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Von Dresden zum Kap Arkona. 840 km in 5einhalb Tagen, ein Reisebericht

firlie

FRODO is alive ! Beware !
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Für all diejenigen denen ich es großmäulig angekündigt hatte und natürlich für alle anderen Interessierten, die mit auf mein kleines Radfernreiseabenteuer gehen möchten, gibts jetzt hier einen Bericht in 5 Kapiteln mit vielen Bildern. Bitte habt ein bisschen Geduld mit den Fortsetzungen, ich poste so wie ich Zeit habe und so ein Bericht ist nicht ganz ohne, da steckt ne Menge Arbeit dahinter.
„Firliecounty“ braucht ihr nicht bei Google einzutippen, das gibts da nicht, das existiert nur in meinem Sprachgebrauch und dient dazu, Aufmerksamkeit zu erhaschen, bezeichnet aber im geologischen Sinne die „Lausitzer Platte“ auf der ich lebe (ein Stückchen Westlausitz)! Mein 5000 Seelen Dörfchen mit Namen „Arnsdorf“ liegt in der Nähe von Radeberg und letzteres ist da, wo eine bekanntes Bier herkommt.
Ursprünglich hatte ich das kleine Abenteuer als persönliche Abschlußfahrt zum Ende der 10. Klasse geplant. Das ist aber vor 26 Jahren gewesen. Bitte lasst jetzt die Taschenrechner stecken, ich bin Ü40 und das ist kein Geheimnis. In diesen vielen Jahren gabs genug Gründe um die Reise aufzuschieben aber jetzt hab ichs getan und das ist doch mal schon ein Anfang für kommende Abenteuer !
Bei meiner Planung wurde diese und jene Antwort auf meine Fragen im „Netz“ beantwortet. Vor allem was die ganze Mitnehmerei von Sachen betraf. Hier nun meine Packliste und wen es langweilt, einfach weiterscrollen !

Rucksack + Seitentaschen + Inhalt + Rad zusammen 21,2 kg

Ein paar Sachen habe ich nicht gebraucht, würde diese aber wieder mitnehmen. An der See herrscht mitunter raues Wetter, deshalb die Winterjacke. Der Regenponcho war eine idiotische Anschaffung, aber hier wollte das Kücken klüger sein als die Henne ...(mehr dazu im Bericht)
Die Sachen, die ich anhatte sind nicht aufgeführt (Radzeug kurz, Radschuhe, Strümpfe, Radbrille, Helmmützchen, Helm, Handschuhe).
Rad (ohne Taschen 9,7 kg)
1 xTubus fly als Gepäckträger
2 x Flaschenhalter mit Trinkflaschen
1 x Luftpumpe (Topeak Peak DX II Pumpe - sehr zu empfehlen !)
1 x Satteltasche (Topeak Small Aero Wedge Pack 0,66L)
mit Multitool, Flickzeug, Ersatzschlauch, Reifenheber, etwasTape, Kabelbinder,
1,5 m Strick
Taschen/Sachen:
1 Rucksack 12+ 3 Liter (mit Regenhülle !!!) (mit Inhalt 4,1 kg)
2 x 12,5 L City Frontroller Ortlieb (mit Inhalt insgesamt 7,4 kg)
darin (alles noch mal in Plastetüten verpackt. Ob das nötig war, weiß ich nicht. Bin ca. 5 Stunden im Dauerregen gefahren, die Ortliebs waren total dicht !)
2 x Radsocken
3 x U-Hosen
1 x Radshirt kurz
1 x Armlinge
1 x Beinlinge
1 x Regenponcho (der größte Mist !!!)
1 x Regenüberzieher für Radschuhe (trotz Regen nicht genommen)
1 x dünne Radjacke
1 x Windjacke
1 x Winterjacke für Radfahrer (nicht gebraucht)
Zivil Sachen (ebenfalls in den Seitentaschen)
2 x T-Shirt
1 x Zipp Hose
1 x dünner Pulli (nicht gebraucht)
1 x Paar Laufschuhe (in die Schuhe hab ich den folgenden Kleinkram gepackt)
Reinigung/Hygiene
1 x Duschgel
1 x Rasierschaum
1 x Rasierer
1 x Waschmittel für Kleidung
1 x Zahnputzzeug
1 x Sonnencreme
1 x Deoroller/Parfüm
Tempotaschentücher, Aspirin, Arzenei
Sonstiges
1 x kleiner Löffel (Habe mir später Einmallöffel gekauft-ist bequemer)
1 x kleine Schüssel für Müsli
1 x 500g Müsli (100g pro erstes Frühstück)
1 x Handy + Ladegerät
1 x DSRL + Ladegerät+Speicherkarte
1 x Stativ (lasse ich das nächste Mal daheim)
1 x Radkarten zur Sicherheit
1 x Navi (etrex 30)
1 x Ersatzbatterien für Navi +Licht (AA)
1 x Fahrradlicht für hinten + vorn
1 x Brille
1 x Fahrkarten (zurück gings mit dem Bus)
1 xTagebuch + Stift
1 x Ausweis/Krankenkarte
2 x Fahrradschlösser (2 Paar Schlüssel an versch. Stellen)
1 x Taschenmesser
1 x etliche Pflaster
1 x etliche Plastetüten
Geld
Pro Tag hatte ich 100,- € zur Verfügung
Strecke
Im Januar hatte ich mit der Planung begonnen und wollte zunächst über Rom .... doch schnell habe ich gesehen, dass es da ne ganze Reihe von Radwegen gibt, die nicht so verkehrt sein konnten. Also habe ich mir 3 ganz brauchbare Karten vom ADFC besorgt und auf gpsies die Strecke zusammengetackert.
Hier zum Nachschauen: http://www.gpsies.com/map.do?fileId=msnpaesvuyjfjesz
 
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Re: Von Dresden zum Kap Arkona. 840 km in 5einhalb Tagen, ein Reisebericht



Innere Unruhe in der Nacht vor dem Start. Wenig Schlaf. Die Lieben verabschiedet und 5:30 Start in einen verhangenen Morgen. Das hatte ich mir anders vorgestellt. Doch das Leben besteht nicht nur aus Sonnenschein.



Mir ist nicht bewusst was ich jetzt eigentlich tue. Die erste Woche Urlaub ohne Frau und Kinder und dann gleich ein kleines Abenteuer.
Nach den ersten 10 Kilometern gehts die Grundstraße Richtung "Blaues Wunder" hinunter.



Ich fahre auf dem Elberadweg bis zur Altstadt, posiere vor der "Frauenkirche". Hier ist noch alles ruhig. Kaum vorstellbar, dass hier in 3 Stunden die Massen toben.



Weiter geht es über die "Albertbrücke" und da lugt zum ersten Male die Sonne durchs Gewölk. Unten am "Elbeufer" hatte Neil Young vor ein paar Stunden
mir und 10.000 anderen ein furioses Konzert gegeben.
Hey Neil: " Who’s Gonna Stand Up And Save The World’" ?



Auf dem Elberadweg in "Pieschen" ein letzter Blick zurück und danach die Feststellung, ich habe den falschen Track auf das Navi geladen. Aber die vorliegende Route ist brauchbar, enthält nur am Anfang Abweichungen und hier kenne ich mich ja aus.



An der "Hoflößnitz" vorbei gehts weiter ins Hochland nach Reichenberg.



Gegen 8:00 Uhr bin ich in Moritzburg.





Der weitere Weg bis Radeburg und danach die Teiche bei Zschorna, alles mir bekanntes Gebiet.
Das Wetter ist ideal, die Reifen summen auf gutem Asphalt und hinter Radeburg pfeife ich ein Liedchen und freue mich des Lebens.




Ich passiere einen Namensvetter meines Heimatdörfchens, dann gibts in Ruhland das erste Frühstück.
Als Reiseproviant habe ich nur MorgenMüsli für 5 Tage mitgenommen und bis jetzt auch noch nichts weiter gegessen.
Ein Supermarkt mit Bäckerfiliale wird angesteuert und auf dem Marktplatz der Einkauf verzehrt.




Auf meiner mitgenommenen Landkarte ist die "F60", eine Abraumförderbrücke, angekreuzt. Da ich gut in der Zeit liege und schon ordentlich Strecke gemacht habe beschließe ich, dieses ungeplante Ziel anzusteuern.
Ein fataler Fehler der mir die bisherige Glückseligkeit rasch vertreiben soll!
Auf der Karte so nah und auch das Routingprogramm vom Navi zeigt nur 17 km bis zum Ziel. Ein Klacks für mich und das Rad. Doch sehr schnell stehe ich vor dem Ende in Form einer nicht mehr vorhandenen Straße. Ich versuche eine Umleitung, befrage Leute. Die Sonne steht jetzt am Zenit und lässt mich das auch spüren. Nein, das wird heute nix mehr. Nach ergebnislosem Umherirren beschließe ich "Kostebrau" anzusteuern um von dort wenigstens einen fernen Blick auf dieses Monster der Technik zu haben. Das gelingt mir dann auch.



Immer wieder bin ich erstaunt über die Weiten, über die Größe der einzelnen Tagebau-Restlöcher. Was sind hier für unvorstellbare Massen an Sand und Erde bewegt worden, wie viel Kohle haben wir durch unsere Schornsteine gejagt. Seit diesem Jahr kenne ich das Gebiet um das "Lausitzer Seenland" und bin begeistert vom ersten Kilometer, gut asphaltiertem Radweg an.





Am "Aldöberner See" (hinter Senftenberg) plagt mich dann mächtig der Durst. Die Trinkflaschen sind leer und die wenigen Gelegenheiten um aufzutanken habe ich bis jetzt ignoriert. Hier in "Priezen" gibt es nur ein paar Häuschen und eine Gaststätte, die allerdings heute geschlossen hat. Ich schleppe mich bis "Casel" und entdecke eine kleine typische Ostkneipe. Der Wirt will gerade schließen, verkauft mir aber noch eine Flasche Wasser für 2,-€. Einkehren möchte ich hier nicht. Zu dunkel alles, die Möbel sind Überbleibsel aus frühen Zeiten, an den Wänden aber Werbung aus der neuen Zeit und dann dieser eigenartige Geruch ...
Auch läuft mir jetzt die Zeit davon. Ursprünglich wollte ich am ersten Tag bis "Märkisch Buchholz" kommen. Durch meinen missglückten Abstecher zur "F60" sind mindestens 2 Stunden verloren gegangen aber viele Kilometer dazu gekommen. Außerdem gibt es immer wieder kleine Überraschungen, wie z.B. in Form "mächtiger" Steigungen. Ich will es gar nicht glauben - 12 Prozent, hier im total flachen Land!



Es ist fast 17:00 als ich in "Vettschau" ankomme und ein kleines Kaffee ansteuere. Eisbecher und Kuchen sollen den Zuckerdefizit ausgleichen. Ich funke ein kurzes Lebenszeichen nach Hause und beschließe noch 10 Kilometer bis Lübbenau herunterzureißen.



In "Lübbenau" kann ich mich zunächst nicht entscheiden wo ich nach einer Unterkunft fragen soll. Vielfältig sind die optischen Angebote und so aufs gerade Wohl ...?
Ich fahre erst mal durch den alten Stadtteil.
Die Tagestouristen sind um diese Zeit fast alle verschwunden und es ist einfach herrlich. Nach ausgiebigen Herumgegucke finde ich schließlich ganz nebenbei eine Unterkunft für 35,-€. Naja, das Wasser der Dusche fließt kaum, aber ich kann für eine Nacht mit diesem Zimmer leben. Die Radklamotten unterziehe ich einer kräftigen Handwäsche, versuche mittels Handtuch soviel Wasser wie möglich herauszupressen und siehe da, am nächsten Morgen sind sie tatsächlich trocken und brauchbar.
Später sitze ich gemütlich in einem kleinen Restaurant, verzehre eine riesen Tomatensuppe und Gurken mit Brot. Dazu gibts ein großes Bier.



Wie werde ich mich morgen früh nach diesem Gewaltritt fühlen ? Habe heute an der 200er gekratzt, das ist alles andere als schlecht.
Ach und da ist dann dieses sentimentale Zitat aus dem Tagebuch:
"Hätte nicht gedacht, dass ich solche Sehnsucht nach der Familie habe. Bin mir nicht schlüssig, ob ich überhaupt noch mal sowas mache...Aber die Antwort gibts bestimmt am Ende der Tour !"

 
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Nachts Gewitter und Regen. Der Morgen leicht verhangen.
5:15 ging der Wecker und 6:00 bin ich los. Eine kurze Runde durch das noch menschenleere Lübbenau...



.. in freier Natur ein herrlicher Morgen mit schönsten Impressionen...




...dann geht es auf feinem Radweg direkt nach Lübben. Die Sonne schaut immer öfter durch ´s Gewölk und es macht ganz einfach riesen Spaß.



Doch obacht ! Leicht kann man sich verschätzen, angesichts einiger glitschiger Brücken die es zu überwinden gilt. Wer hier zu mutig ist, wird schnell bestraft !



Auch in Lübben ist noch alles im Begriff zu erwachen.




Eine riesige Seenlandschaft bis Schlepzig. Das es soviel Wasser gibt !
Der Radweg führt direkt an den Seen entlang und wechselt von super bis geht gar nicht.





Dann endlich "Märkisch Buchholz" .
Bis hier wollte ich ursprünglich am ersten Tag kommen.
Der Ort ist auf jeder Landkarte zu finden, aber es ist nicht viel dazu. Ein kurzer Halt an der Kirche, vor der eine Friedenseiche als Sehenswürdigkeit zu bestaunen ist.



Der Hunger ist mächtig und die Versuchung, den winzigen Supermarkt zu plündern, ist groß. Doch alles hier sieht nicht besonders einladend aus und so fällt es leicht, weiter zu fahren.
Ein super ausgebauter "Dahme-Radweg" muntert danach selbst die durstigsten und hungrigsten Radfahrer auf.




Mein Frühstück nehme ich in "Prieros" und zwar direkt aus dem Einkaufswagen. Es gibt: 2 Kiwis, 1 Pack Körnerbrot, 2 gelbe Pflaumen und 500 g Joghurt. Das ist sehr spartanisch.
Die Uhr zeigt 10 Uhr, da wollte ich doch schon in Berlin sein! Die wunderschöne Brücke bei "Dolgenbrodt" ist das letzte große Highlight, bevor ich in die Vororte von Berlin komme.



Im Gebiet von Königs Wusterhausen gibt es Kopfsteinpflaster, kilometerlang und das ist alles andere als ein Fahrvergnügen. Bei meinen Planungen sah es nach einem lieblichen Weg an der "Dahme" aus, aber mein Weg scheint meilenweit davon entfernt. Hin und wieder versuche ich Abkürzungen, in der Hoffnung näher ans Wasser zu kommen und einen besseren Untergrund zu haben.
Aber das ist alles vergebens !
Am Ende der Tortur steht dennoch ein positiver Fakt: endlich kenne ich den Namen des Turmes, an dem wir auf der Autobahn zur Ostsee immer vorbei fahren: "Wasserturm Niederlehme"

 
Zwischen 12:00 und 13:00 Uhr ist es dann soweit. An der Dahme und später an der Spree geht es Richtung Berliner Zentrum größtenteils direkt am Wasser entlang . Es ist ein Traum !!!





Berlin !
Endlich kann ich den Fernsehturm sehen. Das was noch vor 2 Stunden unerreichbar schien, ist jetzt so schnell da.



Die Umgebung hier, einfach wunderbar.
Ich höre viele fremde Sprachen, sehe allerlei fremdes Volk .
Multi-Kulti!
Die Eindrücke kommen von allen Seiten und ich würde gern genießen, wenn da nicht diese drückende Schwüle und die sich immer schneller auftürmenden Wolken wären !









Auf der einen Seite kennt meine Begeisterung keine Grenzen, auf der anderen Seite sind da meine eben beschriebenen Probleme.
Zu guter Letzt kommen die vielen Menschen rund um den Alex dazu. Ein Gewusel wie in einem Ameisenhaufen. Irgendwie will ich bloß noch raus und weg. Vor dem "Schwedter Steg" versorge ich mich noch mit Wasser und Cola, die ich bitter nötig habe. Ein Blick zurück lässt mich erschrecken. Gekrumelt hatte es schon sacht, doch was da vom Zentrum her anrollt ist alles andere als schön!



Eine halbe Stunde später ist es dann soweit. Was zunächst noch wie ein kurzer, heftiger Schauer bei Sonnenschein anmutet entpuppt sich kurz darauf als 2 stündiger Dauerregen.



Ich fahre den Mauerradweg und um so weiter ich aus der Innenstadt herauskomme sind von diesem nur noch Fragmente vorhanden. Der Belag ist ein Katastrophe und dazu gießt es wie aus Kübeln. Meinen neuen Regenponcho verfluche ich sofort nach dem Überziehen. Eine absolute Fehlinvestition und alles ist ganz großer Mist.
Mir ist jetzt alles egal, ich will nur noch eine trockene Unterkunft.
Irgendwann wechselt die hektische Stadt abrupt in ländliche Gegend und in "Schildow" finde ich auf Anhieb ein nettes Hotel mit gleichem Namen. Total durchnässt frage ich nach einem Zimmer und für 45,50 € (ohne Frühstück) werde ich hier die Nacht verbringen.



Der anschließende Besuch im Gasthaus " Kastanienhof" , ca. 2 Kilometer vom Hotel entfernt, stillt zwar den Hunger, ist aber nicht sehr schmackhaft. Aufgehört zu regnen hat es Gott sei Dank und ich schöpfe Hoffnung für den nächsten Tag. Doch bei der Rückkehr ins Zimmer, beim anschließenden Tagebucheintrag und dem Kartenstudium bemerke ich, dass für den Rest der Reise noch eine wahnsinns Strecke vor mir liegt, das zieht mich erneut herunter.
Egal, da muss ich jetzt durch. Das Wetter soll besser werden und bei einem tagesabschließenden Bier in der Hotellobby kommt die Zuversicht zurück.

Fortsetzung folgt ...
 
bislang liest sich Dein Bericht wirklich gut.
Planung ist das Eine, doch in der Ausführung sind allerlei Tücken zu bewältigen.

Bisher habe ich mich noch nicht zu solch einer Tour durchringen können.
 
Ein Tip auf Rügen:
vor Bergen ,ab Samtens über Ginst , Kluis, Trent und die Wittower Fähre nach Schaprode-Altenkirchen , Wiek
 


Nach der großen Dusche vom letzten Tag habe ich mir großen Mut angeschlafen. Start in einen total vernebelten Morgen ist um 6:00. Heute will ich es nochmal richtig krachen lassen, denn irgendwie habe ich das Gefühl noch nicht weit genug zu sein. Aber das Unglück sollte weiter seinen Lauf nehmen.
Zunächst komme ich nicht umhin, mich total zu verfahren. Totaler Blackout. Das Navi will nicht , die Wege auf die ich treffe, sind alles andere als befahrbar und der Nebel deprimiert mich noch mehr.
Das geht bis nach 7 Uhr. Wie weit hätte ich da schon sein können!




Zwischen Summt und Wensickendorf (nahe Wandlitz) dann der nächste Schock. Ich fahre im Wiegetritt und habe plötzlich einen halben Platten am Vorderrad. Links und rechts ist Wald, keine Seitenstraße, keine Ausbuchtung, aber jede Menge Verkehr.
Ich bin kurz vorm Heulen



"Wandlitz" wollte ich eigentlich anfahren, aber das kann ich jetzt kicken.
Dann endlich ein Lichtblick. Ich entdecke, dass der mittlerweile lästige Rucksack, befestigt am Sattel und auf den 2 Taschen liegend, so wunderbar hält. Fakt ist, ich hätte doch lieber eine Lenkertasche anstatt des Rucksackes nehmen, das Stativ zu Hause lassen sollen.
Grüße an dieser Stelle an @ kendo05 ... da war diese Stativsache (erinnerst Du dich ?)... ich hätte mal meinen Dickschädel nicht durchsetzen sollen !!!
Natürlich ist es jetzt schlecht im Stehen zu fahren, aber die gewonnene Freiheit am Rücken ist vorerst wichtiger.
Außerdem fahre ich nun auf dem Radweg "Berlin-Kopenhagen" und mir kommen dieersten Tourenradler entgegen.
Es ist eigentlich irre, vor einer halben Stunde hatte ich noch gejammert und jetzt bin ich in Gedanken schon auf einer Radreise nach Kopenhagen.



Hinter "Zehdenick" wirds hochinteressant, denn hier war mal "Tonabbaugebiet". Überhaupt scheint sich im ersten Drittel des Tages alles um dieses Thema zu drehen, meinen Plattfuß hatte ich nämlich auf der "Tonstraße" und jetzt fahre ich an einer einmaligen, künstlich angelegten Seenlandschaft vorbei. Alles stillgelegte und mit Wasser gefüllte Tonstiche.
Ein riesiger Ziegeleipark bei Mildenburg lädt zum Besuchen ein. Das ist was für den -firlie-. Leider hat das Erlebnis-Museum geschlossen und so drehe ich nur eine Runde.




Frühstück gibts in "Bredereiche", einem winzigen Dörfchen an der Strecke. 800 Seelen wohnen hier und ein Minilädchen versorgt die Bevölkerung. Klein, schmale Gänge, alte Regale. Ich kaufe mir das Nötigste und halte Rast an der 150 m weiter gelegenen, modern und groß aussehenden Feuerwehr.




Nach meiner Stärkung gibts in "Himmelpfort" das nächste Highlight, denn hier ist der Weihnachtsmann zu Hause.

 
Zur Mittagszeit, nach "Bredereiche" und 5 km wunderbarem Radweg kommt das, worauf ich am heutigen Tag hingearbeitet habe. Rechterhand sehe ich durch Bäume hindurch meine alte Fischerei - Betriebsstätte in der ich im Juli 1988 für 3 Wochen als Lehrling tätig war.



Das ist die Belohnung des Tages und lässt alle Schinderei vergessen. Ich kann es gar nicht fassen, werde von einer Begeisterung getragen, die unbeschreiblich ist.
Es ist fast alles noch so wie vor 25 Jahren und .. ich komme aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus !




In Lychen besorge ich mir dann endlich einen Ersatzschlauch. Wie schon am Vortag ist es umwahrscheinlich schwül und die Wolken brauen sich zusammen. Höchste Zeit um noch Kilometer zu machen, denn dass es bald wieder regnen wird, ist sicher.
Danach gibts eigentlich nichts Besonderes zu berichten. Kleine Dörfchen mit traditionellem Kopfsteinpflaster sind eher selten.



Meist fahre ich auf öden Landstraßen dahin.



Die heranziehenden Wolken werden immer bedrohlicher, es ist total bedeckt und der Wind geht mitunter ganz schön heftig. Leider auch von vorn. Dass es hier eher langweilig werden würde, hatte ich schon beim Kartenstudium geahnt.



Bei Tageskilometer 134 komme ich in "Burg Stargard" an.. Die gleichnamige Burg gab der kleinen Stadt ihren Namen. Geplant war eine Besichtigung aber zunächst muss ich meine Wasservorräte auffüllen und etwas essen. In einer Tankstelle in der Nähe des Bahnhofes bekomme ich was ich brauche und finde dort auch gleich ein Dach zum Unterstellen denn es beginnt jetzt zu regnen.



Na prima !
Eine halbe Stunde halte ich es am Bahnhof aus, dann fahre ich im leichten Niesel weiter. Das Sightseeing hake ich ab, das bringt jetzt eh nichts mehr. Der Papiermühlenweg führt mich, leicht ansteigend, aus der Kleinstadt hinaus.
Und bald werde ich eines lieblichen Tales ansichtig, das ich in seiner Schönheit leider nicht genießen kann.



Der Regen hatte kurz nachgelassen und beginnt nun um so heftiger. Auf dem Wanderweg den ich befahre befindet sich eine Seenlandschaft und alles ist aufgeweicht. Es knirscht und knackt in der Schaltung. Das Rad und auch ich sehen aus wie Schweine nach der Suhle. Am Anfang schützen noch die großen Bäume vorm prasselnden Regen, doch eigentlich ist mir mittlerweile wieder alles egal,. Die Kleidung ist total nass und in den Schuhen habe ich 2 Liter Wasser. Gott sei Dank ist es warm und so fahre ich, was das Zeug hergibt.
Das Tal ist malerisch, soviel bekomme ich mit. Bei Schönwetter ein absoluter Bringer und irgendwann komme ich noch mal hier her, das nehme ich mir fest vor.
Dann Neubrandenburg. Obwohl nahe Verwandtschaft hier wohnte, hatte ich keine Ahnung, wie schön die Altstadt ist.
Notdürftig wasche ich mein Rad an einem Springbrunnen im Zentrum. Das Wasser kommt als Strahl direkt aus den verlegten Gehwegplatten. Wie praktisch.
Dann macht der Regen kurzzeitig eine Pause. Ich schieße 2...3 Fotos und schon gießt es von Neuem.




Es ist gegen 16 Uhr und ich beschließe außerhalb der Stadt ein Quartier zu finden. Immer wieder sage ich mir: "Sei froh, dass es warm ist, da stört es nur halb so viel, wenn du total durchnässt bist !
Knappe 10 Kilometer trennen mich nun von meinem bis dahin noch nicht bekannten Tagesziel. Unterwegs frage ich nach einer Unterkunft. Leider ist das mir Angebotene, zumindestens von außen, nicht mein Ding. Wahrscheinlich bin ich vom letzten Hotel zu verwöhnt, vielleicht habe ich aber auch eine Vorahnung, dass mich in "Altentreptow" eine Unterkunft erster Güte erwarten wird.
Die Radwege bis dahin sind wunderbar, die Gegend romantisch. Schließlich bin ich am Ziel. Das "Hotel am Markt", meine erste Anlaufstelle, hat geschlossen. Doch nach wenigen Sekunden wird mir dennoch aufgetan. Ein leicht dicklicher, aber auf den ersten Blick sympathischer Wirt heißt mich als einzigen Gast willkommen. Das Hotel ist vom Feinsten, aber auch der Preis. Egal - ich buche trotzdem !


Eine Stunde brauche ich für meine Klamotten und für mich. Um genau zu sein, ich steige mit den Sachen unter die Dusche. Mann - was da für Dreck und Sand herunterkommt !
Anschließend geht es noch schnell in den Supermarkt. Auf dem Rückweg schlost es erneut wie aus Kannen.

Mein Wirt hat alle seine Arbeiter wegen einer abgesagten Reisegesellschaft nach Hause geschickt, zaubert mir und noch einem Gast aber eigenhändig ein 4 Sterne Abendessen. Ein feiner Zug. Es gibt Tomatensüppchen (ein Traum!) und einen großen Teller gemischten Salat (ein geschmacklicher und optischer Genuss !). Unterkunft und Essen kosten mich dann 95,-€.
So nimmt dieser Tag ein versöhnliches Ende.
Zufrieden schlafe ich in meiner Luxuswohnung ein.

 


Altentreptow, Hotel am Markt.
Als ich morgens aus dem Fenster schaue, ist es wie im Traum. Ein blauer Himmel und natürlich Sonnenschein. Das möbelt jeden auf. Ich packe meinen Krempel zusammen und stürze mich in diesen unglaublichen Morgen. Zu aller erst geht es mit dem Rad zur Waschanlage in eine nahegelegene Tankstelle.
Aha, so sieht also ein weißes Rad aus, das hatte ich schon fast vergessen.



Der Weg nach Stralsund wird heute nicht sehr abwechslungsreich werden. 2 große Städte, dazwischen stubide Landstraße. Doch das Ziel lockt denn ich werde die Ostsee sehen und kann mir Zeit lassen. Mein rechter Arm hatte in den letzten beiden Tagen geschmerzt. Entweder durch das Tragen des Rucksackes oder irgendwie verzerrt. Jedenfalls ist es heute viel besser.
Gleich am Anfang komme ich durch den Ort mit lustigen Namen "Tützpatz". Da schicke ich doch glatt mal eine SMS an meine Tochter, die findet das bestimmt auch toll. Der weitere Weg ist, wie schon gesagt, sehr eintönig.




Ständig habe ich Gegenwind und die entgegenkommenden LKW`s befördern einen durch den Windstoß fast ins Feld.



In "Demmin" mache ich Frühstück. Schon von weitem ist die "St.-Bartholomaei-Kirche" zu sehen.

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Eine entspannte Fahrt durch das Stadtzentrum, Einkauf im Netto und dann mache ichs mir am Hafen bequem. Genüsslich verzehre ich eine kleine Cola, Kiwi, Pfirsich, Joghurt und vom Bäcker eine Pflaumenschnecke. 2 Flaschen Wasser sind für den weiteren Weg. Das Wetter kann besser nicht sein und eine Weile träume ich vor mich hin. Die Regenschlachten der letzten Tage sind vergessen, diese Radreise ist einfach schön.

[url=http://fotos.rennrad-news.de/p/363496]


Der trostlose Anblick der ewigen Landstraße wird dann durch ein wunderschönes Sonnenblumenfeld abgelöst.



"Grimmen", die letzte große Stadt vor Stralsund, ist dann bald erreicht. Es ist gegen 11:00 . Mit meinem ausreichenden Kilometerpolster, dem herrlichsten Sommerwetter und dem Gefühl, kurz vor dem Tagesziel zu stehen, kommt richtige Urlaubsstimmung in mir auf. Ein Cafe lädt zum Verweilen ein und schon bald wird mir ein großer Eisbecher kredenzt. Auch wenn Verkehr das Marktbild stört, ist es wunderschön hier.




Auf dem letzten Drittel der Tagesstrecke halten mich auch keine schmalen Plattenstraßen und entgegenkommende Autos mehr auf.



Die Orte fangen an mit "...hagen" zu enden und das ist das untrügliche Zeichen, die Küste ist nicht mehr fern. Irgendwann sehe ich dann die große Werfthalle von Stralsund. Die Ostsee lugt ein bisschen durch und ich fahre direkt ins Zentrum, an den Hafen.



Ich mache an diesem Donnerstag keine Kompromisse und frage direkt an erster Stelle wegen einer Übernachtung. Dass das nicht billig werden wird, sehe ich schon von außen. Doch ich habe in den letzten Tagen eine stetige Steigerung was den Komfort meiner Unterkünfte angeht und heute, nach all den Schindereien, will ichs mir mal so richtig gut gehen lassen. Es ist gegen 13 Uhr und ich erfülle mir den Hoteltraum schlechthin. Das Traumzimmer mit Meeresblick im 4 Sterne Hotel "Hafenresidenz" kostet viele Euro und das ohne Frühstück. Ein billigeres Einzelzimmer war leider nicht mehr frei. Mit schlechtem Gewissen rufe ich mein Frauchen an und lade sie bei meiner Rückkehr zu einer ausgiebigen Shoppingtour ein.






Nach dem Einzug in meine Luxuswohnung gibts natürlich eine feine Dusche. Der markante Ostsee-Geruch des Leitungswassers ist hier nicht zu riechen und auch sonst fühle ich mich wie ein feiner Pinkel und sein wir mal ehrlich, wer will nicht mal gerne König sein, wenn auch bloß für eine Nacht ;-) !
Mit dem Rad, aber "zivil" gekleidet, unternehme ich anschließend eine Hafenbesichtigung. Als kleine Stärkung vor dem großen Abendessen komme ich in den Genuß eines riesigen "aromatisierten Tomatensalates" für ganze 5,80 €. Ich glaube, das war die beste Speise der ganzen Tour. So einen schmackhaften Salat, für so wenig Geld und dazu im Touristenzentrum habe ich noch nie gegessen. Meine Radklamotten hatte ich vorher in einem Waschcafe abgegeben und hole sie am Abend nach einer ausgiebigen Altstadtbesichtigung wieder ab. Die Kosten der Reinigung belaufen sich um die 11,- €.







Am späten Abend ziehe ich dann noch mal zu Fuß um die Hafenkneipen.
Der Sonnenuntergang ist fantastisch und als krönenden Tagesabschluss esse ich "Matjesfilet" im "Braugasthaus Fritz" .


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Ein wetterschöner Tag mit herrlichstem Sonnenaufgang erwartet mich beim Start zur Fahrt über Deutschlands größte Insel.



Doch halt, da gibt es nach dem ersten gefahrenen Kilometer doch gleich das erste Problem. Wo ist die Auffahrt auf die neue, von mir bestaunte Superbrücke? Auf meinem Track hatte ich die Überfahrt nur grob skizziert und mich im Vorfeld auch nicht richtig informiert. Eigentlich stand fest, du fährst über diese neue Hochbrücke.
Pustekuchen !
Eine Fahrt über das technische und imposante Meisterwerk ist dem schnellen Verkehr vorbehalten. Übergroße Endtäuschung. Kleiner Trost: zurück geht es mit dem Bus und dann...
Schnell ist die Alternative über die alte Ziegelgrabenbrücke gefunden und der seitliche Blick auf die jüngere, wenn auch größere Schwester lässt mich immer wieder erstaunen.





Ca. 70 Kilometer sind bis zum Kap Arkona veranschlagt. Also wieder ein Tag mit viel Zeit. Das war so geplant, denn den linken Teil der Insel kenne ich noch nicht.
Zunächst eine Fahrt über Kopfsteinpflaster in "Altefähr", jenes kleine Dörfchen, das ich von Stralsund am Abend sah. Danach der Versuch einen ausgewiesenen Radweg zu fahren.




Weiter auf der Landstraße. Vom Wind geformte Bäume. Unweigerlich denke ich an die kalte Jahreszeit, wenn der eisige Wind übers Land tobt. Dazu kommen, wie schon am Vortag die LKWs, die mit 100 Sachen übers Land donnern. Es ist nicht schön hier. Aber klar, die Touristenmeute ist auf dem östlichen Teil der Insel zu finden. Dort ist es malerisch, dort ist schöner Strand, da tobt der Bär.



In "Gingst", nach 40 Kilometern Tagesstrecke, beschließe ich Frühstück zu machen. Der übliche Besuch im Supermarkt und dann die Suche nach einer ruhigen Bank.
Ich bin doch auf Rügen, wo bitte gehts hier zum Strand ? Nix da! Auf der ganzen Westseite der Insel mehr oder weniger nüscht.
Kein Wunder, dass sich die Einheimischen mit Hochprozentigem trösten (Bild ☺ /die Flaschen auf der linken Seite der Bank !).



Einen kurzen Lichtblick bildet die "Wittower Fähre". Hier unterhalte ich mich kurz mit einem älteren Pärchen, das zwanglos die Insel an 2 Tagen durchfahren will. So komme ich auch mal aufs Bild ohne das Stativ aufzustellen.




Durch die Eintönigkeit der Landschaft schaffe ich natürlich ordentlich Kilometer und schon bald bin ich in "Juliusruh". Von dort führt ein als Radweg ausgewisener Plattenweg zum Kap Arkona.




Was auf der Karte so nah aussieht, zieht sich allerdings. Zumindestens kommt es mir so vor. Ca. 10 Kilometer sind es noch bis ganz Oben. Unterwegs gelange ich auch zu der Erkenntnis, dass sich die vorher gebuchte Unterkunft wesentlich weiter vom nördlichsten Punkt entfernt befindet, als angenommen. Doch diesbezüglich sollte sich die Endtäuschung noch vergrößern ...
Dann bin ich endlich Oben. Mittagsglut am Kap Arkona. Die Leuchttürme gleißen im Sonnenschein.
Touristen halten sich heute versteckt. Sind wohl alle am Strand bei diesem Wetter.
Der Weg bis zum nördlichsten Punkt, dem "Gellort" , erweist sich als Katzensprung. Hier nutze ich dann zum zweiten Mal mein Stativ, welches total unnütz mitgeschleppter Ballast war. Bei der nächsten großen Tour bleibt das Ding zu Hause ! Bisher habe ich zwar jede Menge Bilder gemacht, die Vorstellung nach ausgiebigen Fotoshootings aber nicht realisieren können.



Der Nachmittag liegt nun noch vor mir. Zunächst besteige ich barfuß den Marinepeilturm, der abseits der beiden Leuchttürme steht. Dieses erweist sich durch die Treppe aus Gitterrosten als äußerst schmerzhaft. Allein, die Sicht ist überwältigend.






Danach kommt die Idee nach "Dranske" zu fahren. Der Weg dahin ist nichts Erwähnenswertes außer, dass die Sonne alles gibt. Ich schmiere mich ordentlich mit Sonnencreme ein und quäle mich auf der Landstraße dahin.
Dranske wurde zu Ostzeiten als Marinestützpunkt genutzt und mit einer für Rügen untypischen Plattenbausiedlung versehen. Hier gibt es den einzigen Supermarkt in dem ich später meine Wasservorräte auffüllen werde. Aber das entdecke ich erst später, denn erst mal mache ich im "Strandhotel Dranske" Rast, esse eine Kleinigkeit und trinke eine Flasche Wasser für 5,70 € !!! Was für ein Preis-Wahnsinn. Mein Durst ist zu dieser Zeit jedoch so riesig und wie gesagt, den Supermarkt kenne ich noch nicht, dass ich einfach keine Option habe.



Der Strand vor mir winkt zum Bade doch leider fehlt es mir an geeigneter Bekleidung.

 
Als ich später in Richtung Halbinsel "Bug" unterwegs bin, versuche ich ein Bad im Meer. Doch nach dem anstrengenden Versuch durch das dornige Dünengestrüpp zu gelangen werde ich bitter endtäuscht. Zu steinig der Strand, zu viele glitschige Steine im Wasser. Nackt wie Gott mich schuf gelange ich einen Meter ins Wasser und drehe sofort wieder um. Die Insel Hiddensee sehe ich zum Greifen nah, aber für diesen Ausflug müsste ich zurück nach Schaprode. Nur dort verkehrt öfters eine Fähre und dafür ist heute keine Zeit mehr..



Gegen 17 Uhr bin ich in meiner vorher angemieteten Unterkunft. 55,-€ für Übernachtung und Frühstück habe ich dafür überwiesen. Geführt wird diese Pension von einem Herrn und seinem Sohn. Eigentlich bin ich ziemlich unempfindlich was mein Nachtlager anbelangt, aber das hier ekelt mich einfach nur an. Das Bad ein Graus, die Handtücher und das Bettzeug ...keine Frage, hier wird selten gelüftet. Nach dürftiger Frischmachung meinerseits suche ich im nahegelegenen "Putgarten" ein einladendes Gasthaus ....
Das, zu mindestens von außen, einladende Restaurant heißt "Utspann" und ich bestelle mir ein Bauernfrühstück, was sich als sehr fettig erweist.



Aber der Abend ist mild und es sitzt sich herrlich.
Nach ein paar Tagebuchaufzeichnungen und einem weiteren Bier fahre ich noch mal hoch zum Kap, es sind ja nur 2 Kilometer.



Die Sonne ist langsam am Untergehen und da kommt mir der absolute Gedanke.
Schnell sprinte ich zu meiner Unterkunft zurück und hole noch eine Jacke um dann nochmals hoch zum Kap zu düsen.
Dieser Tag soll so enden wie er begonnen hat ...
Aus dem Tagebuch:
20:35 Uhr
Grandiose Abschiedsvorstellung. Sitze jetzt noch mal am nördlichsten Punkt beim Sonnenuntergang. Hätte nicht gedacht, dass die Sonne so weit herum kommt....
Ja, und ich könnte hier ganze Seiten mit Bildern füllen...
Wie immer sind es nur wenige Minuten, die das ganz große Kino liefern. Wenn die Sonne im richtigen Winkel steht und das Licht genau ins Gras scheint...es ist unbeschreiblich !
Dann und wann kommen mal ein paar Leute, aber die Wenigsten wissen das Schauspiel zu schätzen.



Kurz bevor die Sonne verschwindet kommt noch ein altes Ehepaar und setzt sich auf die Bank. Das hat etwas symbolisches und ist schon fast herzzerreißend ...



Kurz nach 21 Uhr ist alles vorbei. Ich schwinge mich glücklich auf mein Rad. Ein paar Aufnahmen entstehen noch kurz vor der Pension, dann ist der letzte Tag auch schon wieder Geschichte.

 
Zuletzt bearbeitet:
Samstagfrüh um 5 Uhr. Nach 6 Stunden tiefsten Schlaf wache ich auch ohne Wecker auf. Den Entschluss, auf das Frühstück in der Pension zu verzichten und so schnell wie möglich dieses Etablissement zu verlassen, hatte ich schon beim Einschlafen gefasst. Auch wenn es auf den Bildern recht passabel ausschaut, das vor Urzeiten geflieste Bad mit den schwarzen Fugen, der eigenartig muffige Geruch ...nein das brauche ich nicht, ich ziehe ganz einfach einen Schlussstrich !!!




An die 70 Kilometer sind bis zum Busbahnhof in Göhren zu bewältigen. Das ist das Tagesziel und von dort gehts mit dem Fernreisebus um 15:15 zurück nach Dresden.
Nach einem Schnellimbiss von 3 Müsliriegeln und einer Pampelmuse, die ich schon 3 Tage mit mir herum geschleppt habe, stehle ich mich aus der Pension und suche das Weite. Im Supermarkt in "Altenkirchen" wird ein bisschen Verpflegung für die kommenden Stunden geholt und dann gehts über Juliusruh Richtung Glowe. Die Radwege sind sehr gut ausgebaut, die Sonne zeigt sich dann und wann ...Herz was willst du mehr !





Hinter Baabe kommt der "Spyker See".



Ein feines Fleckchen Erde und dort und es geht auch gleich weiter mit den Highlights, denn die "Sankt Pauli Kirche" in Bobbin ist schon von weitem gut zu erkennen.
Den höchsten Punkt der Gegend, der Tempelberg, gilt es 12 %ig zu bezwingen, und das bin ich nach über 700 km flachem Land gar nicht mehr gewöhnt.




Als ich den Tempelberg verlasse ist es gegen 9 Uhr und ich hänge wieder mal dem Gedanken nach, sehr viel Zeit zu haben. Deshalb liebäugele ich mit der "Stubbenkammer". Vielleicht ist es wieder so eine Art Vorsehung, denn ich verwerfe diesen Plan nach wenigen Metern und versuche über historisches Kopfsteinpflaster auf meine ursprüngliche Route zu gelangen. Gegen Mittag wird mir diese Entscheidung zugutekommen.



Den Sassnitzer Fährhafen wollte ich unbedingt erkunden! Wir waren vor Jahren mal da und es war wahnsinnig interessant, da gerade ein großes Fährschiff beladen wurde. Was sich mir aber an diesem Tag bietet, ist eine absolute Endtäuschung. Die Zufahrtstraße eine einzige Baustelle, die Beschilderung eine Katastrophe und das Besucherterminal ist total verwaist. Alles verschlossen, keine Menschenseele zu sehen. Ich frage mich ernstlich, ob hier überhaupt noch Fährlinien an - oder ablegen. Also geht es sofort Retour.



Als ich die Brücke über die Bahnschienen befahre, kommen mir echte Tourenradler entgegen. Ein Pärchen mit 2 Kindern, bepackt, dass man das Rad gar nicht mehr sieht. Ich nicke ihnen einen respektvollen Gruß zu und fahre bald darauf in Prora ein. Hier sollte eigentlich eine intensive Erkundung stattfinden, doch der Himmel ist mittlerweile dermaßen zugezogen, dass es wirklich nach Regen aussieht. In Binz wird zum letzten Mal ein Supermarkt aufgesucht. Es ist Samstag nach 11 Uhr und die Menschen stehen in langen Schlangen an den Kassen. Am Ende sind fast 20 Minuten vergangen, als ich wieder auf das Rad steigen kann. Danach die Suche nach einem stillen Ort mit einer Sitzgelegenheit. Doch das gibt es hier logischerweise nicht. Überall Menschenansammlungen. Ich muss fast bis ans Ende des Ortes fahren und dort kommt der Regen erst ganz langsam und dann wie aus Kübeln. Gerade noch schaffe ich es, einen Unterstand zu finden. Ob nun mit Genüsslichkeit oder aus Hunger, jedenfalls muss mein Einkauf jetzt dran glauben. Fast eine Stunde werde ich dadurch festgehalten, dann hört es für einen Moment auf mit regnen.





Von Binz nach Seelin/ Baabe ist es noch mal ein ganzes Stück. Jedenfalls kommt es mir so vor, denn ich verfahre mich kurz und der Regen hat auch wieder angefangen. Dann wähle ich dummerweise eine "Abkürzung" , die mich über bestes, rüganerisches Kopfsteinpflaster führt. Hier gibt es keinen Randstreifen aus Sand, hier werde ich 2 Kilometer durchgerüttelt. Der restliche Teil des Radweges ist dann wunderbar asphaltiert und verläuft neben der Straße. Gott sei Dank, denn bedingt durch Ab und Anreise ist es ein einziger Strom aus 10000...Autos.
In Baabe treffe ich meine Schwester die hier für 14 Tage Urlaub macht und wir fahren zur Ferienwohnung, wo der Rest der Familie wartet. Die Dusche die mir angeboten wird, tut gut. Wie hätte ich mich sonst frisch machen können ???
Ein kurzer Smalltalk und dann fahren wir mit den Rädern ins nahe gelegene Göhren. Die Sonne hat sich wieder blicken lassen und alles ist Bestens. Im Schnellimbiss am Busbahnhof wird dann noch ordentlich gebechert und ein bisschen aufgekratzt bin ich dann doch. Jetzt ist auf einmal alles so schnell gegangen. In 10 Stunden werde ich wieder in der Heimat sein !



Ganze 4 Leute stehen am Busbahnhof in Göhren, 2 Busse in der Haltebucht. Hinweisschilder sind nicht zu erkennen, auch nicht an den Fahrzeugen. Mir kommen leichte Zweifel. Doch dann, 15 min vor Abfahrtsbeginn, das Lebenszeichen eines Fahrers. Doch schnell stellt sich heraus, das ist der falsche Bus. Erneutes, banges Warten. Kurz vor der Angst schlendert ein, als Busfahrer erkennbarer Man herzu. Das muss er sein !



Und richtig. Zur Abfahrtszeit hängt mein Rad hinten am Bus. Ein herzlicher Abschied von meiner Verwandschaft und dann geht es mit leichter Verspätung in die Spur. Zunächst hänge ich dem Gedanken nach wir 5 Fahrgäste wären die einzigen Reisenden auf der Fahrt nach Dresden/Chemnitz/Zwickau, doch kurze Zeit später halten wir schon und Leute steigen zu. Als wir von der Insel runter sind, ist der Bus bis auf den letzten Platz voll, das heißt, ich habe ein wenig Glück, denn ein Fahrgast ist nicht erschienen und so kann ich als einziger über 2 Plätze verfügen.
Der letzte Stop ist in Stralsund/Rügendamm/Bahnhof. Vielleicht ist das auch der Grund warum ich wieder nicht über die neue Brücke fahre, denn die beiden Fahrer wählen deshalb den Weg über die alte Ziegelgrabenbrücke.
Die Autos mit den neu ankommenden Urlaubern stauen sich auf ihrem Weg zur Insel, die Gegenfahrbahn ist total dicht. Auch wenn wir bis dahin freie Fahrt hatten, frage ich mich, wie wir den langen Weg nach Dresden bis 23:15 bewältigen wollen. Doch die Fahrer sind frohen Mutes. Wir halten unterwegs 2 oder 3 Mal und bei Berlin gibt es sogar eine fast halbstündige Rast. Ich verbringe viel Zeit mit Tagebuchaufzeichnungen. Wie am Anfang meiner Radreise bin ich mir noch nicht im Klaren, dass das hier eigentlich der Schluss meines Abenteuers ist. Wie schnell ist diese Woche vergangen !!!



Jetzt, wo ich mein Fotoalbum gestalte (habe) und diesen Bericht der breiten Öffentlichkeit präsentiere, kommen einzelne Erlebnisse in ihrer Ganzheit wieder hervor. Ich bin froh, genug Bilder gemacht und die Strecke aufgezeichnet zu haben. Wie schnell vergisst man ganze Kapitel, vergisst die Ortsnamen und weiß letztlich nicht mehr genau, wo es eigentlich lang ging.

Wir sind bei Berlin, als ein großes Unwetter über uns hereinbricht. Ich muss sofort an meine Berlin-Durchfahrt denken und bin glücklich, alles so gut gemeistert zu haben. Bis Dresden regnet es mehr oder weniger durch, doch wir haben keinen Stau und sind schon gegen 22:30 da. Hier steigen die meisten Fahrgäste aus. Mein Rad habe ich dann recht schnell in den Händen und 15 Minuten später kommt mein Sohnemann schon mit dem Auto um die Ecke...

Eine tolle Reise und 840 gefahrene Kilometer mit dem Rad liegen nun hinter mir. Das alles in 5 einhalb Tagen. Auch wenn es an 2 Nachmittagen geschüttet hat, was das Zeug hielt und ich dadurch tolle Städte wie Berlin und Neubrandenburg nur in der Durchfahrt erleben konnte, das Erlebnis einer Fernradfahrt, die vielen schönen Impressionen, das Land selber und die kleinen Abenteuer...das alles war einfach wunderbar.

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Vielleicht habe ich dem einen oder anderen mit diesem Bericht ein bisschen Mut gemacht, um es selber mal zu versuchen. Für die Älteren sei gesagt, es ist nie zu spät und ein kleiner Tritt in den eigenen Ars... tut manchmal Wunder...
Fragen beantworte ich gerne, bin aber nicht jeden Tag online, also auch hier wieder mal Geduld !

Grüße vom Radfernradler
-firlie-
PS: Das nächste große Ziel für nächstes Jahr ist anvisiert !!!
 
Toller Bericht mit vielen schönen Bildern! Top :daumen: Du hast bestimmt einige nette Erfahrungen gesammelt und daheim einiges erzählen können ;)

Da ich selber schon mal sowas ähnliches gemacht habe und dabei auch durch die Landstriche gekommen bin, wo du unterwegs warst, kamen mir beim Lesen einige Erinnerungen an meinen eigenen Trip hoch.
 
Prima Bericht, sehr schöne Fotos - und toll, dass Du's gemacht hast:daumen:. Hatte mich vor einiger Zeit mal gefragt, ob das am Ende auch ein Projekt ist, aus dem dann nichts geworden ist. Bis Zehdenick kamen mir viele Ortsnamen von meiner 2009er Tour bekannt vor. Aber Du bist offensichtlich wesentlich mehr auf Radrouten gefahren als ich. Zwischen Lübben und Vetschau war's bei mir damals z.B. komplett Bundesstraße - was dort aber auch o.k. war.

Mit 840km in 5 Tagen hast Du ja gleich die richtig sportliche Gangart des Reiseradelns eingeschlagen:D

Dann bin ich ja mal auf die nächste große Tour gespannt.

Grüße,

kendo05
 
Super, absolut :daumen: und weisst du was das Beste ist? Die Erinnerungen an diese Tour werden dir noch über viele Jahre Freude bereiten. Das kann dir niemand mehr nehmen!
 
Ich bin sehr gespannt, wie von den geplanten 600 km auf 840 gekommen bist :D
 
@ all
Ein riesiges Dankeschön für die sagenhaft vielen "Likes" und die Comments !
Schön, dass ich bei einigen Erinnerungen wecken konnte und vielleicht auch Mut auf eigene Touren gemacht habe :)
@ kendo05
Ja die vielen "Ich will, würde, wollte ...", aber letztlich, gerade in meinem Fall, spielt da das Umfeld eine große Rolle. Eigener Betrieb, ein Haus, Familie mit Kindern. Keiner darf zu kurz kommen. Dann die begrenzte Zeit. Ich hatte mir 6-7 Tage von meiner "Regierung" gewünscht und auch bekommen. Wichtig dabei ist, dass man sich lange kennt, auf die Wünsche des Partners eingehen kann. Die Beziehungsleier eben...Aber ich denke auch daran scheitern viele Solo-Reisen.
Mal sehen wie das im nächsten Jahr ist. Fragen kommen bestimmt und auch an Dich.
@ Henrygun
Fotobuch & der Bericht hier, das frischt die Erinnerungen auf. Und mit ersterem habe ich ne bleibende Dokumentation.
PS: Wenn jemand Erfahrung mit Fotobüchern und den Anbietern hat, da würde ich gern nen Austausch starten !
@ zaunk
Eigentlich ist der Bericht so geschrieben, dass man das herauslesen kann. Im nachgezeichneten Track auf "gpsies" habe ich auch geschrieben, dass ich die ganzen "Verfahrungen" (die missglückte Fahrt zur F60 z.B.) herausgenommen habe. Die einzelnen Tageskilometer sind dann noch mal auf den Karten aufgeführt und wenn Du alles zusammenzählst kommst du auf die Kilometeranzahl. Natürlich ist darin die Strecke vom Kap nach Göhren zum Busbahnhof enthalten, aber es heißt ja auch "840 km in 5einhalb Tagen" ;-) !!!

Grüße
-firlie-
 
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