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Fritz Stiebert, Augsburger Rahmenbauer, aktiv von 1979 bis 2001

ukreisel

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Auf www.verwandt.de lässt sich nachlesen, dass es in Deutschland 135 Telefonbucheinträge für den Namen Stiebert gibt, was bei den hierzulande üblichen Durchschnittshaushaltsgrößen in etwa 360 Personen entspricht, die diesen Namen tragen.

Im Sommer 2014 hatte ich ein Fahrrad gekauft, im bayerischen Augsburg, das den Namen Stiebert auf Unter- und Sattelrohr trug. Herauszufinden war über Hersteller und Produktionsort rein gar nichts, auch hier auf rennrad-news herrschte Schweigen, mit der Ausnahme eines blauen Rahmens, der etwas neueren Datums war. Ein weiterer Rahmen tauchte bei www.steel-vintage.com in Berlin auf. Der Text zum Rahmen war freilich nicht sonderlich informativ: "Very rare vintage bicycle frame by small manufacturer Stiebert. The frame and fork are made of very light high-end Reynolds 708 steel tubes. There are lots of pantographs on the frame." An anderer Stelle hieß es noch: "Stiebert classic steel bicycles are very rare in the cycling market today. Their lightweight design meant these bikes became very popular and are now highly collectible." Das war natürlich frei und ohne einen Hauch von Ahnung oder gar Wissen in den Computer fabuliert. "Very rare" war offensichtlich, aber offensichtlich war auch, dass der Schreiber ebensowenig wie ich wusste, woher die Stiebert-Rahmen stammten.

Zwei Jahre später, im Spätsommer 2016, entschloss ich mich zu einem letzten, fast schon verzweifelten Versuch, das Stiebert-Rätsel zu lösen, indem ich an die elf ersten Stieberts schrieb, derer ich online habhaft werden konnte: ob sie jemals von der Marke gehört hätten, was über den Markeninhaber bekannt sei, ob sie weitere Details beitragen könnten.

Ich hatte nicht ernsthaft mit einer Antwort gerechnet, aber bereits am Abend war das bislang größte Rätsel der Fahrradgeschichte gelöst, witzigerweise von dem Mann, der auf Platz 1 meiner E-Mail-Liste stand.

In einer ersten Mail berichtete mir der Sohn von Stiebert senior, dass sein Vater von 1979 bis 2001 Rahmen gebaut hatte, ausschließlich in Handarbeit, die dann in der eigenen Lackkammer lackiert wurden. "Mein Vater legte größten Wert auf Qualität und die saubere Verarbeitung der Rahmen." Der Sitz der Marke bzw. die Produktionsstätte war in Augsburg–Haunstetten. Überwiegend wurden die Rahmen mit Reynolds-Rohren gefertigt; daneben wurde Columbus-Rohr verwendet.

Der erste Stiebert-Rahmen war 1979 entstanden, als der junge Stiebert – in den späten 1970ern und frühen 1980ern selbst aktiver Radsportler – nach einem Wachstumsschub nicht mehr recht auf sein Colnago passen wollte. Fritz Stiebert scheute die Kosten für einen weiteren Italiener und baute, in einer selbstangefertigten Holzlehre, seinen ersten Rahmen. Auf eben dieser Holzlehre, so wurde mir versichert, sei auch mein Rahmen entstanden.

Fritz Stiebert hat 22 Jahre lang Fahrräder gebaut. Wenn er sehr fleißig war, hat er es vielleicht auf etwa 100 Rahmen pro Jahr gebracht. Damit dürfte Stiebert die exklusivste Marke in meiner Sammlung sein, die, abgesehen von einem Fritz-Fleck-Rahmen, überwiegend aus Fabrikfahrrädern besteht. Mein Stiebert nimmt da als Rad vom Handwerker eine klare Sonderstellung ein.
 
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Re: Fritz Stiebert, Augsburger Rahmenbauer, aktiv von 1979 bis 2001
Sehr interessant. Aber zeig doch noch etwas mehr vom Rad und der Maschine, an der es hängt. Was war ein mal deren Bestimmung?
 
Habe meine Bilder alle auf der Festplatte im Büro. Morgen mehr.
Was die Maschine auf dem Bild im ersten Beitrag angeht: Hat alles mit Holzverarbeitung zu tun und nichts mit Rennrädern. Mein Dad ist Schreiner/Tischler, und meine Räder stehen all in seiner Werkstatt.
Witzigerweise war auch Fritz Stiebert Schreiner, bis er dann Anfang der 80er komplett auf Rahmenbau umsattelte.
"Wie der Schreiner kann's keiner."
 
Begeisterung ist doch etwas wirklich schönes. Chapeau.

Hast Du die Anzahl der Rahmen von der Familie genannt bekommen oder ist das eine sebstangestellte Schätzung? Als Einmannbetrieb 100 Rahmen im Jahr auszustoßen ist schon eine große Leistung und bedarf eigentlich der Reduktion des Angebotes auf eine Machart und einen Verwendungszweck, damit zumindest die geometrischen Eckpunkte wie die Höhe des Tretlagergehäuses etc. feststehen und die Rahmenlehre nicht jedesmal total umgebaut werden muß; oder mehrere Rahmenlehren.

Ich würde das gerne mal anders herum nachrechnen. Das Jahr hat im Schnitt um die 245 bis 250 Arbeitstage, abzüglich Urlaub, Kranktheit und bei einem Selbstständigen Messen, Verkaufstouren und Beschaffungsaufwänden kann man von ungefähr 200 produktiven Tagen im Jahr ausgehen. EIn Aussstoß von ca. 100 Rahmen pro Jahr würde bedeuten, daß gerade einmal 2 Tage pro Rahmen bleiben.

Zudem müßte es dann bei einer Schaffensperiode von 22 Jahren auch noch eine ganze Schwemme an Stiebert-Radln geben, da selbst wenn von 2200 Stck. nur 10% überlebt hätten, gute 220 Stck. bekannt sein müßten und die Geschichte dahinter dann auch nciht so lange im Verborgenen geblieben wäre. Es sei denn 215 davon stehen schon in Deinem Keller ;):bier:

Insofern würde ich den Gesamtausstoß aus 22 Jahren Schaffenszeit auf vielleicht 100 bis 150 schätzen.

Was mir zudem noch aufgefallen ist: Handelt es sich bei Deinem Roten wirklich um einen Randonneur? Das Blaue bei dem Berliner Händler war ein Rennrad.

Und ja, mehr Bilder und Details von den Stiebert Rahemn würden mich ebenso interessieren. Was hat er denn anders oder ordentlicher, besser und sinnvoller gemacht als Andere?
 
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Die meisten Stieberts dürften wohl regional in Schwaben an den Mann gebracht worden sein ,genauso wie Rickert im Pott Bei 100 oder 200 Rahmen in 22 Jahren wäre die Familie Stiebert verhungert
 
Die meisten Stieberts dürften wohl regional in Schwaben an den Mann gebracht worden sein ,genauso wie Rickert im Pott Bei 100 oder 200 Rahmen in 22 Jahren wäre die Familie Stiebert verhungert

Ist denn durch deine Quelle gesichert, dass Stiebert seinen Lebensunterhalt einzig durch den Rahmenbau bestritten hatte?
Die Rahmenbauer mit denen ich bislang gesprochen habe meinten, dass die Fertigung eines gut gemachten Rahmens komplett schon mal eine Woche dauern kann.
Zudem kann ich mir gut vorstellen, dass Stiebert wie viele Rahmenbauer, die dem Stahl treu blieben durch ein tiefes Tal waten mussten, dass etwa Anfang bis Mitte der 90er begann, als günstige Stahl- und Alurahmen aus Fernost anfingen, den Markt zu fluten.
 
Die meisten Stieberts dürften wohl regional in Schwaben an den Mann gebracht worden sein ,genauso wie Rickert im Pott Bei 100 oder 200 Rahmen in 22 Jahren wäre die Familie Stiebert verhungert

Rickert war/ist weit über den Pott hinaus bekannt, das lag unter anderem auch an den internationalen Erfolgen, die auf seinen Rahmen errungen wurden, sogar im Ausland ist Rickert wohl mit der bekannteste Deutsche Rahmenbauer;).
 
Das Striebel ist für @ukreisel wahrscheinlich deswegen so interessant, weil es ihm gelungen ist, die Geschichte dahinter aufzudecken. Zunächst einmal ist Striebel ja nichts weiter als ein Name auf einem Rad, könnte ja auch irgendein gelabelter Rahmen irgendeines beliebigen Radladens sein, der die Rahmen irgendwo en gros eingekauft hat.Dann wäre es vllt. ein netter Rahmen und ansonsten:Massenware. Das Besondere ergibt sich ja gerade aus dem Umstand, dass es @ukreisel gelungen ist, den Rahmenbauer Striebel ans Licht zu holen - der Rahmen gewinnt allein hierdurch an Gestalt und Format, dass man den alten Striebel in seiner Werkstatt stehen sieht. Und jetzt: Bilder vom Rahmen, bitte!
 
Als Einmannbetrieb 100 Rahmen im Jahr auszustoßen, ist schon eine große Leistung und bedarf eigentlich der Reduktion des Angebotes auf eine Machart und einen Verwendungszweck [...]
Was mir zudem noch aufgefallen ist: Handelt es sich bei Deinem Roten wirklich um einen Randonneur? Das Blaue bei dem Berliner Händler war ein Rennrad.
Meine Schätzung war bewusst hochgegriffen: "Wenn er sehr fleißig war...". Tatsächlich habe ich keinerlei Daten. Allerdings fanden sich in der Presse folgende Produktionszahlen, mit denen man operieren kann:

Hugo Rickert: "30 000 Räder in fünf Jahrzehnten", also 600 pro Jahr.
Claus Lauer: "400 Rahmen werden hier jährlich Rohr für Rohr von Lauer eigenhändig [...] zusammengefügt."
Und @evisu schreibt: "Die Rahmenbauer, mit denen ich bislang gesprochen habe, meinten, dass die Fertigung eines gut gemachten Rahmens komplett schon mal eine Woche dauern kann."

Damit haben wir eine Spannbreite von 600 bis nicht mal 50 pro Jahr.

Mein roter Stiebert ist z.Z. nur zusammengesteckt. Die Maxi-car-Naben und der Gepäckträger sind nicht original. Stattdessen gab es Pélissier-Naben und MAVIC-Schlauchreifenfelgen am Original. Reines Rennrad also.
 
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Die meisten Stieberts dürften wohl regional in Schwaben an den Mann gebracht worden sein, genauso wie Rickert im Pott. Bei 100 oder 200 Rahmen in 22 Jahren wäre die Familie Stiebert verhungert.
In meiner Schätzung war ich von "100 Rahmen pro Jahr" ausgegangen, was mir schon fast wieder viel vorkam. Ich kann betriebswirtschaftlich hier nichts beitragen, aber wenn ein Rahmen 1200 DM bringt (bei 400 DM Materialkosten), in einer Zeit in der der durchschnittliche Monatslohn bei ca. 2500 DM liegt, kann man mit relativ wenig Exemplaren gut über die Runden kommen, vor allem, wenn Haus und Werkstatt nicht gemietet, sondern Eigentum sind.
 
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Das Stiebert ist für @ukreisel wahrscheinlich deswegen so interessant, weil es ihm gelungen ist, die Geschichte dahinter aufzudecken. Zunächst einmal ist Stiebert ja nichts weiter als ein Name auf einem Rad, könnte ja auch irgendein gelabelter Rahmen irgendeines beliebigen Radladens sein, der die Rahmen irgendwo en gros eingekauft hat. Dann wäre es vllt. ein netter Rahmen und ansonsten:Massenware. Das Besondere ergibt sich ja gerade aus dem Umstand, dass es @ukreisel gelungen ist, den Rahmenbauer Stiebert ans Licht zu holen - der Rahmen gewinnt allein hierdurch an Gestalt und Format, dass man den alten Stiebert in seiner Werkstatt stehen sieht. Und jetzt: Bilder vom Rahmen, bitte!

Perfekt erkannt, danke! Die Geschichte, die Story, the narrative, das macht es interessant. Aber auch der Gedanke, dass da jemand ganz allein für ein Spezialpublikum Rahmen lötet, in einer Zeit, in der der bike boom gerade abgeflaut ist, zumindest für Rennräder. Völlig gegen den Trend. Heute wird zwar allerorten beweint, dass die rahmenbauliche Handwerkskunst ausstirbt, mit den Fakten deckt sich das jedoch nicht: Überall, von Paris bis ins Elsass, von Rhein-Neckar bis nach Berlin finden sich neue und alte Rahmenbauer. Ich würde wetten, dass es in den 80ern weniger kleine Rahmenbauer gab als heute. Und damals war einer der wenigen Fritz Stiebert in Augsburg.

Was die Herkunft angeht, so hatte ich anfänglich exakt denselben Gedanken -- ein ordentlicher Rahmen aus F oder I, gelabelt auf Stiebert -- aber der Umstand, dass es keinen Stiebert-Radladen gab, ließ mich zweifeln. Schon der Schriftzug Stiebert war anders: kein überlackiertes Etikett, sondern mit Schablone auflackiert. Der Sohn sagte mir später, dass der Senior alle Schriftzüge auflackiert habe, damit sich beim Einspannen in einen Montageständer keine Klebeetiketten verziehen können. Auch auf ein Steuerkopfschild hat Stiebert bewusst verzichtet. Auf einem meiner Fotos ist vorne lediglich ein "Pseudo-Bapperl" zu sehen, aus, ähem, "ästhetischen Testgründen". Authentisch ist es freilich nicht. Angeblich gab es in der Frühzeit einmal ein "S" in dem sich ein "T" befand als Steuerkopfschild.

Unten vier Bilder vom Fundzustand, dann der Rahmen nach einer ersten Reinigung. Der Rahmen ist jetzt 36 Jahre alt, und die Lackierung strahlt und leuchtet, abgesehen von ein paar Schrammen, wie am ersten Tag. Bin kein Lackexperte, aber mir scheint der Rostschutz bei Stiebert sehr gut zu sein.

Der Vorbesitzer hatte das Rad auf eBay angeboten. Beim Abholen wusste er nur zu berichten, dass er das Rad auf einem Wohltätigkeitsbasar o.ä. gekauft hatte. Werfer vorn und hinten waren klassisch "verbastelt". Die Naben stammten von Pélissier, die Felgen von MAFAC. Die Ausfallenden sind von Huret (gerade kein Bild zur Hand).
 

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Fritz-Stiebert-Rahmen im Bild

https://goo.gl/photos/FG98tJPn2Usdrh557 – Album 1: Einst bei Steel Vintage in Berlin angeboten.
https://goo.gl/photos/LnKs3FXinxwTqNBt5 – Album 2: Alles mehr oder weniger nur zusammengesteckt. Bin mir noch nicht sicher, wie das Rad einmal aussehen soll.

Mehr als diese drei Rahmen (zwei rote, ein blauer von @petbo) kenne ich bislang nicht. Die letzten Rahmen waren angeblich blau–weiß lackiert.
 
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Ist denn durch deine Quelle gesichert, dass Stiebert seinen Lebensunterhalt einzig durch den Rahmenbau bestritten hatte?
Die Rahmenbauer, mit denen ich bislang gesprochen habe, meinten, dass die Fertigung eines gut gemachten Rahmens komplett schon mal eine Woche dauern kann.
Zudem kann ich mir gut vorstellen, dass Stiebert wie viele Rahmenbauer, die dem Stahl treu blieben, durch ein tiefes Tal waten mussten, das etwa Anfang bis Mitte der 90er begann, als günstige Stahl- und Alurahmen aus Fernost anfingen, den Markt zu fluten.
Ja, Fritz Stiebert hat nur Rahmen gebaut, sonst nichts, das ist durch meine Quelle gesichert. Und dass ein Rahmen eine Woche verschlingen kann, glaube ich auch. Was im Monat dann aber auch 4800/Monat DM wären, wenn man einen Rahmen für 1200 DM verkauft. Ziehen wir mal 400 DM Materialkosten pro Rahmen ab, und stellen uns ein ererbtes Häuschen mit angebauter Werkstatt vor, so wird der Rahmenbauer Stiebert sicher nicht schlechter verdient haben als der Schreiner Stiebert, zumdem er als Selbständiger noch gewisse steuerliche Gestaltungsmöglichkeiten hatte.
1980/81 lag das monatliche Durchschnittsentgelt bei rund 2500 DM. Siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Durchschnittsentgelt

Die Konkurrenz aus dem Fernen Osten begleitete Stiebert wahrscheinlich 22 Jahre lang. Aber auch damals war ein Maßrahmen ein Stück Handwerkskunst, und die durchaus gute Ware aus Japan oder Taiwan war eben nur Fabrikware.
 
Ui, der Meister hat mit Nervex-Muffen gearbeitet, ich kann mich täuschen, aber das war Ende der 70er, Anfang der 80er auch nicht mehr unbedingt üblich. Woher kennst du das Alter des Rahmens so genau? Ergibt sich das aus Rahmennummer und einer Liste, die der Sohn noch hat?
 
Ja, Fritz Stiebert hat nur Rahmen gebaut, sonst nichts, das ist durch meine Quelle gesichert. Und dass ein Rahmen eine Woche verschlingen kann, glaube ich auch. Was im Monat dann aber auch 4800/Monat DM wären, wenn man einen Rahmen für 1200 DM verkauft. Ziehen wir mal 400 DM Materialkosten pro Rahmen ab, und stellen uns ein ererbtes Häuschen mit angebauter Werkstatt vor, so wird der Rahmenbauer Stiebert sicher nicht schlechter verdient haben als der Schreiner Stiebert, zumdem er als Selbständiger noch gewisse steuerliche Gestaltungsmöglichkeiten hatte.
1980/81 lag das monatliche Durchschnittsentgelt bei rund 2500 DM. Siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Durchschnittsentgelt

Die Konkurrenz aus dem Fernen Osten begleitete Stiebert wahrscheinlich 22 Jahre lang. Aber auch damals war ein Maßrahmen ein Stück Handwerkskunst, und die durchaus gute Ware aus Japan oder Taiwan war eben nur Fabrikware.

Ich würde die Fertigungskosten höher ansetzen. Rohrsatz, Muffen, Gasbuddeln, Lot ... und dann muss man auch erstmal vier Aufträge pro Monat zusammenkriegen. Aber alles reine Spekulation.
Du bist ab jetzt die forumsinterne Kompetenz in Sachen Stiebert und wirst die Geschichte schon noch erforschen ... und uns hoffentlich von Zeit zu Zeit updaten.

Und @koga-miyata hat Recht ... da muss es doch noch ein Rahmenbuch geben ... oder zumindest gegeben haben.
 
Ich würde die Fertigungskosten höher ansetzen. Rohrsatz, Muffen, Gasbuddeln, Lot ... und dann muss man auch erstmal vier Aufträge pro Monat zusammenkriegen. Aber alles reine Spekulation.
Ja, bin da auch eher auf besseres Raten angewiesen. Keine Spekulation sind aber 350 DM Materialkosten. So zu lesen in einer Radsportzeitschrift, die Wilhelm Altinger zitiert: "Pro Rahmen kann ich um die 350 Mark Materialkosten einrechnen und circa 30 Arbeitsstunden."

Quelle: http://www.oliverbaron.com/wilhelm_altinger, nach unten scrollen.
 
Ui, der Meister hat mit Nervex-Muffen gearbeitet, ich kann mich täuschen, aber das war Ende der 70er, Anfang der 80er auch nicht mehr unbedingt üblich. Woher kennst du das Alter des Rahmens so genau? Ergibt sich das aus Rahmennummer und einer Liste, die der Sohn noch hat?
Nein, ein Rahmenbuch habe ich nicht, aber es gibt zwei Arten von Schriftzügen auf den Rahmen, meiner hat noch den alten. Dann gibt es da noch die alten Nervex-Muffen. Und meinen wunderbaren Informanten, der sagt: "Ihr Rad ist noch auf der alten Holzlehre entstanden." Und die wurde relativ bald ausrangiert. 1979 hat Fritz Stiebert begonnen, und wie Mitte der 80er sieht mein Rad nicht aus. Für mich ist es damit ein frühes Kind der 1980er. Aber ich frage noch mal nach, wann genau welcher Schriftzug verwendet wurde, und wann die Holzlehre gehen musste.
 
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Nein, ein Rahmenbuch habe ich nicht, aber es gibt zwei Arten von Schriftzügen auf den Rahmen, meiner hat noch den alten. Dann gibt es da noch die alten Nervex-Muffen. Und meinen wunderbaren Informanten, der sagt: "Ihr Rad ist noch auf der alten Holzlehre entstanden." Und die wurde relativ bald ausrangiert. 1979 hat Fritz Stiebert begonnen, und wie Mitte der 80er sieht mein Rad nicht aus. Für mich ist es damit ein frühes Kind der 1980er. Aber ich frage noch mal nach, wann genau welcher Schriftzug verwendet wurde, und wann die Holzlehre gehen musste.

Da ich mich ja ebenfalls die Geschichte eines deutschen Herstellers schneller Fahrräder erforsche, kann ich dir nur einen Rat geben ... hinterfrage jede (!) Aussage, die aus dem Gedächtnis heraus gewonnen wird. Ich kann nur aus eigener Erfahrung berichten, dass nach 30 Jahren das Gedächtnis der Befragten sich oftmals nur nebulös an Details erinnert.
Zum Thema Nervex ... ich kenne Räder aus 1984, die noch klassische Nervex-Muffen haben.
 
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