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Cornwall, Wales und Schottland, 1993 - lang, lang ist's her

kendo05

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Irgendwie ging mir meine erste große Fahrradreise 1993 durch Großbritannnien nochmal durch den Kopf. Und ich wollte bei gpsies festhalten, wo ich damals eigentlich lang gefahren bin. So ganz genau ließ es sich aus meinen Aufzeichnungen leider nicht mehr rekonstruieren, zumindest was Cornwall betrifft. Für die wenigen Straßen in den schottischen Highlands war das wesentlich einfacher.

Ich habe die Strecke durch die Orte gelegt, durch die ich wissentlich durchgekommen bin und ansonsten so, wie ich es mit den heutigen Möglichkeiten (Internet, GPS) planen würde. 93 war ich mit einer groben Karte von ganz UK unterwegs und außerdem noch mit einem grottenschlechten Atlas von Cornwall. Vor lauter Verzweifelung über die Navigation bin ich teilweise auf der A39, einer der Hauptverkehrsadern Südwest-Englands gefahren. Wobei "A" aber nicht für Autobahn steht, sondern sinngemäß für Bundesstraße. Die Briten sind da recht schmerzfrei. Auch heute sieht man viele auf DEM britischen Radreiseklassiker "Land's End nach John O' Groats", also einmal quer durchs Land, die auf dieser doch teils stark befahrenen Straße unterwegs sind. Auf einigen Abschnitten ist es dort aber auch ganz o.k. Die vielen, vielen einsamen "B-Roads" und noch kleineren Straßen haben mich jedoch echt begeistert!

Bei der Tour war ich mit MTB und vollem Campinggepäck unterwegs. Die Entdeckung der Langsamkeit. Aber mit dem Rennrad und leichtem Gepäck würde es jede Menge Spass machen. Die Straßenqualität gibt das in jedem Fall her. Gestaunt habe ich jetzt, wie kurz meine Etappen damals waren. Ausgelastet war ich aber trotzdem bei dem langsamen Vorankommen. Obwohl es meist nur rund 1000 bis 1200 Höhenmeter pro Tag zu bewältigen gibt, sind doch viele knackige Anstiege dabei, sowohl in Cornwall, als auch an der Westküste Schottlands

Vom Wetter her bin ich im Juli/August ähnlich weggekommen, wie man es auch bei einer Deutschland- oder Alpentour erwarten muss. Ich hatte überwiegend sonnige oder zumindest trockene Tage und einige Tage, die etwa zur Hälfte verregnet waren. Ob das repräsentativ ist, kann ich nicht sagen. Ich hatte wirklich schon sehr schöne Urlaub auf der Insel. Mein letzter 2008 dort (ohne Rad) war jedoch total verregnet.

Bei diesem Urlaub 2008 zeigte es sich auch, dass es in der Hauptsaison im August in Cornwall mittlerweile total schwierig ist, auch nur auf einem Campingplatz unterzukommen! So spontan da abends mal eben ein nettes B&B am Wegesrand anzusteuern wird man schlicht vergessen können.

Vergleichbare Probleme hatte ich damals nur mit den Jugendherbergen in den größeren Städten. In Inverness habe ich einmal nur noch das letzte Lager auf dem Boden der Aushilfs-JH bekommen - und das am frühen Nachmittag! In Edinburgh ließ sich auf Tage im Voraus gar nichts reservieren. Somit bin ich dann nach Besichtigung der Stadt direkt mit dem Nachtzug nach London weitergefahren. Für den Zug keine Reservierung bekommen und in London in der JH mal wieder mit Glück das letzte Bett!

Man muss auch sagen, dass sich im August auf einigen (nicht allen) Straßen eine veritable, vorwiegend deutsch-holländische Wohnmobil-Karvane durch die Highlands wälzt. Gefahren wurde auf den schmalen, oft einspurigen Straßen aber gegenüber Radfahrern stets sehr rücksichtsvoll - von den Briten sowieso.

Wenn ich das so lese, klingt das alles irgendwie nicht so toll. Für mich waren es unterm Strich aber viele sehr schöne Erlebnisse und mir ist wenig nerviges in Erinnerung geblieben.

Noch was Positives: Zugfahren mit Rad war 93 in UK sehr unproblematisch, auch in Fernzügen. Ob das heute noch so ist, keine Ahnung.
 
Anreise

12.-14.07.93: Bin mit dem Auto nach Calais und habe es dort stehen gelassen. Dann rüber nach Dover und von dort mit dem Zug sehr problemlos nach Salisbury. Am nächsten Tag habe ich eine kurze Tour (ca. 40km gesamt) nach Stonehenge gemacht. Das haben die Steinzeitmänner witzigerweise ganz unspektakulär direkt neben eine der am stärksten befahrenen Straßen der Insel gebaut;)

Nachmittags mit dem Zug weiter nach Plymouth, wo die eigentliche Tour am nächsten Tag starten sollte.
 
Cornwall und Devon

Der erste Tag war gleich mal einer, wenn nicht gar DER, verregnetste:( Daher Übernachtung in JH. Aber schon hier sehr schöne schmale Straßen. Viel angeschaut habe ich allerdings nicht. Die beiden nächsten Etappen bis nach Land's End und von dort weiter bis Nähe Newquay waren für mich in Cornwall die schönsten, auch bei klasse Wetter. Es folgte schlechteres Wetter und die eingangs erwähnte schwierige Orientierung mit teilweisem Ausweichen auf die Bundesstrasse. Hier kann man mit GPS mit Sicherheit sehr schöne Strecken fahren. Toll war dann nochmal die letzte Etappe durch das ziemlich einsame Exmoore nach Taunton. Von dort gings mit dem Zug nach Cardiff/Wales.

15.07 Plymouth - Boswinger 69km
16.07 Boswinger - Land's End - St. Buryan 98km
17.07 St. Buryan - St. Ives - Crantock 86km
18.07 Crantock - Bude 82km
19.07 Bude - Lynton 82km
20.07 Lynton -Taunton 72km
 

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Wales

Der kurze Abstecher nach Wales war vorallem dadurch bedingt, dass ich eine Gastfamilie von einem Schüleraustausch in Hereford besuchen wollte.

Negativ in Erinnerung geblieben sind mir die Jugendherberge in Cardiff, die ungefähr 10m hinter der Autobahn steht, sowie eine Irrfahrt parallel zu einer Schnellstraße in die Stadt mit dem schönen Namen Merthyr Thydfil. Man frage mich bitte nicht, wie man diesen Konsonantensalat ausspricht, bzw. wie ich es geschafft habe, mehrfach nach dem Weg dorthin zu fragen :confused: .

Die Strecke, die ich jetzt dank gpsies zusammengeklickt habe, sieht allerdings richtig vielversprechend aus. Auch der Rest des Weges ab Merthyr Thydfil war durchaus erquickend mit schmalen Straßen, Seen und einsamer Landschaft.

Hereford ist auch eine ganz nette Stadt. Von dort ging es dann in einer ganztägigen Zugfahrt via Glasgow in die Highland-Metropole Inverness. Dort war alles voll mit deutschen Interrailern.http://www.gpsies.com/map.do?fileId=qzhcdlbsuwoidetc
21.07 Cardiff - Hay on Wye 97km
22.07 Hay on Wye - Hereford 37km
 

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Schottland

Ab Inverness ging es die ersten 40km zunächst auf einer nicht allzustark befahrenen, aber durchaus autobahnartigen Straße nach Norden. Ansonsten müsste man um mehrere Lochs (also Fjorde) rumkurven. Ob es erlaubt war? Keine Ahnung. Es hat sich niemand dran gestört. Heute würde ich das wohl anders machen und ein paar km mehr in Kauf nehmen.

So richtig "highlandisch" wird es dann ab Lairg. Und auch keine WoMo-Karavane auf dem abgelegenen Sträßchen. Entsprechend dramatisches Wetter gabs auch dazu, aber keinen Dauerregen.

Die ersten vielleicht 30km ab Durness habe ich dann als sehr "WoMo-verseucht" in Erinnerung, wobei das für mich auf der Single-Track-Road kein größerer Stress war - für die schon. Dann geht es mit der B869 aber ab auf ein ganz fantastisches und anspruchsvolles Küstensträßchen, das kaum befahren ist. Das war für mich wohl der schönste Abschnitt der gesamten Tour:)

Von Ullapool bis zu Lochness geht es dann wieder durch deutlich mehr Zivilisation, was ich aber nicht als störend in Erinnerung habe. Ebenso ist man entlang des Lochness nach Fort William natürlich nicht gerade alleine auf der recht breiten Straße unterwegs. Aber auch hier keine negativen Erinnerungen.

Von Fort William bin ich mit dem Zug zum Fährhafen Mallaig gefahren und von dort zur sehr gebirgigen Isle of Skye übergesetzt. Dort hat es mir bei wechselhaftem Wetter auch sehr gut gefallen. Ich habe eine Tagestour ohne Gepäck auf die andere Inselseite zu einem Dudelsackmuseum gemacht, was nicht eben spannend war (Das Museum - landschaftlich wars gut).

Tags drauf ging es auf einem etwas kürzeren Weg wieder zurück zum Festland nach Kyle of Lochalsh und von dort mit der Bahn zurück nach Inverness. Das wars dann mit Fahrradfahren nach rund 1.500km
24.07 Inverness - Lairg 78km
25.07 Lairg - Durness 101km
26.07 Durness - Clachtoll 87km
27.07 Clachtoll - Ullapool 65km
28.07 Ullapoor - Drumnadrochit (Lochness) 100km
29.07 Drumnadrochit - Fort William (Ben Nevis) 84km
31.07 Isle of Skye: Amardale - Portree 70km
01.08 Portree - Broraig - Portree 95km
02.08 Portree - Kyle of Lochalsh
 

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Noch etwas Sightseeing zum Schluss

Für Edinburgh hatte ich mangels Übernachtungsmöglichkeit ja nur vom Vormittag bis zum späten Abend Zeit. Das reichte mir für einen Überblick über die Stadt, eine ausführliche Schlossbesichtigung (enthält zahlreiche Museen), sowie eine abendlich Gruselstadtführung.

Dann habe ich mir noch für 2 volle Tage London angesehen und bin dann mit dem Zug wieder nach Dover. Mein Auto stand noch unversehrt in Calais.
 
Sehr schöner Bericht:) Den Süden Englands und Wales kenn ich leider gar nicht, wäre bestimmt eine Radreise wert, wenn ich des bei dir so lese. Ich bin letztes Jahr in Nordengland, u.a. Lake District, North York Moors, aber vor allem im Nordosten mit dem Radl einiges gefahren, ist einfach nur traumhaft. Und dann bin ich mit dem Rad Anfang Juni ein wenig durch Schottland gefahren. Etappen waren Durham-Edinburgh (ein fantastisches Städtchen), Braemar, Inverness, Kyleakin, einmal rund um die Isle of Skye, dann aufgrund von schlechtem Wetter mit dem Zug von Kyleakin zurück nach Inverness und am letzten Tag bis Crianlarich, wo ich in den Zug gestiegen und heimgefahren bin. Hab mich in den 7 Tagen sofort in des Land verliebt. Und Zugfahren in Schottland ist übrigens immer noch so unproblematisch, die Radmitnahme ist kostenlos:) Den Norden Schottlands musste ich leider wegen des schlechten Wetters auslassen, aber das möchte ich unbedingt mal nachholen. Apple Cross mit dem Rad zu fahren ist bestimmt auch ein Erlebnis.
 
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