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Rickert, 1950 - HILFE!

fjohrd

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Das hier ist für alle Patinafetischisten:

Diese olle Rickert-Rad steht seit einiger Zeit bei mir herum. Da ich jetzt (schon wieder) umziehe bin mal wieder drüber gestolpert... Naja, der Zustand ist verdammt patinös. Lack und Chrom geht es eher bescheiden. Über den Sattel braucht man kein Wort verlieren. Insgesamt scheint das Teil schon einige gute Dienste verrichtet zu haben. Aber ich musste es dammals einfach haben...
Das Rad ist halt irgendwann um 1950, oder so gebaut worden - vermute ich einfach mal. Jedenfalls wirkt es wirklich uralt - Evtl. kann mir einer der sachkundigen (Ur-)Altmetaller von euch ein paar Hinweise, Tips und Ideen zum weiteren Umgang mit diesem Teil geben...

Würd mich freuen...

Fotos: http://fotos.rennrad-news.de/s/6677

DSC03431.JPG
 
AW: Rickert, 1950 - HILFE!

Hm, die Folien-Aufkleber auf dem Sitzrohr deuten schon eher auf die späten 1950er (oder frühen 1960er) Jahre hin. Wenn die Komet-Nabe (vermute ich mal) im Hinterrad original ist, hat sie bis 1957 eine zweistellige Ziffer (z.B. '57') als Datierung auf der Nabenhülse, ab 1958 einen Kennbuchstaben (A = 1958; 'I' und 'Q' wurden ausgelassen).

Was Du damit tun sollst, hängt natürlich vor allem davon ab, was Du damit tun willst ... :)

Das Rad war seinerzeit schon eine etwas "bessere" Ausführung, mit den "Chromsocken", dem geschraubten Kettenblatt und den Alufelgen, insofern nicht ganz der übliche "Standard" der Zeit, aber der Zustand ist leider nicht mehr so dolle, nach den Bildern zu urteilen. Insofern ist es zwar auf jeden Fall ein erhaltendes Rad, auch vielleicht ein Museumsstück ("Alltagskultur"), aber kein wirkliches Sammlerstück. Als Studenten- und Bahnhofsradel wäre es trotzdem zu schade - so häufig werden Rickerts aus der Zeit ja auch nicht mehr sein.

Und nun bist Du wieder dran ... ;)
 
AW: Rickert, 1950 - HILFE!

Danke Bridgestone!

Also: mein Alltagsrad wirds definitv nicht - gleichwohl ist es auch kein absolutes Sammelstück, das ist mir klar. Die ein- oder andere Ausfahrt würd ich natürlich damit unternehmen wollen. Insgesamt passt halt irgendwie gut zu meiner bescheidenen Rickert-Kollektion, daher würds gerne mit Patina erhalten, weitgehend in Schuss bringen und mit passenden Teilen ergänzen... neuer alter Sattel z.B.

Ich kenn mich halt mit diesen soooooo alten Teilen und Rädern überhaupt nicht aus. Macht das Rad denn irgendwie einen stimmigen, zeitgetreuen Eindruck? Muss der Gepäckträger so, oder gehört der geradegebogen?

Auf der Nabe steht: F&S J, Komet super, 161 36
Demzufolge würde das 'J' dann ja auf 1966 hindeuten, wenn ich jetzt richtig gerechnet habe.

Also die Gabelkrone ist mit Aluhülsen verziert. Die "Socken" und das Sattelrohr scheinen nur aufgemalt zu sein...
 
AW: Rickert, 1950 - HILFE!

Ich kenn mich halt mit diesen soooooo alten Teilen und Rädern überhaupt nicht aus. Macht das Rad denn irgendwie einen stimmigen, zeitgetreuen Eindruck?
Jo, schon. :) Vermutlich gab es da noch Varianten mit Dreigang-Nabe oder Viergang-Kettenschaltung, nehmen ich mal an; dies hier wäre dann in jener "Modellreihe" eher die "Einfachversion". Es spräche nicht so viel dagegen, das Rad gegebenenfalls entsprechend aufzurüsten ... :cool:
Muss der Gepäckträger so, oder gehört der geradegebogen?
Nee, der ist mal zweckwidrig zum Personentransport mißbraucht worden :D und gehört natürlich eigentlich gerade. Schau' aber zunächst mal genau auf die oberen Laschen, an denen der Gepäckträger vom Sattelklemmbolzen gehalten wird - da finden sich leider fast immer Risse, und bei der Mißhandlung ist eigentlich fest damit zu rechnen ... :(

Auf der Nabe steht: F&S J, Komet super, 161 36
Demzufolge würde das 'J' dann ja auf 1966 hindeuten, wenn ich jetzt richtig gerechnet habe.
Ja, das ist so richtig. 1966 ist als Baujahr durchaus nicht auszuschließen, allerdings ist dies hier von der Qualität und der Machart eher noch ein Fahrrad der 1950er Jahre; in den mittleren 1960er Jahren wurden deutsche Räder ja meistens schon brutalstmöglich schundig gebaut ... :cool: Vielleicht war Rickert in dieser Hinsicht ja noch altmodisch "veranlagt" bzw. qualitätsbewußt orientiert, oder einfach zu klein (also nur lokal verkaufend), um sich seinen Namen durch Schund zu runieren ...

Die "Socken" und das Sattelrohr scheinen nur aufgemalt zu sein...
Da würde mich ja mal interessieren, ob das original ist - das fände ich dann sehr spannend. Nachträgliche Anstriche sollte man eigentlich schnell erkennen können, da die Qualität der silbernen Streichlacke seinerzeit noch nicht so hoch war, dass man damit industrielle Lackierungen hätte imitieren können - sehr wahrscheinlich wäre es dann die sogenannte "Ofenbronze" (die es auch in silber gab), und dann sähe man den körnigen, unregelmäßigen Farbauftrag und sicherlich auch ein paar Pinselspuren.
 
AW: Rickert, 1950 - HILFE!

...und watt is datt - da muss ja irgendetwas nachgerüstet worden sein:

DSC03319.JPG
 
AW: Rickert, 1950 - HILFE!

fjohrd schrieb:
Also die Gabelkrone ist mit Aluhülsen verziert. Die "Socken" und das Sattelrohr scheinen nur aufgemalt zu sein...

Einige Radbauer verwendeten in den 50er Jahren gerne silberfarbenen, seidenmatten Lack zur Betonung der Muffen oder griffen einfach eine Mattstrahlung vor der Galvanisierung zurück. Als Beispiel sei der Hersteller Rabeneick aus Brackwede genannt, der die frühen Exemplare seines Modelles "Campagnolo" mit mattsilbernen Steuerrohr- und manchmal auch Sitzmuffen ausstattete, jedoch bei Gabelkrone, Gabelspitzen und Hinterbau hochglänzenden Chrom verwendete, was eine optisch sehr reizvolle Kombination aus matten und glänzender Oberfläche ergab. Erst bei den späteren Ausführungen des Modelles "Campagnolo", erschienen auch die Steuerrohrmuffen in hochglänzendem Chrom, der sich daraus ergebende Gesamteindruck ist im Vergleich zu den teils mattsilbrigen Vormodellen weniger variantenreich, weniger elegant.

Es könnte also auch sein, daß der silberfarbene Lack an Deinem Rad vom Hersteller aufgebracht wurde; eine Beurteilung der Gleichmäßigkeit und ein vorsichtiger Härtetest sollten Klarheit verschaffen.

Dein Bild

http://fstatic1.rennrad-news.de/img/photos/2/6/6/4/4/_/large/DSC03316.JPG

scheint mir allerdings keine Hobbylackierung zu zeigen, zu gut ist der Übergang zwischen der Sitzrohrmanschette, dem Rickert-Aufkleber sowie der italienischen Trikolore.
 
AW: Rickert, 1950 - HILFE!

...und watt is datt - da muss ja irgendetwas nachgerüstet worden sein:
Jein - das hintere Schutzblech ist offenbar nachträglich gekürzt worden, und der "Künstler", der das getan hat, hat dann das Rücklicht (wenn das Rad wirklich von 1966 stammt, könnte es durchaus das originale sein) neu montiert (so niedrig wie dann noch möglich) - mitten in den Rickert-Aufkleber hinein ... :(
Rickert-Aufkleber und Händlermarke sitzen also an der ursprünglichen Stelle, nur das Rücklicht eben nicht (mehr).
 
AW: Rickert, 1950 - HILFE!

Also, ich finde das Rad auch mit Patina sehr schick. Dieses Rad in einen "glänzenden"Zustand zu bringen, dürfte sehr viel Arbeit sein. Ich würde einen zeitgemäßen Sattel drauf machen. Die beweglichen Teile Lager schön überholen und alles ein wenig sauber machen. Die Freilaufnabe könntest du, sofern du das nicht selber machen willst, zu Herrn Hansen zur Überholung schicken. Ich meine dafür werden 20 oder 25€ fällig.
 
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