Generell gilt dabei dass Größe durch nichts zu ersetzen ist. Und Muskelkater ist eigentlich nicht das Problem sondern einfach nur Zeit. Selbst mit Rennradfahrerärmchen, jedenfalls wenn man nicht glaubt mit einer für MTB konzipierten
Pumpe halbwegs klassische Rennradreifen befüllen zu können (je größer der Querschnitt desto weniger Hübe bei gegebener Hublänge, aber um so höhere Kraft für Druck x, wenn du auf 32er
Reifen und entsprechende Drücke setzt mag die "MTB-
Pumpe" natürlich trotzdem die richtige Variante sein).
Im Rahmen der individuellen Grundzielgrößen (welchen Druck/Querschnitt brauche ich? Wie priorisiere ich zwischen Größe und Ungeduld beim Pumpen?) gilt es dann die am wenigsten schlechte
Pumpe zu finden.
Meine persönlichen Grundsätze:
- alles was auch Autoventil kann scheidet pauschal aus. Das mag sehr attraktiv sein für Läden die genau ein Minipumpenmodell vorrätig halten wollen, aber ganz sicher nicht für mich unterwegs. Ausnahmen sind möglich, bei Pumpen die durch Umbau den einen oder den anderen Ventiltyp bedienen können (aber eben nicht doppelköpfig sind)
- bei der Frage "Schlauch oder direkt auf's Ventil aufsetzen" war ich mal in Team Schlauch, bin aber inzwischen geläutert. Schläuche sind etwas für Standpumpen. Mit der Minipumpe pumpe ich nicht während das Laufrad im Rad eingebaut ist sondern im stehen, mit dem Laufrad frei auf dem Pumpkopf aufsitzend. Das ist für meine Motorik sehr, sehr viel ventilschonender als Pumpe per Schlauch entkoppelt vom Laufrad, aber Schlauch nur in Minipumpenlänge und deshalb rüttelt der ganz gewaltig am Rad/Ventil wenn man auch nur das geringste bisschen aus dem wegen kurzem Schlauch sehr kleinen Toleranzbereich in sachen Pumpenbewegung herausgerät. Scheint aber individuell unterschiedlich zu sein, bei anderen Leuten ist der Bewegungsablauf anscheinend mit solchen Kurzschläuchen weniger inkompatibel als mit Laufrad frei auf Pumpe aufgesetzt. Musst du selber überlegen bzw herausfinden zu welcher Gruppe du dich zählst.
Pumpen mit denen ich zufrieden bin:
- SKS Raceday: supersimples Plastikding, war ein Notkauf unterwegs. Ziemlich groß, aber pumpt wirklich gut. Fährt an dem Rad mit dem ich Mehrtagestouren mache und eben ggf auch mal nach Panne mehrere Tage lang keine größere Pumpe antreffe
- Rose RT-CNC: kaum größer als CO2+Adapter, aber erreicht dank doppeltem Auszug trotzdem eine brauchbare Hublänge. Verschiebt das Nutzungsprofil aber gegenüber der Raceday spürbar in Richtung "wirklich nur um mit viel Zeit nach Hause zu fahren". Fährt an dem Rad mit auf dem eher Tagestouren und schnelle Gruppenausfahrten angesagt sind, und zwar in einem Satteltäschchen das sie sich mit einem Satz CO2 teilt. CO2 und Pumpe parallel, da meine persönliche Abwägung zwischen Einwegkanister und Geduld ganz unterschiedlich ausfällt je nachdem ob ich allein fahre oder wenn beim Schlauchwechsel zehn Leute mit der Hufe scharrend in der Kälte stehen.
Pumpen mit denen ich mal zufriden
war:
- Lezyne Road M. Mit Schlauch, was dabei sehr clever ist: Schlauch hat an zwei Enden Ventilanschluss, einen zum Aufschrauben wenn die Angst vor mitten im Pumpvorgang abpplöppendem Pumpkopf größer ist als die Angst davor nach gefühlt ewigem Pumpvorgang alles mit einem versehentlich herausgeschraubten Ventil zunichte zu machen und eine Seite zum aufschieben wenn eben letzteres überwiegt (mit ausgebautem Laufrad direkt auf Pumpkopf hat man aber weder das eine noch das andere Problem! Wie gesagt, ich bin geläutert...). Fühlt sich superwertig an, ich war von der mal echt begeistert. Aber irgendwann war ich dann auf dem Weg in die Dolomiten auf halber Strecke zwischen Haustür und Alpenrand gestanden und musste feststellend dass eine der schönen Aluminium-Schrauverbindungen festgegammelt war die man für jede Benutzung lösen muss und sich beim Aufschraubversuch stattdessen eine andere Verbindung gelöst hat die man auf keinen Fall lösen darf weil dem Stückchen Alu das man dann herausgeschraubt hat zu wenig Fläche ist um vielleicht doch irgendwie die richtige Verbindung zu lösen. Hätte wohl nicht mal Schraubstock geklappt weil Alu eben zu weich ist um da Kräfte nennenswert > Finger einzubringen. Aber von einer Minipumpe erwarte ich eben dass die auch dann noch funktioniert wenn auch mal zwei Jahre in Folge keinen Platten hatte ohne das Ding währenddessen regelmäßig zur Kontrolle zu öffnen
- Ein frühes Schlauch-Minipumpen-Experiment von BBB. Das Ding war echt grauenhaft, die Lezyne hatte sich im Vergleich angefühlt wie eine wahre Erleuchtung...
Die
Pumpe die ich ideal fände, die es aber leider nicht gibt:
- eine Pumpe die ähnlich der Rose RT-CNC (und ähnlich der SKS Supermini, und noch einigen wenigen anderen) einen mehrstufigen Teleskopmechanismus hat, aber, und das existiert meines Wissens noch nicht, irgend eine clevere Mechanik die dafür sorgt dass am Mehrfachteleskop die Zylinder mit größerem Radius als erstes eingeschoben werden und die Zylinder mit geringerem Radius als letztes. Tatsächlich ist es nämlich genau anders herum, eben weil zu jedem Zeitpunkt im Pumpzyklus alle Ebenen den gleichen Innendruck haben und auf dem Zylinder mit dem größten Querschnitt dann logischerweise die größte Kraft anliegt. Hätte man einen Mechanismus der das Zusammenschieben der inneren Zylinder blockiert bis der Zylinder eine Nummer größer zusammengeschoben ist dann wäre das hinsichtlich Kraftbedarf wie wenn man mit zunehmender Steigung in einen kürzeren Gang schaltet. Aber ohne einen solchen Mechanismus ist es eben genau anders herum: am Anfang schiebt man den kleinsten Zylinder zusammen, der am wenigsten Volumendifferenz bringt und am Ende den größten, der für einen gegebenen Innendruck am meisten Kraft benötigt. Diesen Effekt merkt man bereits beim zweistufigen Teleskop der RT-CNC sehr deutlich, was wohl der Grund dafür ist dass nach meinen Erkenntnissen keine Pumpe mit mehr als zwei Teleskopstufen auf dem Markt ist. Eine vielstufige Pumpe mit einer Lösung für "inneren Zylinder erst freigeben wenn alle äußeren zusammengeschoben sind" könnte sensationell gut sein.
Honorable mention:
- Wenn man ein wenig schmerzbefreit ist hinsichtlich Packmaß und Gewicht können Mini-Standpumpen tatsächlich richtig, richtig gut sein. Bei denen ist Schlauch dann natürlich gesetzt. Kenne aus eigener Erfahrung allerdings nur ein Modell das schon länger nicht mehr auf dem Markt ist, das war aber gefühlt fast näher am Rennkompressor als an den besten Minipumpen die ich kenne.