• Hallo Gast, wir suchen den Renner der Woche 🚴 - vielleicht hast du ein passendes Rennrad in deiner Garage? Alle Infos

Rohen Carbon-Rahmen lackieren?!

Boffel01

Exilschwabe
Registriert
31 August 2005
Beiträge
1.546
Reaktionspunkte
1
Ort
Puchkirchen City
Moinsen! Bin neu hier und daher etwas unerfahren. Fahren tu ich allerdings schon länger.
Ich habe mir einen VOTEC-Carbonrahmen aus der Konkursmasse gekauft, welcher noch roh ist. Sein "Finish" ist fertig (Feinschliff usw.), ich muß nur noch lackieren. Nun die Frage: Weiß jemand, ob es Wasserlack sein MUSS oder ob lösemittelhaltige 2K-Lacksysteme (z.B. PU) auch gehen? Meines Wissens wird bei der Carbonrahmenherstellung die Carbonmatte bzw. -Faser mit Epoxidharz fixiert. Dieses ist chemisch inert und hält auch Lösemittellack aus. Aber ich lasse mich gerne aufklären! Für eure Hilfe bin ich jetzt schon dankbar!

Gruß, Boffel01
 
Hallo, ich weiss das Simplon z.B. einen 2 Komponenten Lack benutzt der wohl sehr teuer ist dafür aber keine Lösemittel enthält sondern durch chemische Reaktion beider Komponenten aushärtet. Der Lack ist äußerst stabil und schlagfest.

Gruß Daniel
 
Danke und Tach! Also Folgendes: Ein Lack, der aus zwei miteinander reagierenden Komponenten besteht (2K-Lack), kommt auch nicht ohne Lösemittel aus. Sonst wäre er nicht flüssig, und die Reaktionskomponenten könnten nicht miteinander vermengt werden. Also, meines Wissens nach gibt es 2K-Lack ohne Lösemittel nicht. Natürlich gibt es als Lösemittel auch Wasser (Wasserlack), aber eben nicht zu 100%. Ein kleiner Rest (bis 10%) organischen Lösungsmittels ist immer drin.
Was soll ich machen?
 
Das geht dauerhaft nur mit sehr gutem und genau passendem Lack. Zweikomponentenlack auf Epoxidbasis wäre aufgrund übereinstimmender mechnischer Eigenschaften empfehlenswert, kenne ab er keine aktuellen Produkte für Fahrradrahmen.

Epoxidharz ist im Gegensatz zu Polyester wie oben beschrieben rechtflexibel und wenig spröde (->schlagzäh). Nimmt man einen zu unflexiblen Lack oder schlecht vorbehandelten Untergrund (Feinschliff, Trennwachs/Trennlackreste) platzt das Ganze an den beanspruchten Stellen einfach ab. Ein Fahrradrahmen wird nicht nur durch Steine sondern auch konstruktiv stark beansprucht. Flexibilität ist tw. gewollt, um Fahrkomfort zu erzeugen.

Lösemittel wie Aceton lösen bei Epoxy nicht einmal die leicht die Oberfläche an, was aber günstig wäre um die mechanische Verbindung zwischen Lackschicht und Rahmenmaterial zu verbessern.

Bei Produktvorschlägen halte ich mich zurück, da ich da schon länger raus bin hab nur Erfahrungen bei Carbon im Bootsbau... Neben Spezialharzen werden im Bootsbau z.B. gern Produkte der Fa Vosschemie http://www.vosschemie.de/ eingesetzt.

Und jetzt kommen die Proficarbonrahmenlackierer....

Ach ja, Epoxidharzdämpfe sind giftig. Auf sehr gute und staubfreie Belüftung achten. Die Hinweise auf die Simplon Lacke hören sich doch recht gut an, an "billiges" Material glaube ich für diese Anwendung nicht.
 
Warum nicht einfach eine Grundierung auf Epoxy-Basis nehmen?

Und darauf dann mit normalem Acryllack weiterarbeiten.
Um das Abplatzen zu verhindern, kann dem Lack dann ein Weichmacher beigegeben werden. Könnte aber wiederum sein, dass dieser dann im Laufe der Jahre ins Basismaterial einzieht, und...

Ob das Abplatzen allerdings überhaupt ein echtes Problem darstellt, weiß ich nicht. Auf einer nicht zu fein angeschliffenen Oberfläche (600er, dann grundieren, Grundierung eventl. noch mal feiner schleifen) sollte das eigentlich auch halten, wenn das Basismaterial nicht angelöst wird. Lack auf Stahlrohr hält ja auch, ohne dieses anzulösen. Und ein dürrer Stahlrahmen schlackert unter Umständen doch stärker, als ein modernes Kohlefaser-Ofenrohr.

Ein echtes Problem könnte allerdings Hitzetrocknung sein. Darauf würde ich bei Verbundwerkstoffen im Zweifelsfalle lieber verzichten.
 
Ja Knobi,

die gute Vorbehandlung ist essenziell für das Ergebnis. Epoxi Grundierung hört sich auf jeden Fall gut an. Irgendwie muß die Flexibilität zwischen Basis und Oberfläche entweder ganz erhalten bleiben (durchs Material und dünne Aufbringung) oder stufenweise zur Aussenseite leicht abnehmen um Reissen oder Abplatzen zu verhindern.

Das Einziehen von Weichmachern und negative Folgen daraus halte ich demgegenüber für unwahrscheinlich. Bin aber nicht ganz sicher, da ich mit Acryl ausser beim Türenstreichen keine Erfahrungen habe. Zu Weichmachern kann ich wenig sagen, interessant wirds wenn sie aus dem Acryl weitgehend raus sind, wird das Material dann spröde?

Vielleicht kann hier ein gestandener Lackierer was vermitteln. Ich hab Wildwasser-Rennkanus gebaut, das ist eine relativ spezifische Anwendung. Würde aus dieser Erfahrung Carbonrahmen auch etwas anders bauen.... aber das ist hier irrelevant.

Äh,... warum eigentlich keine Hitzetrockung, CFK wird u.a. in Autoklaven gebacken um die Polymerisation / das Aushärten zu unterstützen...
Du könntest die Hitze deines Abbildes bis zu einem gewissen Grad m.E. einsetzen.

Hab's nochmal gelesen, das Problem sind nicht die beabsichtigt steifen Teile eines Rahmens oder Gabel hier kann CFK leichter und steifer verarbeitet werden als Stahl. Sonst wären die Festigkeitswerte ja auch nicht besser. Interessant wären z.B. die Rückseite der Gabel zum Rahmen hin oder die Stützstreben des Rahmens, hier kommt es ja neben der guten Kraftübertragung ja auch auf die Elastizität an.
 
Hallo! Klasse, vielen Dank für die Antworten!! Ich habe in der Zwischenzeit mit einer Segelflugzeugherstellungsfirma gemailt; deren Materialspezialist sagt, man kann da alles draufhauen (auch mit Lösungsmitteln und Weichmachern), ohne dass die Steifig- und Festigkeit des Carbons sich verändert. Und die müssen sich auskennen; es ist doch etwas riskanter, wenn ein Flieger runterfällt als wenn man sich um eine Leitplanke wickelt (OK., Ansichtssache...).
Zum Thema Abplatzen: Gibt es diese Epoxy-Grundierung in Farblos? Ich möcht das ganze Sichtcarbon nicht zublasen - wäre schade drum.
Ich versuch mal, Simplon zu kontaktieren. Die freuen sich bestimmt jetzt schon riesig...
Gruß, Boffel01
 
Die Ösis sind doch im allgemeinen angenehm lässig,... sozusagen fast norddeutsch.

Bei einen Rahmen mit größerflächigen Beschädigungen ohne Strukturbrüche, heisst es doch u.U. auch neu Grundieren und Lackieren. Dafür wird doch sicher Material bei den Carbonherstellern verfügbar sein ?
 
Zurück
Oben Unten