So, nun muss ich auch mal meine Erinnerungen und Eindrücke verarbeiten...
Seit drei Jahren fahre ich nun Rennrad (vorher nur hobbymäßig MTB), davon seit zwei Jahren halbwegs ernsthaftes Training. In diesem Jahr erstmals Strecken über 100 km gefahren und Anstiege mit mehr als 400 hm erstmals dieses Jahr im August (Großglockner im Urlaub). Lediglich einige Kurzstrecken-Jedermann-Rennen im Palmares.
Eigentlich fühlte ich mich mit meinen 6000 Jahreskilometern aber recht fit und so stand ich guten Mutes am Start.
Abfahrt nach Ötz:
Die war super! Bin sehr gut heruntergekommen und das erwartete Gerangel und Chaos nach dem Start ist ausgeblieben. Konnte viele Plätze gutmachen und habe permanent überholen können.
Auffahrt Kühtai:
Die erste Prüfung des Tages. Hier habe ich bewusst langsam gemacht. Ich wurde überwiegend überholt, habe aber auch viele überholen können. Oben angekommen habe ich an der Labe lediglich was zu Trinken genommen, mir die Weste angezogen und weiter ging es.
Abfahrt Kühtai:
Wow, so schnell war ich noch nie.
Garmin sagt 101,2 kmh in der Spitze. Adrenalin pur! Wieder konnte ich Plätze gut machen.
Auffahrt Brenner:
In den steileren Stücken musste ich überwiegend ziehen lassen, jedoch hatte ich in der langen flachen Phase eine relativ gut Gruppe. Hier hat ein Österreicher die Verantwortung übernommen und für Ordnung in der etwa 8 Mann starken Gruppe gesorgt (je 1 min Führungsarbeit). Oben angekommen habe ich aber gemerkt, dass das Körner gekostet hat.
Abfahrt Brenner:
Hier nix besonderes: Schnell nach unten gekommen und Plätze gutgemacht.
Auffahrt Jaufenpass:
Die Hitze machte sich hier erstmals deutlich bemerkbar. Ab etwa der Hälfte fing mir langsam an übel zu werden. Umso mehr ich trank bzw. umso mehr Gels in mich hineindrückt, desto schlimmer wurde es... Kurz unterhalb der Baumgrenze musste ich mich dann für zwei Minuten an den Rand setzen, dann ging es weiter. Super fand ich die Fans kurz vor der Passhöhe. Die haben noch mal so richtig gepuscht.
Abfahrt Jaufenpass:
Vermutlich das Gefährlichste, was ich je auf dem Rennrad gemacht habe! Absolut schlechte Strecke, trotzdem mit Vollgas nach unten, nach Möglichkeit immer auf der Ideallinie. Unten angekommen war ich wieder voll unter Adrenalin und auf 10 h-Kurs.
Auffahrt Timmelsjoch:
Der Einbruch kam dann am Timmelsjoch, noch vor der Labe. Die Hitze war das eine, die Übelkeit das andere! Hinzu kamen zunehmend Knieschmerzen. Wiederholt musste ich anhalten. Dabei habe ich ernsthaft überlegt, mir den Finger in den Hals zu stecken. Ich hatte aber Angst, dass ich anschließend mit Magenkrämpfen zu kämpfen habe, also half nur eins: Immer weiter. Während der kleinen Pausen war ich nie alleine: Immer sah man andere Radfahrer mit apathischen Blicken in den Schattenplätzen. Einige haben sich tatsächlich übergeben. An der Labe angekommen dachte ich mir, mal länger Pause zu machen. Daher ließ ich mir auch mal prophylaktisch die Beine massieren (ein Fehler, wie sich noch herausstellen sollte), ging in Ruhe aufs Klo und versuchte, eine Laugenstange herunterzuwürgen. 200 m nach der Labe fing mein rechter Oberschenkel an zu Krampfen! Ich könnte schwören, dass das mit der Massage zusammenhing; vorher waren die Muskeln absolut problemfrei. Also absteigen, 100 m schieben und dann wieder weiter. Dieses wiederholte sich am Timmelsjoch noch einmal. Am Timmelsjoch bin ich 1000 Tode gestorben und habe mir gesagt, dass ich so einen Schei... nie wieder mache!!
Abfahrt Timmelsjoch:
Hier fing es wieder an Spaß zu machen. Ich liebe schnelle Abfahrten!
Gegenanstieg + Rest:
Im festen Glauben, dass es sich nur um eine kurze Rampe bis hinter der Kurve handelt hielt ich voll rein, mit dem Ergebnis, dass der Krampf im Oberschenkel wiederkam! Also kurz absteigen und schieben. Den Rest kam ich dann erstaunlich gut hoch und stürzte mich in die Abfahrt nach Ötz. Hier habe ich nur überholt. Die letzte Welle vor Sölden konnte ich wegdrücken, bekam aber wieder Krämpfe bis ins Ziel. Trotzdem habe ich auf der Zielgeraden (Hauptstraße) noch mal im stehenden Sprint alles gegeben, die Zuschauer haben es gedankt, war echt cool.
Endzeit in Sölden waren 11 Stunden, davon 10:15 Fahrtzeit.
Abends in der Freizeitarena war mein Körper immer noch nicht in der Lage, die Temperatur richtig zu regulieren. So habe ich in der Halle abwechselnd gefroren und geschwitzt. Essen war so richtig auch erst am Montagmorgen möglich...
So, nächstes Jahr wieder !!! ;-)