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Ist es ein Cinelli Riviera?

Bei Ebay habe ich gerade dieses Rabeneick gesehen. Der gleiche Rahmen mit denselben Muffen, aber eine andere Zugführung.. Interessant wären übrigens noch Erfahrungen im Bereich Neuverchromen von Muffen. Da besteht Bedarf. Noch bin ich begeistert und habe nicht nach Kosten gefragt..

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Bei Ebay habe ich gerade dieses Rabeneick gesehen. Der gleiche Rahmen mit denselben Muffen, aber eine andere Zugführung.. Interessant wären übrigens noch Erfahrungen im Bereich Neuverchromen von Muffen. Da besteht Bedarf. Noch bin ich begeistert und habe nicht nach Kosten gefragt..
Eigene Erfahrungen mit dem Neuverchromenlassen von Muffen habe ich nicht, aber ich kann Dir trotzdem sagen, dass gerade solche "verschnörkelten" Muffen wie diese hier viel Arbeit bei der Vorbereitung (= Schleifen, Schleifen, Schleifen ... ;) ) des Verchromens verursachen, die ja bekanntlich quasi 90 Prozent des Aufwandes (und damit der Kosten) darstellt.

Insofern wird das bestimmt nicht billig werden, wenn es gut werden soll (die Gefahr, dass ein unqualifizierter oder lustloser Schleifer die Kanten "verrundet", ist hier durchaus gegeben - und wenn nicht ordentlich geschliffen wird, bieten die vielen Kanten (an denen die galvanischen Schichten technisch bedingt besonders dünn ausfallen) reichlich Gelegenheit zur Rostbildung bzw. sogar zur flächendeckenden Ablösung der Chromschicht.

Dass viele "normale" Verchromer eine solche Arbeit sowieso gleich von vornherein ablehnen werden, kommt noch hinzu; außerdem steht immer das Thema Wasserstoffversprödung an dünnen Stahlrohren im Raum, und die Frage, wie gut der jeweilige Betrieb die ganzen bösen Chemikalien wieder aus dem Rahmen spült (einem (ehemaligen) Forumskollegen ist auf diese Weise mal eine hochwertige dünnwandige Gabel ruiniert worden - da schwappte nach Wochen die braune Suppe heraus, und die Gabelscheiden waren von innen dünngerostet ...).

Ich denke, man müßte in so einem Fall wohl richtig Geld in die Hand nehmen, und sollte so eine Arbeit in jedem Fall nur von einem qualifizierten Fachbetrieb ausführen lassen, der über entsprechende Referenzen von Rahmenbauern bzw. Fahrrad-Restaurierern verfügt.

Daher würde ich es vermutlich bei einem Cinelli Riviera eher sein lassen (nichts gegen dieses Rad, aber da würde für mich der Aufwand einfach nicht in einem guten Verhältnis zum tatsächlichen Wert stehen - bei einem entsprechend alten Modell B sähe die Sache eventuell schon anders aus) und höchstens über die Methode nachdenken, die Rabeneick in Brackwede bei Bielefeld seinerzeit am oben gezeigten Rad gewählt hat, nämlich die Muffen silbern zu lackieren. :)

Aber generell würde ich sagen: Schau' doch erst mal, wie der Rahmen nach dem Entlacken aussieht, und falls Du das schon weißt (weil der Rahmen inzwischen wieder bei Dir ist), würde ich sagen: zeig' ihn uns doch bitte auch mal "nackt", dann können wir vielleicht etwas Sinnvolles zur künftigen Oberflächengestaltung sagen ... ;)
 
Ich habe mal Muffen versilbert und dies gerade an einem anderen Rahmen wieder vor. Ist natürlich bzgl. der Beständigkeit alles andere als eine Alternative, aber es lässt sich zu hause mit wenig Aufwand bewerkstelligen. Man kann einfach Elektrolyt kaufen, dieses auf ein Schwämmchen tun und mit irgendeinem alten Trafo (3V sollten reichen) losfeuern. Da gibt es auch so Komplettsets von Selva. Das Polieren entfällt natürlich nicht, ausserdem läuft Silber bekanntlich an, was man vielleicht durch Wachs verhindern könnte.
Vielleicht sollte ich das hier nicht als Alternative zum Chrom beschreiben. Ich hatte damit auch nie vor, damit einen Rahmen zu "restaurieren", sondern das Anlaufen gefiel mir ziemlich gut und war Teil des Plans. Ist eher eine kosten- und materialschonende Variante, die mehr spiegelt als Lack.
 
Ich sehe das nicht so dramatisch wie bridgestone - er nach heutigem perfektionistischen Maßstab
mit seiner ausführung sicher recht - nur war man damals zu der entstehungszeit des rahmens
nicht so perfektionistisch

bei den alten rädern waren die chromoberflächen selbst im neuzustand nicht perfekt
- man sollte da keine ansprüche stellen wie bei nem 90er jahre rad, rahmen -
daher ist es eher original wenn der chrom nicht zu perfekt ist - einfach machen

großflächiger ablösender chrom welcher direkt auf den rahmen aufgebracht ist, der
zu rostansätzen neigt teilweise schon neu leicht blinde stellen hat war in den 50ern nicht unnormal -
es ist eher die seltenheit wenn er perfekt war, ist
 
... Der gleiche Rahmen mit denselben Muffen, aber eine andere Zugführung ...
Ich nehme an, dass das der Muffensatz "Roma" von Agrati ist. Die spätere Serie der Rabeneick "Campagnolo"-Räder hatte übrigens auch Agrati-Muffen, Modell "Ideal", die den Nervex-Pro Muffen sagen wir 'mal nachempfunden sind.
 
Hat schonmal jemand Erfahrungen mit "metallisch" verchromen gemacht? Ich kannte bisher nur die glvanische Methode.
 
Machen. Dann kannste bei der Gelegenheit auch noch ein paar Teile mit reinhängen.

Da dachte ich auch dran - das Problem ist ja immer, dass bei einem "neu aussehenden" Rahmen die Anbauteile auch sehr gut bis perfekt sein müssen. Da hat die Kurbel, wie auch ein paar weitere Teile, nach oben noch Potenzial.. :)
 
Ich nehme an, dass das der Muffensatz 'Roma' von Agrati ist. Die spätere Serie der Rabeneick 'Campagnolo'-Räder hatte übrigens auch Agrati-Muffen, Modell 'Ideal', die den Nervex-Pro-Muffen ... nachempfunden sind.
Cinelli, Everton und die Muffen-Mafia

Es ist erstaunlich, wie schnell man einen nicht eindeutig zu identifizierenden Rahmen über den Muffensatz zu einem Cinelli oder vielleicht auch zu einem Rabeneick erklären kann. Im Falle des Cinelli dürfte die Identifikation ja auch zu stimmen.

Hier ein weiteres Beispiel für einen Rahmen (rechts und blau; Ihr dürft schon mal raten, welche Marke), der, zumindest für den flüchtigen Betrachter, viel davon mitbringt, was ein Cinelli Riviera (links) ausmacht, aber kein Cinelli ist. Erst einmal die Fotos:
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Das Cinelli Riviera ist, zumindest in vielen der nach USA exportierten Exemplare, kein waschechtes Cinelli, sondern ein von Garlatti (Parma) für Cinelli gebautes Rad. Siehe: http://www.bikeforums.net/classic-vintage/765614-id-lugs-cinelli-riviera-galatti-road-bikes.html. Das muss nichts Schlechtes sein.

Muffen gehören zu den Grundelementen eines klassischen Fahrradrahmens, und so ist es nicht verwunderlich, wenn immer wieder die gleichen Muffentypen auftauchen. Entsprechend oft erkennen wir die immer gleichen Verdächtigen: Bocama/BCM, Nervex, Prugnat, auch wenn es sich um einen anderen Lieferanten handelt.

Die hier gezeigten Muffen stammen a) von einem Cinelli Riviera (von Garlatti für Cinelli produziert), dessen Muffen in Bikeforums zuerst als "Nervex série légère, pattern 45, nozzle cut 158" (https://starostneradost.files.wordpress.com/2012/10/serlegfeatcuts.jpg) identifiziert wurden, und b) einem Rad der dänischen Marke "Everton", von dem nicht einmal die Modellbezeichnung bekannt ist, das mir aber aus italienischer Fertigung zu stammen scheint.

Beide Räder haben offensichtlich die gleichen Muffen, die eine eine unbestreitbare Ähnlichkeit mit den Nervex-Muffen aufweisen. Da diese aber keineswegs eindeutig ist, schrieb Velocifer bereits 2012, dass Cinelli wohl einen Muffensatz namens Roma von Agrati verwendet habe.

User "juvela" auf Bikeforums ist die einzig mir bekannte Person, die einen Agrati-Katalog besitzt. Allerdings sei er ein "älterer Herr" und habe keinen Scanner (Quelle). Aber: Er hat nachgesehen und schreibt, bei einem anderen, einfacheren Rad handele sich um den den Muffensatz "Agrati 'Sport' ensemble (Art: 000.8050/E/U)", Spitzname "comma lugs", Komma-Muffen.
Komma-Muffen gilt natürlich auch für "Roma". Die wiederum erkannte juvela hier: "Lugs, shell and ends are made by Agrati, 'Roma' ensemble (Art: 000.8020/E/U). ... Garlatti bicycles also came through badged as Velocina."

Mein Everton-Fahrrad wurde, da habe ich kaum noch Zweifel, ebenfalls mit Agrati-Muffen gebaut. Die Agrati-These wird vom Agrati-Tretlager (Hohlachse, Keilbefestigung der Kurbel) noch ein klein wenig unterstützt.

Interessant finde ich, wie sehr Agrati (auch hier im Forum) unterschätzt wird.

Auf Bikeforums schreibt juvela, der von 1970 bis 1990 einen Radladen in den USA betrieb: "Agrati is a more important mfr [manufacturer] than usually realised by the public, or even the keen enthusiast."

In den USA gab es in den 1960ern eine regelrechte Agrati-Welle durch eine Reihe sehr ähnlicher Importmodelle:
"One used to see these and other similar Italian ten-speeds of differing badges at discount houses in the 1960s. About 1965 such bikes sold for ~$65. Whereas a [Peugeot] UO-8 or Raleigh Grand Prix at the time was ~$79 IIRC [if I remember correctly]. The same machine might be sold as Royce Union, Roma Sport, Milano Sport, Juventus or literally scores of other names." (Quelle mit Bildern)

Das Garlatti-Cinelli von christiancarbon passt perfekt in diese Reihe, so ist z.B. auch das Royce Union mit verchromten Muffen ausgestattet, aber dennoch kaum mehr als ein hübsches Einsteigerrad.

Die Reihe mit verwandten Rädern lässt sich nun bis nach Dänemark (mein Everton) und Deutschland (Rabeneick) weiterführen.

Mag sein, dass Rabeneick selbst die Rahmen produziert hat, aber hinter den Rädern für Dänemark und den USA stecken sicher Auftragshersteller in Italien:
"The prevailing opinion was that the frame was made by Garlatti."
Ebenfalls genannt wird Chiorda, aber Garlatti erscheint mir am wahrscheinlichsten.

Ganz allgemein noch zum Everton, weil im Forum zu diesem (Italo-)Dänen so gut wie nichts zu finden ist:
Epoche: Mitte bis Ende der 1960er, Dänemark. Gekauft in Stockholm.
Rahmen: ca. 58 cm, Agrati-Muffen 'Roma', gestanzte Ausfallenden hinten mit integriertem Simplex-Schaltauge rechts, keine Anlötteile, angenietetes "Everton"-Steuerkopfschild
Umwerfer: Suntour Volante (vom Vorbesitzer nachgerüstet, da Simplex [aus Delrin = Plastik] zerbröselte); wird demnächst von Simplex Tour de France ersetzt.
Schalthebel: Simplex L. Juy (so wie dieser hier bei tontonvelo)
Sattel: Brooks B73-Imitat von OK Shanghai
Bremsen: Altenburger R1 (https://flic.kr/p/nm85er)
Naben: Atom, Niederflansch
Felgen: Nisi Torc (Alu)
Vorbau: Philippe
Lenker: ? (Gravur "Roma MCMLX")
Kurbel: Drei-Arm-Kurbel von Agrati mit Keilbefestigung
Freilauf: "GRAN SPORT CORSA SOC. ITAL", vier Ritzel

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Im Zusammenhang mit dem Everton bewegen mich vor allem folgende Fragen:
  • Wer hat Unterlagen zu Agrati-Muffen?
  • Gibt es Everton-Kataloge aus den 1960ern?
  • Woher stammt der Lenker, der mit "Roma MCMLX" graviert ist?
  • Gibt es noch weitere Räder, die in dieses Schema (Komma-Muffen von Agrati) passen?
Würde mich freuen, wenn hier jemand mehr weiß.

(Bitte keine gut gemeinten Hinweise auf alles, was leicht zu googlen ist. Auch bei http://www.everton.dk/ war ich schon.)
 
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