AW: Das für und wieder einer Neulackierung
Das hatten wir hier, glaube ich, schon ein öfters.
Ich versuche jetzt mal, das aus meiner Sicht irgendwie zusammenzufassen.
Bei den heute aktuellen Spritzpistolen bin ich über Qualität und Ausführung einiger Billigmodelle echt erstaunt, die unterscheiden sich zumindest beim gelegentlichen Gebrauch kaum noch vom teuren Profi-Material. Vor ein paar Jahren sah das noch ganz anders aus.
Ebay verschafft, wie immer, einen guten Überblick.
Ich persönlich liebe meine ganz normale, große Sata Jet, mit der man auch ganze Autos lackieren kann, und mache mit diesem Ding wegen des wunderbaren "Feelings" eigentlich fast alles, auch Fahrradrahmen und die spinnerten Muster darauf. Hauptsächlich verwende ich eine 1.3 mm Düse; für zähe Grundierungen oder richtig grobflockiges Metallic darf die aber gern auch größer sein. Fies: Dafür habe ich dann gleich andere Pistolen, teilweise noch aus dem Bestand meines Vaters.
Eine zierliche Mini-Pistole nach Vorbild der Sata Minijet oder der mittelgroßen MC-B darf es natürlich auch gern sein, z.B. mit 0,8 mm Düse. Für Fahrradrahmen ist das u.U. geschickter, weil das Ding selbst eben handlicher ist und man damit besser "in die Ecken zielen" kann. Eine größere Düse sollte aber dabei sein. In dieser Kategorie habe ich selbst zu einem Billigprodukt gegriffen und bin von dessen Verarbeitung und Funktion absolut beeindruckt, lediglich die lackierte Oberfläche der Pistole selbst (totaler Unfug!) hat recht schnell gelitten.
Eine Sache der persönlichen Vorliebe und der Kompressorleistung ist, ob man klassische Pistolen mit der bekannt heftigen Nebelbildung verwendet, oder die "nebelreduzierten" sogenannten HVLP-Geräte (High Volume, Low Pressure), bei denen mit weniger Druck mehr Material generell etwas gröber rausgerotzt wird. Erfahrungsgemäß ist HVLP für Anfänger etwas schwieriger in den Griff zu kriegen, zumal dabei auch kleine Pistolen schon die typischen Einzylinder-"Baumarktkompressoren" in die Knie zwingen können. HVLP spart dem Profi Materialkosten und dem Garagenpfuscher Ärger mit allzu heftigem Nebel; ich persönlich mag es nicht besonders und finde das "Feeling" der klassischen Pistolen einfach schöner.
Ein paar Beispiele:
http://cgi.ebay.de/HVLP-Profi-1-4mm...ge_Zubehör&hash=item2560811b5f#ht_5037wt_1004
(nett, hier hat man sogar an den sehr empfehlenswerten Innenfilter gedacht!)
http://cgi.ebay.de/SET-HVLP-1-4-1-7...twerkzeuge&hash=item27b242111a#ht_4450wt_1141
http://cgi.ebay.de/2x-HVLP-Lackierp...twerkzeuge&hash=item43a341f0b6#ht_4522wt_1141
http://cgi.ebay.de/2x-HVLP-Lackierp...ftwerkzeuge&hash=item5191dc1f14#ht_3068wt_907
Billiger geht eigentlich immer irgendwie, die Vorbilder von Sata kosten allerdings nicht ganz ohne Grund auch gebraucht noch das Dreifache. Andererseits lohnt sich so etwas für den Hobbylackierer einfach nicht.
Kompressor:
Solltest Du Dir am Anfang vielleicht einfach bei irgendeinem Nachbarn ausleihen, die typische "Baumarktmöhre" hat fast jeder Hausbesitzer irgendwo rumstehen. Diese Dinger reichen aber eigentlich nur für kleine, normale Pistolen (nicht HVLP), und sie sind ziemlich laut.
http://cgi.ebay.de/PROFiTEXX-Kompre...mpressoren&hash=item41549b6be5#ht_1997wt_1141
Besser ist ein möglichst großes Gerät mit ebenfalls möglichst großem Kessel, aber das lohnt sich für den Gelegenheitssprüher auch wieder nicht. Gebastel mit 380 Volt, Platzbedarf, Wartung, Kesselprüfung usw. Dafür aber gebraucht fast immer irgendwo für kleines Geld zu haben - es muss ja nicht gleich so ein Untier hier sein:
http://cgi.ebay.de/ALUP-Kompressor-...Kompressoren&hash=item53e2db932a#ht_500wt_922
Das andere Extrem, den lautlosen und zierlichen Airbrush-Kompressor, kann man sich zur Not aus einem alten Kühlschrankmotor und einem Feuerlöscher selbst bauen, aber auf das ganze Airbrush-Gedöns möchte ich hier erstmal nicht näher eingehen.
Zum Kompressor, auch zu einem kleinen billigen, gehört natürlich immer ein vernünftiger Druckminderer mit Wasserabscheider; an größeren Gebrauchtgeräten hängt der oft einfach noch dran.
Eine gute, günstige Gasmaske ist diese hier:
http://cgi.ebay.de/3M-Atemschutz-Ha...01168074?pt=Arbeitsschutz&hash=item3a5ef43dca
Ob Du einen Schutzanzug ("Schwitztüte") oder einfach einen Blaumann und eine Kappe anziehst, ist bei Kleinigkeiten mehr oder weniger egal. Schwitztüten gibt es auch ganz billige.
Ansonsten solltest Du noch haben:
- jede Menge dünne Einweghandschuhe (Latex, Vinyl, Nitril, was halt billig zu kriegen ist)
- natürlich einen Luftschlauch mit passenden Anschlüssen
- einen Tisch mit bereits verhunzter Oberfläche zum Anrühren der Farben und Reinigen der Geräte
- ein paar Borstenpinsel, klein und groß, zum Reinigen der Pistolen
- einen ordentlichen Kanister mit Reinigungsverdünnung, sowie einen leeren zum Auffangen der dreckigen Soße
- Miete für die Lackierkabine
- oder für den Hobbypfuscher eine halbwegs dreck- und gerümpelfreie Garage (Wände und Boden nass machen, warten bis es draußen regnet, im Sommer dort nicht nachts lackieren wegen elektrischem Licht und Insekten)
- in diesem Fall einen Wohnsitz weit draußen im Nirgendwo, alternativ eine Werkstatt in einem verlassenen Industriegebiet oder zumindest äußerst schmerzfreie Nachbarn (Vorsicht!!!)
- verschiedene Sorten Schleifpapier, am besten "nass" und von guter Qualität (-> Autolackierer), z.B. Körnung 400 - 1200 mit einigen Zwischenschritten, dazu noch ein feines Schleifpad (Vlies) und einen Bogen 2000er zum Vorbereiten von kleinen Fehlern aufs Polieren
- eine wirklich gute Politur für Übergänge und zum Ausbessern kleiner Fehler, z.B. 3M Finesse-It
- jede Menge unbedrucktes Papier zum Abdecken, z.B. Reste auf großen Rollen aus Zeitungsdruckereien, gibt's dort oft sogar geschenkt
- Abdeckband ("Malerkrepp" in der feineren Ausführung), ggf. verschiedene Zierlinienbänder (-> Autolackiererei)
- ein scharfes, feines Messer (Cutter, Skalpell)
- einen feinen Pinsel zum Ausbessern von winzigen Fehlern, z.B. an farbig abgesetzten Muffen
- einen verranzten Schraubstock sowie einige Latten, Gripzangen usw. zum vernünftigen Befestigen des Rahmens. Am besten wäre dafür ein mit einem Distanzstück auf eine alte Tretlagerschale geschweißter Flachstahl, aber da sind Deiner Phantasie keine Grenzen gesetzt. Nur bitte den Rahmen nicht pendelnd an irgendwelchen Schnüren oder Drähten aufhängen, das gibt nix!
- natürlich Lack, Verdünnung und Härter, ggf. auch Grundierung/Füller und Klarlack
- am besten auch etliche der üblichen Mischbecher aus klarem Plastik mit aufgedruckten Mischungsverhältnissen
- Übung, Zeit, Geduld und den Mut, eine Sache auch mal gründlich zu versauen und dennoch wieder von vorn anzufangen.
Ist aber eigentlich alles wurscht.
Fast jeder macht das die ersten Male probehalber mit geliehener Ausstattung in der Garage, obwohl das natürlich nicht ohne Grund streng verboten ist. Wer nur mal ein, zwei Fahrradrahmen machen will, ist damit gut bedient und braucht kein großes Geld für
Werkzeug auszugeben, das würde sich nicht lohnen. In jeder Familie oder Nachbarschaft gibt es todsicher jemanden, der den Krempel sowieso rumstehen hat.