Vergiss Oberrohrlänge ... vergiss Sitzrohrlänge ... hat alles wenig bis keine Aussagekraft.
Angaben wie "S" oder auch "54" sind eh nicht allgemein definiert. Was beim einem Hersteller "S" ist, kann bei einem anderen "M" heißen. Du solltest deshalb nicht auf solchen Größenangaben schauen, sondern auf verbindliche definierte Werte wie Stack (Höhe vom Tretlager zur Oberkante Steuerrohr) und Reach (horizontale Entfernung vom Tretlager zur OK Steuerrohr). Das sind quasi "Höhe" und "Länge" des Rahmens.
Du musst dir klar machen, dass du aufgrund deiner kurzen Beine (für deine Körpergröße) relativ tief sitzen wirst. Du willst ja noch an die Pedale kommen. Wenn du jetzt aber einen Rahmen mit relativ hohem Stack (=Rahmenhöhe am Steuerlager) wählst, dann wirst du damit keine Sattelüberhöhung und somit keine "rennradtypische" Sitzposition erreichen können. Du sitzt dann eher wie auf dem Hollandrad.
Ich versuche mal, das etwas genauer aufzudröseln ....
Als Orientierung kann dein persönlicher Stack-Wert dienen, der sich aus deiner Schrittlänge errechnen lässt (780mm*0,69 = 538mm). Dieser Stack geteilt durch 1,5 gibt einen Reach-Wert von 359 mm. Wieso 1,5? Dieser Quotient von 1,5 entspricht bei einem Otto-Normal-proportionierten Menschen einer "neutralen" (= weder extrem sportlichen noch extrem aufrechten) Sitzhaltung.
Du bist aber nicht Otto Normal, sondern Sitzriese. Das heißt ein Otto-Normal-Rahmen mit deinem Stack-Wert hätte für dich einen viel zu kurzen Reach (dein langer Oberkörper!).
Daraus folgt: für eine "neutrale" (Rennrad!-)Sitzposition brauchst du ein Bike mit eher wenig stack und eher mehr reach. Anders formuliert solltest du eher nach einem Bike schauen, wo der Quotient von Stack zu Reach kleiner als 1,5 ist. Ein Beispiel für ein Einsteigerrad, dass diese Bedingung erfüllt, wäre das R1 von Radon. In Größe 53 kommst du auf einen Stack von 546mm und einen Reach von 384mm (Stack to Reach 1,42). Bei einer Sitzhöhe von 690mm (errechnet aus Schrittlänge*0,89) erreichst du damit eine maximal mögliche Sattelüberhöhung von ~5-6 cm. Das sollte es dann auch schon mindestens sein für eine einigermaßen rennradmäßige Sitzposition. Sitzt du jetzt zu "gedrängt" (Reach zu kurz) kannst du das über einen längeren Vorbau ausgleichen. Das ändert die Sattelüberhöhung nur minimal.
Zum Vergleich auf dem
Rose M hättest du bei identischer Sitzhöhe und null Spacern unterm Vorbau
keine Überhöhung mehr (!). Das hat dann aus meiner Sicht nicht mehr so viel mit Rennrad zu tun. Aber wenn einen das nicht stört, dass man auf dem Rennrad extrem aufrecht sitzt, dann kann man natürlich auch das fahren, wir leben schließlich in einem freien Land ...
Letztendlich ist das aber alles graue Theorie. Keiner weiß, wie viel Sattelüberhöhung für dich passen, gerade da du Anfänger bist. Vielleicht hast du auch Riesenfüße mit denen du bei einem kleinen Rahmen beim Lenken ans (eingelenkte) Vorderrad stößt etc pp ... Damit sind wir wieder beim Thema Probefahrt. Im Grunde sind viele Fehler beim Kauf des ersten Rads auch über Änderungen am Lenker/Vorbau usw. korrigierbar. Und man sollte sich auch nicht zu sehr stressen, weil das erste Rad eh in der Regel ein Fehlkauf ist. Bei speziellen Körperproportionen wie bei dir, sollte man aber schon etwas genauer überlegen. Ich würde halt kein Rad kaufen, wo klar ist, da werde ich nie eine rennradmäßige Sitzhaltung drauf realisieren können, weil der Stack einfach zu groß ist. Das landet dann wie viele andere nach ein paar Monaten auf Kleinanzeigen, weil "zu groß gekauft". Regelmäßig am Foto daran erkennbar, dass der
Sattel praktisch auf Lenkerhöhe ist ...
Ach so ... Deine Innenbeinlänge hast du korrekt bestimmt?