19.06.2014, 12:00
Mit Packen, Duschen und noch ein Risotto futtern wirds zeitlich doch so eng, dass ich den Start auf 12:00 verschiebe. Da gehts dann aber pünktlich los. Noch ein "Startfoto" am Ortsschild - Jetzt gilts!
ca. 12:20, noch keine 10km gefahren
Es fühlt sich ja alles überhaupt nicht toll an: Wie in letzter Zeit öfters, ziehts ein bisschen an der linken Kniescheibe, links die Wade fühlt sich auch etwas "krampfig" an (was eigentlich überhaupt nicht sein kann), der Puls hämmert ca. 10 Schläge höher als gedacht und gewünscht. "Du musst jetzt mal langsam lockerer werden, Junge" denke ich mir, aber der frische Nordwestwind trägt nicht gerade dazu bei.
14:00, 54km gefahren
Es geht hoch nach Gleisweiler. Langsam habe ich mich eingerollt. Der Puls ist mit AVG 125 immer noch zu hoch. Aber bis hierher durch die flache Rheinebene hatte ich jetzt einen 27er Brutto-Schnitt und noch unter einer Minute Stillstand.
15:15
In Hinterweidenthal im Bereich der B10 wird der halbe Berg umgegraben. Erst folge ich irreführenden Radweg-umleitungsschildern berghoch, kann dann aber zum Glück jemand fragen und meinen Fehler rasch korrigieren. Wieder unten angekommen durchschiebe ich die Baustelle durch tiefen feinen Sand, gelange dann aber schließlich doch wieder auf einen asphaltierten Radweg im Wald. Sehr schön! Wie überhaupt der ganze Queichtal-Radweg, den ich noch nicht kannte, obwohl fast vor meiner Haustür.
16:06
Nach 100km das erste Mal Wasser aufgefüllt an einer Tanke in Pirmasens. Jetzt kommen auch die ersten 200g Maltodextrin zum Einsatz. Bis hier waren es 630hm, Netto-Schnitt ist mit 25,8 langsamer als gedacht. Aber dadurch, dass ich weiterhin kaum gestanden habe, liege ich insgesamt genau im Plan.
17:47, ca. 140km gefahren
Auf einer Fussgängerbrücke überquere ich die Blies und bin damit, etwas überraschend, in Frankreich. Muss mich erstmal anhand der KFZ-Kennzeichen vergewissern. Seit Pirmasens war es herrlich zu fahren - schöne Hügellandschaften in der Abendsonne, gute Straßen mit wenig Verkehr
Aber das kontinuierliche Fahren ohne nennenswerte Pausen geht jetzt schon(!) an die Substanz - eigentlich nicht körperlich, viel mehr mental. Fühle mich etwas "wie in Watte gepackt" und als ob ich das Ganze im Film sehe und nicht wirklich selbst mache. Komische Wahrnehmung zu einer Tageszeit, wo ich sonst meine Feierabendrunden drehe und auch noch nicht mehr als eine lange Trainingsrunde gefahren bin. Wie soll das erst heute Nacht werden
20:19, fast 200km gefahren
In Villers-sur-Nied versuche ich am Friedhof Wasser zu bekommen - Fehlanzeige - es ist abgeschlossen und nach einem Wasserhahn siehts auch nicht aus. Die Flaschen sind leer.
Auf dem 100km-Abschnitt hatte es jetzt ca. 1.200hm, insgesamt bisher 1.860hm. Dafür liegt der Schnitt nur minimal unter Plan. Gesamt liege ich, aufgrund weiterhin extrem wenig Stillstand 10min besser als geplant.
Landschaft und Straßen soweit super - wie Kraichgau mit kaum Autos
So wirklich dauerhaft weh tut weiterhin nichts. Mal zwickts hier, mal drückts da. Kniescheibe, Sitzfleisch, Achillessehne,... alles kommt und geht. Der Durchschnittspuls ist mittlerweile bei 127 "festzementiert", was eigentlich viel zu viel ist. Aber ich bin gut vorangekommen und guter Dinge.
5km weiter gibts auch einen unversperrten Friedhof mit funktionfähigem Wasserhahn, hurra!
21:34
Es ist langsam so dämmrig, dass ich meinem Rucksack jetzt mal die Warnweste anziehe und vorne und hinten Blinklicht anmache.
22:06, 239km gefahren
Mein "Sehnsuchtsziel", das Mc Donald's in Pont a Mousson ist erreicht. Endlich mal ne richtige Pause. Erst etwas dehnen, dann was zu futtern.
Der Laden ist recht chaotisch organisiert und so dauerts ne Weile, obwohl eigentlich nicht viel los ist. Aber mein Burger, den's so in Deutschland nicht gibt, ist richtig lecker. Kochen könn'se halt die Franzosen, selbst bei Mc Donald's.
22:45
Es geht weiter. Fast 40min Pause, aber ich habe sie gut gebrauchen können.
Nach Pont a Mousson gehts jetzt richtig in die stockfinstere Nacht. Erstmal einen langen Anstieg aus dem Moseltal raus, der auf Kilometern frisch mit Rollsplitt versehen ist. Bin heilfroh, dass ich da hoch und nicht runter muss.
Licht funktioniert prima. Die Autos sehen mich alle frühzeitig und fahren sehr rücksichtsvoll. Viel los ist eh nirgends. Die Straße krieg ich mit meinen je 1 und 2-Watt-Smartlampen auch gut ausgeleuchtet, so dass ich es runter ordentlich laufen lassen kann. Macht Spass