbar, man müsse nur ein so toller Radfahrer sein wie ihr. Lächerlich!

Guter Beitrag!:daumen:

Scheinbar fehlt es echt einigen hier an Empathie. Bin dann bei denen wahrscheinlich auch an meinen 3VKUs selbest Schuld. :rolleyes:
 
Thema Strafen: Ja, Fehlverhalten im Straßenverkehr sollte entsprechend geahndet werden. Aber härtere oder konsequentere Strafen werden kaum etwas an den alltäglichen Unfallsituationen ändern. Niemand steht morgens mit dem Vorsatz auf, heute mache ich mal 'nen Radler platt.

Kannste dir nicht vorstellen das es einige aber durchaus billigend in Kauf nehmen?
 
Gerade aus dem Wissen, dass nobody perfekt ist, leitet sich die Mitwirkungspflicht zur Schadensminderung
Da Du es offenbar nicht kapiert hast, versuche ich es noch mal: Es gibt keine Pflicht zum Hellsehen, das geht nämlich schlicht nicht. Das bezieht sich alles nur auf Verhalten, das man selbst beeinflussen kann und das erfordert zu allererst, dass man so eine Gefahrensituation überhaupt rechtzeitig bemerkt (und dann noch in sehr kurzer Zeit richtig reagiert). Nichts deutet darauf hin, dass das im vorliegenden Fall so gewesen ist.

Ich bin überzeugt in den meisten Fällen, in denen Fahrradfahrer durch Rechtsabbieger zu Tode kommen oder schwer verletzt werden war das so, dass sie das Unheil nicht kommen gesehen haben oder instinktiv falsch reagiert haben. Ich gehe ganz stark davon aus, dass die Radfahrer durchaus vor hatten weiterzuleben und genau wissen, dass sie aus einer Kollision nicht unversehrt herauskommen.

Die Idee (die oft implizit geäußert wird), dass da ein Radler sehenden Auges auf den LKW drauf hält und sich denkt "Der Depp hat gefälligst anzuhalten" halte ich für vollkommen absurd, so funktioniert der Überlebensinstinkt nicht. Es sind ja auch nie die "Rambo-Radler", die verunglücken, sondern meist ältere und schwächere, was ein weiteres Indiz gegen die "Draufhalter-These" ist.
 
Kannste dir nicht vorstellen das es einige aber durchaus billigend in Kauf nehmen?
Darum geht es mir doch gar nicht. Die sollen natürlich konsequent bestraft werden - genauso wie die anderen, die es aus Unachtsamkeit, aufgrund ihres Alters oder sonstwas verschuldet haben. Aber ich bezweifle, dass härtere oder konsequenter durchgesetzte Strafen plötzlich dazu führen, dass solche Unfälle nur noch ganz selten passieren.

Bei den illegalen Straßenrennen und den Anklagen wegen Mord mag dies einen Effekt haben, aber bei Abbiegeunfällen und entsprechender Unachtsamkeit/Unaufmerksamkeit/Übersehen (wie auch immer man dies nennen mag) glaube ich das eben nicht. Und nochmal: was nicht gleichbedeutend sein soll, dass man das dann nicht etwa konsequent bestraft.
 
Ich frag' mich, was das Ziel der Diskussion hier ist.
Weiss nicht, ob hier jeder das gleiche Ziel hat. Ich denke, das Ziel ist es über Gefahren und mögliche Maßnahmen dagegen zu diskutieren. Sei es Infrastruktur, Sanktionierung von vorsätzlichem gefährlichem Fehlverhalten (das leider im Straßenverkehr Alltag ist) oder eben Verhalten vom Schwächeren Verkehrsteilnehmern (da zähle im Wesentlichen Routenwahl, Wahl des Straßenteils, optisches Erscheinungsbild Fahrverhalten etc dazu - nicht Hellsehen).

Zu sagen, "der Radfahrer soll aufpassen, dann überlebt er" ist in meinen Augen nicht zielführend, sondern nutzloser Schwachsinn, denn es würde einen Perfekten Menschen mit übermenschlichen Sinnen erfordern.

Der Vorwurf des "Victim Blaming" will die Diskussion verhindern,
Das "Victim Blaming" war kein Vorwurf, sondern ein Hinweis, das hat real hier im Thread stattgefunden. Und ich weiss zwar nicht, ob es zielführend ist, aber wenn ich auf der Straße mitbekomme, dass jemand rassistisch oder sonstwie beleidigt wird, dann sag ich auch was und weiss auch nicht ob das was hilft. Aber solches Verhalten sollte nicht unwidersprochen bleiben. Vielleicht merken die Leute ja gar nicht wie sie hier das Opfer posthum noch verhöhnen, dann hilfts ja evtl. doch was zur Erkenntnis.
 
Kannste dir nicht vorstellen das es einige aber durchaus billigend in Kauf nehmen?
In den seltensten Fällen wird jemand bewusst sagen "mir doch egal".

Eher denken Leute schlicht nicht von der Tapete bis zur Wand. Aber wer sich nicht klar macht, dass er mit dem Schneiden eines Radfahrers oder Abdrängen gegen den Bordstein diesen im Zweifel vom Leben zum Tode befördert, den wird auch eine Strafandrohung nicht bekehren. Weil er an die auch nicht denkt.

Die Leute denken einfach nicht nach, isso. Wir sind einfach von Idioten umgeben. Besser, man akzeptiert das und arrangiert sich, als dass man auf Anti-Idioten-Gesetze hofft, und deren aggressive Durchsetzung fordert. Die ja zwangsläufig durch Idioten vorgenommen würde...
 
Zuletzt bearbeitet:
Darum geht es mir doch gar nicht. Die sollen natürlich konsequent bestraft werden - genauso wie die anderen, die es aus Unachtsamkeit, aufgrund ihres Alters oder sonstwas verschuldet haben. Aber ich bezweifle, dass härtere oder konsequenter durchgesetzte Strafen plötzlich dazu führen, dass solche Unfälle nur noch ganz selten passieren.
Das sehe ich ähnlich. Ich denke auch nicht, dass man alleine mit Bestrafung mehr erreichen kann. Da wäre evtl. mit besserer Infrastruktur mehr zu holen. Wenn große LKW nicht sicher rechts abbiegen können, muss man evtl. darüber nachdenken, die gar nicht mehr in die Orte rein zu lassen. Oder nur noch links abbiegen erlauben. Oder wie IIRC in U.K. Fenster unten in den Beifahrertüren vorzuschreiben.

Aber ich muss auch sagen, dass in der Stadt, in der Du und ich leben vorsätzlich gefährliches Verhalten eher die Ausnahme ist. In Berlin und im Osten Deutschlands habe ich das aber durchaus ganz anders erlebt, da sind tickende Zeitbomben unterwegs, die eigentlich aus dem Verkehr gezogen gehören oder zumindest professionell behandelt. Da hat @Coswiger evtl. eben ein anderes Bild vom Alltag als Du und ich.
 
Darum geht es mir doch gar nicht. Die sollen natürlich konsequent bestraft werden - genauso wie die anderen, die es aus Unachtsamkeit, aufgrund ihres Alters oder sonstwas verschuldet haben. Aber ich bezweifle, dass härtere oder konsequenter durchgesetzte Strafen plötzlich dazu führen, dass solche Unfälle nur noch ganz selten passieren.

Du hast es ja auch sicher noch nie erlebt wie ne Versucherin, durch deren vorsätzlichen Fehlverhaltens ich mein Leben lang darunter leiden muss, im Gerichtssaal noch grinst hat weil sie nur ne niedrige Geldstrafe und kein Fahrverbot erhielt.
Von der anderen Straftat die sie vorm Gerichtsverfahren noch ausgeheckt und im Gericht angewandt hatte, ganz zu schweigen.
 
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