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was spricht gegen einen weichen breiten Sattel

schalom

Rahmentester
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Hi

sagt mir mal bitte was gegen einen etwas breiteren und weicheren Sattel spricht ?

Wenn ich Rennräder beim Händler oder anderen Fahrer sehe haben die bzw. haben wir immer die schmalen teilweise sehr harten mit etwas Gel aufgepolsterten Sättel drauf.
Wir geben teilweise viele Euros für schöne Hosen mit breiten Polstern aus und erhoffen dadurch einen längeren bequemeren Sitzkomfort..

Nun frage ich mich was gegen ein Sattel sprechen könnte der ansich optisch breiter aussieht als ein Rennradsattel und auch ein gewisses Polster aufweisst, was man gefühlt grob bis zu 5-10 mm eindrücken kann.

Beispiele wären hier die Sättel von Spinning Rädern im Fitness Studios.

quasi so etwas wie dieses hier .. oder eben als geschlossene Version und optisch dicker aussehend..
http://www.roseversand.de/technik/saettel-und-zubehoer/saettel/herren-unisex/red-x-climairtec-xl.html?cid=155&detail=10&detail2=29794


da ich erst seit wenigen Wochen ernsthaft aktiv fahre verstehe ich es einfach noch nicht ... vielleicht gibt es ja Gründe die dagegen sprechen würden.

meine Fahrleistung bezieht derzeit auf max 2-3 Stunden pro run.


kann ich solche Sättel einfach mal testen oder Finger davon lassen ?

Danke
 

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Re: was spricht gegen einen weichen breiten Sattel
AW: was spricht gegen einen weichen breiten Sattel

Das Problem ist die Haltung auf dem RR.
Wenn du weit nach vorne gebeugt sitzt, sind breite Sätte einfach eine Qual.
Und ich spüre keinen Unterschied, ob der Sattel gepolstert ist, oder ein reiner Carbonsattel drauf ist.
Das macht für mich keinen unterschied.
Wichtig ist einfach, dass die Sitzhöcker genau auf dem Sattel sind.

Btw: Die Folterinstrumente auf Spinningrädern halte ich nur für ne Stunde aus, weil man immer mal wieder aus dem Sattel geht.
Dauerhaft sitzen kann ich auf sowas nicht.
 
AW: was spricht gegen einen weichen breiten Sattel

Scheuert an den Beinen und mit der Zeit werden weiche Sättel zu unbequem weils Druckstellen gibt. Am besten finde ich eine reine Carbonschale :daumen:
 
AW: was spricht gegen einen weichen breiten Sattel

Polsterung wird zusammengedrückt, dadurch bei längerem Sitzen fest, dann ist es vorbei mit der Bequemlichkeit.

Ein schmaler Sattel dagegen gibt nach, die Satteldecke federt etwas, dadurch ist der Komfort auf langen Strecken größer. Natürlich muss man sich erst an das lange Fahren gewöhnen, ohne Übung geht es nicht.

Auf Kurzstrecken kann ein breiterer, gepolsterter Sattel für Anfänger allerdings komfortabler sein.

Ganz einfach: Wären breitere Sättel tatsächlich bequemer, die Profis, die unzählige Wochenstunden im Sattel verbringen müssen, und oft Sitzbeschwerden haben, vor allem bei Rundfahrten, würden die Sättel sicher benutzen, trotz etwas höherem Gewicht.
 
AW: was spricht gegen einen weichen breiten Sattel

Wichtig ist nicht, wie schmal, breit, leicht, schwer oder dick und dünn gepolstert ein Sattel ist - sondern, wie gut er zu Dir passt.
Da kann es sein, dass Du einfach einige Sättel ausprobieren musst. Aber bitte nicht gleich nach zwei, drei Stunden verzweifeln und den nächsten kaufen, das führt nur zu einer total sinnlosen Sattelsammlung. Ein Stück weit gewöhnt sich nämlich immer auch der Fahrer an den Sattel.

Meiner Meinung nach wird um den Sattel in den letzten Jahren viel zu viel Aufhebens gemacht, obwohl (oder weil?) die Dinger einfach unverschämt teuer geworden sind. Vor ca. 20 Jahren gab es nur eine Handvoll Rennradsättel, die allesamt ordentlich ausgedacht waren (außer vielleicht dem Rolls) und mit denen fast jeder zurecht kam.
Noch 20 Jahre früher gab es praktisch nur eine einzige Bauart, nämlich mit Kernlederdecke - und diese passte sogar ausnahmslos jedem.

Es wirkt also auf den ersten Blick so, als wäre jede Weiterentwicklung des Fahrradsattels eigentlich mit einer Einschränkung seines tatsächlichen Nutzwertes verbunden gewesen, was aber nur teilweise stimmt.

Schauen wir uns den Vater aller Sättel an: Den Kernledersattel, heute z.B. noch bei Brooks im Programm. Dort wird eine Satteldecke aus mehrere Millimeter starkem, derbem Leder vorn und hinten mit schlanken Metallrahmen vernietet, die wiederum mit einem Gestell aus Stahldraht verbunden sind. Vorn lässt sich die Decke gegenüber dem Gestell mit einer Schraube spannen. Natürlich ist ein neuer Kernledersattel prügelhart und meistens auch schmerzhaft - aber das hat durchaus seinen Sinn. Im Laufe etlicher Stunden wird das Leder nämlich immer weicher und passt sich so der Anatomie des Fahrers an, wobei die Decke insgesamt natürlich auch noch elastisch schwingen kann. Ein gut eingerittener Ledersattel braucht zwar etwas Pflege (fetten/ölen, ab und zu nachspannen), kommt aber interessanterweise völlig ohne Polster aus und hält praktisch ein Leben lang.
Komfort? Wie auf Wolken! Nachteile: hohe Herstellungskosten, hohes Gewicht, Pflegeaufwand wird von den wenigsten Nutzern heute noch verstanden.

Irgendwann kam dann ein schlauer Kopf auf die Idee, dass man doch viel leichtere und billigere Sättel aus Thermoplast herstellen könnte, womit der Unicanitor und damit das heute noch gängige Prinzip des gepolsterten Plastiksattels geboren war.
Da Thermoplast-Schalen mit sehr dünner Wandstärke schwierig herzustellen sind, war bei dieser Bauform mangels Flexibilität und vor allem mangels bleibender Anpassung an den Fahrer von Anfang an eine Polsterung nötig. Jahrzehntelang gab es diese Ausführung praktisch unverändert in einer Reihe klassischer Formen, die allesamt eine sorgfältig ausgeformte Schale, ein möglichst langes Gestell und ein eher festes, nicht zu dickes Polster gemeinsam hatten. Den 600 g des Kernledersattels standen nun ca. 350 g kaum unbequemeres Material ohne jeden Pflegeaufwand gegenüber, noch dazu zum günstigeren Preis.
Ein heute noch gängiges Modell aus dieser Zeit ist der San Marco Regal, der Selle Italia Turbo kann als DER Klassiker schlechthin gelten und über diese beiden hat sich kaum je ein Fahrer beschwert. Warum also daran etwas ändern?
Zum einen, um Gewicht zu sparen - zum anderen, um mit allerlei Marketing-Geschwätz im Zeitalter der zunehmenden Individualisierung einen ordentlichen Reibach zu machen.

Die erste ernsthafte Weiterentwicklung des klassischen Plastiksattels war der Flite in seiner Urform. Die Abstammung vom Turbo ist ihm deutlich anzusehen, das Gestell ist formal sogar identisch, jedoch aus leichterem Titan. Die Schale wurde durch eine Reihe von Vertiefungen an der Unterseite und einen deutlich kürzeren "Rand" etwas leichter, aber auch flexibler, wodurch das Polster dünner und fester ausfallen konnte. Eigentlich ein kleiner Schritt zurück zu den wunderbaren Eigenschaften des Kernledersattels, wenn auch aus völlig anderen Gründen und vielleicht sogar eher zufällig.
Mit dem Flite 1 war der Plastiksattel auf unter 200 g gefallen, dabei aber sogar ein wenig bequemer geworden. Noch ein Klassiker, mit dem fast jeder zurechtkommt.

Nachdem die gute Grundidee durch allerlei Spielereien mit mehrfarbigen Bezügen und unterschiedlichen Polstermaterialien immer weiter verwässert wurde, ging der Kampf um den leichtesten Sattel in die nächste Runde - und hier wird es absurd: Um von den hervorragenden 190 g des Ur-Flite noch etwas zu klauen, kamen die meisten Hersteller auf die saublöde Idee, die Sattelgestelle zu kürzen. Da das am Vorderende schwierig ist, endeten von nun an die meisten Gestelle einfach hinten einige Zentimeter früher, nämlich exakt unter den Sitzknochen des Fahrers!
Mehr muss man dazu eigentlich nicht mehr sagen, dafür sind seitdem aber Gewichte um 140 g möglich.

Ein weiterer Schritt die falsche Richtung sind Sättel mit zu flachem Gestell, wo dann bei Belastung die Schale im Dammbereich auf der Sattelstütze aufliegt. Autsch.
Oder die völlig behämmerten Monorail-Geschichten, bei denen endgültig überhaupt nichts mehr flext.

Nun war also der unbequeme Sattel geboren und es mussten allerlei blumige Konzepte auf den Tisch, um den Kunden bei der Stange und das Gewicht weiterhin niedrig zu halten. Vergessen wir nicht: Ende der 80er kosteten Turbo und Kollegen etwa 30 bis 40 Mark, während ein prinzipiell gleich aufgebautes modernes Modell locker den doppelten Preis IN EURO erreicht und fast alles schlechter kann.
Und schon gab es Sättel mit Aussparungen in der Mitte, Elastomerdämpfern und absurden Schalenformen...
Viele Leute bekommen auf den Lochsätteln übrigens Probleme mit wunden Stellen genau am Rand der Aussparung - während die meisten von ihnen ihr Problem mit dem abgestorbenen Dödel auch durch simple Änderung des Neigungswinkels hätten lösen können. Des Sattels natürlich, nicht des Dödels.

Also alles im Eimer und der Sattel an sich in einer Sackgasse?
Keineswegs, denn parallel waren längst Konstruktionen aus faserverstärktem Kunststoff auf dem Weg. Und solche Schalen und Gestelle aus Carbon und/oder Kevlar sind nicht nur leichter, sondern auch endlich wieder dünnwandig genug zum Flexen. Sie kommen daher auch wieder ohne Polster aus, bei kaum noch über 100 g.
Allerdings bleibt doch ein kleiner Nachteil gegenüber dem Kernledersattel: Das moderne Kohleteil passt sich seinem Fahrer nicht dauerhaft an.


Such Dir also zuerst einmal einen Sattel, dessen Breite zu Deinem Becken passt. Deine Sitzknochen solltest Du mit einem forschen Griff zwischen die Beine eigentlich ertasten können, auf deren Abstand kommt es letztendlich an. Sonst nix.

Zum Messen kannst Du vielleicht versuchen, eine dünne Schicht Styropor bzw. Trittschalldämmungsmaterial (schönes Wort) auf einen möglichst straffen Sattel zu legen. Dann draufsetzen, wobei sich das Styropor an den Kontaktstellen dauerhaft zusammendrückt und Du deine ganz persönliche Geometrie anschließend ausmessen kannst. Das dünne Styroporzeugs gibt es eigentlich an jeder Baustelle auf Rolle, für Trennfugen usw.
Andererseits fällt Dir ein grundsätzlich unpassender Sattel meistens schon beim kurzen Probesitzen im Laden auf.

Dann achte auf ein möglichst langes Gestell, das auf keinen Fall unter den Sitzknochen endet. Wähle einen Sattel mit eher dünnem Polster, drück mit dem Daumen oder Handballen an verschiedenen Stellen auf das Ding und beobachte dabei von unten, ob sich neben dem Polster auch die Schale eindrückt - je weiter, desto besser. Polster reibt auf langen Strecken nur unnötig, siehe oben.
Der Rest ist dann eigentlich Gewöhnungssache.
 
AW: was spricht gegen einen weichen breiten Sattel

Wer noch einen Rest von Hirn in seiner Birne hat vielleicht?
 
AW: was spricht gegen einen weichen breiten Sattel

Enorm wichtig ist aber auch wie die Form im hinteren Bereich ist. Mit dem Flite komme ich nicht wirklich zurecht, daß fühlt sich an als ob man auf einem Baumstamm sitzt.
Und im hinteren Bereich sind die Sättel viel zu schmal, mir jedenfalls.

Wenn man das Becken recht weit runter beugt dann ist auch die Polsterung im vorderen Bereich wichtig. Dann reicht eine Carbonschale nämlich nicht mehr als alleinige Federung.
 
AW: was spricht gegen einen weichen breiten Sattel

Bravo Knobi, sehr ausführlich, und gut zu lesen!

Ich finde allerdings nicht, dass zu viel Theater um den Sattel gemacht wird, da er schon ein ganz wichtiges Bauteil am Rad ist.

Richtig ist auf jeden Fall, dass es keinem erspart bleibt, "seinen" Sattel selbst auszusuchen.

Bei mir war es früher der Turbo, der einfach passte, jetzt bin ich zum SLK von Selle Italia gekommen. Das Prinzip, dass bei diesem Sattel die beiden Seiten voneinander unabhängig flexen können, scheint wirklich zu funktionieren. Das ist der erste Sattel, den ich von Beginn an einfach nicht gespürt habe. Seither ist der Sattel kein Thema mehr für mich, ich vergesse diesen Teil des Rades einfach.
 
AW: was spricht gegen einen weichen breiten Sattel

Wichtig ist einfach, dass die Sitzhöcker genau auf dem Sattel sind.

QUOTE]

was meinst du mit Sitzhöcker ?

diese Erhebungen die man auch am Produkt SQler 611 er sieht .. hinten für die Beckenknochen ?

Nimm' ein Stück dickere Wellpappe, lege es auf eine harte Oberfläche und setz' Dich mit möglichst gerader Wirbelsäule drauf. Wenn Du nicht zuviel Fleisch am Allerwertesten gepackt hast:D, solltest Du 2 Abdrücke in der Wellpappe finden - Deine Sitzhöcker/Sitzknochen.
Der geneigte Specialized-Dealer hat dafür sogar ein "Tool" und eine Schablone dafür, damit er Dir den passenden Sattel verkaufen kann. Aber auch das ist keine Garantie, dass man gut auf dem Sattel sitzt.

Gruß Thomas
 
AW: was spricht gegen einen weichen breiten Sattel

Danke für eure Anregungen

besonderer Dank geht an Knobi... alleine für die Mühen die du in die Antwort gesteckt hast.

Im Grunde sollte man den Forenbetreibern vorschlagen deine Ausführungen zu sticken !:daumen:
 
AW: was spricht gegen einen weichen breiten Sattel

Also alles im Eimer und der Sattel an sich in einer Sackgasse?
Keineswegs, denn parallel waren längst Konstruktionen aus faserverstärktem Kunststoff auf dem Weg. Und solche Schalen und Gestelle aus Carbon und/oder Kevlar sind nicht nur leichter, sondern auch endlich wieder dünnwandig genug zum Flexen. Sie kommen daher auch wieder ohne Polster aus, bei kaum noch über 100 g.
Allerdings bleibt doch ein kleiner Nachteil gegenüber dem Kernledersattel: Das moderne Kohleteil passt sich seinem Fahrer nicht dauerhaft an.

Das mit leichten Carbonsätteln ist absolut richtig. Der bequemste Sattel, den ich je gefahren bin, wiegt ziemlich genau 72g und ist aus Carbon, dieser flext aber richtig und ist dadurch langstreckentauglich. Die Form muss natürlich passen, aber da bietet der Markt genug Auswahl.
 
AW: was spricht gegen einen weichen breiten Sattel

Hervorragender Beitrag Knobi! :daumen:
Hier in der Schweiz gibt es einen großen Fahrradzubehörhändler, der eine Sattelvermessung anbietet. Die testen mit einem Drucksensor wie gut der Sattel passt und sollte sich wirklich kein passender finden, kann man sich auch einen auf Maß fertigen lassen. Das wird auf alle fälle billiger, als wenn man sich alleine durch das Sattelprogramm durchtestet.
Aber wenn das Gewicht weniger eine Rolle spielt, kauft man sich gleich einen Brooks. :D Bei guter Pflege vertragen die auch einmal einen Regenguss.
 
AW: was spricht gegen einen weichen breiten Sattel

Wenn es um Sitzkomfort geht, ist die Hose wichtiger als der Sattel.
Mit einem gutem Sitzpolster kann man eine ganze Reihe von Sätteln fahren.
Mit schlechtem Sitzpolster macht jeder Sattel bei langen Touren Probleme.
 
AW: was spricht gegen einen weichen breiten Sattel

Wenn es um Sitzkomfort geht, ist die Hose wichtiger als der Sattel.
Mit einem gutem Sitzpolster kann man eine ganze Reihe von Sätteln fahren.
Mit schlechtem Sitzpolster macht jeder Sattel bei langen Touren Probleme.

Ich kenne überhaupt keine Radhose mit "Sitzpolster"! Da sind lediglich Materialien drin, welche die Reibung verhindern sollen. Früher war das mal Leder, jetzt sind es irgendwelche Textilien, von denen manche gut, manche schlechter funktionieren.

Was viel bringt, ist das Einfetten der Sitzfläche, ob die Hose, oder den Hintern ist Geschmackssache.

Wer sich aber von dem bisschen Einsatz in den Hosen wirkliche Polsterung verspricht, der wird entweder enttäuscht, oder er muss sich auf seine Einbildung verlassen!
 
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