pjotr
Radprofi, gefangen im Körper einer Hobbylusche
Ich bin mir aber nicht sicher, ob ein systematisches Risikomanagement zu dem Ergebnis führen würde, was sich hier manche vorstellen. Ich schaue (zusätzlich zum selbst fahren) viele Radrennen. Viel zu viele. Zumindest von denen, die bei Discovery laufen. Und das schon einige Jahre.
Ein sehr großer Teil der Stürze und gefährlicher Aktionen entfällt höchst eindeutig auf das Verhalten der Rennfahrer und des zur Gewinnmaximierung eingegangenen Risikos.
Im Zuge eines Risikomanagements müsste man sich um die Risiken mit der höchsten Eintrittswahrscheinlichkeit und den größten Auswirkungen (also rechts oben in der Risikomatrix) als erstes kümmern.
Allerdings kommen dann ja die Stakeholder ins Spiel. Zum Beispiel also wir. Nur so ein Gefühl... das gefährlichste Pro Rennen (insbesondere wenn es regnet) dürfte P-R sein. Jedes Jahr gibt es zahllose Stürze mit teilweise schweren Knochenbrüchen. Da treffen eigentlich alle Faktoren aufeinander, die man aus Risikosicht mit einer roten Ampel versehen müsste. Trotzdem ist es eines der Highlights des Jahres.
Sind wir alle ehrlich wenn wir auf einmal Abfahrten im Regen auf einer eigentlich ungefährlichen Straße eigentlich untragbar finden und auf der andere Seite P-R anschauen? Und ist es eigentlich aus Risikosicht tragbar, wenn in den riesen Cityrennen endlos RennfahrerRookies in riesigen Feldern losgelassen werden? Ist es tragbar, wenn in den angesagten Feierabend Ballerrunden häufig ohne Sinn und Verstand quasi Radrennen im Verkehr und um die Autos gefahren wird?
Ich versteh auch nach so vielen Seiten nicht, wo man gerne hin möchte. Man möchte Risiken die rational rel. selten auftreten ausschließen, akzeptiert aber an anderen Stellen welche mit einem viel höheren Risikowert. Mich persönlich verwirrt das.
Ich kann Dir auch nicht sagen, wo alle anderen hinwollen, manche wollen vermutlich vor allem ihr Mütchen kühlen. Ich kann Dir aber sagen, was ich will, die Begrenzung des Risikos auf vernünftiges Maß, sodass die Zahl schwerer Stürze oder tödlich verunglückter Radfahrer hoffentlich absehbar wieder abnimmt. Dass ein Gutteil des Risikos in Rennen durch die Sportler selber verursacht wird, liegt im Übrigen auf der Hand. Ist in anderen Sportarten auch nicht anders und entbindet nicht von der Verpflichtung, die Folgen dieses Handelns abzumildern oder dieses Handeln, wenn die Auswirkungen zu schwerwiegend werden, ggf. ganz zu unterbinden - erst recht nicht, wenn man annehmen muss, dass die durch Technik und Training heute möglichen höheren Geschwindigkeiten die Folgen dieses Handelns gegenüber früher erheblich verschlimmern.
Radsport wird weiter eine Risikosportart bleiben, eine Reduzierung des Risikos ist aber dringend notwendig.