Hallo,
erstmal vielen Dank für die vielen Rückmeldungen zu meinem Beitrag. Bei dem Thema treffen immer Ergebnisse aus Studien, Trainer Erfahrungen und eigene Erfahrungen aufeinander. Daher sehe ich auch den größten Nutzen daran, wenn hier dargestellt wird, was man macht und wie die konkreten Ergebnisse sind bzw. persönliche Einschätzungen.
Das Thema HIT/HIIT ist auch sehr gut im Podcast 168 bei Fast Talk behandelt, finde ich. Auch wenn häufig gesagt wird, dass VO2Max vor allem bei Untrainierten trainierbar ist und später nicht mehr so gut, zeigen doch auch die Ronnestad Arbeiten Verbesserungen sogar bei Elite Cyclists. Von daher, sollte man es nicht ganz abschreiben. Abgesehen davon wirken tatsächlich VO2Max Workouts auch sehr stark auf andere metabolische Bereiche, insbesondere auch Schwelle und 20m Power, so dass sie hierfür nützlich sind. Daher sind diese Trainings ja auch bei Profis nicht unbeliebt. Langfristig kann man die Vo2Max wohl am besten hochhalten/hochtreiben durch extensives LSD. Das sollte man nie vergessen. Kurzfristig mag man mit Vo2Max Blöcken pushen können, aber langfristige Steigerungen brauchen wohl auch LSD.
Da ich im letzten Jahr mit einem HIIT Block Anfang des Jahres mit Vo2Max/oberer L4 Bereich nicht so gute Erfahrungen gemacht habe, möchte ich das dieses Jahr eigentlich nicht wiederholen. Auch bin ich nicht so sicher, dass im aktuell doch recht hoch trainierten Zustand für meine Verhältnisse ein reiner Vo2Max Block nicht zu viel Risiko des Overreachings/Overtrainings bietet bei evtl beschränktem Nutzen (zumindest auf die Vo2Max/MAP).
Da ich mich auch die letzten Blöcke noch ganz gut mich verbessern konnte, würde ich jetzt eher mehr oder weniger bei meiner aktuellen Kombi bleiben (relativ viel Tempo Intervalle auf der Rolle, möglichst 1x VO2 Max Workout/Woche) aber versuchen das LSD Volumen, da das Wetter wohl etwas besser wird, parallel zu erhöhen. Ich strebe also eine Beibehaltung (bis leichte Reduktion) der TiZ im Tempo / VO2Max Bereich an und erhöhe gleichzeitig das Gesamtvolumen. Dadurch wird prozentual der GA1/Base Anteil zunehmen und Training Load/TSS zunehmen. Mal schauen, ob ich mich mit dem Ansatz weiter verbessern kann. Wichtig wird sicher sein hier auf ausreichend Regeneration zu achten (spätestens nach 3 Wochen 1 Woche Regeneration mit ca. halbem Volumen, aber weiterhin Intensitäten). Von der LSD Steigerung erhoffe ich mir natürlich Verbesserung der aeroben Grundlage und mittel- bis langfristig auch positive Auswirkungen für die kommende Saison. Es kann sein, dass viel VO2Max jetzt auch helfen würde, aber die positiven Effekte würden vermutlich nicht so lange anhalten wie LSD Effekte. daher eher mein Ziel mehr SST/L4/VO2 Max in ca. 1-2 Monaten dann erst zu ergänzen.
Testen werde ich wieder in 4 oder 8 Wochen.
Bezüglich Block Periodisation vs. klassisch Polarised gibt es auch unterschiedliche Daten, die aber auch möglicherweise auf unterschiedlichen Studiendesigns beruhen (Details habe ich unten ergänzt). Den BP Ansatz finde ich interessant, würde ihn aber eher lieber später in der Vorbereitung mal ausprobieren als jetzt im relativ frühen Stadium schon. ich glaube hier ist ein wichtiger Punkt einfach die Generierung eines anderen Reizes als gewohnt. Das erklärt für mich auch mögicherweise, warum die unten aufgeführten Studien teils unterschiedlich erscheinende Ergebnisse erzielt haben.
Bezüglich FTP/VO2Max Relation habe ich auch mal noch etwas recherchiert. In der Tat ist es absolut so wie Pjotr geschrieben hat, zwar scheinen sehr viele Athleten bei der FTP im Bereich 72-77% MAP zu liegen, es gibt jedoch gerade im Elite Bereich auch nicht wenige, die bei 80-90% liegen. Da ich nach WKO5 schon immer eher im Bereich 77-80% liege, ist das für mich wohl noch kein Grund hier grundsätzlich etwas überdenken zu müssen und es gibt sicher auch noch Potenzial hier die Effizienz, z.B. später im Verlauf der Saison über Schwellentraining bzw. Lactate-Clearance Training weiter zu verbessern in der Zukunft, auch wenn die MAP sich evtl. nicht mehr viel steigern lassen sollte.
Zum Thema Herzfrequenz. Hierbei ist wichtig, dass die Herzfrequenz nicht mit dem Herzminutenvolumen gleichzusetzen ist, daher so wie auch in den von pjotr zitierten Arbeiten kein direkter Zusammenhang von VO2Max und HF besteht, da hier das Ejektionsvolumen pro Herzschlag unberücksichtigt ist. Bei einer Veränderung des Herzschlagvolumens, z.B. durch veränderte Vorlast / Volumenstatus kann bei gleicher Herzfrequenz ein unterschiedliche Herzminutenvolumen erzielt werden. Daher sollte man hier HF und potenzielle VO2Max nicht zueinander direkt in Beziehung setzen. Zudem hängt die O2 Transportkapazität auch vom HB und Hkt ab, die sich ebenfalls ändern können. Bei mir ist es in der Tat so, dass ich in meiner Jugend eine HR Max von 193 hatte und diese auch jetzt noch erreiche (meist ca. 1-3x/Jahr). Allerdings passiert dies nur bei Belastungen im Bereich von 20-40 Minuten, wenn ich wirklich ausgeruht bin, also bei Rennen z.B. am Ende einer Recovery Woche oder bei ähnlichen Belastungen. In Zeiten mit mehr Load und weniger Erholung, ist es für mich unmöglich diese Herzfrequenz zu erreichen. Ich merke auch am Anfang eines Blocks (Also nach Recovery Woche), dass bei gleichen BElastungen erstmal mein Puls höher ist als gegen Ende des letzten und nächsten Blocks. Ich denke nicht, dass dabei mein Herzminutenvolumen/O2 Transport niedriger ist als bei gleicher Belastung zu anderen Phasen, sondern eher dass die Ökonomie sprich das Ejektionsvolumen bzw. Plasma/Blut Relation / Blutzusammensetzung verändert ist, so dass man einen ähnlichen/gleichen Sauerstofftransport bei niedrigerem Puls erzielt. Letztlich spielt das für mein Training aber keine Rolle, da ich primär nach der Leistung steuere. Ich sehe jedoch diese Pulsveränderungen ganz deutlich in den unterschiedlichen Phasen eines Blocks und auch bei den VO2Max Intervallen. Im frischen Zustand kann ich hier teilweise 184-190 erreichen, bei Vorbelastung eher 175-184. Bei meinem FTP Test und beim Ramp Test habe ich beispielsweise "nur" 181 und 183 erreicht. In der Vergangenheit habe ich bei diesen Tests schon einige Schläge mehr erreicht, da war mein Erholungsgrad aber auch höher.
Im folgenden noch ein paar Literaturstellen mit für mich interessanten Aspekten zum Thema:
Grundsätzlich scheinen RAMP Test MAP und 5MMP ziemlich gut mit Vo2MAX zu korrelieren (+/- 3%), so dass die Testung von VO2Max mit Atemgasen nicht unbedingt notwendig erscheint (dazu gibts auch noch mehr Arbeiten):
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34225254/
Insgesamt gibt es Hinweise, dass HIT/HIIT eher mehr zur VO2Max Entwicklung bewirken kann als Endurance Training (aber stark abhängig von Trainingszustand):
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/26243014/
Trotzdem scheint der Einfluß von LSD/LIT auf Vo2Max in jedem Fall vorhanden und sehr wichtig, vor allem langfristig.
HIT/SIT Kombi wirkt stärker auf Vo2Max als niedrigere Intensitäten:
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/27262887/
Kürzere HIT Intervalle wirken kurzfristig besser als längere HIT Intervalle (bei elite und trained cyclists):
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/31977120/
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/24382021/
Es gibt dann noch Variable Intensity und HIDIT (high intensity decreasing interval time) Variationen der klassischen long HIT/VO2Max Intervalle. Diese führen ebenfalls zu mehr Time >90% Vo2Max, aber nur zu geringfügig besseren Ergebnissen. HIDIT wird z.B. im Wesentlichen weniger belastend empfunden, was ein Vorteil sein könnte, ob es wirklich bessere Vo2Max Steigerungen zeigt ist nicht belegt.
ich persönlich finde HIDIT und 30/15er von Ronnestad weniger belastend als klassische 4x4m / 5x5m und mache sie daher lieber. Zumindest in den letzten Monaten konnte ich dieser besser/häufiger erfolgreich abschließen und auch damit recht gute TiZ erzielen. Variable Intensity Intervalle wollte ich auch noch ausprobieren, wobei ich den publizierten Ansatz mit 6x5m sehr lang finde. Interessant in dem Kontext auch, dass nach Inscyd/Sebastian Weber 30/30 oder 30/15er VO2Max IV für Leute mit verhältnismäßig niedriger VLAmax wie ich häufig besser vertragen/umgesetzt werden als die langen Einheiten.
Bezüglich Block Periodisation vs. Polarized Training gibt es unterschiedliche Daten:
Ronnestad zeigt, dass BP besser als PT sein kann bei trainierten Radfahrern.
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/22646668/
Während diese Arbeit zeigt, dass PT besser als BP sei:
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34444612/
Ein großer Unterschied liegt aber hier darin, dass die zweite Arbeit vor Beginn der Studie eine Phase von 6 Wochen mit reduziertem LIT vorgeschaltet hat. Hier kann denke ich ein großer Unterschied zur Ronnestad Arbeit liegen. Aus einer "off season" artigen Phase kann so ein Block anders wirken als aus einer "normalen" Trainingsphase. Wenn bei Ronnestad mehr Atheleten vorher schon klassisch polarisiert trainiert haben, hat BP als neuer Reiz hier vielleicht einfach seinen Effekt erzielt. Umgekehrt wäre vielleicht nach BP dann wieder klassisch der effektivere Reiz. Dazu gibt es aber meines Wissens keine detailierteren Studien.