Ich kapiere sehr gut, dass man selbst einen Rundkurs bei Radrennen nicht so absichern kann wie einen Formel 1-Rundkurs. Das scheint für andere hier irgendwie nicht verständlich zu sein.
Das hat dein Vorredner auch nicht geschrieben, sondern, dass es unterschiedliche Kategorien von Schutzmassnahmen gebe, solche, die vor der Gefahr warnen sollen, solche, die Sturzfolgen verkleinern und solche, die einen Sturz überhaupt erkennbar machen. Dabei hat er geschrieben, dass mindestens zwei davon selbst bei der F1 angewandt werden.
Niemand in diesem Thread will die Massnahmen der F1 replizieren. Meiner Meinung nach sollte man aber von der F1 das Vorgehen kopieren: die Stürze mit schweren Folgen analysieren und Massnahmen erarbeiten, die sowohl die Anzahl als auch die Auswirkungen der Stürze reduzieren.
Und spätestens bei der Umsetzung dieser Massnahmen hat der Radsport noch einen langen Weg zu gehen. Ich fürchte allerdings, dass selbst die systematische Analyse noch nicht sehr weit ist.
Das verlinkte Video zeigt nur eines: Wenn man die Anfahrt zu einer zwar stark drehenden, letztlich aber einfachen weil regelmäßigen Kurve, komplett versemmelt, dann fliegt man selbst an einer so massiven Absicherung wie hier vorbei.
Das Video zeigt natürlich auch weiteres. Wenn man richtig schaut erkennt man, dass die Neigung der Abfahrt unregelmässig ist, was ihr im Renntempo zusammen mit den meist schwach ausgeprägten, aber vorhandenen Kurven den Charakter einer Bergundtalbahn verleiht. Weiter zeigt das Video, dass praktisch keine Sturzräume vorhanden sind, und dass natürlich die Gefahr besteht, dass man im Sturzfall hinter den sich wieder schliessenden Büschen, also von der Strasse nicht erkennbar, zu liegen kommt. Und das ist ja offenbar Furrer passiert.
Natürlich kann man, wie du vermutlich suggerieren willst, schreiben, der Furrersturz sei halt einfach ein Fahrfehler gewesen und man könne da nicht viel machen.
Das sehe ich anders. Da die meisten Stürze auf Fehlverhalten der Fahrer zurück zu führen sind - die meisten kollidieren ja nicht mit Zuschauern, die auf der Strasse stehen (kommt aber auch vor) und stürzen auch nicht wegen Begleitfahrzeugen (kommt aber ebenfalls vor). D.h. somit, dass man daran arbeiten soll, die Wahrscheinlichkeit von Stürzen wegen Fehleinschätzungen zu reduzieren und ihre Auswirkungen zu verkleinern; Stil: lieber eine Hirnerschütterung als ein Schädelbruch oder lieber eine Schürfung, als eine Hirnerschütterung.
Retrospektiv schätze ich die für Furrer tödliche Abfahrt als heikler als vor der WM ein. Ja, vor der WM hatte ich nur ein schlechtes Gefühl im Sinne von "Mir gefallen
alle diese Abfahrten von der Forch runter an den Zürichsee nicht, also speilt es keine Rolle, welche man wählt" (und ich kenne alle). Aber mittlerweile glaube ich zu erkennen, dass die schmale Schmalzgrueb-Strasse, die keine Sturzräume, aber unmittelbar neben der Strasse dichte Bewaldung aufweist, noch schlechter geeignet ist als andere Abfahrten von der Forch runter an den Zürichsee.