Heute früh auf Bayern 2 ("Ende der Welt"):
Radfahrer
Wenn das unsere Vorfahren geahnt hätten, was sie da anrichten, als sie vor rund 6 000 Jahren irgendwo in Mesopotamien oder im Kaukasus das Rad erfunden haben. Dass sie damit einen Straßenkampf auslösen würden, konnte damals noch keiner ahnen. Mittendrin im Getümmel: der Fahrradfahrer, das unbeliebte Wesen, das irgendwie keiner mag.
Ja mal ehrlich, wer hat als Autofahrer beim Anblick eines leuchtend bunt gekleideten Hobby-Rennradler-Rudels mitten auf einer viel befahrenen Bundesstraße nicht schon mit dem Gedanken gespielt, zum Amokfahrer zu werden? Und welcher Fußgänger hat nicht schon daran gedacht, einem dieser rüden Radel-Rowdys den Regenschirm oder ein vergleichbares Instrument zwischen die Speichen zu rammen? In Sportlerkreisen gelten Fahrradfahrer ohnehin schon seit Langem nur noch als Sondermülldeponie für allerlei chemische Substanzen, ja und selbst im Turnunterricht an bundesdeutschen Schulen lernen sie schon von klein auf, ein Rad zu schlagen Pardon! - kleiner Kalauer. Aber auch untereinander sind sich die Radler doch nicht grün. Mountainbiker, City-Schleicher, BMX-Kids. Wenn Sie schon mal gesehen haben, wie ein Liegeradfahrer im Blindflug versucht, eine Teenagerin zu überholen, die mit ihrem Einrad über den Radweg eiert, dann wissen Sie, wovon die Rede ist.
Fahrräder machen scheinbar (gemeint ist: "anscheinend"; Anm. HGS) irgendwie aggressiv. Am besten lässt sich das an den Menschen beobachten, die als Autofahrer laut über Radler schimpfen und kaum dass sie selber in die Pedale treten, rote Ampeln bestenfalls als freundliche Empfehlung wahrnehmen.
Trotzdem: Ausgerechnet die Fahrradfahrer sollen es jetzt rausreißen und das Weltklima retten. Keine Vision, sondern bald schon Realität, glauben zumindest die Organisatoren des Radlerkongresses Velo City, der heute in München beginnt. Sie prognostizieren, dass der Kohlendioxid-Ausstoß maßgeblich reduziert werden wird, weil es in zehn Jahren rund 50 Prozent mehr Fahrradfahrer geben wird vorausgesetzt wir sind bis dahin nicht schon längst vertrocknet. 50 Prozent mehr Fahrradfahrer fragt sich, wo die noch alle hin sollen.
An manchen Engstellen im Altmühltal oder entlang der Donau muss der Allgemeine Deutsche Fahrradclub an den Wochenenden ja jetzt schon Stauberater beschäftigen, die kühle Getränke und Beruhigungspillen verteilen. Und in der Zeit, in der Sie nach dem Biergarten- oder Volksfestbesuch ihr Fahrrad geortet und aus dem Haufen anderer Fahrräder herausgezerrt haben, wären Sie zu Fuß schon längst daheim.
Aber zum Trost: Spätestens, wenn das Modell Fahrradfahren gegen den Klimawandel funktioniert hat, haben sich alle Probleme erledigt, dann gibt es wieder kalte Winter und verregnete Sommer, dann bleibt das Heer der Schönwetter-Radler zu Hause und dann lässt es sich wieder ganz entspannt radeln. Bis dahin, nehmen Sie sich bitte eines zu Herzen: Locker bleiben nur so, als Radt.
Florian Hartmann
Radfahrer
Wenn das unsere Vorfahren geahnt hätten, was sie da anrichten, als sie vor rund 6 000 Jahren irgendwo in Mesopotamien oder im Kaukasus das Rad erfunden haben. Dass sie damit einen Straßenkampf auslösen würden, konnte damals noch keiner ahnen. Mittendrin im Getümmel: der Fahrradfahrer, das unbeliebte Wesen, das irgendwie keiner mag.
Ja mal ehrlich, wer hat als Autofahrer beim Anblick eines leuchtend bunt gekleideten Hobby-Rennradler-Rudels mitten auf einer viel befahrenen Bundesstraße nicht schon mit dem Gedanken gespielt, zum Amokfahrer zu werden? Und welcher Fußgänger hat nicht schon daran gedacht, einem dieser rüden Radel-Rowdys den Regenschirm oder ein vergleichbares Instrument zwischen die Speichen zu rammen? In Sportlerkreisen gelten Fahrradfahrer ohnehin schon seit Langem nur noch als Sondermülldeponie für allerlei chemische Substanzen, ja und selbst im Turnunterricht an bundesdeutschen Schulen lernen sie schon von klein auf, ein Rad zu schlagen Pardon! - kleiner Kalauer. Aber auch untereinander sind sich die Radler doch nicht grün. Mountainbiker, City-Schleicher, BMX-Kids. Wenn Sie schon mal gesehen haben, wie ein Liegeradfahrer im Blindflug versucht, eine Teenagerin zu überholen, die mit ihrem Einrad über den Radweg eiert, dann wissen Sie, wovon die Rede ist.
Fahrräder machen scheinbar (gemeint ist: "anscheinend"; Anm. HGS) irgendwie aggressiv. Am besten lässt sich das an den Menschen beobachten, die als Autofahrer laut über Radler schimpfen und kaum dass sie selber in die Pedale treten, rote Ampeln bestenfalls als freundliche Empfehlung wahrnehmen.
Trotzdem: Ausgerechnet die Fahrradfahrer sollen es jetzt rausreißen und das Weltklima retten. Keine Vision, sondern bald schon Realität, glauben zumindest die Organisatoren des Radlerkongresses Velo City, der heute in München beginnt. Sie prognostizieren, dass der Kohlendioxid-Ausstoß maßgeblich reduziert werden wird, weil es in zehn Jahren rund 50 Prozent mehr Fahrradfahrer geben wird vorausgesetzt wir sind bis dahin nicht schon längst vertrocknet. 50 Prozent mehr Fahrradfahrer fragt sich, wo die noch alle hin sollen.
An manchen Engstellen im Altmühltal oder entlang der Donau muss der Allgemeine Deutsche Fahrradclub an den Wochenenden ja jetzt schon Stauberater beschäftigen, die kühle Getränke und Beruhigungspillen verteilen. Und in der Zeit, in der Sie nach dem Biergarten- oder Volksfestbesuch ihr Fahrrad geortet und aus dem Haufen anderer Fahrräder herausgezerrt haben, wären Sie zu Fuß schon längst daheim.
Aber zum Trost: Spätestens, wenn das Modell Fahrradfahren gegen den Klimawandel funktioniert hat, haben sich alle Probleme erledigt, dann gibt es wieder kalte Winter und verregnete Sommer, dann bleibt das Heer der Schönwetter-Radler zu Hause und dann lässt es sich wieder ganz entspannt radeln. Bis dahin, nehmen Sie sich bitte eines zu Herzen: Locker bleiben nur so, als Radt.
Florian Hartmann