AW: >>> Altköniginnen <<<
Hi Mädels, nachfolgend der Versuch unsere Sizilienrundfahrt zu beschreiben. Bxa schreibt vielleicht noch bis zum kommenden Wochenende was, aber sie ist im Moment in SFO auf Dienstreise.
02.05.2009
Anreisetag
Durch den Vorabend-Checkin bedingt, konnte ich am Samstagmorgen (02.05.) noch 2.700m schwimmen und sauste dann mit bxa Richtung Flughafen. Nach einem ungemütlichen Flug landeten wir in München und erreichten problemlos unseren Anschlussflug nach Catania. Dort kamen wir mitten im sizilianischen Frühsommer an. Während des Transfers in unser Starthotel, konnten wir uns an der wesentlich weiter voran geschrittenen Vegetation kaum satt sehen. Die Zeit bis zum Abendessen verging ruckzuck mit Radzusammenbau und dem Begrüßen unserer Mitfahrer.
Sieben Männer, drei Frauen und zwei Tourguides, so sah das Mini-Peloton aus. Einerseits eine übersichtliche Gruppe, in der das Kennenlernen leicht fallen sollte, andererseits beschlichen mich düstere Vorahnungen, doch dazu später mehr. Zum Abendessen gab es Pizza satt und die Tischgespräche drehten sich um die bevorstehende Rundfahrt. Um 23.00 Uhr war alles gerichtet und das Licht verlosch.
03.05.2009
1. Etappe Fontane Bianche – Caltagirone
Distanz: 137 km
Fahrzeit: 06:06:40h
Höhenmeter: 1779
Bei strahlendem Sonnenschein (28°C) und bester Laune fanden wir uns um kurz vor 9.00 Uhr an der Hotelausfahrt ein. Eine kurze Ansprache von Max dem älteren der beiden Tourguides (Kai, sein Sohn, war der andere Tourguide) und Punkt 9.00 Uhr setzte sich die kleine Radkarawane in Bewegung. Über Avola, Lido di Noto ging es nach Rosolini, wo die Vormittagspause für zum Auffüllen der Radflaschen eingelegt wurde. Nach 15 min. ging es weiter Richtung Modica. Inzwischen zeigten sich immer mehr Wolken am Himmel und es wurde drückend. Alle Zeichen standen auf Gewitter. Ca. 10km vor Modica schlug direkt neben uns in einem Überlandkabel der Blitz ein. Für einen Moment machte sich Panik breit und die Gruppe zerfiel. Der einsetzende sturzbachartige Regen erleichterte die Sache keineswegs und wir stellten uns kurz entschlossen in einer kleinen Hütte unter. Nach ein paar Minuten stellten wir fest, dass unsere Notunterkunft auch keinen wirklichen Schutz vor dem Gewitter bot, da das Dach aus Wellblech war und über der Hütte ca. 7-8 Überlandleitungen sich kreuzten. Als wieder aufs Rad und vorsichtig die Abfahrt nach Modica herunter gefahren. Dort fanden wir den Rest der Gruppe in einem Cafe wieder. Dort verbrachten wir frierend und nass bis auf die Haut ca. eine Stunde, bis es unseren Tourguides gelungen war, den Begleitbus mitsamt Fahrer zu erreichen und nach Modica zu dirigieren. Das Gewitter verzog sich, der Regen ließ nach und wir setzten die Fahrt mit trockener Kleidung fort. Doch schon hinter Ragusa setzte erneuter Regen ein, der uns bis zu unserem Zielort nach Caltagirone begleitete. Schon am ersten Tag zeigte sich, dass es keineswegs eine kompakte Gruppenfahrt werden sollte. Mich zur Vorsicht mahnend, widerstand ich der Versuchung, mit der Gruppe mitzufahren, da ich spürte, dass ich dieses Tempo auf keinen Fall über alle sechs Etappen würde halten können. So fuhren wir zu zweit begleitet von einem Tourguide in unserem eigenen Tempo, auch wenn es ungleich schwerer war.
Im Hotel angekommen, begann der tägliche Ablauf. Einchecken, Koffer aufs Zimmer bringen, Duschen, die nassen Klamotten auswaschen und mit Handtüchern soweit möglich auswringen und zum Trocknen im Zimmer verteilen, anschließend zum Abendessen. Nach dem Abendessen wurde die nächste Etappe vorgestellt, Fragen beantwortet und Schlafen gegangen.
04.05.2009
2. Etappe Caltagirone - Nicosia
Distanz: 105 km
Fahrzeit: 05:27:00h
Höhenmeter: 1889
Morgens hatten wir vorsorglich den Wecker früher gestellt, da wir unsere Sachen noch trocken fönen wollten. Dann schnell zusammenpacken, Frühstücken, Koffer zum Begleitbus bringen, auschecken, Radflaschen auffüllen und um 9.00 Uhr startete die 2. Etappe. Zuerst fahren wir zur 142 Stufen lange Freitreppe von Santa Maria del Monte. Nach diesem touristischen Intermezzo beginnt der „Ernst der Rundfahrt“ wieder. Schnell sind uns die Männer davon gefahren, auf dem Weg Richtung Aidone. Dort will uns Max etwas Gutes tun, stattdessen irren wir GPS-gesteuert durch den kleinen Ort, über Kopfsteinpflaster und 10%ige Anstiege und gleichermaßen steile Abfahrten. Den „Zeitverlust“ holen wir durch das Auslassen der vormittäglichen Getränkepause wieder auf und treffen die anderen zur Mittagspause wieder. Dort begehe ich den Fehler zu wenig bzw. nichts zu Essen, da ich mich grundsätzlich noch gut fühle und mich nicht mit zusätzlichem Essen belasten will. Als „Verpflegung“ habe ich zwei Flaschen mit Kohlenhydraten dabei, die wie sich herausstellt, unzureichend sind. Auf der Weiterfahrt nach Agira, beginnt dann der Hungerast langsam aber sicher sein böses Werk. Einfachste Steigungen komme ich nur noch im Wiegetritt und gutem Zureden hoch, der Schweiß läuft in Strömen und ich bin restlos bedient, als wir unseren Zielort Nicosia erreichen. Nach dem üblichen Procedere haben wir ein wenig Zeit den Ort zu erkunden, der jedoch ausser einer vorbei rasenden Polizei-Kolonne wenig zu bieten hat. Landschaft und Verkehr hatten sich im Laufe des Tages deutlich verändert. Beides war einsam geworden, was sehr angenehm war. Der Abend verging mit Essen, ein wenig Plaudern, Verlesen des Lügenzettels (so wurde die tägliche Streckenbeschreibung genannt) und um 23.00 Uhr war Zapfenstreich.
05.05.2009
3. Etappe Nicosia – Capo D’Orlando
Distanz: 117 km
Fahrzeit: 05:41:40h
Höhenmeter: 1876
Schon der Gang zum Frühstück war von schweren Beinen gekennzeichnet. Das konnte heute etwas werden. Zweifel krochen in mir hoch. Eine anspruchvolle Tour war angekündigt. Es sollte über das Portella Femmina Morta gehen. Keine vertrauenerweckende Bezeichnung für einen Pass. Bis Cerami lässt sich alles noch gut an, doch danach geht’s ins „Gelände“. Kamelbuckel sollen das sein? Anstiege bis zu 18% türmen sich auf, kurz aber sehr giftig. Schlechter Straßenbelag gestalten die kurzen und genauso steilen Abfahrten zu Mutproben. So geht das gute 30 km lang. Meine Beine fühlen sich wie Pudding an und der Hauptanstieg ist noch nicht mal angefangen. Meine Motivation sinkt in gleichem Maß, wie mir immer schlechter wird. Am Beginn des Anstieges, nach der Durchquerung eines kleinen Ortes – mit der üblichen innerörtlichen Bergwertung – treffen wir den Begleitbus und versorgen uns mit Getränken und Kleidung, da es inzwischen empfindlich kühl geworden war. Der von Schneeflecken gesäumte Anstieg auf 1.521 Meter ist zu Anfang relativ gut zu fahren, doch durch die kalten Getränke beginnt mein Magen zu rebellieren und ca. 1 km vor der Passhöhe beginnt es zunehmend zu regnen. Die Temperatur ist auf 4°C gefallen und mein Frust ist kaum noch auszuhalten. Auf der Passhöhe steht der Begleitbus und wir ziehen uns über, was wir in der Kürze der Zeit und dem inzwischen langsam zu Hagel übergehenden Regen zu fassen bekommen. Schnell aufs Rad und rein in die Abfahrt. Innerlich machte ich drei Kreuze, dass ich meine Winterhandschuhe dabei hatte. Auf die Abfahrt hatte ich mich sehr gefreut, da sie sich bis hinunter zum Meer über fast 30 km hinziehen sollte. Doch bei diesem Wetter verging mir der Spaß schlagartig. Nach 10 km trafen wir den Rest der Gruppe inkl. des Begleitbusses und legten die längst fällige Mittagspause ein. Gestärkt ging es in die restliche Abfahrt, die ich dann mit zunehmenden Temperaturen auch voll auskosten konnte. Das Meer und die Sonne waren nach dem miserablen Wetter, ein wunderbarer Anblick. Die Tour schlossen wir mit einem Cappuccino und leckerem Dolce