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Paris in (doch nicht) 24h: Non je ne regrette rien

9:18, 429km gefahren
Power und Motivation kommen einfach nicht wieder. Das Essen schmeckt so recht auch nicht mehr. Es ist gar nicht so, dass ich mich totmüde fühlen würde, also ein großes Schlafbedürfnis im Kopf hätte. Aber da ich im Augenblick gerade mal nicht auf dem Fahrrad sitzen will und nicht weiß, was ich sonst tun könnte, lege ich mich nochmal für gut 20min hin und schlafe auch gut. Obs was bringt, wird sich zeigen.

12:08, 500km und deutlich über 4.000hm gefahren
Mittlerweile habe ich deutlich neue persönliche km- & hm-Rekorde "eingefahren" - auch wenns mit dem Fahren seit geraumer Zeit mal wieder nicht mehr so doll klappt. Nach meinem Nickerchen gegen 9:30 bin ich - ich konnt es gar nicht fassen - für gut 40km gefahren wie ein Duracell-Häschen mit frischen Batterien:)

Mittlerweile ist der Akku leider wieder genauso leer wie am frühen Morgen und ich verfluche jeden gottverdammten Hügel, den ich mir ja selbst eingeplant habe. Davon gibt es reichlich - und steil sind sie teilweise außerdem:mad:

Ob ich nun um 15:00 oder 16:00 oder wann auch immer in Paris ankomme, ist mir - einmal mehr - scheißegal.

13:41
Schatzel fragt per SMS, ob sie sich Sorgen machen muss, da ich mich noch nicht vom Eiffelturm gemeldet habe, mittlerweile 100min später als geplant. Ich sitze vor einem Supermarkt in Bussy-Saint-George in der prallen Sonne, habe nochmal Wasser nachgetankt und hoffe, dass eine Cola einen Motivationsschub für die finalen 35-40km gibt.

Zwischen 14:00 und 16:25

Es wird langsam städtisch, geht dann aber nochmal sehr schön für einige Kilometer auf einem guten Radweg an der Marne entlang.
Paris wird tatsächlich erst in Bercy erreicht (wie ich jetzt nochmal nachgeschaut habe, 12. Arrondissement). Alles gut zu fahren und zu finden. In Bercy geht es über die Seine und dann an vielen Sehenswürdigkeiten entlang.

Im Augenblick fühlt es sich ziemlich gut an hier zu sein. Vieles am Körper "entkrampft" sich wieder durch das vergleichsweise gemütliche "Rumgerolle", z.B. die Füsse. Nur zwischen den Schulterblättern ist es tierisch verspannt. Schön ist, die "rücksichtsvolle Anarchie" zwischen Autos, Bussen, Motorrollern, Radfahrern und Fussgängern. Jeder ist irgendwie unterwegs wie er meint, doch jeder aufmerksam. Keiner beschwert sich, niemand wird über den Haufen gefahren. So macht das Spass:D

16:25, 567km und 4.760hm gefahren
Schnitt 23,8 in Bewegung und ziemlich genau 20km/h gesamt, ca. 4h und 35min irgendwo rumgestanden oder gelegen

Den Eiffelturm sieht man tatsächlich erst, wenn man fast davor steht. Nach 28h und 25min bin ich jetzt also da - und erstmal nicht besonders euphorisch:confused: Wie schon manches Mal am Ende einer Tour, ist es irgendwie komisch anzukommen. Ich rufe bei Schatzel an, laufe etwas planlos umher, schicke einem Kumpel eine SMS, der vor ein paar Wochen meinte "Na, aus Deinem Paris-Projekt ist aber noch nichts geworden, oder?"
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Irgendwann später
Schließlich gehe ich zum Hotel ganz in der Nähe. Auf meine Frage, wo ich denn mein Rad unterbringen könnte, antwortet der "Hotelmensch", ich solle es doch draußen auf der Straße an den Baum schließen, das würden seine Kollegen auch immer so machen.
Folglich schleppe ich das Rad durch eine enges Treppenhaus in ein noch engeres Zimmerchen im 6. Stock. Aber sonst ist alles o.k.

19:50
Das Handy weckt mich nach einer Stunde aus komatösem Schlaf. Und nun? Ich weiß erstmal überhaupt nichts mit mir und der Stadt anzufangen, mache mich aber schließlich doch auf zu einer Runde entlang der Seine, über die Champs Elysee zum Arc de Triomphe, wo gerade die Sonne untergeht.
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23:00
Habe mir vom Trocadero aus nochmal den illuminierten Eiffelturm angeschaut. Tausende von Leuten oben auf der Terrasse. Tolle Stimmung, aber kaum ein Platz zu ergattern, wo man die Kamera auflegen könnte. Als ich schon auf dem Weg zum Hotel zurück bin fängt auf einmal um 23:00 der ganze schöne Turm an zu "glitzern" - "Ah" und "Oh" raunt es durch das Meer der Touristen aus aller Welt. Schön, dass ich dieses Spektakel nun auch noch miterleben durfte. Bon nuit!
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Zuletzt bearbeitet:
21.06.2014
Super 8h durchgeschlafen, bestens erholt. Beine sind etwas schwer, aber sonst alles gut.

Ich radel unter strahlendblauem Himmel an der Seine entlang, diesmal auch mit Zeit und Muse zum Fotografieren. Bin ich froh, dass ich in kein Museum muss. Vor dem Louvre steht gegen 9:00 schon eine riesen Schlange.
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An der Pont-Neuv ist die Rue-Saint-Denise recht leicht zu finden, die mich radeltauglich, entspannt und mit sehr schönem Paris-Flair direkt zum Gare de l'Est bringt.

Das Zerlegen und Verpacken des Rades braucht doch etwas länger als gedacht. So ist der TGV schon recht voll, als ich kurz vor Abfahrt einsteige. Es findet sich aber doch noch ein leeres Gepäckfach, wo das zerlegte Rad perfekt reinpasst.
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Irgendwo zwischen Paris und Straßbourg
Mit 300km/h saußen Landschaften an mir vorbei, in denen ich vorletzte Nacht persönliches Neuland in Sachen Radfahren betreten habe: Wie ist es, die ganze Nacht durchzufahren? Wie fühlt sich Radfahren jenseits von 350km an? Wie bekommt man ca. 9000kCal "verstoffwechselt"?

Trotz doch einiger Stunden an Frust über langsames Vorankommen, holprig-rauen Asphalt und Nordwind kann ich sagen:
Non je ne regrette rien:D
 
Zuletzt bearbeitet:
:daumen:
Ivo, danke für den Rechtschreibhinweis. Spreche leider praktisch kein Franzöisch. Google weiß auch nicht alles, bzw. manches verkehrt. Aus "No" wird "Non":D
 
Episch ! Ich finde es bemerkenswert, dass du trotz der Strapazen noch den Nerv hattest, den jeweiligen Stand hier nieder zu tippen :daumen: Meine persönliche Maximalfahrtzeit liegt bei 16 Stunden, die Nacht bin ich aber (leider) noch nicht durchgefahren aber dein Bericht spornt mich an.

Tolle Leistung ! :daumen:
 
@AlexExtreme
Da hab ich zum ersten Mal die Diktiergerätfunktion meines Handys ausprobiert.

Sehr schön, wir machen einen Edith-Piaff-Thread auf :D

Episch ! Meine persönliche Maximalfahrtzeit liegt bei 16 Stunden, die Nacht bin ich aber (leider) noch nicht durchgefahren aber dein Bericht spornt mich an.
Ja, irgendwann musst Du es wohl tun, wenn Du schon 16h auf dem Rad gesessen hast:daumen:
Ich kann nur empfehlen, dafür auch ein "episches Projekt" zu suchen, statt einfach nur 500-600km "um den eigenen Kirchturm" zu fahren.
 
Zuletzt bearbeitet:
@AlexExtreme
Da hab ich zum ersten Mal die Diktiergerätfunktion meines Handys ausprobiert.

Sehr schön, wir machen einen Edith-Piaff-Thread auf :D


Ja, irgendwann musst Du es wohl tun, wenn Du schon 16h auf dem Rad gesessen hast:daumen:
Ich kann nur empfehlen, dafür auch ein "episches Projekt" zu suchen, statt einfach nur 500-600km "um den eigenen Kirchturm" zu fahren.
Ein schönen Brevet aussuchen und los..
 
Hi Kendo,

Respekt für die Leistung und cool dass du dein Projekt durchgezogen hast. Da werde ich direkt ein wenig wehmütig, dass ich dieses Jahr noch andere Prioritäten hatte. Aber irgendwann muss ich mich so einem 24h Projekt mal stellen.
 
Meine größte Hochachtung vor Deinem bewältigten Projekt. Wie sagt man so schön: Chapeau!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

Pont-Neuf und Rue-Saint-Denis wäre es korrekt wenn Du es noch ausbessern möchtest.
 
@duke7: Wäre die Tour auch gerne mit Dir zusammengefahren, aber Du hattest letztens ja tatsächlich angedeutet, dass Du momentan in anderer Richtung unterwegs bist. Der Entschluss, es jetzt zu machen, kam dann auch recht spontan. Eigentlich wollte ich ein paar Tage in die Schweiz zum Radeln. Aber da ist mir ein Termin dazwischengekommen, der dem Paris-Projekt halt nicht im Wege stand.

@Beelzebub: Danke für die Blumen. Und nein, ich lass das jetzt so - und stehe zu meinen äußerst dürftigen Französischkenntnissen;)
 
Also ehrlich gesagt gab es jetzt bei dieser Tour nicht viel zu kommunizieren. Futter hatte ich mit. Im Hotel habe ich meine Reservierung mit einem französischen Sprüchlein "anmoderiert", das Gespräch wurde dann aber auf Englisch weitergeführt. Was zu Essen kaufen bzw. bestellen kriege ich schon auch leidlich auf Franzöisch hin. Für mehr reichts nicht.

Ich persönlich habe ja den Eindruck, dass das einfach nur ein hartnäckiges Gerücht in Deutschland ist, dass Franzosen absolut kein Englisch sprächen. Habe da schon mehrfach andere Erfahrungen gemacht.
 
:)Ihr hättet mal ein Foto machen sollen vom auseinander gebautem Rad um auf diese Maße zu kommen!
Na logo:)

Also, mein freundlicher und wirklich kompetenter DB-Schalter-Sachbearbeiter (Ja, sowas gibts wirklich) zittierte die internationale Regel für Gepäckabmaße in Schnellzügen: 100 x 60 x 30. Die 60 werden leicht überschritten - aufgepumte Laufräder mit Reifen haben sowas um die 64cm. Die anderen beiden Maße werden eingehalten. Die von Ivo genannten 120cm sind für ein TGV-Gepäckfach definitiv zu lang. Das Rad passte da mit vielleicht 95-98cm Länge gut rein, aber viel länger hät's nicht sein dürfen. An den 64cm hat sich niemand gestört.

Die Arbeitsschritte:
1. LRS raus. Sattel ganz runter.
2. Lenker ab, vordere Bremse ab
3. Gabel&Vorbau um 180° drehen, Lenker unters Unterrohr "wickeln" und fixieren (habe ich mit Klettbändern für Skier gemacht)
4. Kette entfernen und in Plastikbeutel
5. Schaltwerk ab, in Plastikbeutel und am Hinterbau mit Kabelbinder fixieren
6. Schaltauge und Gabelscheiden mit Schaumstoffteilen schützen
7. VR und HR jeweils links und rechts am Rahmen fixieren, Kassette (Lappen!) nach innen gegen Trinkflasche (Fixieren wieder mit diesen Klettbändern und Kabelbindern)
8. Das Ganze großzügig in stabile Plastikfolie einschlagen.
9. Abfahrt:D

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Also ehrlich gesagt gab es jetzt bei dieser Tour nicht viel zu kommunizieren. Futter hatte ich mit. Im Hotel habe ich meine Reservierung mit einem französischen Sprüchlein "anmoderiert", das Gespräch wurde dann aber auf Englisch weitergeführt. Was zu Essen kaufen bzw. bestellen kriege ich schon auch leidlich auf Franzöisch hin. Für mehr reichts nicht.

Ich persönlich habe ja den Eindruck, dass das einfach nur ein hartnäckiges Gerücht in Deutschland ist, dass Franzosen absolut kein Englisch sprächen. Habe da schon mehrfach andere Erfahrungen gemacht.


Gibt solche und solche. Ich stell immer wieder fest das wenn man sich die mühe macht und versucht französisch zu reden die Leute immer höflich sind.
 
Na logo:)

Also, mein freundlicher und wirklich kompetenter DB-Schalter-Sachbearbeiter (Ja, sowas gibts wirklich) zittierte die internationale Regel für Gepäckabmaße in Schnellzügen: 100 x 60 x 30. Die 60 werden leicht überschritten - aufgepumte Laufräder mit Reifen haben sowas um die 64cm. Die anderen beiden Maße werden eingehalten. Die von Ivo genannten 120cm sind für ein TGV-Gepäckfach definitiv zu lang. Das Rad passte da mit vielleicht 95-98cm Länge gut rein, aber viel länger hät's nicht sein dürfen. An den 64cm hat sich niemand gestört.

Die Arbeitsschritte:
1. LRS raus. Sattel ganz runter.
2. Lenker ab, vordere Bremse ab
3. Gabel&Vorbau um 180° drehen, Lenker unters Unterrohr "wickeln" und fixieren (habe ich mit Klettbändern für Skier gemacht)
4. Kette entfernen und in Plastikbeutel
5. Schaltwerk ab, in Plastikbeutel und am Hinterbau mit Kabelbinder fixieren
6. Schaltauge und Gabelscheiden mit Schaumstoffteilen schützen
7. VR und HR jeweils links und rechts am Rahmen fixieren, Kassette (Lappen!) nach innen gegen Trinkflasche (Fixieren wieder mit diesen Klettbändern und Kabelbindern)
8. Das Ganze großzügig in stabile Plastikfolie einschlagen.
9. Abfahrt:D

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Super danke.
Ich finde deine Tour und den Bericht super.
Du hast mich angesteckt. Ich werde das spätestens nächstes Jahr auch machen. Habe mal so grob geplant. es müssten von mir aus so um die 520km sein. Werde versuchen in 24h hin zu fahren und dann direkt im TGV zurück.
 
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