Der Urlaub ist leider vorbei, hat sich trotz einer Woche dennoch angefühlt wie eine Ewigkeit.
Hier ein kurzer Reisebericht mit dem Klassikerersatz:
Wir waren insgesamt 6 Tage unterwegs. Ziel war Liepe in der Uckermark, wo wir ein Ferienhaus gemietet hatten (Geschenk zum 60. der Schwiegermutter, der Schwager, inklusive Kind und Frau, war ebenfalls dabei).
Dabei hatten wir die komplette Selbstversorger Palette aus Zelt, Kochutensilien und so weiter mit dabei. Letztes Jahr haben wir uns zwei äußerst kompakte Daunenschlafsäcke und eine breite zwei-Personen Isomatte gegönnt.
Dennoch bin ich mit Flaschen auf insgesamt 120 Kilo gekommen (davon fallen 100 auf meine Wenigkeit und Rad). Da uns klar war, dass auf der Distanz (mit dem Gewicht) Höhenmeter nicht allzu viel Spaß machen werden, haben wir uns für ein paar kleinere Umwege zu Gunsten flacherer Strecken entschieden.
Übernachtet wurde über Warmshowers und "Hinterland". Anfangs hatte ich bedenken, da ich mich selber als Corona Angsthasen bezeichnen würde. Es lief aber alles einwandfrei ab, sodass wir die ganze Zeit draußen waren und getrennte Duschen nutzen konnten.
Die Tour bestand aus folgenden Etappen:
Tag 1: Koblenz - Ruppertenrod (191 km), einfach nur an der Lahn bis nach Gießen, von dort aus Richtung Nordosten über Wald, Wiese, Grünberg in das beschauliche Nest Ruppertenrod
Tag 2: Ruppertenrod - Lindigshof (126 km), über Alsfeld erschien es uns zu hügelig, also sind wir einen Schlenker in den Süden gefahren, über Lauterbach, Bad Hersfeld, Philipsthal (Werra) zum Ziel
Tag 3: Lindigshof - Kleinleinungen (126 km), über Eisenach, den Hainich Nationalpark, Mühlhausen, durch düsteres LPG Land
Tag 4: Kleinleinungen - Vockerode (127 km), lange, lange nichts, dann Köthen, Dessau und endlich die Elbe.
Tag 5: Vockerode - Berlin (142 km), Fährfahrt über die Elbe, Wittenberg, dann ein langes Stück an der B2, bei Beelitz eingebogen und über die Seen nach Berlin
Tag 6: Berlin - Liepe (82 km), zählt nur so halb. Gepäck war schon im Auto.
Direkt am ersten Tag hat es uns beide (!) Radtaschen gefetzt. Die Naht der einen hat sich gänzlich gelöst, bei der anderen ist die Befestigungsplatte gebrochen. Ein netter Mann der irgendwo im Wald geparkt hat konnte uns dankenswerterweise mit einem Spanngurt aushelfen.

Natürlich war das einzige verbleibende Sportgeschäft in Gießen, natürlich war es kurz vor 5 und natürlich hatten wir noch gut 25 km vor uns. Gefühlt ist ja alles Kopfsache, also trotz 120 km in den Beinen noch einmal alles gegeben um dann pünktlich 17:45 in den Intersport zu laufen.
Aus den zwei kaputten konnten wir eine Zombietasche formen, deren Naht natürlich auch den Geist aufgegeben hat, die sollte aber mit etwas Klebeband halten.

Schade, dass wir uns nicht mehr Zeit nehmen konnten, aber der Zeitplan war etwas eng. Ursprünglich wollten wir die Woche zuvor starten, und gemeinsam mit einem Freund einen großen Bogen über Dresden fahren, Corona und das Wetter hatten uns leider einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Es bleiben: 10 Tage purer Sonnengenuss und pannenfreier Urlaub.
Am wenigsten gefallen hat mir leider der Südharz. Acker, Acker, Acker, Kopfsteinpflaster, Kopfsteinpflaster, Kopfsteinpflaster ... aber da musste man durch. Mit mehr Ortskenntnis hätte man sicherlich schönere Strecken aussuchen können. Das Stück an der B2 war eigentlich schnell vorbei, da ging es einfach nur um die Kilometer.
Hier noch ein paar Impressionen:
Im schönen Wittenberg:

Meine liebste Sehenswürdigkeit der Tour, Halli der Turm! Ich steh da wie mit dem Stock im Po, weil ich irgendwie die AFD Kundgebung verdecken musste. Größter Trost war: es war exakt niemand bei der Kundgebung zum zuhören anwesend.

Der Hainich Nationalpark war ein ganz besonders schönes Stückchen Welt, vor allem den Komfort unter der Woche in aller Ruhe durchfahren zu können.

Wir campen sehr gerne, aber auch zukünftig werden wir uns eher an kleineren Plattformen (1nitetent, Hinterland, Warmshowers) orientieren. Hier unsere zweite Übernachtung in Lindigshof.

Den Westerwald mussten wir umfahren, macht man aber auch gerne, wenn die Strecke so aussieht:

Nach vier Tagen waren wir dann endlich in der Türkei angekommen!

Keine Ahnung was das war. Für mich als alten Kriegsdienstverweigerer auf jeden Fall ein ungewohnter Anblick. Am Anfang einfach nur leere Panzer Wannen, und dann hunderte "Ganze":

Hessen und Thüringen haben mir sehr gut gefallen. Da wird es auf jeden Fall noch ein zwei Radtouren geben:

Danke fürs lesen.
Micha