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Toscana im Frühling

milanetti

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13 Mai 2011
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Tosacana und Alpi Apuane mit dem Rennrad
(siehe auch Fotoalbum unter "Fotos von Milanetti")
Hier ein kurzer Bericht von einer Tour, mit der man im zeitigen Frühjahr die Kondition schnell wieder herbringt. Die Strecke ist so angelegt, daß man ein Maximum an Bergen und schöner Landschaft mitnimmt.
Start ist in Florenz, wohin man von München sehr bequem mit dem Nachtzug kommt. Die Rundfahrt umfaßt reichlich 900 km, 14 000 Höhenmeter und dauert 7 Tage. Natürlich kann man sich mehr oder weniger Zeit lassen. In 7 Tagen bleibt aber ausreichend Zeit für „Tourismus“, wovon Ihr Euch in dem dazugehörigen Fotoalbum im Rennrad Forum überzeugen könnt. Wer einen Tag mehr Zeit hat, kann einen Abstecher nach Elba machen.
Einige Wegpunkt sind:
Florenz – Castiglione-dei-Pépoli – Pievepélago – Foce-delle-Radici (Paß, 1529m) – Castelnuovo-del-Garfagnana – Stazzema – Etruskische Küste (Pisa, Livorno) bis Cécina – Massa-Marittima – Arcidosso – Monte Amiata – Montepulciano – Castiglione-del-Lago (Umbrien) – Asciano (Crete) – Siena – Florenz.
Wenn man Ende März am frühen Morgen aus dem Zug in Florenz steigt, beginnt gerade die Morgendämmerung, die am Ufer des Arno mit Blick auf die Ponte Vecchio zu genießen ist. Von dort geht es in Richtung Norden. Um eine Strecke mit möglichst wenig Kraftverkehr zu haben bin ich im Tal des Torrente Mugnone gefahren, dann über San Piero und Barberino nach Castiglione dei Pépoli.
Kraftverkehr und Strecke sind dennoch zunächst nicht ganz überzeugend – richtig los geht die Tour in Castiglione. Dort, in Richtung Westen fahrend, kommt man in die Ausläufer der Appeninen, es wird bergig und der Verkehr ist gering. Erste Übernachtung war in Lizzano in Belvedere – Hotel Piccolo überzeugte mit gutem Essen und sympathischer Bedienung bei niedrigen Preisen.
Die Strecke wird dann schon echt romantisch und bergig mit Schneeresten (Ende März). Man kommt an der mittelalterlichen Ponte della Fola über den Fluß Scoltenna bei Pievepélago vorbei, dort sollte man unbedingt eine Rast machen. Anschließend könnte man auf der Hauptverkehrsstraße nach Lucca fahren, einsamkeitsliebende Bergfexe werden aber nach rechts zum Passo Radici abbiegen. Bald verläßt man die Emiglia Romana und das Land unserer Sehnsucht – die Toscana – beginnt. Castiglione di Garfagnana bietet beeindruckende Bergpanoramen. Dort biegt man in das Tal des Turrite Secca ein, welches wiederum die verkehrsärmste und landschaftliche schönste Möglichkeit ist (nicht unbedingt die kürzeste und steigungsärmste). Am Ende des Tals in den Bergen habe ich in Vallechiara übernachtet, ein Ort, der mit einem spannend schönen Höhlensystem Besucher (zum Glück keine Massen) anzieht.
Am nächsten Morgen habe ich versucht, über Stazzema einen Weg durch die Berge am Monte Croce in Richtung Lucca zu finden – vergeblich. Auch wenn die Karten Weg und Tunnel zeigen gibt es diese nicht – nach Auskunft von Einheimischen und langer Suche. Diese Suche hat immerhin einige schöne Fotos in der Bergregion eingebracht, die durch die Gewinnung von Marmor geprägt ist.
Inn schneller Fahrt geht es nun in Richtung Küste (Viaréggio). Im Zeitplan hole ich wieder auf, indem ich Lucca auslasse – das nächste Foto ist schon vom schiefen Turm in Pisa. An der Küste werden Kilometer gemacht, und die flache Landschaft mit viel Industrie lädt auch wenig zum Verweilen ein. Man nehme soweit wie möglich die Straße direkt an der etruskischen Küste – nur zwischen Livorno und Rosigniano muß man leider ein Stück auf der Fernverkehrsstraße fahren. In Marina di Cécina gibt es genügend Hotels in verträglichen Preisklassen, die im zeitigen Frühjahr fast leer sind.
Weiter in Richtung Süden führt die Via Aurelia – klangvoller Name für eine eher häßliche Straße.
Um ihr zu entgehen fahre ich jetzt schon etwas in Richtung Landesinnere über Bibbione nach Castegneto und komme jetzt schon in eine Landschaft, die bilderbuchmäßig dem entspricht, was man sich unter Toscana vorstellt. Suvereto und Massa Marittima sind malerische Orte, in welchen man schon mal einige Studiosi-Touristen trifft. Von dort geht es über Roccastrada in Richtung Arcidosso, ein Ort, der Rennradfahrer mit dem Monta Amiata anlockt. Eine eher dünne besiedelte Gegend, in der ich auch nach einer Übernachtung suchen mußte, die ich dann aber bestens in einer Finca bei Paolo gefunden habe. Paolo, 70+, war Starkoch in Deutschland und anderen Ländern, und er und seine Kinder betreiben, neben anderen Aktivitäten, eine malerische Urlaubsunterkunft auf dem Land.
Einiges über die richtige Art biologisches Olivenöl zu gewinnen habe ich dort erfahren und eine Kostprobe mitgebracht – trotz des Geizes des Rennradfahrers um jedes Gramm Gepäck. Der Wein der Gegend (DOC Montecucco) ist ein Sangiovese, der allerdings gegen den Nobile de Montepulciano abfällt, den ich später kennenlerne sollte. Vielfach sehen die Weinberge recht industriell aus, sie werden wohl mechanisch-automatisch mit Fahrzeugen bearbeitet und z.T. sogar bewässert.
Von Arcidosso aus geht es auf den Monte Amiata, eine sportlicher Höhepunkt der Fahrt. Etwas über 1000 Höhenmeter sind am Stück zu fahren. Es gibt zwei Auffahrten, eine über Castèl del Piano nördlich und eine südliche. Ich habe die südliche gewählt und war sehr zufrieden – so gut wie keine Autos. Mit langen Abschnitten von 15% hat man aber etwas zu tun, bis man dann auf 1734m zwischen üppigen Schneeresten an verlassenen Liften landet.
Das nächste Ziel war Montepulciano, ein touristischer Höhepunkt. Es gibt einige Möglichkeiten dorthin zu fahren. Die Strecke über Contignano – Chianciano ist eine der kürzesten, gleichzeitig wenig befahren und landschaftlich schön mit Kastanienwäldern und altertümlichen Ortschaften. Die Kleinstädte sind fast grundsätzlich auf den Gipfel eines lokalen Berges gebaut – vielleicht aus Gründen der Verteidigung in alten Zeiten. Das hat zur Folge, daß auch die Straßen so verlegt sind, daß man maximales Auf und Ab hat – zur Freude der Sammler von Höhenmetern.
Ich kam spät und müde in Montepulciano an, habe die erste beste Übernachtung genommen und die nächstliegende Bar. Die Herberge war etwas heruntergekommen, die Bar – na ja, aber der Wein!!! Wenn man so weit geradelt ist um einen Vino Nobile zu trinken, muß man auch wegen €4,90 pro 0,2 nicht zu arg traurig sein!
Versteht sich, daß am nächsten Morgen noch kurz die altertümlichen Gemäuer von Montepulciano besichtigt werden.
Dann geht es in Richtung Umbrien, Castiglione del Lago. Und zwar auf einem Umweg über Petrignano und am Lago Chiusi vorbei. Bewährt hat es sich, die Strecken so zu wählen, daß möglichst geringer Verkehr zu erwarten ist. Straßen, die in der Landkarte rot sind oder die direkte Verbindung großer Städte bilden, sind tabu. Nicht nur daß es ruhiger ist und nicht so nach Auto stinkt – die ländliche Gegend ist meist einfach romantischer.
Castiglione del Lago ist auch schön, aber man muß sicher nicht unbedingt dort gewesen sein, zumal man nun doch auf roten Straßen fahren muß. Weiter geht es über Cortona – Foiano – Sinalunga – in Richtung Asciano. Dies habe ich als Etappenziel gewählt, um nicht in der Touristenhochburg Siena übernachten zu müssen. Wie es dazu kam, daß ich dabei auf die Landstraße über Scrofiano fuhr weiß ich nicht – aber es war ein Glücksfall. Satte 15% Steigung, herrlicher Blick über alte Ziegeldächer auf das Val di Chiana. Dann kommt man schon in die Crete, welche der landschaftlich schönste Teil der Toscana sein soll. Schön ist es auf jeden Fall – auch wenn mir die Denaturierung der meisten Flüsse zu schnurgeraden Kanälen aufgefallen ist – das Wasser wurde dabei gegen grünen Schleim ausgetauscht. Und das schon im März.
Zu Siena schreib ich nichts, kann man ja nachlesen. Wer Gedränge nicht liebt, wird sich recht bald wieder von dort entfernen. Dann kommt schon das letzte Stück nach Florenz durch das Chianti-Gebiet. Ich bin über Greve – Impruneta gefahren. Asciano – Florenz ist eine nicht zu lange Etappe, so daß man sicher den Nachtzug nach München bekommen kann. Die Ortsdurchfahrt Siena sollte man sich vorher genauer ansehen, es ist unübersichtlich und ich habe wegen Orientierungsverlust eine große Ehrenrunde gedreht. Die Fahrt durch Chianti war dann nochmals so schön, daß sich der Wunsch wiederzukommen bis zum letzten Moment verfestigt hat.
Hier die Etappen, von unten zu lesen:
31.03.2012 Asciano-Florenz 129,5km 1836hm
30.03.2012 Montepulciano-Asciano (b. Siena) 130,8km 1601hm
29.03.2012 Cinigiano-Mt.Amiata-Montepulciano 100,1km 2559hm
28.03.2012 Cecina-Cinigiano (b. Arcidosso) 158,5km 2243hm
27.03.2012 Vallechiara-Cecina (Etru.Küste) 146,1km 874hm
26.03.2012 Lizzano-Vallechiara (Alpi Alpuani) 141,4km 2942hm
25.03.2012 Florenz-Lizzano 109,9km 2172hm
 
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