...Wenn man nur noch dank Karre halbwegs mobil ist, krallt man sich wahrscheinlich so lange wie möglich an diesen letzten Strohhalm.
Korrekt. Habe ich im Bekanntenkreis erlebt. Ältere Dame (Ü70) mit beginnender Demenz plus Alkohol-Problem. Gespräch mit ihrem Ehemann (Ü80) mit dem dringlichen Rat, das Auto der Dame (auch technisch) stillzulegen.
"Aber sie fährt doch nur noch zu ihrem Bruder und ihrer Cousine." (Jeweils quer durch die Stadt)
"Das ist dement und mit Alkohol schon zuviel. Sie hat doch neulich schon von der Werkstatt nicht nach Hause gefunden." (lebst seit ihrer Geburt in der Stadt)
"Naja, eigentlich fährt sie nur noch hier in der Straße." (200 Meter lange Wohnstraße mit Wendehammer)
"Hallooo? Sie fährt hier die Straße auf und ab? Verarschen kann ich mich selbst."
Für die jetzige Ü70 Generation ist das Auto eine Säule der persönlichen Freiheit. Nachlassende körperliche Fähigkeiten werden ignoriert oder wegargumentiert.
"Ich fahre halt langsamer, dann kann ich das Schild aus der Nähe lesen." "Umdrehen brauche ich mich nicht, habe ja die Einparkhilfe."
Hinweise, dass man mit dem Verkaufserlös der oberen Mittelklasse-Schüssel noch 5 Jahre täglich viermal Taxi fahren könne, werden weggebissen.
Nicht mehr Autofahren zu dürfen, wird als Entmündigung empfunden, in der Schwere der rechtlichen Entmündigung.
Das Problem wird ernst werden, denn die Zahl der Menschen über 70 Jahre wird zunehmen. Und sie gehen alle wählen. Keine Regierung ohne Selbstmord-Absicht wird auch nur verpflichtende Seh-Tests ab 65 Jahren vorschlagen, oder gar kleine theoretische oder praktische Prüfungen.
Schöne Ausnahme aus dem Bekanntenkreis: Einen Herrn, Ü80, wurde von seinen Kindern geraten, das Autofahren zu überdenken. Er hat daraufhin freiwillig eine komplette Führerscheinprüfung gemacht und bestanden. Den Zettel hat er sein Kindern vor die Nasen gehalten. Er war aber so klug, zwei Jahre später doch aufzuhören.