Prolog
Lange habe ich jetzt hier schon nichts mehr geschrieben und habe nun doch wieder einen guten Grund dazu: 10 Jahre nach meiner Solo-Tour bin ich, diesmal mit 2 Freunden zusammen, wieder nonstop nach Paris geradelt. Ich selbst hatte eine Wiederholung die letzten Jahre nicht ernsthaft geplant. Nach
„Deutschland nonstop“ 2017, meinem als etwas enttäuschend empfundenen 2. Ötzi (ebenfalls 2017) und einem schweren Sturz 2018 war irgendwie erstmal die Luft raus aus dem Thema „Langstrecke“ und Rennrad allgemein. Weiterhin bin ich meine rund 6000 Jahreskilometer zur Arbeit geradelt, habe mir 2021 zu meinem 50. ein wunderschönes Heidelberg – Nizza in 12 Etappen geschenkt, aber ansonsten reines „Zweckradeln“ betrieben. Letztes Jahr hatten wir dann zu viert eine richtig gut laufende Nachttour zum Sonnenaufgang in den Schwarzwald. Dabei erzählte ich wohl sowas, wie dass sich meine Paris-Tour 2024 zum 10. Mal jährt – und ob man sowas nicht doch mal zusammen machen sollte. Nun ja, meine Freunde erinnerten mich in der Silvesternacht daran. Also, das sportliche Ziel für 2024 war gesetzt.
Die Wetterlotterie
Längerfristige Wettervorhersagen sind in diesem Jahr scheinbar besonders ungewiss. Als der Vorhersagehorizont für den ersten anvisierten Termin begann, sah alles großartig aus, inklusive Ostwind. Also 10 Tage vorher Zugtickets gebucht. Beim Klick auf „Buchen“ der Hotelzimmer 8 Tage vorher meine ich, im Hintergrund ein leises, gehässiges Lachen gehört zu haben – das war wohl der Wettergott. Ab dem nächsten Morgen ging es mit der Wetterprognose nämlich stetig bergab. Je näher der Termin kam, desto mehr ging es auch wieder bergauf, bis schließlich zu „Sieht doch eigentlich ganz gut aus. Kleiner Schönheitsfehler: Nordwestwind bis mindestens zur ersten Hälfte der Strecke“
Fr. 28.06, Start um 7:03 Uhr an der Heidelberger Hauptfeuerwache
Wetter prima, nur etwas waschküchenmäßig. Die Nacht hätte bei mir gerne 1h länger sein dürfen, aber habe es mit Packen und letzten Vorbereitungen nicht vor 23:00 Uhr ins Bett geschafft. Wesentliche Streckenänderung gegenüber der 2014er-Tour ist, dass ich mittlerweile in Heidelberg wohne und somit der Rhein bei Speyer und nicht bei Germersheim gequert wird. Ein unnötiger Anstieg in die Pfälzer Weinberge ist auch entfallen. Kilometermäßig kommen beide Strecken fast auf das Gleiche raus.
11:35 Uhr, km100, Pirmasens
Kurz vor km50 fängt es aus dem mittlerweile recht grauen Himmel an zu regnen. Mal wieder echtes Wetter, das es beim Frühstück virtuell in wetteronline.de so noch nicht gab. Also rechts ran, Bushäuschen, Regenklamotten. Das ist ja der beste Garant dafür, dass der Regen aufhört, sowie man wieder auf dem Rad sitzt. So auch jetzt. Aber für die nächsten 2h bleiben zumindest Überschuhe wegen der nassen Straßen sinnvoll. Es wechseln sich bedrohliches Grau, ein paar Tropfen und Sonne ab, der Pfälzerwald hat mit den Wolkenfetzen an den Hängen etwas von tropischem Regenwald, aber es bleibt weitgehend trocken von oben.
Bei km96 der erste geplante Halt am Waldfriedhof von Pirmasens um die Flaschen zu füllen, ins Brötchen zu beißen und die Futterbeutel für den nächsten Abschnitt zu richten. Die Überschuhe kommen wieder weg, es ist jetzt eindeutig warm und sonnig. Es geht hoch nach Pirmasens und die ersten 100km sind nach gut 4,5h geschafft.