AW: gemuffte Stahlrohrausfahrten in und um Berlin.....
letzte woche montag entschloss ich spontan den müggelsee zu umrunden. am kleinen müggelsee angekommen erschien mir die fähre geeignet um den zufluss vom dämeritzsee zu überqueren. nach dreißigminütiger wartezeit und zehn minuten nach dem die hiesige fähre hätte längst da sein müssen wies mich dann freundlicherweise ein flottes junges mädchen, so ein frühlingshüpfer, ihr wisst schon, na draufhingewiesen hat sie mich - das die fähre ja montags gar nicht fähre. so stehe es ja schließlich auf dem plan: dienstag bis sonntag.
weiterhin ließ sich dem plan entnehmen das eine zweite fährverbindung flussaufwärts, weiter vom müggelsee entfernt, existiere. keinen hinweis jedoch auf den fahrplan jener fähre.
ich sah mich gezwungen eine entscheidung zu fällen. würde ich umkehren und mich auf den weg in richtung des sicheren, geschützten zuhause, des mit marinierten steaks und bier bestücktem kühlschranks begeben oder würde ich weiter in das mir unbekannte terrain eindringen und mich dem risiko aussetzen vom wege abzukommen, ohne die hilfe einer karte in den menschenleeren waldgebieten von der dunkelheit überkommen zu werden. schließlich würde eben diese entscheidung nicht nur mich, sondern auch mein treues italienisches stahlross betreffen.
mit der sanften brise, die vom müggelmeer herwehte im gesicht fällte ich die entscheidung die ich fällen musste.
und nicht zuletzt war es der anblick der majestätisch anmutenden muffen, der polierten
felgen und dem gerade neu aufgewickeltem weißen
lenkerband der dazu führte das ich mich meiner abenteuerlust hingab. sollte denn all dies umsonst sein? handwerkliche höchstleistung, technische perfektion um zuhause wieder an die wand gehängt zu werden?
es sollte nicht umsonst sein. es sollte seinen zweck erfüllen, das tapfere neiderlein um den see und wieder nach haus zu bringen.
nach einer mir auf der karte als äußerst zeitsparend erscheinenden abkürzung die sich später als zeitraubende irrfahrt durch die hiesige kleingärtenkolonie auf teils unzumutbaren waldwegen entpuppte, stand ich vor dem fahrplan der fähre F24 des BVG. der kopf des plans zerschmetterte die naive hoffnung es könnte sich um eine komplementäre versorgung des mobilitätsbedürfnisses abenteuerlustier endecker wie mir handeln. der wöchentliche ruhetag der fähre F24 ist ebenfalls montag.
ein ausführliches studium des zuflusses auf der karte verriet das sich weiter flussabwärts eine brücke befindet. zu diesem zeitpunkt stand fest das es kein zurück gibt und jene brücke die letzte und einzige möglichkeit darstellte die geplante erkundungsreise zu vollenden.
ich ergriff sie und überquerte schließlich, auch nicht ganz ohne ein gefühl peinlicher genugtuung, die brücke. am anderen ufer lagen sonderbare, ja ganz wunderbare siedlungen wie das neue venedig oder auch das gewerbegebiet erkner.
die gezwungende verlängerung der geplanten strecke um das doppelte und die gegen ende der kräfteraubenden reise auftretende orientierungslosigkeit veranlassten mich schließlich die dienste des BVG zu beanspruchen und den rest der heimreise per bahn zurückzulegen.
diese doch sehr romantische und ereignisreiche endeckungstour lehrte mir, und das möchte ich gern mitteilen, eins:
umrunde den müggelsee an einem montag nicht.