Ja, ich kann mir sehr gut vorstellen, dass sich das Bemühen, an seinem Gewicht zu arbeiten, sehr schnell verselbständigt und krankhafte Züge annimmt. Dieses wird durch zunächst einhergehende sportliche Erfolge vermutlich zusätzlich gefördert.
Als ich vor rund 15-20 Jahren für das Team swb fuhr hatte ich eine oder zwei Saisons sehr speziell und recht akribisch auf meine Ernährung und auf mein Körpergewicht geachtet. Durch das regelmäßige Ausdauertraining verschiebt sich das Verhältnis von passiver Fettmasse zur restlichen Körpermasse ja sowieso; ich wog ohne darauf zu achten damals immer schon um die 67kg bei 177cm Körpergröße; das wiege ich auch heute noch. In den ein bzw. zwei Jahren in denen ich speziell auf mein Körpergewicht achtete, war ich schnell bei 64kg. Diese zwei Bilder dürfte wohl aus der Zeit stammen; damals war ich echt schmal
Am Berg bei den Rennen im Harz, bei Rund um den Elm (Braunschweiger Radsporttage) oder auch an den kurzen Steigungen bei den Dortmunder Rennen hatte ich die Gewichtsreduktion gleich positiv bemerkt. Das ist schon cool, wenn man relativ entspannt hochfährt und merkt, dass die Konkurrenten hinten richtig flöten gehen.
Bei
Rund um den Elm meinte Marcel Bollmann, unser damaliger Sprinter bei swb, zu mir:
„Martin, fahr weiter vor, nach der nächsten 90°-Kurve geht es in die Steigung.“
Gesagt, getan… In der Steigung selbst, diese vielleicht 1-2km lang, hatte ich die Fahrer, die sich nach hinten durchsacken ließen, kontinuierlich überholt. Oben an der Kuppe drehte ich mich dann mal um und merkte erst da, dass wir nun eine 5- oder 6köpfig Spitzengruppe waren, die im weiteren Verlauf >5min Vorsprung herausfuhr. Das war also eine Attacke, die ich tatsächlich nicht als eine solche wahrgenommen hatte, das war echt krass!
Interessant finde ich, dass andererseits auch immer wieder kräftige, ausgesprochen athletische Fahrer am Berg überraschend lange dran bleiben können, siehe Wout van Aert oder MvP. Klar, diese zwei sind natürlich absolute Ausnahmeathleten. Die Summe der Höhenmeter führt dann doch irgendwann nahezu zwangsläufig dazu, dass das Mehrgewicht des Sportlers diesen zum reißen lassen führt.
In meiner Laufbahn war es letztendlich so, dass mir das für mich damals äußerst geringe Gewicht um die 64/65kg am Berg zwar enorm half, ich aber bei den meisten Rennen, die ich hier im flachen Norddeutschland fuhr, keineswegs positive Effekte hatte. Nach meiner aktiven Zeit, so ab 2012 wog ich auch schon mal 70-71kg, fühlte mich damit aber gar nicht wohl. Mit meinen jetzigen 67kg fühle ich mich sehr gut und komme Steigungen und Berge auch ganz passabel hoch. Auf mein Gewicht achte ich inzwischen wenig bis gar nicht mehr, versuche hin und wieder aber, mich mal gesund zu ernähren.