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Herzfrequenz - Wieviel kann man beeinflussen

trittradfahrer

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Servus!
Jetzt muss ich mal fragen weil ich kapiers nicht. Ich sehe einen Trainingsritt von gesink in der Gegend von annecy, 200km 4000hm. 108er durchschnittspuls, 160 Max. Bei 31,+ kmH Schnitt.
Ist so ein herzmuskel eigentlich trainierbar, sprich könnte das jeder oder muss man dafür schon eine Veranlagung haben?
 

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Re: Herzfrequenz - Wieviel kann man beeinflussen
Deine Herzfrequenz ist großteils Genetik und sagt isoliert gar nichts über die Leistungsfähigkeit aus.

Natürlich kann man seinen Herzmuskel auch trainieren und dadurch sinkt der Puls etwas... aber das ist in bereichen ca. um 10 Schläge bei gleicher Belastung (Sofern man nicht bei einem völlig untrainierten NIveau startet der beim spazierengehen zum Bäcker schon auf 130 ist....).

Lionel Sanders hat z.b. selbst bei 1h Allout Belastungen mit ca 390w nur ca. 145 HF average...
Benedikt Helbig hatte bei 56minuten 414w einen Durchschnittspuls von 177HF

Beides Maschinen

Deine Leistungsfähigkeit wird von Frequenz und Volumen bestimmt.
Niedrige Frequenz beim Sport heisst hohes Volumen aber nicht zwangsläufig gute Leistung.
 
Auf die Durchschnitts HF einer solchen Fahrt sollte man nicht gucken. Die wird von vielen Dingen beeinflusst.
Er ist im Trainingslager. Die Vorwoche sind sie über 30h gefahren. Diese Woche schon 15h. Er wird dementsprechend Müdigkeit angehäuft haben. Da geht die HF irgendwann einfach nicht mehr hoch und bleibt 10-15bpm unter normal.
Dazu sind sie eben in den Bergen. Von den 6.5h Fahrzeit ist er quasi die Hälfte gerollt.
 
Muskeln sind trainierbar, aber wozu führt ein Training? Ein "trainierter" Muskel ist größer als ein "untrainierter". Das Herz hat also mehr Volumen und kann pro Schlag mehr Blut, also Sauerstoff, um den geht's ja, durch den Körper schicken.

Wenn der Körper im Ruhezustand aber gar nicht mehr braucht, sinkt in der Konsequenz die Herzfrequenz. Seltener pumpen reicht dann ja. Deshalb haben Ausdauersportler häufiger einen etwas geringeren Ruhepuls. Meiner lag früher, als ich kaum geradelt bin, bei Mitte 60, heute liegt er bei 50.

Im aktiven Zustand braucht der Körper mehr, die Herzfrequenz steigt.
Im sehr aktiven Zustand steigen die Untrainierten aus, weil das Herz trotz sehr hoher Frequenz und Atmung kurz vor der Lungenexplosion nicht genügend Sauerstoff durch den Körper pumpt. Was die Lunge durch schnelles Atmen an Sauerstoff liefert, muss das Herz ja auch weiterschicken können.
Das untrainierte Herz kann das aber nicht - also geht nicht mehr.
Die Trainierten bekommen dagegen ausreichend Sauerstoff geliefert, weil ihr Herz den angelieferten Sauerstoff weiterschicken kann.

Also reicht der Blick nur auf die Herzfrequenz nicht aus. Es ist nicht nur eine Frage der Frequenz, sondern auch des Volumens. Das Produkt von Volumen mal Frequenz ist relevant.
Wenn du dein Herz trainierst, vergrößerst du vereinfacht gesagt den Muskel, er kann mehr Sauerstoff durch den Körper pumpen. Wie viel geht, wie gering der Ruhepuls ist, das ist, glaube ich, von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich. Deshalb führt es auch zu wenig, die Werte eines anderen erreichen zu wollen, weil die einem "gut" erscheinen. Wichtger ist, seinen Ruhe- und seinen Maximalpuls zu kennen; davon wiederum ist der auch altersabhängige Maximalpuls der wichtigere, weil sich von ihm die Leistungsberechnung ableitet: "x % von max" - das ist die Rechengröße.

Wenn du auf langer Strecke in der Ebene dauerhaft mit 145 bpm unterwegs bist und dein Maximalpuls bei 200 liegt, ist das was anderes, als wenn er bei 175 liegt, einmal sind es ~72 %, einmal ~83 %.
 
In Sachen Trainingsstand und Leistungsvermögen:

Als Jan Ullrich seine Knieverletzung hatte (müsste 2002 gewesen sein), fiel er viele Monate aus, in denen er gar nicht trainierte. Als er nach der langen Zwangspause wieder aufs Rad stieg, drehte er solo eine 60 km Runde. In einem Interview berichtete er später, dass er danach so kaputt war, dass er glaube, nie wieder an die Weltspitze aufschließen zu können.

Und der Ulle muss angesichts seiner körperlichen Anlagen ein Wunderkind gewesen sein. Das zeigt, wie elementar das Training auch für solche Leute ist.

[Eure Doping-Kommentare spart euch bitte!]
 
In Sachen Trainingsstand und Leistungsvermögen:

Als Jan Ullrich seine Knieverletzung hatte (müsste 2002 gewesen sein), fiel er viele Monate aus, in denen er gar nicht trainierte. Als er nach der langen Zwangspause wieder aufs Rad stieg, drehte er solo eine 60 km Runde. In einem Interview berichtete er später, dass er danach so kaputt war, dass er glaube, nie wieder an die Weltspitze aufschließen zu können.

Und der Ulle muss angesichts seiner körperlichen Anlagen ein Wunderkind gewesen sein. Das zeigt, wie elementar das Training auch für solche Leute ist.

[Eure Doping-Kommentare spart euch bitte!]

Schöne Geschichte, hat aber nichts mit dem Thema welches da ist :
Sagt der Puls was über die Leistungsfähigkeit aus zu tun....

Es geht nicht darum ob Training generell was bringt , sondern ob eine niedrige HF was über die Leistung aussagt und ob man daher eine ebenso niedrige HF anstreben soll und kann.
 
Servus!
Jetzt muss ich mal fragen weil ich kapiers nicht. Ich sehe einen Trainingsritt von gesink in der Gegend von annecy, 200km 4000hm. 108er durchschnittspuls, 160 Max. Bei 31,+ kmH Schnitt.
Ist so ein herzmuskel eigentlich trainierbar, sprich könnte das jeder oder muss man dafür schon eine Veranlagung haben?
Die Werte sind schon auffallend niedrig und natürlich spielt dafür neben Training auch Veranlagung eine Rolle.
Gesink musste sich auch schon mal einer Herz Op unterziehen, weil er unter Herzrythmus-Störungen litt.
Über Talent oder darüber wer der besser Radsportler ist, sagen die Werte aber trotzdem nicht viel aus. Bei der Einheit war auch Sepp Kuss dabei und der hat laut Strava z.B. 128 Hf und während Kuss 204 Watt getreten hat, hat es Gesink auf >230 gebracht. Bezogen auf das Gewicht der beiden (Gesink 70 kg, Kuss 64 Kg offizielle Quellen, in Topform wahrscheinlich beide einige Kilo weniger) haben beide also ungefähr die gleiche Leistung gebracht. Man kann also auch mit höheren Hf-Werten ein guter Profi sein.
 
Zuletzt bearbeitet:
Professionelle Radrennfahrer trainieren ja bereits von Kindesbeinen an, dadurch kann sich der Körper an die sportspezifischen Belastungen anpassen, so dass die dann ein deutlich größeres Herz- und Lungenvolumen haben. So hat der Durchschnittsmensch ein Lungenvolumen von etwa 4 Litern, und Miguel Induráin etwa hatte 8 Liter Lungenvolumen, beim Herzvolumen ist es ähnlich. Deswegen müssen die ja auch nach dem Karriereende das Training schrittweise reduzieren statt schlagartig aufzuhören, um keine Herz-/Kreislaufprobleme zu bekommen. Bei Hobbetten, die etwa erst nach dem Ende der Wachtumsphase mit regelmäßigem Training anfangen, passt sich der Körper nur noch geringfügig an. Dazwischen liegen dann die Freizeit-Rennfahrer, die C- und vielleicht noch B-Klasse-Rennen gefahren sind, das ganze aber immer noch als Hobby betrieben haben, und die auch später noch ein hohes Niveau haben, um 40er Schnitte zu fahren. Den Entwicklungsvorsprung des Körpers von Fahrern, die schon während der Wachtumsphase Radrennen gefahren sind, holen "normale" Hobbyfahrer nicht mehr auf, da kann ich/man sich noch so anstrengen-dat wird nix mehr
nea.gif
. Für viele eine traurige Wahrheit, aber man tut gut daran, sie zu akzeptieren.
 
In Sachen Trainingsstand und Leistungsvermögen:

Als Jan Ullrich seine Knieverletzung hatte (müsste 2002 gewesen sein), fiel er viele Monate aus, in denen er gar nicht trainierte. Als er nach der langen Zwangspause wieder aufs Rad stieg, drehte er solo eine 60 km Runde. In einem Interview berichtete er später, dass er danach so kaputt war, dass er glaube, nie wieder an die Weltspitze aufschließen zu können.

Und der Ulle muss angesichts seiner körperlichen Anlagen ein Wunderkind gewesen sein. Das zeigt, wie elementar das Training auch für solche Leute ist.

[Eure Doping-Kommentare spart euch bitte!]
Ich weiß nicht warum man dann Ullrich erwähnen muss. Jeder Bettlägrige ohne Dopingvergangenheit hat gleiche Probleme.
 
Danke schonmal fuer die Erläuterungen, auch wenn ich mich hobbymaessig damit beschäftige kamen mir die werte einfach abnormal niedrig vor, schier unmenschlich. Aber gut, vielleicht weniger über HF philosophieren und mehr strampeln :)
BTW: falls sich jemand fragt warum gesink als beispiel; er ist mir sehr sympathisch und macht seine Werte wie watt und HF öffentlich, das macht es so interessant zu sehen wie er sich im Wettkampf und wie im training verhält.
 
Alle Antworten waren richtig. Es gibt Hoch- und Tiefpulser. Auch ich kenne das, dass bei einem 2wöchigen Trainingslager, aufgrund der Überlastung am Ende der Puls nicht mehr, wie üblich raufgeht. Wir alle sind keine Radprofis und sind unsere persönlichen Watt-Puls-Verhältnisse gewöhnt. Dennoch ging es mir wie dir, @trittradfahrer. Ich war auch verblüfft, wie niedrig der Puls war. Immerhin waren auf der Strecke ja auch einige Höhenmeter drin. Zumindest war das schon mal interessant und erwähnenswert.
 
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abartig niedrig gibts halt immer und das kann wie erwähnt viele Ursachen haben.

1.) Genetik
2.) Übertraining

Lionel Sanders war mir schon länger aufgefallen , weil er immer abartig niedrige HF Werte hatte bei seinen Rennen und Challenges. Hier aus nem Rennen.
36min 401w Durchschnitt bei 73kg..... 136 average puls......
Er hat aber in Ruhe auch nur so 38 HF

Seine Aktuelle Max HR ist aber auch nur 162 und er selbst meint bei 162 zittert sein ganzer Körper und er ist kurz vorm kotzen....

Wenn ich 162HR habe wird gerade das Sprechen etwas vom schnaufen durchsetzt aber das wars dann auch schon
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Er hat aber in Ruhe auch nur so 38 HF
Mein Maxpuls liegt bei ~200 und der Ruhepuls auch bei unter 40. Von der Weltspitze, Wunderkindern oder ähnlichen, bin ich Meilen weit entfernt. Die Sache mit dem Puls schein wohl recht individuell zu sein, Rückschlüsse auf die relative Leistung, kann man damit eigentlich nicht ziehen.
 
Ich lese gerade nur rein, die maximale HF ist kein Leistungskriterium. Kann auch sein, das man die Herzklappen kaputt hat und das niedrige Schlagvolumen durch eine hohe HF ausgeglichen werden muss. Oder ein sehr kleines Schlagvolumen generell hat, das über hohe HF kompensiert werden muss.
Das Herzminutenvolumen ist ein Produkt aus Schlagvolumen(SV) und Herzfrequenz (HF) und kann sehr unterschiedlich erbracht werden. Letztlich vergrößert man das HMV meistens durch Ausdauertraining und meistens sinkt die HF dabei. Sie sinkt aber auch mit dem Alter etwas.
Sehr niedrige HF (Bradykardie) ist bei extrem austrainierten Ausdauersportlern oft zu finden. Tendenziell wird also mit dem Ausdauertraining und dem zunehmenden Alter Deine HFmax sinken.
Allerdings sind extreme Bradykardie auch nicht immer ein gutes Zeichen. Im Alter kann der Sinusknoten auch ganz versagen und das führt zu sehr niedriger HF. Das ist ähnlich wie zu niedriger Blutdruck dann gar nicht mehr gut für die Leistungsfähigkeit. Da nimmt die Herzleistung dann ab.
Insgesamt würde ich eher auf Leistungsparameter schauen wenn es um Leistungsbewertung geht und die HF eher als ein Maß der Beanspruchung mitlaufen lassen.
Was man machen kann: den Ruhepuls morgens oder die HF Varianz beobachten. Da sieht man schon, wenn man krank wird oder evtl. in ein Übertraining läuft.
 
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