2. Etappe: Sonntag 06.07.2025
Der Wecker klingelte früh, schließlich sollte es hinein nach Tirol in das hintere Ötztal nach Vent gehen.
Am Abend zuvor noch gut beim ansässigen Wirt gestärkt fühlte ich mich fit und munter für den 2. Tag.
Es ging direkt nach Mittenwald hoch in das Leutaschtal. Ein kurzer Anstieg von ca. 2km mit 5-8% bereiteten mir einen ersten Vorgeschmack darauf, was es heißt, mit Gepäck zu kraxeln.
Oben angekommen und die unsichtbare Grenze zu unseren Nachbarn überquert, eröffnete sich eine breite Ebene, die sich wunderbar fahren ließ. Nach einer weiteren Stunde gemütlichen Fahrens erreichte ich den 1.256m hohen Buchener
Sattel, der den ersten Pass meiner Tour darstellen sollte.
Die darauf folgende, recht steile Abfahrt in das 600m tiefer gelegene Inntal ging ich noch mit Vorsicht an, wusste ich doch noch nicht 100 prozentig, wie sich meine neu montierten SwissStopp Beläge verhalten würden. Aber: Sie erwiesen sich als perfekt für die Berge geeignet.
Unten angekommen ging es dann von Telfs aus den Inntal Radweg entlang, immer mal recht und mal links der Bahngleise. Die Strecke bis zum Bahnhof Ötztal zog sich etwas, da gerade auch ein stetiger Gegenwind nicht wirklich Freude aufkommen ließ. Wenn ich da doch nur schon gewusst hätte, dass das mein kleinstes Problem des Tages werden würde...
Auf der Bundesstraße 2km vor Ötztal Bahnhof passierte dann das, was mir seit 4 Jahren nicht mehr passiert ist: Plattfuß vorne.
Eingefangen wahrscheinlich in einer der dunklen Unterführungen unter den Bahngleisen. Einmal klang es verdächtig nach Scherben...
Nun gut, 500m zurück geschoben zu einer Bushaltestelle und begonnen den TPU
Schlauch von RideNow zu wechseln. Das Problem war nur: Der Mantel saß so stramm in der Nut der Carbonfelge, dass es mir quasi nicht möglich war diesen aus dieser zu entfernen. Über eine Stunde saß ich mehr und mehr fluchend und verzweifelnd dort am Straßenrand und habe mir meine Finger blutig gedrückt, in der Hoffnung Mantel und Felge wenigstens einseitig voneinander lösen zu können.
Dieses Problem hatte ich nicht zum ersten Mal, nur habe ich für solche Fälle zu Hause eine Mantelzange, die das Arbeiten massiv erleichtert.
In Anbetracht dessen, dass ich noch bis nach Vent hochwollte und somit noch 1.200hm vor mir lagen, wuchs in mir die Ungeduld. Schlussendlich habe ich mit Hilfsmitteln die Verbindung lösen können und den neuen
Schlauch eingebaut.
Beim Einsetzen des Mantels dann jedoch identisches (zu erwartendes) Problem: Der Mantel wollte nun partout nicht auf dem kompletten Umfang in die Felge. Auch Gewalt half nicht. Nachdem ich dann fast 2h dort verschwendet habe und die Wetteraussichten auch nicht besser wurden, entschloss ich mich die 2km bis zur Tankstelle am Taleingang des Ötztals mit "wobbeligem"
Reifen zu fahren und dort mit Druckluft mein Glück zu versuchen.
Leider half auch dieses nicht, selbst bei 6bar wollte der Mantel nicht in die Felge springen.
Da ich weiterkommen musste, war mir nun alles egal und es hieß: Auf ins Ötztal. Ich kenne das Tal gut von 15 Skiurlauben und diversen Wanderurlauben. Somit konnte ich mir die Strecke gedanklich gut einteilen.
Noch vor Oetz sah ich dann ein Schild mit der Aufschrift "Ötztaler Radweg". In der Hoffnung einen guten Radweg vorzufinden ging es 20m unterhalb der Bundesstraße weiter. Allerdings nur bis zur nächsten Kurve. Unvermittelt wechselte der Untergrund von Asphalt auf groben Schotter. Genervt drehte ich um und pedalierte wieder zu Straße hoch um meinen Anstiegt durch das Tal dort fortzusetzen, bis...
...bis keine 1.000m weiter der Vorderreifen erneut so viel Luft innehatte, wie ich Motivation erneut gegen Mantel und Felge zu kämpfen. Fluchend wie ein Rohrspatz schob ich das Rad zu 750m entfernten Tankstelle im Ort Oetz und eröffnete zum zweiten mal an dem Tage meine mobile Werkstatt.
Durch die nun schon gewonnene Erfahrung war nach 30 Minuten alles erledigt. Auch hier verweigerte sich der
Reifen sogar bei 6,5bar in die Felge zu springen.
Von nun an ging es mit dem nächsten Zwischenziel Längenfeld weiter das Ötztal hinauf, immer argwöhnisch auf die
Reifen achtend.
Da die Wettervorhersage fallende Temperaturen und Regen für den späten Nachmittag prognostiziert hat, entschied ich mich dann in Längenfeld dazu, auf Vent zu verzichten und meine Tour in Sölden enden zu lassen.
Das Ziel Vent war für mich eher ein emotionales Ziel, denn ein sinnvolles. Wer das Ötztal kennt, der weiß, dass Vent eine Sackgasse ist und am Ende eines Seitentalarmes liegt. Möchte man übers Timmelsjoch, wie es mein Ziel für den nächsten Tag war, muss man auch wieder von Vent bis kurz vor Sölden herunter fahren. Da ich aber als Kind ein duzend Male dort Zeit verbracht habe, war es in meinen Gedanken ein schönes Etappenziel. Aber nicht unter den heutigen Umständen.
Somit ging es dann für mich "nur" noch die 400hm von Lägenfeld nach Sölden hoch, wo ich dann gegen 18:30 ankam und mein Abendprogramm startete.
Fortsetzung: Morgen.