AW: rahmen gestaucht, schrott?
Gestauchte Rahmen sollte man eigentlich problemlos wieder richten können, sofern kein Riss vorliegt und die Verformung nicht zu groß ist. Das zu richtende Rohr komplett mit Sand füllen, beide Enden auf Lager auflegen und die Stelle mit der größten Verformung mit einem Stempel sachte wieder in Form drücken. Ich denke da an einer Hydraulikpresse. Das kann man bestimmt mit einem Wagenheber selber zusammenbasteln. Ist halt etwas Erfindergeist und Initiative gefragt.
Der in diesem Reparaturfalle übliche Weg ist es, den Rahmen ohne seine Gabel fest einzuspannen und hiernach ein langes Rohr in das Steuerrohr einzuführen, das, wenn es als Hebelarm geführt wird, es erlaubt, die gestauchten Rohre wieder geradezurichten. Jedoch werden dadurch sicherlich Ansatzpunkte für Risse in das Materialgefüge eingebracht und nicht zuletzt starten solche Risse und verlaufen von der Unterseite der Rohre aus nach oben, also von der Seite aus, auf der das Rohr beim Richtversuch eine erneute Streckung, dieses mal auf der Unterseite, erfahren hat.
Meiner Erfahrung nach sollte man kleinere Stauchungen lieber so belassen wie sie sind, wenn die Stauchung das sichere Fahrgefühl nicht beeinträchtigt, denn jedes Zurückbiegen eines plastisch verformten Metallteiles führt zu weiterer Schwächung und selbst dann, wenn wie in diesem Falle ein Zurückführen eines geknickten Rohres in seine Rundform dessen Stabilität eigentlich verbessern sollte, wird der Schaden durch erneute Bildung von Haarrissen in seinen negativen Folgen an Bedeutung überwiegen.
Warum Peugeots so häufig geknickt daherkommen - warum darüber überhaupt nachdenken? Mir scheinen sie, was die Qualität der Fertigung betrifft, die unbedeutensten aller Räder zu sein und selbst bei den höherpreisigen Modellen kommen mir die schönsten Muffen und Teile verschwendet vor. Bis hin zu den Spitzenmodellen wurde die Lackierung so miserabel ausgeführt, daß aggressiver Rostbefall von Anfang an vorprogrammiert war - was Peugeot jedoch nicht hinderte, unverschämterweise einen Rostschutz vorgaukelten Aufkleber anzubringen.
Immerhin ist das grüne Peugeot aus den 50er oder 60er Jahren, das nun schon seit vielen Jahren bei mir im Keller in einem Sack auf einem Stapel liegt, nicht gestaucht und in meiner Erinnerung nicht rostig - also eine echte Rarität? - dafür aber eben nur ein Peugeot und somit nicht der Mühe wert, es auch nur noch einmal hervorzuziehen. Mit ein wenig Glück werden seine Rohre in einigen Jahren dem Druck meiner zufassenden Hand mit einem mahlenden, bröselnden Geräusch nachgeben, dabei wie ein altes Ofenrohr einbrechen und das ganze Gebilde zu Staub zerfallen, ähnlich einer im Keller eines Schlosses in der Provence gefundenen Mumie, die plötzlich dem Sonnenlicht ausgesetzt wird. Ich sehe keinen Grund, immerzu nach Punkten zu suchen, die zugunsten eines schlecht angesehenen Produktes sprechen, wenn dieses sich seinen miserablen Ruf in Jahrzehnten gründlich verdient hat. Daneben gibt es natürlich auch deutsche Hersteller, die sich - wenn auch meist unbemerkt - nicht an die selbstgesetzten hohe Maßstäbe gehalten und nachlässig gefertigte Massenprodukte in Umlauf gebracht haben. So kann an einem meiner 3 Bauer-Weltmeister in dessen Originallackierung insgesamt 5 Lackläufer zählen (nein - dies sind keine Stauchungen sondern echte deutsche Lacknasen) und die Steuerrohre waren bei keinem dieser drei (eines von 1953, eines von 1961 und eines (laut Lieferschein) vom Februar 1963) für die Aufnahme der Steuersätze nach Galvanik und Lackierung gefräst, stattdessen wohl die Dampframme bemüht worden.
Produzenten, die auch Massenartikel vertreiben, stehen selten für auch nur solide Qualität - einige britsche Hersteller wie der britische Markenriese Ralleigh mit all seinen Tochterfirmen, die österreichische Firma Puch und eventuell die Marke Motobecane sind hier eine Ausnahme.