Hier ein „kleiner“ Vorbericht auf Wunsch von Triduma
(wem es zu lang ist einfach ignorieren und zum nächsten Posting weiterscrollen)
Paris-Brest-Paris startet übernächstes Wochenende. Aus Bayreuth sind wir 3 Mann am Start. Wir 3 haben alle in Treuchtlingen dieses Jahr die Quali-Brevets gemacht (200km, 300 km, 400 km, 600 km). Vom befreundeten Bayreuther Team Icehouse ist Bernd dabei und noch mein Arbeitskollege Helmut. Dieser hat als Handicap, bedingt durch einen Unfall in seiner Kindheit, leider nur noch ein Auge zu haben. Er macht dies aber durch eisernen Willen und Kraft wieder wett. Kein Wunder, er ist auf dem Bauernhof aufgewachsen und muss dort irgendwie besonders Kraft getankt haben?
Nächste Woche Freitag fahren Bernd und ich früh morgens nach Paris weg. Helmut macht vorher schon ein paar Tage mit seiner Freundin Frankreich unsicher. Ein Hotel haben wir ca. 10 km vom Start entfernt gebucht. Es findet am Samstag das Rad-Checkin am Startort statt. Es ist ein neu gebautes Radvelodrom westlich von Paris unweit von Versailles. Mein Radcheck ist am Samstag um 11:15 h, verbunden mit der Abholung der Startunterlagen. Mit in der Startgebühr von 115 EUR ist eine hochwertige Leuchtweste enthalten, die nachts getragen werden muss. Für Sonntag Nachmittags konnte man ein Buffet buchen, so dass man bestens gestärkt dann auf die lange Reise gehen kann.
Man konnte bei der Anmeldung zu PBP auswählen welche Zeitlimits man wählt. 80 Stunden, 84 Stunden oder 90 Stunden. Jeder dieser einzelnen Zeitziele hat Vor- und auch Nachteile.
80 Stunden: Vorteil: starten als erste So. ab 16 Uhr. Nicht so viel Traffic auf der Strecke und die Kontrollstellen sind noch nicht so voll, insbesondere bei den Verpflegungen und Schlafsälen. Nachteil eben 80 Stunden. Wer über 80 Stunden braucht kommt nicht in die Wertung.
90 Stunden: das größte Zeitlimit. Starts So. ab 18 Uhr. Allerdings fährt man ziemlich schnell in die Nacht und geht schon „teilermüdet“ in das Rennen.
84 Stunden: Start Mo. früh ab 4:30 h. Größter Vorteil man fährt in den Tag, dafür sehr viel Verkehr auf der Strecke und in den Kontrollstellen. Die 84 Std. Starter haben die niedrigste DNF-Rate.
Wir drei haben alle unterschiedliche Startzeiten und Limits. Helmut der Waghalsige mit 80 Stundenlimit mit Start um 16:00 Uhr in der ersten Startgruppe. Ich am So. um 18:15 h mit 90 Std und Bernd zum Schluss am Mo. früh um 5:15 als 84 Std-Starter . Start erfolgt in Startgruppen á 300 Starter alle 15 Minuten. Insgesamt sind 6.000 Starter aus aller Welt gemeldet mal sehen wie viel sich wirklich an die Startlinie trauen?
Schon die ganze letzte Woche bin ich dabei mein Rad auf diese 1230 km vorzubereiten. Anscheinend sind die Straßen manchmal sehr schlecht und ziemlich holperig, dass da bestes Material gefragt ist. Ich habe mir dazu einen neuen Laufradsatz gekauft. Er ist 36-fach eingespeicht und vorne mit einem hochwertigen leistungsfähigen „SON“-Nabendynamo aus schwäbischer Fertigung ausgestattet. Aufgezogen habe ich die Conti GrandPrix 4 Season, die zusätzlichen Pannenschutz und eine verstärkte Karkasse haben. Dieser
Reifen wird bei den Profirennen wie Paris-Roubaix verwendet und sollte daher bestens für PBP passen. Vom Nabendynamo wird Strom abgenommen für das extrem helle SON-Vorderlicht an dem wiederum ein Rücklicht angeschlossen ist. Am Nabendynamo hängt auch das USB-Werk von Busch @ Müller, das Ladestrom für den
Garmin und das Iphone, bzw einem Akkupack liefert. Nächste Woche baue ich noch den Gepäckträger an den Hinterbau mit einer Packtasche von
Topeak. Bilder vom fertigen „Reise-Rennrad“ werde ich nächste Woche vor der Abfahrt nach Paris noch einstellen. Auflieger sind leider nicht erlaubt. Anscheinend ist die Gefahr dadurch zu groß „auf“-liegend beim fahren einzuschlafen.
Nun weiter im Ablauf. Wenn der Start erfolgt ist fährt man erst durch die Vororte von Paris. Erste Verpflegungsstelle ist erst nach 140 km. Erste richtige Kontrollstelle zum stempeln in Villaines nach 220 km und das wird mitten in der Nacht sein etwa zu der Uhrzeit wenn Max aufsteht. Danach sind die Kontroll- und Verpflegungsstellen alle 70 bis 80 km. Es gibt dort anscheinend alles zu kaufen. Im zugemailten 19 seitigem Dossier steht dazu:
2) Services an den Kontrollstellen
An allen Kontrollstellen finden Sie während der Öffnungszeiten:
. Getränkeausschank (Wasser, Bier, Orangensaft, Cola, Kaffee, Tee, Schokolade ...) zu Preisen zwischen 1€ to 2€
. Sandwiches (ca. 2,50€)
. Selbstbedienungs Service (Mahlzeiten von 10€ bis 13€, ohne Getränke) – Fahrer haben Priorität
. Dusche (ca. 2€ oder 3,50€ mit Seife und Handtuch) – nur für Fahrer
. 200 bis 300 Schlafplätze (ca. 4€) - nur für Fahrer
. Reparatur-Service
Die hier genannten Preise sind unverbindlich
Wie sich die Fahrer die Strecke einteilen ist jedermanns eigene Sache. Man muss nur in den zeitlichen Limits bleiben, die aber auf den Stempelkarten angegeben sind. Vom Zeitlimit sollte das Ganze eigentlich gut zu bewältigen sein. Für 90 Std. ist ein Schnitt von 13,6 km/h gefordert und die Sieger bewältigen die Strecke so um die 45 Stunden. Ganz interessant wird es werden denen Verrückten auf den Spezialrädern zuzuschauen. Alles fährt dort mit, Liegeräder, Zigarren, Tandems, Dreiertandems solange es zwei Räder und mit Muskelantrieb ist. Es sind eine Menge Kontrolleure zur Sicherheit und Begleitung dabei, die allerdings streng kontrollieren ob die Strassenverkehrsordnung eingehalten wird und ob unerlaubt Begleitungfahrzeuge auf der Strecke sind. Verstöße werden mit Zeitstrafen geahndet. Unerlaubtes Begleitfahrzeug z.Bsp. 2 Stunden Zeitstrafe.
Ich habe mir mal so grob den Plan gemacht, dass ich die erste Nacht durchfahren werde und so weit wie möglich nach Brest fahre. Unterwegs dann bei den Kontrollstellen plane ich mal zwischen einer halben Stunde bis Stunde Stillstand ein. Wie es dann am 2. Tag zum Abend hin sich alles anfühlt lasse ich auf mich zukommen. Bestimmt werde ich aber eine großzügige Mütze Schlaf nehmen (4 bis 5 Stunden) dass wieder eine längere Strecke ohne Schlafunterbrechung machbar ist. Ich lasse dies mal auf mich zukommen und entscheide dann situationsbedingt was erforderlich ist. Das ganze Unternehmen ist ja auch ziemlich wetter- und materialabhängig. Je länger die Strecken umso mehr kann passieren. Hat man ja beim 1000er Brevet im Juni gesehen mit 14 Stunden Dauerregen wie das an Material und Fahrer zehrt. Dort sind von über 40 Starter nur 18 Fahrer im Zeitlimit in Treuchtlingen angekommen obwohl alle langstreckenerprobt waren und die 200 – 300 – 400 – 600 km Qualifikation dieses Jahr hinter sich hatten.
Noch eine Info aus dem Dossier für euch, die mal nachschauen wollen wo ich gerade rumkurve:
FAHRER-NACHVERFOLGUNG
- Ihre Familie und/oder Freunde können Ihr Vorankommen unter
www.paris-brest-paris.org verfolgen. Die
Abfrage kann mit Hilfe des Namens oder der Rahmennummer/Startnummer geschehen.
- Technologie ist nicht unfehlbar. Wir können nicht garantieren, dass die Fahrer-Informationen jederzeit ad hoc zur
Verfügung stehen. Zeitweilige mögliche Ausfälle werden auf der Website:
www.paris-brest-paris.org berichtet.
… schlechter wie der Tracker bei ironman.com wird er auch nicht sein
Ich versuche auf jeden Fall viele Bilder zu machen und mich von Paris mal zu melden. Vielleicht kann ich eine Prepaid-Karte für das Handy in Frankreich bekommen um Bilder und kurze Statusberichte zu schicken