hier nochmal:
"Der Fahrradkrieg, Kampf um die Straßen"
Kurz meine Inhaltsangabe davon, die lautet wie folgt:
Es gab die Sendung "Der Fahrradkrieg, 45Min", reißerischer Titel und das obwohl die
gezeigte Bandbreite der Fahrradproblematik gar nicht so schlecht ist. Szenen
von "critical mass" Radaktivitäten sind natürlich mit den gezeigten
Autofahrern und ihren Reaktionen nichts für schwache Gemüter.
Innerhalb der 45 Minuten werden etliche Themen angesprochen und im Bild
gezeigt, so dass man sich, ausreichende Kritikfähigkeit vorausgesetzt, ganz
gut ein Bild machen kann, was damals und damit aktuell immer noch bei den
Verkehrskonzepten schief läuft. Damals deshalb, weil der Film von 2016/17
ist.
Der Einstieg in den Film sind "critical mass" Szenen, die dann schon mal als
Anarchie tituliert werden. Wer den Begriff noch nicht kennt, einfach mal
danach googeln, denn es gibt in vielen Städten bereits regelmäßig statt
findende Treffen zu denen viele Radfahrer kommen um den §27 der StVO zu
demonstrieren, nach dem mehr als 15 Fahrer einen Verband bilden.
(dazu ein Link:
http://criticalmass-berlin.org/critical-mass/stvo/
)
Nach den für Autofahrer den Blutdruck hoch treibenden Einstiegsbildern geht
es gezielt zu den Widersprüchen, Merkwürdigkeiten und tödlichen
Straßenkonzepten für Radfahrer. Zuerst wird am Beispiel Osnabrück die
Streckenführung gezeigt. Die Frage, die sich jeder selbst beantworten kann:
Sind Radfahrstreifen tatsächlich sicherer als die Fahrt direkt auf der
Straße? (Vorsicht, da sind auch drastische Szenen von Radfahrern, die von
geöffneten Autotüren umgenietet werden)
Danach erfolgt ein Blick auf die praktizierten Konzepte in Oldenburg, eine
angebliche Vorzeige-Radfahrstadt. Angeblich, weil angeblich über 40%
Radfahrer dort unterwegs sind. Wer sich den Film anschaut, der sollte mal
darauf achten wie oft "dash-cams/action-cams" auf den Rädern eingesetzt
werden und wie diese Aufnahmen im Film auftauchen (so, von wg.
Persönlichkeitsrechten). Das Radkonzept in Oldenburg wird einmal aus der
Sicht einer Rentnerin gezeigt und dann aus dem Blickwinkel eines Radkuriers.
Abschließend kommt noch der Verkehrsplaner zu Wort (und der sieht Radfahrer
lieber auf der Straße als diese mit Fußgänger zusammen zu pferchen ...).
Betroffene Fußgänger kommen auch mal zu Wort und dann kommt die uniformierte
Rennleitung(Fahrradpolizist) auf Rädern zum Einsatz, sogar mit der gezeigten Jagd auf
radelnde Rot-Sünder (das Bußgeld beträgt 60€ für Missachtung einer roten Ampel).
Danach erfolgt der Blick über die deutsche Landesgrenze nach Kopenhagen.
Fängt schon toll an mit der Einleitung, dass man dort "Kampfradler"
vergebens suche. Da darf natürlich der Kommentar einer ADFC-Vertretung nicht
fehlen. Der Bürgermeister kommt zu Wort und zeigt, dass es in Kopenhagen
nicht nur Worthülsen sind, wenn von umweltfreundlicheren Verkehrskonzepten
geredet wird. D.h. da wird aus einer alten 4-spurigen Straße für
KFZ-Verkehr eine 2-spurige KFZ-Verkehrsstraße mit 2 breiten
Radverkehrsstreifen, die die Bezeichnung "Streifen" natürlich nicht mehr
verdienen, so breit sind die. Dort sind dann auch langsamere Radfahrer für
schnellere kein Hindernis und die Trennung zu den Fußgängern, die vor den
Geschäften flanieren können ist auch noch gegeben.
Dann kommt Hamburg, sozusagen die Krönung, wenn ein Radweg abgerissen wird
um Radfahrer auf ein anderes Verkehrskonzept zu zwingen. Ein Konzept, das
ich bereits für 1km auch in meiner Landeshauptstadt Mainz bewundern durfte
und das dort die gleiche Problematik und damit Gefahr zeigt. Es sind
Strecken mit Vorrang für Radverkehr auf denen zwar mit großen
Hinweisschildern der Radweg ausgewiesen wird, die aber für den Autoverkehr
ebenfalls freigegeben sind und das wird für Familien mit Kindern und
ungeübten Radfahrern dann schnell zu einer riskanten Strecke, die entweder
gemieden wird oder in ihrer Gefahr erst zu spät erkannt wird. Der Satz, dass
Hamburg eine fahrradfreundliche Stadt werden will und darin sogar
investiert, wird mit dem Hinweis karikiert, das geschehe allerdings in erster Linie
in "neue Straßen und in weiße Farbe".
Das Konzept der Radfahrstreifen (die dann gerne von Kurzparkern
genutzt werden) wird von der Hamburger !Radverkehrskoordinatorin natürlich
positiv beworben und da hilft es auch nicht, wenn vor Ort die Nachteile
offen sichtbar sind. Das wird dann zu einer fast schon satirischen
Darbietung.
Danach kommt es zu der Unfallgefahr durch Rechtsabbieger, die den geradeaus
fahrenden Radfahrer "übersehen". Übrigens gibt es in Hamburg auch eine
Polizeifahrradstaffel, die aber die Sicherheit der Radstreifen auch nicht
gewähren kann, d.h. da geht es angeblich schon nicht mal mehr, dass die
zugeparkten Radwege frei gehalten werden können.
Wie meint der Fahrradpolizist?
"Meine Kinder - da lebe ich Gott sei dank auf dem Land und muss das nicht machen".
Und das war dann auch die Überleitung zu den Problemen auf dem Land. Am
Beispiel Sommerland in Schleswig-Holstein wird das demonstriert. Tenor: Mit
dem Rad ist es zu stressig und dann nimmt man eben das Auto. Es wird dann
der Versuch gezeigt was passiert, wenn Anwohner versuchen das
Verkehrskonzept für Radfahrer ausbauen zu lassen. Das reicht bis zu
religiösen Veranstaltungen (das ist kein Witz).
Verkehrsunfälle, mehr tote Radfahrer in Osnabrück als in Oldenburg, obwohl
in Oldenburg viel mehr Radfahrer unterwegs sind. Das drastische Beispiel
Todeskreuzung.
Dann kommt ein positives Beispiel aus dem Ruhrgebiet, der Radschnellweg RS1,
der Essen und Mülheim verbindet. Da wird übrigens das erste mal das
Aufkommen der Elektro-Fahrräder genannt.
Der Film endet dann mit der Gegenüberstellung von Hamburg und Kopenhagen und
wie Hamburg das mit den "Radfahrstraßen" von oben zu lösen versucht, was
offenbar an den Radfahrern vorbei geht (da kommt dann das drastische
Beispiel mit dem Abriss eines Radwegs). Deutsche Städte wie Osnabrück,
Oldenburg sollen 3-4€ pro Einwohner für das Radwegekonzept ausgeben und bei
Kopenhagen liegt der Betrag bei 23€ pro Kopf. Finanziell gesehen macht das
sofort klar was aus den Versprechungen deutscher Politiker zu halten ist.
Der Film ist im Ganzen eine ganz gute Gegenüberstellung der verschiedenen Konfliktsituationen
und natürlich ist das politisch. Wie das Verkehrskonzept ausfällt ist immer eine politische Entscheidung.
(Arbeitsminister Blüm - die Rente ist sicher - meinte schon 1984
es wäre gut mit ABM Arbeitslose zum Radwegebau einzusetzen und
natürlich ist so jemanden die Parallele zum Einsatz von Arbeitslosen zum Autobahnbau nicht aufgefallen.)
(Erstausstrahlung des Films war 2016 - falls nicht mehr auf den Mediatheken
auffindbar, siehe youtube-Link)
45 Min Der Fahrradkrieg Kampf um die Straßen 2017 - YouTube
Natürlich gab es hier im Forum bereits Hinweise auf diesen Film:
https://www.rennrad-news.de/forum/threads/radland-nrw.146691/#post-4083022
und
https://www.rennrad-news.de/forum/t...ionen-im-verkehr.109819/page-793#post-4021814
allerdings finde ich etwas Text zum Inhalt besser, als nur einen Link zu setzen.
Wem die 45 Minuten zu aufwändig sind, der kann natürlich zu so "stromlinienförmigen" Beiträgen, wie vom kürzlich angekündigten "Radfunk" greifen, da kommt man mit einem rappenden, freihändig zappelnden Radfahrer bestimmt besser auf seine Kosten:
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