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Tach auch......

SOR

Der mit der Knochenwolke
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20 Oktober 2011
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Tief im Westen wo die Sonne verstaubt
Gucke gerade die Fotos vom langen 1. Oktober Wochenede in den französischen Alpen an und dachte, darf ich auch mal ein bisschen mit angeben und Euch hier im Forum mit belästigen.

Ich bin früher zwar ein bisschen Rennrad gefahren, aber nicht so richtig ernsthaft. Vor 5 Jahre hatte ich einen schwere Motorradunfall, bei dem ich auch fast mein linkes Bein verloren hätte. Zum Glück privat versichert :D Der abgestorbener Teil vom Quadriceps und vorderen Schienenbeinmuskel wurde herausgeschnitten, mein Knie ist geborsten, der Schleimbeutel sitzt nun wo anders, Kniescheibe ist 10 mm breiter zusammengewachsen, das Bein ist verkürzt, vernarbt und gefühllos, Waden- und Schienenbein sind Knochenwolken, aus denen nur langsam wieder Röhrenknochen werden, so dass ich in ein paar Jahre vielleicht doch ein künstliches Kniegelenk bekommen könnte :daumen:.

Nach 1.5 Jahren Reha, bei der man natürlich auch Fahrrad fahren muss, habe ich wieder angefangen relativ regelmäßig zu fahren - in dem bescheidenen Maß, wie man das mit Schwerbehinderung, Familie und Berufspendler so machen kann. Vornehmlich flach bis wellig mit solo 22-28 km/h auf 30 - 100 km. An Berge war aber nicht zu denken, da ich links nur ziehen kann.

Was dem Bergsteiger sein Everest ist und dem Mopedfahrer der Nürburgring, ist dem Radler die Alp d´Huez. Kollegen schwärmten davon welch tolle Leistung das wäre dort überhaupt hoch zu kommen, am Besten ohne abzusteigen.... So wurde vor Jahren die Idee geboren die Sache anzugehen. Im Internet liest man ja Heldengeschichten, von Kopfsache und Todesgefahr für Untrainierte. Die Kollegen sind die letzte Jahre immer abgesprungen, aber dieses Jahr sah es gut aus. Fahrradwahl war klar - mein altes Kettler Herrenrad, schwer, aber auf dreifach umgebaut und 30´er hinten. Ich habe mir im Sommer eine Trainingsrunde im Ruhrtal/Langenberg zusammengestellt, auf der ich in 2 h auf 40 km 750 Höhenmeter mit bis zu 13% zusammen bekomme.

5 Tage vor der Tour springen die Kollegen ab, aber ich wollte da durch. Ein Kollege konnte einspringen, aber kein Radfahrer. So wurde die Tour umgeplant und mit dem Moped kombiniert. Minimalziel Huez, wenn es läuft Lautaret - in Kombination mit dem Galibier - eh nur ein Versuch. Wahrscheinlich gebe ich ja eh nach 3 km in Huez auf und dann fährt man halt mehr Moped, was ja auch nicht der schlechteste Zeitvertreib ist. Was ich heuer nicht schaffe und den Bonette, Iseran und Izoard dann eben nächstes Jahr.

Also Auto mit Fahrrad und Hänger mit Mopeds beladen und nach Feierabend 1150 km mit guten 80 km/h nach Huez. 2 Stunden im Auto gepennt und um 8:00 Uhr bei 7°C erstaunlicher Weise locker in 1:45h hochgeradelt ohne ein mal abzusteigen, inkl. Verfahren (das Ziel nicht gefunden und 15,9 km anstelle 14 geradelt). Das Schlimmste war der Hintern! Vollgestopft mit Müsliriegel und Croissant, ohne Kaffee aber Apfelsaftschoarle die ich nicht vertrage und dem halbverdauten Hamburger im Darm von der Hinfahrt ohne Toilettengang auf den Sattel. Hammer !!! Es gibt 3 WCs unterwegs, aber ich durfte ja nicht absteigen. Wenig Schlaf macht nichts, die Steigung war keine Leistung, die 14 km sind ein Witz, das alte Equipment war doch gut, quasi mit einem halben Bein weniger - egal..... aber wenn Du Kacken musst, aber so richtig und dann der Apfelsaft.......... Das ist die wahre Leistung für einen unsportlichen, 45 Jahre alten, übergewichtiger Normalo.

Und daran denke ich jetzt immer, wenn ihr Beinrasierten aus meinem Windschatten vorbei zieht ;)


In der Galerie "Bilder von Euch" sind ein paar Fotos.

Servus, man wird mich nun öfter auf den Gipfeln der Tour sehen :)

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PS: Das Buch vom Skifahrer Herminator, Autobiografie von Hermann Maier, "Das Rennen meines Lebens", hat mir sehr geholfen. Er hat nach seinem Motorradunfall wieder Rennen gewonnen und war Gast-Eröffnungsfahrer der 100´er Tour de France 2003.

http://www.news.at/nw1/gen/slidesho...ce2003/prolog_maier/;kid;20?flags=ref;/url?sa
 
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