Die ganz vorne sind ja der Hammer.Und sie bekommen nicht mal eine Siegerehrung.
Doch, wenn sie sich anständig benehmen *), werden die Schnellsten im Januar bei einer Festveranstaltung geehrt.
Eine Siegerehrung mit Platzierung allerdings gibt es nicht, denn PBP ist kein Rennen, es ist nur Platz für alle, auch für die, die ihre Leisungsfähigkeit in diese Richtung ausloten wollen.
*) Falls sie in ihrer Eile allerdings ihre Manieren oder die Verkehrs- und Veranstaltungsregeln vergessen, fällt das flach.
Bei manch anderen frage ich mich, ob sie nicht besser daran getan hätten mehr zu schlafen und dann in einem normalen Tempo zu fahren, als totmüde durch die Nacht zu schleichen.
Das ist leichter gesagt als getan.
Einmal müsste man einen Platz zum Schlafen haben. Zwischen den Kontrollen liegen immer so ungefähr 80 km, und der Punkt zwischen "noch bin ich frisch" und "ich bin komplett alle" ist nicht immer gut auf eine solche zu legen. Dazu kommt, dass eventuell in den Massenunterkünften kein Platz ist oder man dort nicht schlafen kann, weil andere schnarchen, rasseln, sprechen, Sachen fallen oder gar ihr Mobiltelefon klingeln lassen und man es geschafft hat, seine Ohrstöpsel erfolgreich vor sich selbst zu verstecken.
Man muss auch die Zeit dazu haben. Das erforderliche Tempo (13,3 km/h, real wegen Überlänge 13,6 km/h) klingt zwar ziemlich trivial, aber man vergisst dabei ganz gern, wie sehr jede Pause den Schnitt senkt. Man achtet bei seinen normalen Ausfahrten ja nicht darauf, wie lange man mit den Kumpels bei Kaffee und Kuchen sitzt, aber bedenke, nach 4 Stunden Fahrt mit 20 km/h sinkt der Bruttoschnitt nach nur 30 Minuten Pause auf ca. 17,7 km/h. 30 Minuten an einer Kontrolle ist nichts. Allein Fahrrad parken, zum Stempeln laufen und zur Toilette gehen und die Zeit ist weg. Dabei warst Du schon einigermaßen flott, hast aber noch keinen Bissen zwischen den Zähnen und auch Deine Flaschen nicht aufgefüllt. Das mal im Gegensatz zu den schnellen Fahrern, die an ziemlich leeren Kontrollen vom Begleitfahrzeug aus vollversorgt werden. Stell Dich mal im Hauptfeld von 5000 Startern in der Kantine an. Von Pannen gar nicht zu reden. Unterstellen bei Regen oder gar Gewitter? Die Uhr tickt...
Es ist also nicht völlig trivial, schon gar nicht für Leute, die das zum ersten Mal machen, die Zeit zum Schlafen herauszufahren, zumal die 90-Stunden-Fahrer abends starten und es sich in der ersten Nacht schon nicht wirklich leisten können, mal ein paar Minuten zu dösen. Dazu muss man auch mal erleben, wie blöd man wird, wenn man ein Schlafdefizit angesammelt hat und eventuell noch unterzuckert ist. Da wird nicht nur das Fahrtempo langsamer, der Kopf steigt auch aus und deswegen werden schon die Pausen für Kleinigkeiten länger und ineffizienter. Und wenn man einmal anfängt, der Zeit hinterherzufahren, trägt das nicht unbedingt zum strategisch sinnvollen Handeln bei. Oft sind es nicht mal die langsamen, sondern die stärkeren Fahrer, die mehr darunter leiden, weil sie es bis dato nicht kennengelernt haben und die frühen Anzeichen übersehen haben, weil die 600er nicht gereicht haben, um sie an ihre Grenzen zu bringen. Das nur mal so angemerkt.
Wir reden hier immerhin über 90 Stunden, gut dreieinhalb Tage, 1230 km. Dinge, die man in den 40 Stunden eines 600er noch ungestraft tun kann (von Gel und Koffein leben z.B.) können sich durchaus nach 20 Stunden mehr extrem negativ bemerkbar machen.