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Haute gamme oder: Ich restauriere ein René Herse

Auch nach 1945 hatten die meisten Menschen andere Sorgen, als sich einen Randonneur bauen zu lassen. Wären in der Werkstatt von Herse in dieser Periode(ab 1941) je Jahr 10 Randonneure entstanden und das wäre speziell für die ersten 4 Jahre imho ziemlich viel, dann wäre die Nummer 186 wohl ca. 19 Jahre nach Eröffnung entstanden und wir wären ungefähr im Jahr 1948.

Bis 1950 waren die Seriennummern bei René Herse immer die laufenden Nummern im Jahr. Mit dem Jahreswechsel hat er wieder mit der "1" angefangen. 1950 hat er dann wohl den Überblick verloren und ab da wurden die laufende Nummer und die Jahreszahl eingeschlagen (z. B. 100 53 als hunderstes Rad 1953)
Die "186" wird es also ein paar mal geben (oder gegeben haben).

In Jan Heises "Meisterwerke des Fahrradbaus" ist übrigens eine "187" abgebildet.

Zum Vergleich: Alex Singer hat durchgehend nummerriert. Dank @Bonfra haben wir eine Übersicht über die Entwicklung: https://www.rennrad-news.de/forum/threads/cycles-alex-singer.167071/post-4632165
 
Hmm, 186 Rahmen inkl. Bestückung pro Jahr sind für einen Einmannbetrieb an der Lötflamme eigentlich nicht schaffbar. Für einen Rahmen benötigt ein Rahmenbauer mit allen Vorbereitungsarbeiten gute 2 Tage. Bei 220 Arbeitstagen im Jahr kommen da also immer unter 110 Rahmen/ Jahr raus, es sei denn man hätte mehrere Mitarbeiter. Aber auch dann wird sich die Produktionskapazität nicht verdoppeln sondern das Ganze her in Richtung gesicherter Output von um 110 Rahmen/ Jahr schwenken.

Und wir müssen uns wirklich die damalige Situation vor Augen führen. Zwischen 1939 und 1945 war die Fertigung von Stahlrahmen auf ein Minimum begrenzt, danach und bis Mitte der 50er hatten die Menschen andere Nöte und Sorgen. Da wurde eher in Umbauten und Instandsetzung des Altmaterials gegangen und sowas wie Lastenfahrräder produziert; also das was man am Nötigsten brauchte.

Randonneusen kamen da dann wohl eher selten vor. Wenn man allerdings alle Arbeiten, Umbauten und Lastenfahrräder quasi mit Nummer versehen hat und in den frühen Jahren und wegen des hohen Bedarfs an diesen Arbeiten gleich mehrere Mitarbeiter gehabt hätte, dann wären die ungefähr 186 Nummer pro Jahr schon erklärlich.
 
René Herse war ja der "Patron"
Rahmen hat er, soweit bekannt, nie selbst gelötet. Das haben seine Angestellten gemacht. Bekannt sind René André und später dann Jean Desbois.
Insgesamt muss die Werkstatt schon etwas größer gewesen sein. Je nach Quelle und Zeitraum schwanken die Zahlen so zwischen 5 und 10 Mitarbeitern
 
Je nach Quelle und Zeitraum schwanken die Zahlen so zwischen 5 und 10 Mitarbeitern

Mir ging es ja auch nicht darum den Output in Frage zu stellen sondern um eine "Plausiprüfung" und eine Einordnung in die damalige Zeit. Bei 5 bis 10 Mitarbeitern sind solche Zahlen dann wirklich realistisch.

Also wären wir bei der Datierung Deines Rahmens ungefähr bei Nachkrieg und vor 1950/ 51, so dass Deine erste Einschätzung ungefähr hinkommen kann. Damals gab es allerdings noch keine Schaltaugen an den Ausfallenden, was dann wiederum dafür spräche, dass es bei der Renovierung des Rahmens nachgerüstet wurde und sich unsere "Sichtprüfung" quasi bestätigen würde.

Ich gehe mal nicht davon aus, dass Du da am Schaltauge den Lack abkratzen willst, um das noch detaillierter zu belegen, oder?
 
Mir ging es ja auch nicht darum den Output in Frage zu stellen sondern um eine "Plausiprüfung" und eine Einordnung in die damalige Zeit. Bei 5 bis 10 Mitarbeitern sind solche Zahlen dann wirklich realistisch.

Also wären wir bei der Datierung Deines Rahmens ungefähr bei Nachkrieg und vor 1950/ 51, so dass Deine erste Einschätzung ungefähr hinkommen kann. Damals gab es allerdings noch keine Schaltaugen an den Ausfallenden, was dann wiederum dafür spräche, dass es bei der Renovierung des Rahmens nachgerüstet wurde und sich unsere "Sichtprüfung" quasi bestätigen würde.

Ich gehe mal nicht davon aus, dass Du da am Schaltauge den Lack abkratzen willst, um das noch detaillierter zu belegen, oder?
Denke mal das es nicht nötig ist den Lack abzukratzen. Die Spuren unter dem Lack zeigen doch relativ eindeutig wo das Schaltauge angelötet wurde. Denkt man sich das weg hat man zwei identische normale Ausfallenden. Die gab es so sicher auch schon Ende der 40er und Anfang der 50er Jahre oder früher. Wenn die neue Nummerierung 1950 eingeführt wurde, muss der Rahmen also mindestens von 1949 oder älter sein.
 
Hier noch ein paar Detailaufnahmen. Vielleicht weiß jemand hier mehr darüber.
Ich gehe davon aus, dass es Eigenproduktionen von Rene Herse sind. Stempel oder Markierung habe ich keine darauf gefunden.

Hier zum Vergleich ein Alex Singer Tandem von 1948, dass nachträglich auf Huret Allvit mit Huret Ausfallenden umgebaut wurde: https://www.rennrad-news.de/forum/threads/cycles-alex-singer.167071/post-5124438

Anhang anzeigen 1372168Anhang anzeigen 1372169Anhang anzeigen 1372170
Klar, warum soll er die nicht selbst gemacht haben. Der war doch fit.

Das wird doch auch Stahl sein und kein "Blechausfallende" wie an einem Sportrad der 80s. Das ist ja das Dilemma. Sehen wir solche Ausfallenden denkt man automatisch an besagte Sporträder... vielleicht noch Pletscherplatte... isses durch, egal ob aus Reynolds 753 oder Super Vitus.
 
Das wird doch auch Stahl sein und kein "Blechausfallende" wie an einem Sportrad der 80s.
...das ist technisch betrachtet nichts anderes:
ausgestanztes Stahlblech

Sporträder haben meist die Technik der Rennräder aus vergangenen Dekaden aufgegriffen aber leider oft nicht deren sorgfältige Fertigung...
 
...das ist technisch betrachtet nichts anderes:
ausgestanztes Stahlblech

Sporträder haben meist die Technik der Rennräder aus vergangenen Dekaden aufgegriffen aber leider oft nicht deren sorgfältige Fertigung...
Technisch betrachtet sicher, wenn ich da an ein Mifa oder Herkules Sportrad der 80s denke, wo ich das Teil mit den Fingern biegen kann und dagegen so ein Ausfallende eines Constructeur Rades oder die 5-6mm Ausfallenden an einem Bahnrad, da nützt die Technische Verwandschaft ja auch nix im Vergleich 😁
Aber klar, alte Lösungen wurden aufgegriffen und auf niedrigsten (Material-)Level rausgeworfen.
 
...das ist technisch betrachtet nichts anderes:
ausgestanztes Stahlblech

Sporträder haben meist die Technik der Rennräder aus vergangenen Dekaden aufgegriffen aber leider oft nicht deren sorgfältige Fertigung...
Die Stahlqualität spielt bei Blechausfallenden eine entscheidende Rolle; es gab in den 1950er Jahren relativ dünne (meist auch profiliert geprägte) Blechausfallenden, die einwandfrei funktioniert haben, während die bekannten Billigst-Rennsporträder ab dem 'bike boom' (1971 bis 1974) oft relativ dicke, aber dennoch weiche und daher zum Aufbiegen und zum Bruch neigende Blechausfallenden hatten.

Die Blech-Ausfallenden von Peugeot waren übrigens immer von guter Qualität, auch bei den einfachen Rädern - ich habe bei Peugeot durchgängig den Eindruck, dass sie auch in den billigen Kategorien immer versucht haben, zumindest brauchbare Fahrräder herzustellen.

Ein Problem der Kaufhaus-Sporträder ab den 1970er Jahren waren meiner Beobachtung zu Folge nicht zuletzt auch die Flügelmuttern bzw. die seinerzeit üblichen Vollachs-Muttern mit angepressten Zahnscheiben bei Kettenschaltungs-Naben, und die nur kraft-, aber nicht formschlüssigen seinerzeitigen Riffelscheiben an Sachs-Getriebenaben, die man selbst bei übermäßig festen Anziehen eigentlich nie zum sicheren Halten in Blechausfallenden bekommen konnte (und kann) - beim ersten kernigen Antritt an der Ampel ist das Hinterrad dann doch wieder verrutscht ... Deswegen sieht man an solchen Rädern auch häufig entsprechende intensive "Bissspuren" von Zahnscheiben an Blechausfallenden (und verbogene bzw. abgebrochene Flügelmuttern).

Da liegt die "Schuld" dann aber eigentlich nicht so sehr bei den Blechausfallenden, sondern mehr beim Achs-Befestigungsmaterial; mit verlässlich haltenden Muttern und Unterlegscheiben gibt es an dieser Stelle keine Probleme (ganz abgesehen natürlich von vertikalen Blech-Ausfallenden, die eh' keine Probleme verursachen).
 
Servus,
Ich habe erst kürzlich wo gelesen (weiß nicht mehr wo, aber war ein Augenzeugenbericht), dass Herse in der Zeit vor der Wiedereinstellung von J. Desbois durchaus auch selber mit dem Lötbrenner in der Werkstatt stand.
Jean Desboise war lange Zeit der Rahmenbauer (und später hat er übernommen und Schwiegersohn war er auch so und so) und René Herse der Constructeur. Ich würde meinen, das er auch einen Rahmen hinbekommen hatte, wenn er all die Details und Lösungen doch auch umgesetzt hat.
 
Rahmen hat er, soweit bekannt, nie selbst gelötet.
Im letzten BQ ist ein Artikel von einem PBP 1966 Fahrer. Der berichtet, dass Herse in den 60ern selbst gelötet hat, sogar die Muffen selbst dünn gefeilt hat. Er hat ihn dabei beobachten können, als er für sich selbst einen Vorbau zurechtgefeilt hat.
In den 60ern dürften die Produktionszahlen in der Herse Werkstatt auch wohl sehr niedrig gewesen sein.
 
In diesem Blog steht auch dass er selbst gelötet hat. Ok... eigentlich steht da dass R.Poelaert gelötet hat wenn Monsier R.Herse mit Arbeit überlastet war. :D

M. Raymond Polaert était établi à Sartrouville, a été l'aprenti des cycles René Herse, il préparait les vélos de Lili Herse, a longtemps gravé les manivelles du sigle Herse et l'a dépanné quelques fois quand M. René Herse était submergé de travail. Il est maintenant à la retraite.


https://brestmenton.blogspot.com/2008/06/blog-post_18.html?m=1
 
In diesem Blog steht auch dass er selbst gelötet hat. Ok... eigentlich steht da dass R.Poelaert gelötet hat wenn Monsier R.Herse mit Arbeit überlastet war. :D

M. Raymond Polaert était établi à Sartrouville, a été l'aprenti des cycles René Herse, il préparait les vélos de Lili Herse, a longtemps gravé les manivelles du sigle Herse et l'a dépanné quelques fois quand M. René Herse était submergé de travail. Il est maintenant à la retraite.


https://brestmenton.blogspot.com/2008/06/blog-post_18.html?m=1
und so ich es richtig verstanden habe, war Raymond Poelaert auch der Mechaniker für Lili Herse.

Seine Räder sehen jetzt auch nicht übel aus, die ich auf die Schnelle entdecken konnte.
https://levelographe.fr/blog/wp-content/uploads/2013/05/2013009G0313-5789-e1371137058234.jpg
1704367188941.png
 
und so ich es richtig verstanden habe, war Raymond Poelaert auch der Mechaniker für Lili Herse.

Seine Räder sehen jetzt auch nicht übel aus, die ich auf die Schnelle entdecken konnte.
https://levelographe.fr/blog/wp-content/uploads/2013/05/2013009G0313-5789-e1371137058234.jpg
Anhang anzeigen 1373850

Bei leboncoin wird gerade auch ein ziemlich kostengünstiges Exemplar angeboten:

1704371442014.png


=> Vélo course artisanal Poelaert

(wäre sogar meine Größe :D)

Der Aufbau ... na ja :rolleyes: ... aber der Rahmen ... dafür umso besser. :daumen:
 
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