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Allgemeine Verkehrsdiskussion

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Man diskutiert nach Unfällen über technische Lösungen (müsste, müsste Abbiegeassistent) oder missachtete Vorschriften (hätte). Kann man ja. Es löst aber das Problem nicht, dass Menschen nicht aufpassen. Jeder passt nicht immer auf, mehr oder weniger.
Es ist sehr leicht, sowohl für Mensch (LKW-Fahrer) als auch Maschine (Abbiegeassistent), gerade einen schnellfahrenden Radfahrer zu übersehen. Der Fahrer rollt im Schritttempo, guckt, sagt sich, war da was? Da war doch was. Sieht nichts in allen Spiegeln links-rechts-oben-unten-sowie-Bildschirm und fährt die Kurve nehmend an, und dann passiert es ... Das ist keine Inschutznahme des Busfahrers. Das ist sein Alltag. Ich denke, der sieht mich nicht, gut dass ich den gerade noch gesehen habe.
Wenn der Radfahrer “rast“ und das Lang-Kfz (die Länge ist entscheidend!) “kriecht“ dann ist der Radfahrer entweder längst durch bevor etwas passieren kann oder er war am Anfang des Abbiegevorgangs weit genug hinten um die Vorderräder sowohl abbiegen zu sehen als auch das ganze noch rechtzeitig um auch zu kapieren dass da irgendwann irgendwo Hinterräder hinterherfahren werden. Notfalls biegt er unfreiwillig selber rechts ab um die Haut zu retten.

Die Gefahr liegt beim langsamen Radfahrer: der fährt vorsichtig in die Kreuzung ein, glaubt mit ständiger Bremsbereitschaft ganz besonders sicher zu sein. Links im Blickfeld schiebt sich ein LKW vorbei, fährt gerade in die Kreuzung ein. Nichts besonderes, überholender Längsverkehr passiert alle paar Meter. Kurz vor verlassen der Kreuzung wird der aber plötzlich langsamer, ist nämlich nur grade reingefahren damit die Hinterachse nachher nicht übers Hochbord rumpelt. In dem Moment ist der Radfahrer aber auch schon in der Kreuzung. Reflexartig knallt die Bremse rein, aber nur die des Radfahrers und der befindet sich bereits in der Todeszone.

In Nachrichten zu fatalen Abbiegeunfällen werden nahezu ausnahmslos immer besonders langsame, vorsichtige Bevölkerungsgruppen als Opfer genannt. Greise und Hollandrad-Damen, nie junge wilde, Fixie-Spinner oder Lycraleute. Das liegt ganz sicher nicht daran dass die jungen wilden LKW-Hinterräder besser aushalten sondern daran dass in dieser Situation Bewegung den Radfahrer schützt. Mehr Terence Hill, weniger Bud Spencer. Die Vorstellung dass Leute stur in Lkws fahren ist völlig absurd (ja, wenn jemand versucht einen Multi-Ampel KOM zu knacken dann wäre die Bewegung ganz sicher nicht mehr auf seiner Seite sondern mindestens genau so tot wir der Überbremsbereite, aber das ist nicht der typische Unfallhergang)
 
Greise und Hollandrad-Damen
Das kommt mir auch so vor, ehrlich gesagt habe ich das bisher auf zu schnelle Greise infolge E-Unterstützung zurückgeführt. Aber Deine Erklärung ist auch nicht unplausibel. Dass ein zunächst geradeaus fahrender Sattelzug nur weit ausholt, bevor er abbiegt, ist ein guter Hinweise!
 
Aber ggf. auch vom Radfahrer, nicht, weil er musste, sondern weil es in seinem eigenen Interesse war, er ggf. mit dem illegalen Abbiegen vom Bus rechnen hätte müssen (nicht, weil es wahrscheinlich ist, sondern weil es so fatale Folgen hat).
Machst du vor dem Einfahren in die Kreuzung Schulterblick und fährst erst dann ein wenn von hinten niemand kommt der geradeaus oder rechts fährt? Wenn nicht machst du dir etwas vor. Wenn du schon drin bist in der Kreuzung liegt deine Sicherheit in den Händen derer die abbiegen oder eben erst wenn frei ist.
 
Ich bspw. fahre mit dem Rad nie neben einem LKW oder Bus. Ich bleibe da grundsätzlich dahinter.
Der Radfahrer fuhr auf dem Radweg, und nur mit Radwegen in all ihren Metamorphosen (Schutzstreifen, Radfahrstreifen, aufgeweitete Aufstellboxen, Hochbordradwege, Protected Bikelanes,...) wird das Rechtsabbiegen mit einem großen KFZ für Radfahrer überhaupt zum Problem.

Ich wette, als Benutzer von "Infrastruktur" hast auch du wie alle anderen da draußen auch noch nicht ein einziges mal darauf geachtet, dass du hinter den KFZ auf der Fahrbahn nebenan bleibst. Die Möglichkeit zum Vorbeifahren am Rückstau auf der Fahrbahn ist doch nachgerade das Merkmal schlechthin, das Radwege für Radfahrer so beliebt macht. Die Neurose mit dem "ich werde immer so eng überholt" gab es vor der massenhaften Verbreitung von Radwegen noch gar nicht. Rückstaus schon.
 
Alle meine Unfälle hätte ich verhindern können. Durch vorausschauenderes, defensiveres Fahren.
Ich nicht. Meinen bisher einzigen Fahrradunfall mit KFZ Beteiligung hätte ich nicht verhindern können. Da hat mir ein Autofahrer die Vorfahrt genommen. Stand links von mir an einer Rechts-vor-Links Kreuzung, hat in meine Richtung geschaut und ist erst losgefahren, als ich schon auf der Kreuzung war. Keine Chance hier noch etwas zu verhindern, aber zum Glück war nur das Rennrad schrott und ich bin noch rechtzeitig abgesprungen.

Ob der vorliegende Unfall zu verhindern war, weiss ich nicht, ich war nicht dabei. Aber Du warst auch nicht dabei und die Behauptung, der Radfahrer hätte mit mehr Achtsamkeit die Situation retten können ist eine durch nichts zu begründende Spekulation, die in dem Zusammenhang auch reichlich pietätlos ist, aber dennoch reflexartig nach jedem solchen Unfall kommt.

Man nennt das Victim Blaming und es ist analog zu der Behauptung das Vergewaltigungsopfer wäre selbst schuld, weil es einen Minirock getragen hat. Hier werden die Opfer implizit zu Tätern gemacht und das finde ich nicht in Ordnung. Es verstellt auch die Sicht auf möglichen Lösungen des Problems, indem man die Verantwortung auf die Opfer abwälzt und sagt, wenn die sich nur stets 100% aufmerksam und regelkonform verhalten würden, würde nix passieren. Das ist aber unrealistisch, solche perfekten Menschen gibt es nicht. Und dennoch sollte man nicht bei kleinen Fehlern sterben müssen.
 
Das kommt mir auch so vor, ehrlich gesagt habe ich das bisher auf zu schnelle Greise infolge E-Unterstützung zurückgeführt.
Diese Tatsache ist mir schon aufgefallen als es noch gar keine E-Bikes gab. Es waren fast immer ältere Menschen, Frauen und Kinder und nie die Radl-Rambos, die unter dem Zwillingsreifen verendeten.
 
Man nennt das Victim Blaming
Der Vorwurf des Victim Blaming ist ein Totschlagargument, um die Diskussion abzuwürgen.

Es geht nicht darum, ob der Radfahrer "Schuld" hatte. Sondern es geht darum, tödliche Unfälle zu verhindern. Und als Radfahrer hat man nun mal auf sein eigenes Verhalten mehr Einfluss, als auf das der anderen. Sich der Probleme bewusst zu sein und sich entsprechend zu verhalten, vermeidet Verletzungen. Ob man unschuldig oder schuldig unter einem Laster liegt, macht für den Betroffenen wenig Unterschied.

Es hilft zu wissen, was ein Brummifahrer alles gar nicht sehen kann:
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Der Radfahrer fuhr auf dem Radweg, und nur mit Radwegen in all ihren Metamorphosen (Schutzstreifen, Radfahrstreifen, aufgeweitete Aufstellboxen, Hochbordradwege, Protected Bikelanes,...) wird das Rechtsabbiegen mit einem großen KFZ für Radfahrer überhaupt zum Problem.
Das nur verstehe ich nicht.

Ich wette, als Benutzer von "Infrastruktur" hast auch du wie alle anderen da draußen auch noch nicht ein einziges mal darauf geachtet, dass du hinter den KFZ auf der Fahrbahn nebenan bleibst. Die Möglichkeit zum Vorbeifahren am Rückstau auf der Fahrbahn ist doch nachgerade das Merkmal schlechthin, das Radwege für Radfahrer so beliebt macht.
Wette verloren. Klar rollt man auf dem Radweg vor, wenn‘s auf der Fahrbahn staut. Aber nicht oder nur ungern komme ich dabei neben einem LKW oder einem Bus zum Stehen. Und wenn das nicht vermeidbar ist, rechne ich mit allem und fahre dementsprechend so.

Die Neurose mit dem "ich werde immer so eng überholt" gab es vor der massenhaften Verbreitung von Radwegen noch gar nicht. Rückstaus schon.
Verstehe ich auch nicht.
 
Machst du vor dem Einfahren in die Kreuzung Schulterblick und fährst erst dann ein wenn von hinten niemand kommt der geradeaus oder rechts fährt?
Tja bei solchen Kommentaren, die natürlich berechtigt sind, wünschte ich mir, man könnte mal "kurz" virtuell zusammen Radfahren, damit der andere sich ein Bild über das Radfahren des anderen machen könnte. Um das in Textform zusammenzufassen müsste man seitenweise Text schreiben und hätte immer noch nicht alle Eventualitäten geklärt.
Aber ja, aus meiner Sicht selbstverständlich mache ich einen Schulterblick, bevor ich vom Radweg geradeaus über eine Kreuzung fahre. Ich mache sofern möglich außerdem ca 100m vor der Kreuzung einen Schulterblick um schonmal zu wissen, ob es eng werden könnte.

Den Vorwurf des Victim-Blaming ist nicht zutreffend, da ich den Rennradfahrer nicht beschuldige. Ich halte es aber für sinnvoll, sich Gedanken darüber zu machen wie es zu dem Unfall kam - und vor allem für mich als Radfahrer, ob ich aktiv etwas hätte tun können, dass es garnicht erst dazu kommt. Das finde ich nicht verwerflich, im Gegenteil halte ich Prävention für ein sehr wichtiges Mittel als Radfahrer.
 
Es hilft zu wissen, was ein Brummifahrer alles gar nicht sehen kann:
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Sieht natürlich dramatisch aus, aber ein Fahrrad passt da bei üblichen Spurabständen nicht wirklich rein. Und wenn man blind fahren muss, dann muss man dies eben so langsam tun dass jeder, wirklich jeder noch ausweichen kann, statt einfach nur zu sagen selber schuld. Klappt beim rückwärts fahren doch auch, da düsen die auch nicht zweistelligem Tempo rum und sagen “weiss doch jeder dass man sich nicht irgendwo aufhalten sollte wo gelegentlich blinde LKWs durchrauschen.
 
Klappt beim rückwärts fahren doch auch, da düsen die auch nicht zweistelligem Tempo rum und sagen “weiss doch jeder dass man sich nicht irgendwo aufhalten sollte wo gelegentlich blinde LKWs durchrauschen.
Puh, mit solchen Aussagen wäre ich vorsichtig. Was hier in LKW jeden Tag rückwärts durch eine Innenstadt fährt... Da wunder ich mich jeden Tag, dass nicht mehr passiert.
Anders als mit einer scheißegal-Einstellung ist das nicht zu erklären.
 
Tja bei solchen Kommentaren, die natürlich berechtigt sind, wünschte ich mir, man könnte mal "kurz" virtuell zusammen Radfahren, damit der andere sich ein Bild über das Radfahren des anderen machen könnte. Um das in Textform zusammenzufassen müsste man seitenweise Text schreiben und hätte immer noch nicht alle Eventualitäten geklärt.

Gute Einleitung, wahrscheinlich liegen wir tatsächlich sehr viel näher zusammen als man bei der “Kollision in Textform“ meinen könnte.

Aber ja, aus meiner Sicht selbstverständlich mache ich einen Schulterblick, bevor ich vom Radweg geradeaus über eine Kreuzung fahre. Ich mache sofern möglich außerdem ca 100m vor der Kreuzung einen Schulterblick um schonmal zu wissen, ob es eng werden könnte.

Und was passiert dann? Dein voriger Beitrag “ich mache grundsätzlich so dass ich es zu jeden Zeitpunkt selbst in der Hand habe“ liest sich tatsächlich als würdest du ggf warten bis die Ampel auf rot springt, denn bei dichtem Stadtverkehr kommt vorher immer jemand. Vermutlich hat du es nicht wirklich so gemeint, darauf wollte ich hinaus.

Als zügig fahrender Radsportler habe ich das Privileg dass ich mit etwas Wattjustage das Tempo so abstimmen kann dass ich im Kreuzungsbereich links Luft habe. Dazu muss ich gar nicht gleiches Tempo fahren, ich muss nur die Phase des Wechsels zwischen Fahrzeug und Lücke richtig legen. Damit bin ich ziemlich sicher, eng werden kann es trotzdem. Radfahrer im Tempobereich “sitzender Fußgänger“ haben aber nicht wirklich die Möglichkeit dies zu tun.

Und am besten klappt das auf Radstreifen. An zurückgesetzten hingegen oder an Hochbord mit Führung “im holländischen Stil“ wo sich der Radfahrer genau auf eine rechts-links-Schikane konzentrieren muss wo seine Aufmerksamkeit eigentlich aus dem Verkehr links liegen sollte sieht das leider ganz anders aus. Ich vermute dass deine Beschreibung eher aus einem Hochbord-Umfeld kommt?
 
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19 Jahre alter Artikel, aber das Märchen wird weiter erzählt:

https://www.spiegel.de/auto/werkstatt/neue-lkw-spiegel-der-tote-winkel-ist-tot-a-323955.html
Täter Opfer Umkehr.

Mit den neuen Spiegeln erfüllt Mercedes eine ab dem Jahr 2007 in Kraft tretende EU-Richtlinie, die exakt diese weitgehende Aufhebung des toten Winkels obligatorisch macht. Optisch ist das Sicherheitsproblem damit so gut wie gelöst. Der konzentrierte Blick vor jedem Richtungswechsel in alle fünf Spiegel jedoch bleibt nach wie vor die Aufgabe des Lkw-Fahrers.
 
Puh, mit solchen Aussagen wäre ich vorsichtig. Was hier in LKW jeden Tag rückwärts durch eine Innenstadt fährt... Da wunder ich mich jeden Tag, dass nicht mehr passiert.
Anders als mit einer scheißegal-Einstellung ist das nicht zu erklären.
Echt? Autsch, mit solchen Umgebungen hatte ich tatsächlich noch nicht viel zu tun. Lass mich raten, das sind eher Zweiachsige oder die kleinsten unter den Dreiachsigen, wo sich die Fahrer nicht wirklich als Berufsfahrer sehen sondern sich eher mit der Ladung bzw der damit erbrachten Dienstleistung identifizieren?
 
Es hilft zu wissen, was ein Brummifahrer alles gar nicht sehen kann:
Anhang anzeigen 1353499
Anhang anzeigen 1353500

Ja, es kann m.E. immer helfen, etwas zu wissen, aber wer weiß was, und wenn ja, will er das wissen denn umsetzen, oder braucht er das gar nicht?

Schöne Momentaufnahme. Alles ist in Bewegung. Der Radfahrer, der LKW, die Augen des LKW-Fahrers. Die Augen des Fahrers sehen nur das, was momentan im anvisierten Spiegel erscheint, nach Sekundenbruchteilen ist das Bild ein anderes, der LKW wird ziemlich blind bzw. intuitiv gefahren.
Die vielen Spiegel und auch die Assistenten bedeuten nur, dass der Fahrer eventuell den Radfahrer hätte bemerken können.
Wenn der LKW fährt oder losfährt, muss der Fahrer auch mal nach vorn schauen, nicht ständig in den Totewinkelspiegel oder der neuestens Mercedestechnik, denen einige ihr Leben anvertrauen.
 
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