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Dunwich Dynamo XXI 20 - 21 Juli 2013

Ich drùcke dem Kollegen die Daumen, dass es gut und schnell heilt,vlt kannst du ja meine Genesungswünsche aus D ùbermitteln;-). Verletzungen im Gesicht hört sich ja wirklich ùbel an. Aber beruhigend, dass er aber noch selbst handlungsfáhig war. Und ja, leider gehõrts auch, dazu obwohl ich selbst zum Glück nichts schlimmes mitgekriegt habe, also insgesamt den Eindruck hatte es gab nicht so viele Zwischenfálle.
 
Ich bin gestern hier um 23Uhr eingetroffen, hab pflichtschuldig meiner Frau die Reisegeschene (eher mitbringsel) ûbergeben und mich selbst mit 'ner Dusche und 'nem aloholfreiem Weizen belohnt, was ich aber nur zur Hälfte habe trinken können, dann ging nix mehr ;-) und ich habe bis gerade wie'n Stein geschlafen :) und werde jetzt auch noch 1-2 std dranhängen .
Chicks_on_Slicks ja lass uns hier unsere pers Doku des Dun Run machen (habe ich auch schon in meinem Heimatthread so angekùndigt), wenn das ok ist würde ich das um meine Reisebeschreibungen von Fr bis Mo erweitern.
 
Mick1971 Willkommen zu Hause! Danke, dass du mich auf dem Laufenden gehalten hast :) Mein Mann laesst dich auch ganz lieb gruessen. Wir sind von deiner Fahrt sehr beeindruckt :)
Natürlich kannst du deinen Bericht noch erweitern. Das gehört ja dazu :)
Dann ruhe dich jetzt noch gut aus, denn bald geht es ja für dich wieder los! :)
 
Mick1971 Ich werde die Genesungswünsche weitergeben. Das Jochbein ist gebrochen. Nase und Zähne sind heile geblieben. Es ist noch zu stark geschwollen, deshalb wollen sie sich noch nicht festlegen, ob operiert werden muss oder nicht.

Und hier nun der erste Teil meines Berichtes:

Dunwich Dynamo XXI - 20./21. Juli 2914
Ein bisschen Hintergrund
Der Dunwich Dynamo (oder Dun Run) ist ein 200km Radevent, das von London (Hackney, um genauer zu sein) nach Dunwich, an der Küste Suffolks, führt.
Was macht dieses Event aus?
Es ist eine Nachtfahrt, an dem Wochenende, dem den Vollmond für Juli am nächsten ist.
Es kostet nichts, daran teilzunehmen.
Man muss sich nicht anmelden.
Es ist ein “semi-organised” Event.
Es ist eine Radfahrveranstaltung (kein Rennen! wie immer wieder betont wird) und so kann jeder, der möchte, mitmachen. Rennräder, Bromptons, Touring-und Trekkingräder, Fixies, MTBs, alte Stadtgurken, Tandems...Alles ist willkommen, und alle sind in einer Vielzahl vertreten! (Ich sah sogar einen auf einem Penny FArthing! :eek: ) Und die Royal Mail war in diesem Jahr auch stark vertreten und bestritten die 200km auf alten POstbotenrädern! :D
Keine Marshalls and der Strecke.
Keine offiziellen Feedstops per se. Auf halbem Wege hat ein Dorf sich erbarmt und stellt schon seit ein paar Jahren Essen und Getränke im Gemeindehaus zur Verfügung. Aber die Schlangen sind lang! Pubs haben etwas länger geöffnet, es gibt Leute, die verwandeln ihren Garten in ein Feed-Stop, um den Helden der Nacht Kaffee, Tee und etwas Nahrhaftes anzubieten...
Keine Wegweiser, aber eine Wegbeschreibung, die man für £1 erstehen kann (das Geld geht an den Southwark Cycling Club, die sich diesem Event angenommen haben, und für die Dinge, die organisiert werden müssen, auch organisiert werden, wie die Busse, die die Radler und Räder wieder nach London bringen.
Kein offizieller Startschuss.
Man trifft am Startpunkt, mitsamt Rad, ein (London Fields, Hackney) – ganz Britisch ist der Treffpunkt an einem Pub im Park. :D So ab 16:00 rollen die ersten ein, dann werden es mehr und mehr.
Wenn man dann Lust hat, fährt man los. Generell rollen die ersten gegen 20:00 los, Richtung Küste. Wie ein Schwarm Fledermäuse verlassen die Radler in mehr oder weniger grossen Gruppen das Pub. Und plötzlich sind alle wech'.
Man fährt durch die Nacht. In der Dunkelheit. Durch Dörfer, Landstrassen entlang, Anstiege hoch und wieder runter.
Einige nette Dorfbewohner stellen alte Marmeladengläser an den Wegesrand, in denen kleine Kerzen brennen, um anzudeuten, dass man sich noch aof dem rechten Pfad befindet. Andere hängen bunte Lichterketten an ihre Häuser oder an Wegweiser, um die müden Radler aufzumuntern und in die richtige Richtung zu schicken.
Irgendwann kommt man dann am Strand in Dunwich an, isst, schwimmt, schläft.
Simple!
Dieses Erfolgsrezept wird seit 2000 angewendet. Von 1992 bis 1998 war es noch ein kommerzielles “Pay-to-Enter” Event. Ab 1999 wurde es als eine kostenlose, komm einfach und fahre mit, Veranstaltung ins Leben gerufen, und nun läuft es seitdem in dem Format. Die Anzahl an Teilnehmern hat Jahr um Jahr auch zugenommen. Von 250 Teilnehmern im ersten Jahr, verbuchen sie jetzt bis zu 1,500 Leute, die sich die Nacht um die Ohren schlagen und sich der Herausforderung stellen.
Ich bin in einem Buch auf diese Veranstaltung aufmerksam geworden.
Und dachte, es sei eine gute Idee.
Ein Gedanke, den ich dann am Wochenende hin und wieder verfluchte :D
Aber es kommt immer anders… :D
 
Hallo,
hört sich fantastisch an- bzw. liest sich ebenso.... einfach toll :daumen: &
respekt.gif
 
gowin hey Volker, du weißt ja, dass ich dich gerne mit dabei gehabt hätte ;-)
(Und ja, ich kann verstehen, dass es dir dieses Jahr zu unsicher war)
 
Mick1971 Willkommen zu Hause! Danke, dass du mich auf dem Laufenden gehalten hast :) Mein Mann laesst dich auch ganz lieb gruessen. Wir sind von deiner Fahrt sehr beeindruckt :)
Natürlich kannst du deinen Bericht noch erweitern. Das gehört ja dazu :)
Dann ruhe dich jetzt noch gut aus, denn bald geht es ja für dich wieder los! :)
Also, bevor jetzt nach und nach meine Berichte kommen (Ich übernehme die ggf ungekürzt aus meinem Reisebericht, daher müsst ihr beim Lesen ggf etwas springen, je nach dem was euch interessiert, sonst hat es vlt doch ein paar Längen ;)) nochmal etwas, was ich unbedingt loswerden muss:
Vielen Dank dafür, das ich mit euch fahren konnte und für eure Unterstützung: vom Nudelsalad( lecker:daumen::daumen:) angefangen, über das Proviantpaket (hat mir auch in NL noch geholfen:daumen:) und die Infos die ihr eingeholt habt, das immer wieder Treffen bei der Fahrt, selbst das (zusammen) Warten zwischendurch und die Unterstützung bei "Tiefpunkten"! Ihr seid beide tolle (Renn)Radfahrer und ich denke wir sind, nachdem wir uns ja nunmal erst am Samstagabend zum ersten Mal getroffen haben, im Laufe des Dun Run zu einem gutem Team zusammengewachsen:daumen::daumen: in dem ich jederzeit jede Herausforderung angehen würde:). Also in diesem Sinne auch nochmal viele Herzliche Grüße an deinen Mann.:)
 
My Dun Run - Teil I

Rahmendaten
Rad: Poison Opium Disc 50/34 und 11/32
Modifizierungen:
- Licht v: Power LED Akku h:Cateye Clip(Tasche), Contec Batterie/LED
- Schmutzfänger: keine (kein Regen vorhergesagt)
- Schloss (am Oberrohr) : Trelock TS 300 Faltschloss (ca 700g)
Packtasche: Carradice Super C -SQR, 16l Nennvol, an Sattelstütze (Tasche mit Halterg + Gepäck ca 5kg)
Lenkertasche BTwin (Decathlon) -einfache Ausführung mit Klettbefestigung (Powerpacks, Besteck, Elektroadapter und alles was sonst keinen Platz findet)
Oberrohr: I) "Riegeltasche" Extreme
II) Oberrohrtasche Rose (Digi-Kamera, Hygiene, Sonnenmilch)
III)Vaude Rahmentasche mittel (Werkzeug, Schläuche)


Mi 17.07.13 Tag -1
Die Tasche hab ich schon am Dienstag gepackt und die Routen sind schon auf dem Navi. Die Akkus sind geladen - ich komm mir vor wie ein Elektrofachgeschäft,
jedes Teil hat einen eigenen Adapter:confused:
jetzt noch Karten und Routenbeschreibungen als Backup ausdrucken, eigentlich wollte ich noch 'ne Ersatz-SD-Karte fürs NAvi fertig machen, dazu fehlt mir aber doch die Ruhe,
also spar ich mir es doch.

Do Tag 0
Ich starte um 6.35 Uhr zum Hauptbahnhof Duisburg, an der Haustür verliere ich erst noch mein Taschenrücklicht und ich krabbel unter den Autos rum um die Einzelteile zusammenzusuchen,
es lässt sich aber wieder zusammenbauen und sicherer montieren:
WENN DAS SCHON SO ANFÄNGT .... DANN MUSS DIE TOUR EINFACH GUT WERDEN
Der Rest des Vormittages verläuft reibungslos: ich verabschiede Schüler, helfe bei den Vorbereitungen für die Verabschiedungsfeier eines Kollegen und kaufe Bananen und Wasser für die Fahrt.
Vor der JAhresabschlusskonferenz ziehe ich mich schon für die Reise um (T-Shirt, MTB-Radshort, Polstereinsatz brauch ich ja noch nicht heute)
Bei der Konferenz sitze ich auf heißen Kohlen, um 15.00 mach ich das Rad fertig und fahr los.
Ich bin zeitig am HBF Düsseldorf und warte dort auf den Zug nach Venlo (15.48)
Die Fahrt zieht sich mit 'ner frühpubertierenden Schulklasse an Bord, es istz heiß und der Zug hat Verspätung!
In Venlo gibt es aber kein Problem, ich kauf mir am Automaten die Fahrkarten (das geht einfacher als in D) und um 17.20 gehts weiter.
Ein Niederländischer Radler (er war in Süddeutschland) und ich erkämpfen uns noch das Fahrradabteil von zwei "netten Damen" die unbedingt mit ihren Hackeporschen dort sitzen müssen, obwohl der Rest des Waggons fast leer ist.
Wir unterhalten uns anschließend bis er in Eindhoven aussteigt.
In Rotterdam steig ich um, krieg trotz verspätung meinen Anschluss Richtung Hoek van Holland und checke um kurz nach 20 Uhrmit mit nur wenig Wartezeit ein.
Ich helfe einem anderen Radler (auch Packing Light) mit einem Trick, den ich noch vom letzten Jahr kenne, sein Rad zu verstauen und gehe in meine Kabine,
wobei ich ihn leider aus den Augen verliere.
Dort die üblichen Vorbereitungen: mein Ausgeh-T-Shirt ist völlig durch, also Wäschewaschen, dann Duschen.
Danach auf'm Deck in der Sonne sitzen und simsen, eine überteuerte Lasagne essen und dann ab in die Koje.
Ich habe Ferien!!! :):)
Ferry_boarding.jpg
 
Mick1971 :oops: :) Danke! :)
Es war wirklich toll, dich kennegelernt zu haben, und ich kann mich dir nur anschliessen. Es war toll, mit dir dieses Abenteuer zu bestreiten :) Du bist ein toller RRfahrer und mit deiner Unterstützung und Hilfe hat das Abenteuer eine sehr schöne weitere Dimension angenommen. Du bist in meinen Augen wirklich ein Held...:) :daumen:Deine Ruhe, Selbstständigkeit und Sinn für Humor hat mir/uns sehr geholfen, und ich denke als Team, das wir während der Nachtfahrt wurden, haben wir uns wirklich gegenseitig geholfen und nicht im Stich gelassen.

Ich hoffe, wir werden weiterhin in KOntakt bleiben und die eine oder andere Herausforderung nochmal angehen :)
Ich wünsche dir und deiner Frau einen tollen Urlaub!

PS: Seid ihr alle da?? :D:D:D::D:D
 
My Dun Run - Teil I

.... an der Haustür verliere ich erst noch mein Taschenrücklicht und ich krabbel unter den Autos rum um die Einzelteile zusammenzusuchen,
es lässt sich aber wieder zusammenbauen und sicherer montieren:
WENN DAS SCHON SO ANFÄNGT .... DANN MUSS DIE TOUR EINFACH GUT WERDEN


.... und ja schon der erste Brummer, einfach wieder köstlich:daumen:, du weißt was & wie ich meine ;)

Mei, da könnt ich schon neidisch werden! Ist wirklich interessant, was und vor allem wie ihr es schildert... top.
Freue mich schon auf die Fortsetzung, erwarte somit:rolleyes: fortwährend zum morgendl. Frühstück entsprechnd aktuelle Lektüre:D
 
Dann will ich dich/euch und weitere stille Mitleser nicht warten lassen: :D
Man muss sich ja nicht anmelden. Also, im Prinzip recht einfach:

Sachen packen, Räder ins Auto, von Nottingham nach London fahren…Nur, was nimmt man für so eine NAcht und Nebel Aktion eigentlich mit? Vor allem, wenn keine Labestationen angeboten werden? Und man, wenn man am Ziel angekommen ist, gerne anbaden möchte?

Sachen wurden zusammengetragen, Taschen wurden gepackt (Badeanzug, Microfaserbadetuch, Badelatschen, Beinline, Armlinge, Knielinge, Gilet – grellgelb, aber wenn es um die Sicherheit geht, pfeife ich auf die Schteilpolischei :D ) – Helly Hansen Base Layer (Langarm) zum Wechseln, ein paar Hygienesachen zum Frischmachen (Zahnbürste, Zahnpasta, Deo, Haarbürste)…Energieriegel, Fig Rolls, Müsliriegel, Nudelsalat für die Pastaparty mit Mick…

Und dann ging’s los.

Wir machten gute Fortschritte und kamen bei wunderbarem Sonnenschein in London an. Mein Mann hatte günstig einen Parkplatz ganz in der Nähe des Startes gefunden (www.parkatmyhouse.com ) und nach dem typischen nervösen Herumwuseln be einer Veranstaltung (ich sage nur “Nervous Displacement Activity” :D ) schulterten wir unser Gepäck und versuchten, zum Start zu kommen. Eigentlich sollte der Park nur maximal 10 Minuten mit dem Rad zu erreichen sein. Aber irgendwie schafften wire s, uns ein bisschen zu verfahren :D, wurden noch von Leuten in falsche Richtungen geschickt… :rolleyes: , aber kamen schliesslich doch am Park an.

Das war so gegen 17:00, glaube ich. Der Park war gut besucht. Das schöne Wetter holte die Londoner aus ihren Versenkungen :D. Aber wir sahen auch schon eine gute Anzahl an Rädern und Radlern, die in kleinen Gruppen zusammen saßen, sich unterhielten und entspannten. Eine Dame kam an uns vorbei “Seit ihr auch Radler, die von London nach Suffolk fahren?” – “Ja!” – “Nachts?!” – “Ja!” – “Verrückt! Aber viel Glück und Erfolg!” :D
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Wir fanden ein schattiges Plätzchen und machten es uns bequem. Ich holte das Erkennungszeichen, das ich mit Mick1971 abgesprochen hatte, und drapierte es über das Rad. :D Und dann hiess es: warten :D

So langsam läpperten sich die Radfahrer zusammen.

Da tauchte plötzlich eine Gruppe Postboten auf alten Posträdern auf. Die waren schon guter Stimmung, posierten gerne für ein Erinnerungsfoto und machten sich zum Pub auf, um sich etwas zu stärken.
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Dann stiess Mick1971 zu uns :) Wir sagten “Hallo”, machten eine kleine Pastaparty und lernten uns so ein bisschen kennen. Mein Mann zog los, um zu sehen, wo wir eine Routebeschreibung finden könnten…Und kam zurück mit den Worten “Wenn wir hier um die Ecke gehen, sind wir direkt vor dem Pub! Da sind schon ganz viele Räder und Radler!” Unsere Siebensachen zusammengepackt, Taschen geschultert, mit Rad aus dem Park und um die Ecke gegangen und…

Mein Mann hatte wirklich nicht übertrieben :D

So etwas hat man sein LEbtag nie gesehen!

Räder, Räder, überall nur Räder. Und Radfahrer. Eine kunterbunt zusammengewürfelte Menge an Carbon, Stahl, Alu und Menschen: RRteams in modernem, farblich abgepasstem Lycra, der Urban Cyclist in seinem Baumwollhemd, der Retroradler im Retrowolltrikot und passender Mütze…Junge, Alte, Männer, Frauen…Leute in Turnschuhen, RRschuhen, Badelatschen (!!!), Rennräder, Trekkingräder, MTBs, Fixies, alles, wirklich alles war vertreten. Überall standen und lagen Fahrräder und Leute, der VErkehr hatte keine Chance mehr, und die Anzahl der Zweiräder stieg stetig an. Langsam aber sicher nahm der Strom an Radlern zu, nicht ab. Eine Masse aus Mensch und Zweiradmaschinen schob sich vor dem Pub auf die Strasse und quoll in die Seitenstrassen. Aber alles total entspannt. Es lag eine freudige, aufgeregte Erwartung in der Luft. Aber auch eine freundliche und willkommende Atmosphäre. Gruppen formten sich, Leute, die sich noch nie getroffen hatten, unterhielten sich, Wir alle teilten die Erwartung und Aufregung des bevorstehenden Events. Es war ein Summen und Stimmengewirr wie in einem Bienenschwarm.

Dieser Herr hier schoss für mich den Vogel ab: :D
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Ich habe mich, weil ich mich setzen wollte, kurzerhand neben ihm auf den Bürgersteig gesetzt und ihn in eine Unterhaltung verwickelt. Er machte schon seit 10 Jahren beim Dun Run mit. Er liebt die Veranstaltung. Sein Rad ist eines seiner zwei Transporträder. Das neuere. Das hat er in Kopenhagen abgeholt – am kältesten Wochenende in Dänmark. Ist nach Kopenhagen geflogen, Rad abgeholt, nach Esbjerg geradelt (bei -15 Grad!!! :eek: !!!! ), mit der Fähre nach England, und dann weiter nach London geradelt…. :eek:

Zu seinem 40. Geburtstag ist er mit seinen Hunden von England nach Berlin geradelt…. :eek: In sieben Tagen. Er meinte nur, mit den Bergen habe er nicht gerechnet. Ich “Welche Berge?” – “Na, wie hiessen die noch…Harsch?!” – “Der Harz? Du bist über den Harz gefahren?” :D :eek: Wir lachten und schnackten noch ein bisschen, er gab mir noch ein paar Tipps, warnte mich vor Epping Forest und dann machte er sich in Ruhe auf den Weg. Er war einer der Ersten, der plötzlich verschwand. Leider habe ich ihn dann nicht nochmal gesehen.

Ich war so in meine Unterhaltung vertieft, dass ich gar nicht merkte, wieviel plötzlich um mich herum los war! Als ich mich umblickte, kam es mir so vor, als sei jede Seitenstrasse, jeder kleinste Platz vor und um das Pub herum von Rädern in Beschlag genommen worden. Ein paar amerikanische Touristen versuchten, sich durch die Massen zu schlängeln und meinten nur “Oh neat! Is this some sort of event?” :rolleyes: :D

Und trotz der anwachsenden Massen war es nie richtig eng oder bedrohlich. Einfach nur….toll! :D

So langsam machte sich eine Aufbruchsstimmung breit. Nach und nach fanden Rad und Reiter sich zusammen, Freunde, Bekannte, Leute stiegen auf und rollten los. Wir wollten auch mit den ersten Gruppen losrollen, um in einer grösseren Gruppe aus London und durch Epping Forest zu kommen (Safety in Numbers).

Die Grupper der POstboten schwang sich auf ihre kleinen roten Räder. Und wir denken “Die liefern in London Briefe! Die werden den Weg kennen!” :D Und wir schlossen uns ihnen an.

Erste Herausforderung: Welchen Weg vom Pub einschlagen?! Wegbeschreibung hervorgeholt und gelesen. :D Da kamen die POstboten angefahren und wir fuhren einfach hinterher. :D Und mit uns noch einige mehr. Wieviele – keine Ahnung. Aber viele schon! :D

Die Autos und die Busse hatten keine Chance. Im ersten Moment war ich doch ein bisschen nervös, denn Leute bremsten, schnitten einen ab, fuhren kurzfristig einem über den Weg…Aber irgendwie schafften wir alle, uns gegenseitig nicht vom Rad zu ziehen, sondern in einem organisiertem Chaos dem Londoner Samstagabendverkehr zu trotzen. Ich konzentrierte mich so auf mein Rad, dass ich nicht immer viel mitbekam, aber hin und wieder sah ich verwirrte Gesichtsausdrücke der Passanten, LEute, die auf uns zeigten und lachten oder nur den Kopf schüttelten. Ich würde zu gerne wissen, welchen Anblick diese Masse an Radlern, die so plötzlich aus dem Nichts zu erscheinen schien, den Autofahrern bot :D

Die ersten Lacher kamen. Die POstboten verfuhren sich, drehten um, wir alle hinterher. KOmmentare wie “Da vorne fährt einer nach Hause und wir hinterher, weil wir denken, er fährt beim Dun Run mit!” – “Der wird sich wundern, wenn er zu Hause ankommt und eine Meute hinter sich hergezogen hat!” Die POstboten hielten an, um ihre Schäfchen zu sammeln, denn man wird in dem Chaos schnell getrennt. Ich hielt auch an und durfte als “Honorary Postman” mit ihnen erstmal weiterfahren – so gut es halt ging, denn ich war in einem leichten VOrteil auf meinem Rad :D. Eine meiner bleibenden Erinnerung für mich wird meine Fahrt aus London mit den POstboten sein. Die waren so gut drauf, ich bin vor Lachen ein paarmal fast vom Rad gefallen. :D :D :D Das waren echte “London East End Geezers”…Für mich, die doch ziemlich nervös war, auf das, was bevorstand,die beste Medizin gegen meinen Bammel. Vor Lachen dachte ich gar nicht mehr daran, wo ich war und was vor mir lag und schon waren wir aus London draussen und Richtung Epping Forest.

Und von dem Moment an fuhr ich einfach anderen hinterher…Eine lange Schlange an Radfahrern formte sich und schon bald rollten wir so dahin. Ein paar hielten schon mal an der nächsten Tanke, einige kehrten auch schon im ersten Pub ein… :eek: :D Und ansonsten…einfach fahren…dem Vordermann hinterher (hoffend, dass er den Weg kennt, aber er wiederum fährt seinem VOrdermann hinterher, hoffend, dass der den Weg kennt, welcher wiederum seinem Vordermann hinterher fährt, hoffend…usw. usw. :D )

Das Tempo, mit denen sich die verschiedenen Radler fortbewegten, unterschied sich so gewaltig wie die verschiedenen Räder. Gruppen und Vereinsradler rasten an mir vorbei, andere zockelten gemütlich vor sich hin oder versuchten, ihre Stadtgurke zu neuen Höchstleistungen zu animieren. :D Es war schon ein sehr bunter Haufen, der sich dort auf den Weg Richtung Küste machte.

Epping Forest kam – unter den Bäumen war es schon recht dunkel. Aber der Wald, der rechts und links an die Strasse grenzte, war wirklich wunderschön. Zum Glück war es noch nicht dunkel, so dass ich noch viel sehen konnte. Durch den (Vor-)Ort selber kamen wir zum Glück ohne Probleme. Und damit hinterliessen wir den letzten Teil der Hauptstadt, und wurden von ihr in die Abenddämmerung entlassen :)
 
hey CoS - so genial beschrieben:daumen: ich sehe und höre die Royal Mail geradezu neben mir:D:bier:.... aber schau doch noch mal, die Anhänge funzen noch nicht richtig?

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@ Chicks_on_Slicks,

herrlich wie amüsant und kurzweilig- unterhaltsam du deine interessanten Eindrücke und Emotionen formulierst und schilderst. Es ist schon plastisch vor meinen Augen, selbst im Nachhinein, zu erleben. Dafür von mir ein Dankeschön:daumen:.
 
Freitag - Tag 1: Harwich St Albans (161 km 993 HM)

Die Nacht ist kurz, um 4.45 (LT) klingelt schon der Wecker, ab 5.30 Uhr gibt es (das vorgebuchte) Frühstück. Vor dem Frühstück mache ich meine Sachen soweit wie möglich fertig, denn um 6.30 beginnt das Ausschiffen.
Also nicht so viel Zeit um seine scrambled eggs mit Toast und sein Käsebrötchen zu essen. Die Wasserflaschen nicht vergessen um sie am Buffet aufzufüllen und auch noch Brötchen für unterwegs fertig machen ;-).
Ich kommm auch ganz gut von Bord, in der Zollschlange unterhalte ich mich noch mit anderen Radfahren: ein niederländisches Ehepaar mit Ziel Land's End und einer englischen Studentin, die mit dem Rad von Holland zurück nach Cambridge "zieht" :confused: (sie hoft, dass ein Bekannter ihre restlichen Dinge irgendwann mitbringt).
DSCI0395.JPG
Um 7.15 bin ich dann auch schon durch den Zoll und versuche meine Strecke zu finden.Die muss ich aber erstmal richtig suchen, weil der Track mich rechts ab auf das Hafengebiet bzw. an das Tor des Petroleumhafen führt,
wo ich schon von weitem ein Pförtnerhäuschen sehe. Da werd ich ja wohl kaum durchkommen also drehe ich erstmal um und folge erstmal der Straße geradeaus.
Aber irgendwann muss ich ja rechts ab und da gibt es nur die A12, die ich unbedingt vermeiden will. Also fahre ich nochmal zurück, fass mir ein Herz fahre bis zum Pförtner und frage ihn nach dem hier vermuteten bridlepath - und tatsächlich weist er mich um das Häuschen links herum auf einen groben Schotterweg, der dann zur B1352 führt, die am River Stour entlang verläuft.

]Stour.jpg
Ja und das ist dann auch das englische Radvergnügen: an der Flussmündung entlang geht es immer wieder auf und ab, sodass ich versuche schön konzentriert die Abfahrten richtig mitzunehmen, dabei aber auch nicht vergesse, bei erträglichem Verkehr die Aussicht auf Segelboote und blaues Wasser zu genießen.
Bei angenehmen 18°C bin ich losgefahren und am Vormittag ist es während der Fahrt auch angenehm, bei meinem ersten längeren HAlt (nach ca 2h) am Layer Marney Tower merke ich aber auch, wie die Sonne brennt wenn der Fahrtwind nicht kühlt,
also werde ich immer wieder den Sonnenschutz erneuern.
Am den Tower halte ich, weil ich ihn schon aus mehreren Kilometer Entfernung gesehen habe, wie er erhaben mitten in der Landschaft steht. Die ist nämlich flacher geworden, Alleen und einzelne Baumgruppen sorgen aber dennoch für Abwechslung.
LayerMarleyTower.jpg

Die Gegend ist sehr ländlich und von daher sehe ich auch keine Möglichkeiten zum Einkaufen, was mich langsam etwas beunruhigt.
In Great Braxted halte ich vor einem geschlossenem Inn am "Dorfplatz" um meine Kleidung den steigenden Temperaturen anzupassen und den Proviantbeutel vom Rücken zu kriegen.
Das Rad kann ich dazu an die rote englische Telefonzelle lehnen, aber warum ist da 'ne dicke Kette mit entsprechendem Vorhängeschloss um die Zelle gebunden?
Weiter geht's es gibt ja auch mal was zu sehen z.B. 'ne Kirche mit Holzturm und schattenspendenden Bäumen davor...
Church_Wood_Harrch_Stalb.jpg

Auch die offene Streckenführung sorgt für Abwechslung: hier sieht man einen public bridlepath (bzw. zeigt der Pfosten an, dass der Weg hier ist :confused: ;-))
PubbridlePath.jpg

Das ist kurz nach Mittag und jetzt brennt die Sonne wirklich.
Um ca 13.00 finde ich wenigstens einen Inn mit Sonnenschirmen draußen: Baquette und 2 Pints Coke: with Ice? yes please ;-)
Weiter gehts, ab km > 100 ändert sich die Streckenführung, weil ich die Städte nördlich von London durchfahre, das kostet schon manchmal Nerven, zwischendurch gibt es aber immer wieder ruhige, schöne Abschnitte.
Das letzte Stück, also vor St. Albans ab HAtfield, fahre ich über 'ne stillgelegte Eisenbahntrasse und in St. Albans wird es nochmal richtig quirlig. Deswegen und wg der Uhrzeit (schon 18.00) spar ich mir es die Stadt anzuschaun und nehme direkt den Zug.
Das klappt auch gut, noch 'n kurzer Schreck in London, als ich den Verkehr am Bahnhof Crickelwood mit todesmutigen Radfahrern sehe, bis ich merke, dass ich genau in die andere Richtung fahren muss.
Der gute Kilometer bis zu meinem Bekannten sind dann auch recht entspannt: um ca 19.00 hab ich es nach 161km mit 993 HM bei Nachmittagstemperaturen bis 35°C geschafft .
 
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