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Gibts bald nur noch Rennräder mit Scheibenbremsen?

Nein, dann muss du dich dem Diktat der anderen Kunden beugen. ;)

Wenn keine Rennräder mit Scheibenbremsen gekauft werden, werden auch keine mehr produziert.
Glaubt da tatsächlich noch jemand,
es sei der Kunde, der das Marktangebot beeinflussen kann, und somit bestimmt, was angeboten wird.....?
 
Glaubt da tatsächlich noch jemand,

Das hat nichts mit Glauben zu tun. Es ist einfache Logik. Zur Zeit wird beides angeboten, würden nur Räder mit Felgenbremsen gekauft, würden die Scheiben vom Markt verschwinden. Aber die Dinger werden gekauft, freiwillig und nicht mit Epressung durch die böse Industrie.

Es ist halt immer bequem zu sagen, mensch ich hatte doch keine andere Wahl, ich musste das Rad kaufen, weil die Industrie und so manipuliert. Kommt mal aus der Opferrolle raus und seid mündige Käufer.
 
Kommt mal aus der Opferrolle raus und seid mündige Käufer.
Der "mündige Käufer" ist ein weiterer Mythos, der auch in 1000-ster Wiederholung nicht richtig wird. Die Mündigkeit ist mit der Kaufentscheidung für z. B. SRAM-, Campa- oder Shimano-Ausstattung nämlich auch schon vorbei. Alles was danach kommt, ist weitestgehende Abhängigkeit von dem gewählten Komponentenhersteller. Wenn dann nur noch Schaltungs- und Disc-Bremsen-Ersatzteile (und Verschleißteile) von eben diesem Hersteller verwendet werden können, wird die Mündigkeit schnell zur Bevormundung, weil der mündige Käufer dann nur von dem Hersteller und dessen Modellpolitik ("Innovationspotenzial") abhängt. Die vordergründige Marktvielfalt erhöht also nicht zwingend die Entscheidungsfreiheit, wenn man keine umfassende Folgenabschätzung betreibt.
Nachfolgend eine kleine (nicht abschließende) Auswahl für den interessierten Käufer, seine Mündigkeit zu testen (teilweise auch MTB-Technik):
  • zehn, elf, zwölf Ritzel;
  • Freilaufvarianten (Shimano, Campa, SRAM XD)
  • Gravel-Bike, RR, Cyclocrosser, Endurance, etc.;
  • 27,5-er; 650B / C;
  • 1 x 11 Schaltung, Ritzel in KB-Größe (von 36 bis 50 Zähne)
  • mechanische gegen elektronische Schaltung;
  • Disc mit verschiedenen Anbaustandards (Sattel und Scheibe - z. T. herstellerabhängig);
  • breite Reifen/Felgen am RR;
  • sündteure System-Laufräder mit z. T. geringster Lebensdauer (Freiläufe, Nabenlagerung);
  • geänderte Seileinzugwege der Schaltungen (Inkompatibilität der MTB-/RR-Komponenten bei Shimano),
  • laufrichtungsgebundene Ketten;
  • ettliche Innenlagerstandards;
  • unüberschaubare Steuersatz-Standards;
  • Achsaufnahmen / Nabenstandarrds in unterschiedlichsten Variationen;
  • halbes Duzend Lochkreise an Kurbel/KB
  • Hersteller-abhängige Sonderlocken bei Steuersätzen, Vorbauten, Sattelstützen;
  • ISP (Integrated Seat Post)
  • Kurbel-/KB-Design, welches keine Drittanbieter-KB (Sugino, T.A.) mehr zulässt - sei es auch nur, weil's dann Sch.... aussieht;
  • etc., etc.
Ich glaube nicht, dass die Hersteller sich ständig solche neuen Techniken ausdenken, weil sie von den mündigen und um ihren Vorteil und das, was sie brauchen, wissenden Kunden dazu gezwungen - oder wenigstens annimiert - werden, also "der Markt es verlangt". Wer, außer den paar Profis wegen der besseren Einhaltung der ökonomischen Trittfrequenz durch engere Abstufung, hat den z. B. tatsächlich zehn oder elf Ritzel benötigt oder gar vermisst? Wer mit neun Ritzel keinen Berg hochkommt, schafft das auch mit zehn oder elf nicht. Und wer nicht rauf kommt, braucht auch keine Disc-Bremse, um sicher wieder runter zu kommen.
Die einzige Massenmarkt-orientierte, also Kundenwunsch getriebene, "Innovation" sind die Dreifach- oder Kompaktantriebe mit größeren Ritzeln hinten. Der zuvor RR-übliche Standard mit 39/52 vorne und max. 26-er Ritzel hat dem normalen Sport- und Freizeitfahrer das Ganze am Berg doch etwas unkomfortabel gestaltet. Mit der angebotenen "Schmalbrust-Übersetzung" der Dreifach- oder Kompakt-Antriebe und mittlerweile 32-er Ritzel als "Einsteiger"-Standard kommt man weiten Teilen der Kundschaft klar entgegen (ich profitiere da schließlich auch von :oops: ).
Alle anderen Innovationen / "Fortschritte" dienen ja wohl eher dazu, beim Kunden einen Bedarf zu wecken, von dem er bis dahin gar nicht wusste, dass er in hat, jemals gehabt hätte - oder je haben könnte ;) . Oder ihn schlicht zum Neukauf zu bewegen/zwingen, weil es für sein drei Jahre altes Geraffel kein Ersatzteil mehr gibt.

Matze
 
Nach der umfassenden Aufzählung wünsche ich mir jetzt ganz klar das "Einheitsfahrrad". Gab es nicht mal in einem Teil Deutschlands eine Einheitspartei? War auch ganz toll...

Ich wüsste nicht, wie man durch Vielfalt bevormunded werden könnte, das ginge nur mit Verbot von Vielfalt und Zwang zur Einheitlichkeit. Vielfalt kann einen durchaus bei einer anstehenden Entscheidung überfordern, das sehe ich sehr wohl ein. Man kann sich auch falsch entscheiden und ärgert sich hinterher. Auch ein Nachteil. Aber diese ganzen Verschwörungstheorien zur bösen, geldgeilen Fahrradindustrie (die mit dem eingenommenen Geld auch ihre Angestellten und Lieferant bezahlen, die wiederum Angestellte und Lieferanten bezahlen...) gehen doch ein ganzes Stück zu weit. Aber ich bin wahrscheinlich zu einfältig, um das zu verstehen.
 
In der DDR gab es auch "Einheitsfahrräder": Ab Ende der 60er Jahre wurde nichts mehr weiter entwickelt - schließlich sollten die Werktätigen ja motorisiert werden - , wenn man mal von den "Textima"-Teilen absieht, die aber nur den Kadern vorbehalten war.

Und selbst im "Westen" gab es mindestens in den 70ern kaum technische Fortschritte im Fahrradbereich, weil kaum jemand das Fahrrad als Verkehrsmittel mehr ernst genommen hat.

Vielfalt und Wal gab es dann wieder ab der zweiten Hälfte der 80er....

Aktuell sind schon ein paar merkwürdige ( im Wortsinne) Trends zu beobachten: Zum einen eine starke Konzentration seit den 2000er Jahren, die vor allem im Hochwertigem Bereich bemerkenswert ist und einen immer schnelleren "Innovations-Wettlauf". Sinnvoll oder nicht.

Und vieles davon wird in der Tat nur auf den Markt gebracht, um in einem eigentlich gesättigten Markt neue Kaufanreize zu schaffen ( 27,5" , Scheibenbremsen, neu oder wieder erfundene Fahrradtypen). Und nur wenig davon ist wirklich Kunden gerecht.

Die Erfindungen immer neuer Standards dürften dem Spiel um "Marktführung" geschuldet sein. Wer zuerst die Marke setzt, hofft, sich durchzusetzen und eine führende Position zu erlangen.

Gleichzeitig gibt es bei den Preisen eine Abwärtsspirale: Was vor 20 Jahren noch überwiegend handwerklich hergestellt wurde, wird heute auf Masse produziert.
Dabei erscheint eine schier unglaubliche Produktvielfalt, die auf den zweiten Blick gar nicht mehr so vielfältig ist ( das immer wieder Gleiche unter verschiedenen Labeln oder die Kopie von der Kopie) und an einer anderen Stelle, ein starker Drang zu immer weiteren Vereinheitlichungen. ( Vielfalt kostet eben...)
Mein Lieblingsbeispiel ist ja nach wie vor die Ergonomie, die eigentlich an einem Muskelkraft angetriebenem Fahrzeug die entscheidende Größe ist und an der Stelle auch eine gewisse ( Produkt-) Diversität verlangt, aber in der Masse im Zweifel auf der Strecke bleibt.

Das ist natürlich keine "böse Verschwörung, sondern Angebot und Nachfrage. Der Kunde weiß und will es nicht besser, sondern schön bunt und nach Möglichkeit billig.

Auf der anderen Seite gibt es genug "Gegen-Trends": Angefangen vom ( inzwischen abgelutschten) "Fixie" Trend, möglichst einfache Technik mit hohem "Recycling-Anteil" bis hin zum darauf folgendem Retro / Vintage Trend ( der inzwischen auch teils abartige Blüten treibt) - der Massenkrempel ist häßlich und eintönig, früher war alles besser ( war es nicht, ich weiß es....). Aber einen Haufen von Produkten in neu bietet, der schon abgeschrieben war ( Mittelzugbremsen zum Beispiel).

Ich meine nicht, dass es aus Kundensicht im Fahrradbereich viel zu beklagen gibt. Wer etwas anderes haben will, als es der "Mainstream" bietet, kann es nach wie bekommen. Nur den Preis dafür muß man eben vom Kopf wieder auf die Füße stellen.

Ich kann mir vorstellen, dass neben einem "halb-elektronischem", "digitalisierte" Massen-Rennrad mit Scheibenbremsen und allem Zipp und Zapp das "High End" Rennrad der nahen Zukunft ( anlalog zu Stereo Anlagen quasi) völlig "von gestern" aussieht, aber die Unterrohrschalthebel haptisch verfeinerte Rasterungen haben, die Bremszüge aus hochfesten und verschleißarmen Textilien sind ( Speichen und Schlösser gibt es ja neuerdings aus so etwas) und garantiert rundlaufende Schlauchreifen geklebt haben und der Sattel wie Leder aussieht, aber die Decke voll synthetisch ist oder wie auch immer....

Was lustigerweise im Fahrradbereich vollkommen unterentwickelt ist, sind Aspekte wie Umweltschutz und Nachhaltigkeit. Bislang reicht es wohl zumindest weitgehend Emissions-frei zu fahren zu können. Schadstoffe in der Produktion oder der Verbleib der Hinterlassenschaften "gewester" Fahrräder sind kaum ein Thema....
 
Die Mündigkeit ist mit der Kaufentscheidung für z. B. SRAM-, Campa- oder Shimano-Ausstattung nämlich auch schon vorbei.

Seitdem sämtliche Volumenhersteller die Auswahl zwischen Shimano, Campa und SRAM gestrichen haben um sie durch die Auswahl zwischen Ultegra, Ultegra Disc, Ultegra Di2 und Ultegra Di2 Disc zu ersetzen ist sogar diese kleine Mündigkeit Geschichte. Ich bin nun mal leider Rennradfahrer und nicht Zahnarztradfahrer.
 
Seitdem sämtliche Volumenhersteller die Auswahl zwischen Shimano, Campa und SRAM gestrichen haben um sie durch die Auswahl zwischen Ultegra, Ultegra Disc, Ultegra Di2 und Ultegra Di2 Disc zu ersetzen ist sogar diese kleine Mündigkeit Geschichte. Ich bin nun mal leider Rennradfahrer und nicht Zahnarztradfahrer.

Müssen Zahnärzte Ultegra fahren? :confused::oops::eek:
 
Der "mündige Käufer" ist ein weiterer Mythos, der auch in 1000-ster Wiederholung nicht richtig wird....
Du schreibst sehr viel, leider total am Thema vorbei. Der Käufer ist durchaus mündig. Er kann jetzt entscheiden was er kauft und was er nicht kauft. Wenn er entscheidet keine Scheibenbremse zu kaufen ist das seine selbständige Entscheidung. Also nichts mit Mythos vom mündigen Käufer.
 
Der Käufer ist halt der Käufer und nicht der Anbieter. Er muss aus dem auswählen, was angeboten wird. Das liegt in der Natur der Sache des Handels. Freier Handel besteht ja nicht darin, dass jetzt plötzlich der Kunde dem Hersteller diktiert, was er zu bauen hat.

Aber ich habe eine Wahl als Kunde und in welche Abhängigkeiten ich mich von Herstellern begebe, das hängt auch davon ab, was ich weiß und einzusetzen bereit bin. Das bedeutet manchmal zu tüfteln, auszuprobieren und sich über Freigaben und mögliche Garantieverluste hinwegzusetzen, aber dann geht oft genug mehr, als es manchem Hersteller lieb sein mag.

Wie viel Marktmacht der Kunde hat, hat immerhin spätestens Schlecker gezeigt. Da war der Kunde so mächtig, dass er durch Nicht-dort-einkaufen das ganze Imperium zum Einsturz gebracht hat... :D
 
Ich weiß nicht was die alle für Felgenbremsen haben?
Meine Dura Ace bzw. SRAM bremse ich mit einen Finger!
Das Gesuder reicht jetzt langsam!
Ich bin raus!!
 
Ich weiß nicht was die alle für Felgenbremsen haben? (...)
Die haben alle gängige Felgenbremsen und auch nichts gegen selbige.
Aber sie erfahren praktisch, dass es entwicklungstechnisch noch weiter geht und ihre gute Felgenbremse halt noch zu toppen ist...

Die Aussage "mit einem Finger" sollte man in meinen Augen nicht wörtlich nehmen sondern angemessen interpretieren.
Und dann ist die Aussage halt, dass man "die Fuhre" mit Scheibenbremsen noch mal deutlich entspannter und mit mehr Reserven bremst...
 
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